Dieses "das eigene Ding machen wollen" kenne ich sehr gut - von meinem Kleinen
![Augen verdrehen :roll:](./images/smilies/icon_rolleyes.gif)
. Während er ja im Alltag wesentlich "Pflegeleichter" ist als sein fordernder, großer Bruder hat der Kleine einen furchtbaren Dickschädel.
Jetzt, nach über einem Jahr täglichem Kampf, läßt er mich zumindest für ca. 1min mit der Zahnbürste sanft in seinem Mund herumfahren. Davor mußte ich alle greifbare, werfbare wegräumen bevor wir mit dem Zahnputz-Kampf begonnen haben. Wenn Sohnemann die Kraft gehabt hätte wäre wohl bei jedem dieser Versuche das ganze Badezimmer zerschlagen worden
![Schwitz :schwitz:](./images/smilies/schwitz.gif)
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Genauso verhält er sich, wenn er wo mitgehen will (wenn z.B. mein Mann zu seinem Vereinsabend aufbricht), aber zu Hause bleiben muss. Das harmoseste ist noch ein Brüllanfall im Zuge dessen die angeschleppten Schuhe (in der Hoffnung, mitgehen zu dürfen) quer durch die Wohnung fliegen. Im schlechtesten Fall werden eine Stunde lang unter lautem Gebrüll alle greifbaren Gegenstände herumgeschossen und alle erreichbaren Gegenstände und Spielzeuge zerstört...
Mittlerweile ist es aber schon etwas besser geworden, vor allem, weil ich langsam dahinterkomme wie mein Kleiner "tickt". Wenn ich ihn bisher zum wickeln gerufen habe und er ist nicht gleich gekommen habe ich ihn geschnappt und zum Wickelplatz gebracht. Dort gab´s erst mal einen Kampf bis ich unter Gerüll und mit starken Tritten im Schweiße meines Angesichts endlich die Windel gewechselt hatte. Jetzt weiß ich: der Kleine braucht nur ein bißchen Zeit, dann kommt er selbst. Erst mal will er nämlich das gerade verwendete Spielzeug ordertlich aufräumen und dann will er sich noch ein Buch oder ein Fahrzeug suchen, welches er zum Wickelplatz mitnimmt. Wenn das erledigt ist kommt er von selbst, legt sich freiwillig hin und läßt sich problemlos wickeln
![Fetzig 8-)](./images/smilies/icon_cool.gif)
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Unwissende, vielleicht findest du ja auch Dinge, die Deine Tochter machen kann. Beim Wunsch, selbst beim Bäcker einzukaufen könnte man ihr z.B. vorschlagen, dass sie alleine hingehen darf und du gehst einige Schritte hinter ihr nach. Also ist sie nicht das "kleine Kind an Mamas Hand" sondern eine selbstständige Persönlichkeit. Sie darf auch selbst die Bestellung aufgeben und die Sachen entgegennehmen, zum zahlen kommst dann du.
Und was spricht dagegen, deine Tochter den Braten vom Knochen lösen zu lassen? Es muss ja nicht das allerschärfste Messer sein, das sie dabei verwendet und sie wird sich nicht gleich ein Auge ausstechen. Vielleicht braucht sie auch mal die Erfahrung des sich-ein-bißchen-weh-tuns um ihre eigenen Grenzen wieder klarer zu erkennen. Dabei solltest Du natürlich daneben sein, dich jedoch so weit zusammenreißen können, ihr nicht "reinzugreifen". Die Gefahr, sich beim Gerangel ums Messer zu verletzen ist größer als die beim Braten-lösen
![Zwinkern ;)](./images/smilies/icon_e_wink.gif)
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Ich würde das, was du beschreibst, sehr wohl als "nicht altersgemässe Dinge" sehen, die Deine Tochter interessieren und die du sie versuchen lassen kannst.
Wenn sich Deine Tochter auch für Papas Werkzeug interessiert könnte sie auch mal mithelfen wenn im Haushalt was repariert wird. Mein Sohn liebt es, mir dabei zu helfen. Er kennt die Namen von etlichen Werkzeugen und weiß, wofür sie gehören. Nägel einschlagen war bei uns eine Zeitlang DER Hit (inklusive manchmal auf die Finger klopfen) und es ist überall mit wenig Aufwang möglich: ein Fichtenholzbrett (wenn man keines im Keller hat günstig aus dem nächsten Baumarkt), ein paar Nägel und ein leichter "richtiger" Schlosserhammer (100g). Bei anderen Dingen wie Regal-aufbauen durfte der Große auch helfen, das hat er mit Begeisterung gemacht.
Solche Dinge zu erlauben bedeutet natürlich für Eltern ein gewisses Verletzungsrisiko in Kauf zu nehmen. Aber wenn das Kind selbst Interesse daran zeigt sollte man ihm es mMn trotzdem ermöglichen und halt den Verbandskasten griffbereit haben. Erfahrungsgemäss kommt er aber längst nicht so oft zum Einsatz wie befürchtet.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)