Anders und dabei so liebenswürdig

besondere Fähigkeiten: ist das schon ein Zeichen für Hochbegabung?
sinus
Dauergast
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Registriert: Fr 26. Nov 2010, 10:52

Re: Anders und dabei so liebenswürdig

Beitrag von sinus »

ich würde da jetzt noch nicht allzu aufgeregt rangehen...
"jana" kann man auch recht gut als wortbild erkennen und meine große konnte, ohne lesen zu können, ähnlich früh mama und papa tippen, weil sie die buchstaben erkannte und sich gemerkt hatte, wo die buchstaben auf der tastatur sind. mit zwei kannte sie auch schonmal recht viele buchstaben, die sie dann wieder "vergaß".
jetzt ist sie 5 und kann immer noch nicht lesen. 8-) ihr nur etwas älterer, früher vollkommen unauffälliger großcousin dagegen hat sich mal eben das lesen selbst beigebracht - und der konnte mit eineinhalb gerade mal "da! da!" sagen...
gesprochen hat meine tochter noch früher und komplexere sätze, als du schreibst. (mit 19 monaten korrekte Sätze mit 5-7 Worten, mit ca 2 jahren unterhielt sie sich in der krippe mit der erzieherin über Keramik ("stimmts sabine, das ist aus keramik?!") und erkannte und benannte z.b. verschiedene baumarten anhand der blätter. ich hab einige videos, wo ich jetzt noch im nachhinein staune, wie sie damals redete)
inzwischen ist sie aber, bis auf ihre überbordende phantasie und "fabulierwut" sowie tw sehr schöne bilder, die sie malt, kaum noch groß "auffällig" in der altersgruppe würde ich sagen. sie hat glaub ich nicht mehr oder weniger besonderheiten und begabungen, wie andere kinder in vielleicht andren bereichen auch...

also ich würde sagen: freu dich am fitten kind (vor allem nach dem nicht so leichten start!), bleib aufmerksam, aber sonst finde ich es zu früh, um da schon "prognosen" abzugeben und ein besonderes "förderprogramm" zu starten.
dein kind wird dir sicher recht deutlich selbst zeigen, wo es input braucht und was es interessiert. eigentlich musst du da nur reagieren – so meine erfahrung. dank internet und zahlreicher bücher zu allen möglichen und unmöglichen themen sowie tollen kulturellen angeboten in deutschland findet man ja auf fast alle fragen eine antwort und kann viele themen recht unkompliziert vertiefen.
(ich frage mich oft, wie unsere eltern es damals gepackt haben, unseren wissensdurst zu stillen, wo ihr eigenes wissen nicht ausreichte...)

auf den montessori-kindergarten bin ich etwas neidisch. sowas hätte sehr gut zu meinem kind gepasst. stattdessen ist sie in einer gruppe mit 20 kindern auf eine erzieherin... und wir beide nicht wirklich glücklich damit.

mir haben übrigens diverse foren und forenbeiträge viel geholfen. sensibel zu bleiben für potentielle probleme und auch um "runterzukommen", wenn ich mein kind mal wieder etwas überenthusiastisch furchtbar besonders fand. :roll:
die bandbreite der entwicklung in den ersten jahren scheint mir aber recht hoch... und in so frühem alter erscheinen vorsprünge dann schnell gigantisch... ;)
Die Blätter sind bunt
nun bellt der Hund
nun lacht der Mund
Raureif liegt auf dem Gras.
Der Has`
friert um die Nas.

(Herbstgedicht der 6jährigen)
Rabaukenmama
Dauergast
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Re: Anders und dabei so liebenswürdig

Beitrag von Rabaukenmama »

sinus hat geschrieben:
mir haben übrigens diverse foren und forenbeiträge viel geholfen. sensibel zu bleiben für potentielle probleme und auch um "runterzukommen", wenn ich mein kind mal wieder etwas überenthusiastisch furchtbar besonders fand. :roll:
die bandbreite der entwicklung in den ersten jahren scheint mir aber recht hoch... und in so frühem alter erscheinen vorsprünge dann schnell gigantisch... ;)
Ich sehe das sehr ähnlich wie du. Gerade Forenbeiträge hier in diesem Forum zeigen mir immer wieder sehr deutlich, wie "durchschnittlich" mein Sohn in sehr vielen Belangen ist. Ich kenne 3jährige die komplette Szenen erkennbar frei zeichnen und 4jährige die locker 300teilige Puzzles lösen. Davon ist mein Sohn weit entfernt. Begabungen können sich in so vielen Bereichen zeigen. Gerade sehr frühe Sprachentwicklung ist auffällig, daher fallen diese Kinder - im Vergleich mit Gleichaltrigen - besonders auf. Was daran oft begeistert ist oft gar nicht das sprechen selbst sondern vielmehr die Erkenntnis, welche Zusammenhänge das Kind schon erkennt. Andere, gleichaltrige Kinder erkennen diese Zusammenhänge oft genauso gut, können es aber sprachlich noch nicht mitteilen und man merkt ihnen ihre Klugheit nicht so an.

Ich erinnere mich da ein ein Erlebnis kurz vor dem 3. Geburtstag meines Sohnes. Wir waren beim Billa einkaufen und Ostern stand vor der Tür. Bei der Kassa stand ein neuer Verkaufsständer mit diversen Oster-Bilderbüchern und Oster-Malbüchern. Mein Sohn starrte diesen Ständer an wie hypnotisiert. Ich war darüber verwundert und fragte, was er hat. Er antwortete mit der Frage "Was ist das?" und zeigte auf den Ständer. Diese Frage verwunderte mich, weil er all diese Dinge längst kannte. Daher antwortete ich "Na, das siehst du ja eh. Das sind Bilderbücher und Malbücher mit dem Osterhasen!" und dachte, die Sache sei erledigt. Aber Sohnemann starrte weiter den Ständer an. Auf meine Frage "Was denkst du jetzt?" antwortete er dann "Also das hätte ich mir jetzt bei BILLA nicht erwartet." Daran erkannte ich, dass er schon genau wusste, in welchem Geschäft normalerweise Bücher verkauft werden und wo nicht. Den Billa um die Ecke hatte mein Sohn geistig als "Lebensmittelgeschäft" eingestuft und dass man dort auf einmal auch Bücher kaufen konnte hatte ihn verwirrt.

Damals hielt ich das für eine gewaltige Geistesleistung meines Sohnes. Heute sehe ich es phlegmatischer. Mein Sohn konnte sich sprachlich schon so gut ausdrücken dass ich seine Gedankengänge nachvollziehen konnte, andere Kinder können das in dem Alter noch nicht. Das heisst aber nicht, dass sie nicht ähnlich komplexe (oder sogar noch komplexere) Gedankengänge haben.

Meine Gedanke dazu sollen aber weder Freude noch Stolz schmälern wenn man Mutter bzw. Vater eines klugen Kindes ist ;) .
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
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