Koschka hat geschrieben:Genauso ging es bei ihm mit Heckeln und Stricken, fast alles konnte sie den Büchern entnehmen. Es gibt genug Kurse und Kunstschulen, die das gleiche anbieten. Ich finde sie, vor allem wenn man die Fahrerei berücksichtigt, überflüssig. Kochkurs für Kinder? Warum können sie denn zuhause keinen Kuchen backen oder Nudeln kochen? Fremdsprachen im Kleinkindalter? Ich habe noch nie ein Kind kennengelernt, das nach so einem Sprachkurs, auch wenn über Jahre besucht, richtig die Sprache gelernt hat. Es kostet nur Geld und Zeit und vermittelt den Kindern den Eindruck, dass sie dauerhaft beschäftigt werden müssen.
Ich sehe Kurse für Kinder nicht grundsätzlich als negativ an. Es kommt vielmehr darauf an, ob man es sich (als Familie) von der Zeit und von den Kosten her leisten kann und will, dass die Kinder Kurse besuchen. Kurse sind kein Allheilmittel und machen Defizite in der familiären Freizeitgestaltung sicher nicht wett - aber wenn ich als Mutter gar nicht gern koche oder backe, mein Kind aber große Freude daran hat - warum sollte es dann nicht einen entsprechenden Kurs besuchen? Natürlich darf ich an einen Kurs für 3-6jährige auch wenn eine Hochbegabung vorliegt, nicht die Erwartungshaltung haben, dass das Kind nach Kursende allein ein 5-gängiges Menü kocht.
Genauso ist das mit Fremdsprachen. Mein Sohn besucht einen zweisprachigen Kindergarten, wo zusätzlich zum Input durch die native speakerin auch ein Englisch-Intensivkurs angeboten wird. Da ist er mit Freude dabei und er kann schon sehr gut englisch. Vor allem wundert mich, dass er englische Texte großteils mit der korrekten Aussprache liest, auch wenn er die Wörter noch nicht kennt.
Daher frage ich mich, was du, Koschka, darunter verstehst, eine Sprache "richtig" zu lernen? Mein Sohn kann so gut englisch, dass er in dieser Sprache gestellte Fragen versteht und darauf korrekt antwortet - wenn er das auf englisch nicht hinbekommt dann eben auf deutsch. Mit einem Kind, dessen Muttersprache englisch ist, kann man das natürlich trotzdem nicht vergleichen. Aber effektlos ist der Englisch-Unterricht definitiv nicht. Mein eigenes englisch ist zwar auch nicht schlecht (und es würde ausreichen um es meinem Sohn beizubringen), aber ich habe neben Arbeit, Haushalt und kleinem Bruder selten die Zeit und den Aufmerksamkeitsgrad, ihn selbst zu unterrichten.
Im Gegenzug haben wir den Kinder-Gebärdensprachkurs aufgegeben. Die Gebärden, die dort vermittelt werden, kennt mein Großer ohnehin schon längst, der Kurs liegt örtlich ungünstig (3 verschiedene Öffis sind nötig um hinzukommen) und die Kurszeit passt auch nicht in den Familienalltag. Außerdem ist der Kurs mit Euro 180,- für 10 Einheiten (zu je 60min) mMn unverschämt teuer. Daher lernt mein Großer Gebärdensprache nur von mir, einigen DVDs und den (leider seltenen) Treffen mit Menschen aus der Gehörlosen-Gemeinschaft.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)