Probleme und IQ Test bei zweisprachiger Erziehung?

besondere Fähigkeiten: ist das schon ein Zeichen für Hochbegabung?
mian01
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Probleme und IQ Test bei zweisprachiger Erziehung?

Beitrag von mian01 »

Hallo,

mein Sohn ist jetzt 5,5 Jahre und er ist mit Sicherheit ein schlaues Kerlchen.

Er war immer recht weit und hat sich gut entwickelt. Er wurde sehr gut gefördert sowohl zu Hause als auch in der KiTa. Mit 3,5 Jahren kamen enorme Probleme durch einen Wechsel in den örtlichen Kindergarten. Seit dem entwickelt er sich nicht mehr so auffallend schnell, wobei er in vielen Bereichen immer noch seinem Alter voraus ist. Die Probleme häufen sich jedoch vermehrt. Er ist aggressiv und unausgeglichen. Er hat schnell viele Freunde, aber er ist sehr schnell aufgebracht, wenn es nicht nach seinem Willen geht.
Desweiteren ist er extrem sensibel, er erkennt alles und findet oft die Wunden Punkte bei Personen, das ist wirklich erstaunlich. Derzeit entwickelt er immer mehr Ängste, weil er extrem weit in eine Situation einsteigt (z.B. wenn wir Auto fahren, Unfall haben, wer könnte wie verletzt sein, was passiert dann, wer kümmert sich um ihn wenn wir dann tot sind, bzw. wen heirate ich wenn meinem Mann was passiert, was passiert mit dem der dann tot ist... er kann gar nicht aufhören mit dem Gedankenrad...und am Ende steht dann die Angst, die ich auch mit den besten Antworten nicht schaffe zu nehmen :(. Gleiches passiert mit Sportarten... bisher wusste ich gar nicht wie gefährlich alles ist, bis mein Sohn mich darauf hinwies :shock: ;) .
Auch sein Selbstbewusstsein ist zur Zeit echt down, ich merke wie frustriert er ist, weil er oft mal aus der Rolle fällt und dann von Kameraden, Erziehern oder anderen Eltern abgelehnt wird...
Der Hinweis, dass er hochbegabt ist kam von mehreren Pädagoginnen unabhängig voneinander. Und uns ist natürlich auch aufgefallen, dass er sich anders verhält. Deshalb haben wir nun nach über 1 Jahr überlegen einen Termin für Anfang Oktober zur Begabten Diagnostik.
Da er zweisprachig erzogen ist würde mich interessieren, wie das mit einbezogen wird in die Testung. Hat hier jemand Erfahrung?
Deutsch spricht er besser als Gleichaltrige Kinder (das war auch schon bei der U9 aufgefallen), sein Wortschatz, Grammatik und Ausdruck ist wesentlich besser als bei Gleichaltrigen. Die Zweitsprache ist ebenfalls sehr gut entwickelt. Aber nicht weiter als Gleichaltrige...
Ich hoffe der Test gibt Aufschluss und uns als Eltern mehr Sicherheit und eine bessere Richtung um ihn besser zu fördern. Desweiteren denke ich, dass der KiGa ebenfalls eine solche Bestätigung benötigt um ihn nicht nur als anstrengend zu empfinden.
Hat euch ein Test etwas gebracht? Oder hat es nichts verändert, ausser dass ihr Sicherheit hattet?
LG
Bliss
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Re: Probleme und IQ Test bei zweisprachiger Erziehung?

Beitrag von Bliss »

Uns hat der Test nichts gebracht und deshalb hab ich die Geschwister auch noch nicht testen lassen, auch wenn da Verdachtsmomente vorhanden sind.

Wenn du den ausschließen willst, dass durch die Zweisprachigkeit das Ergebnis verfälscht wird, dann käme vielleicht ein nichtsprachlicher Test in Frage. Zumindest würde ich den Test auf jeden Fall in der führenden Sprache machen lassen.
Rabaukenmama
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Re: Probleme und IQ Test bei zweisprachiger Erziehung?

Beitrag von Rabaukenmama »

Wir haben keinen IQ-Test gemacht aber laut Entwicklungsdiagnostik (wegen Verhaltensauffälligkeit im Kindergarten) ist mein Sohn in allen getesteten Bereichen "überdurchschnittlich" oder "auffallend überdurchschnittlich", gemessen am Altersdurchschnitt.

Ich bin selbst geteste HB und weiß, dass es neben der sprachlichen Komponente noch viele andere Bereiche gibt, die bei einem IQ-Test abgefragt werden. Daher hat Zweisprachigkeit mMn - wenn überhaupt - nur sehr minimalen Einfluss auf das Testergebnis. Bei der Entwicklungsdiagnostik wurde bei uns zwar wegen Zweisprachigkeit nachgefragt, im Befund wurde sie aber nicht mal erwähnt. Dafür stand was von einer "auffallend überdurchschnittliche Begabung" im nachmachen von Handformen - kein Wunder bei einem Kind, dessen Zweitsprache Gebärdensprache ist.

Viel mehr Einfluss haben andere Faktoren, etwa ob das Kind ausgeschlafen ist, ob ihm die Tester sympathisch sind, ob es sich im Raum, wo getestet wird, wohl fühlt, ob es gerade in einer motivierten oder desinteressierten Phase steckt,..

Denk mal die Situation zu Ende: du hast ein Blatt Papier in der Hand, auf dem ein Zahlenwert steht. Stell dir vor der Zahlenwert ist 105 - wie empfindest du? Denkst du, sie haben sich geirrt, irgend etwas hat nicht gepasst, der Wert müsste doch höher sein? Dann stell Dir vor der Zahlenwert ist 150. Ändert das etwas an deiner Einstellung zu deinem Kind? Wirst du auf Grund der Kenntnis dieser Zahl etwas anders machen, als wenn 105 dort gestanden wäre?

Ob testen für dich einen Sinn macht kannst Du nur selbst draufkommen - dem Kind selbst ist es (hoffentlich) egal ;) .
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alibaba

Re: Probleme und IQ Test bei zweisprachiger Erziehung?

Beitrag von alibaba »

Hallo,

HB und Auffälligkeiten stehen nicht in einem unmittelbaren Zusammenhang. Eigentlich ist es so, das die meisten HB sehr wohl sehr gut durch den Alltag kommen und dort auch nicht auffallen. Keine Freunde finden und Aggressivität sind nicht unmittelbar dafür verantwortlich, das Kind das deswegen nicht kann oder so ist, weil es hb ist. :schwitz:

Geändert hat sich bei uns gar nichts. Im Gegenteil. Erst später wurde mir klar, das man einige Dinge nicht auf die Begabung schieben kann. Sie sind die Persönlichkeit des Menschen. Egal wie hoch der IQ ist, der eine reagiert halt gelassener, der andere eben ungeduldiger. Das Kinder erst lernen müssen adäquat mit einer Situation umzugehen, das ist ja klar. Manch Erwachsener kann sich nicht beherrschen, warum sollen es dann die Kinder automatisch können? :gruebel:

Die Zweisprachigkeit hat bei einem IQ-Test eigentlich keine Auswirkungen, sei denn der Betroffene beherrscht diese nicht richtig. Denn bei einem IQ-Test will man halt die Wörter korrekt wissen. Um es mal zu verdeutlichen. im schlimmsten Fall muss es halt Oma und nicht Großmama heißen. :shock: Es gibt aber auch nonverbale Tests, die sind sprachlich nicht gebunden. Ein guter Tester testet aber eh mit zwei unterschiedlichen Tests. Hast du aber Bedenken, sprich das vorher an.

Da ihr euch erhofft euer Kind dann besser fördern zu können bzw. das es besser gefördert wird, muss ich rückblickend sagen, das ist Käse. Persönlcih würde ich nichts anderes tun, ich fördere ja nach Interesse und nicht nach der Höhe des IQ. :mrgreen: Der Kindergarten hat eine andere Pflicht als mein Kind mit Extrawürsten zu bespaßen, hier zählt die soziale Komponente, die Gruppendynamik, Teamfähigkeit und nicht das einzelne Arbeitsblatt für Anton, Ina und Egon. Ein Kindergarten solte die Kidner da abholen wo sie stehen. :geek:

Mein Sohn bekam keine Extraförderung, auch nicht nach dem IQ-Test. Warum auch? Nur im sozialen wurde besser interagiert, denn da gab es schon immer irgendwie "Probleme." Auch im privaten Bereich habe ich nicht mehr getan.

Wissen solltest Du, das diese zeitigen Tests später für die Katz sind. ich hoffe, es wird nicht so teuer für euch. Wenn später Probleme auftreten sollten, dann kann man nicht mit dem Test eines 5-jährigen ankommen, egal wie hoch der IQ ist. Oft glauben einem das die Schulen nämlich sowieso nicht. :oops: Jedoch kann ich Dich natürlich verstehen. Immerhin hat man dann mal als Mama die Bestätigung doch nicht so "verrückt" zu sein.

VG
mian01
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Re: Probleme und IQ Test bei zweisprachiger Erziehung?

Beitrag von mian01 »

Hallo,

vielen Dank für die Antworten! Ich kenne natürlich die Argumente für und gegen einen Test.
Wir haben nun über 1 Jahr überlegt und uns doch dazu entschlossen. Eine Zahl kann die Einstellung zu meinem Kind nicht ändern, aber gewisse Rahmenbedingungen. Egal was der Test ergibt, ich verstehe seine Sensibilität, seine Willensstärke und die Probleme die damit einher gehen. Leider fehlen mir manchmal die Schlüssel um ihm weiter zu helfen. Natürlich ist der IQ Test nicht das erste was wir in Angriff nehmen. Wir waren bei einer Erziehungsberatung, Gespräche mit KiGa, Kinderarzt, Osteopathie. Wir sind sehr sturkturiert im Tagesablauf, stimmen uns gut ab und achten auf seine Interessen und Bedürfnisse. Es hilft ihm bedingt. Bei intensiver Förderung wird er sehr ruhig und kann sich gut konzentrieren und bringt erstaunliche Leistungen. In der KiGa Gruppe fällt er eher raus, ist unruhig und macht den Clown.
Aggressiv ist er ja nicht einfach so. Er ist sehr liebenswürdig, ist großzügig und sehr lustig und findet dadurch immer sehr schnell viele Freunde. Er verbaut sich aber dann vieles, weil er seinen Willen durchsetzten will. Sobald ihn jemand leicht weh tut ärgert er sich zu stark.
Natürlich behaupte ich nicht, dass mein Kind aufgrund seiner Probleme hochbegabt ist.Finde es auch schade, nur auf das reduziert zu werden. Das ist definitiv nicht unser Ansatzpunkt.
Das löst bestimmt nicht all seine Probleme. Aber wir stehen ja auch nicht erst am Anfang. Wir beschäftigen uns durchaus bereits länger mit dem Thema und stehen in Kontakt mit einer Pädagogin, die sich sehr sicher ist, dass er hochbegabt ist (der Hinweis kam auch von anderen, unabhängig von ihr). Sie hat unseren Sohn bereits in eine Gruppe für Hochbegabte aufgenommen, ohne Test... die Gruppe startet im September und wird von einer Motopädagogin geziehlt geleitet. Durchaus erhält er somit Förderung, die mit einer Hochbegabung einher geht.
Würden wir nicht in diese Richtung gehen und versuchen ihn vorzubereiten auf die Schule usw. bin ich mir sicher er würde in eine Schublade gesteckt werden.
Unsere Testerin soll sehr gut sein und stellt sich sehr gut auf die Kinder ein, das ist auch wichtig für unseren Sohn.

Schön, dass viele Kinder haben, die ganz unauffällig sind und sich ruhig verhalten und ihre Emotionen bereits mit 5 Jahren im Griff haben. Bei uns ist das eben nicht so und diese Sensibilität kann durchaus auf eine Hochbegabung zurück geführt werden. Es ist eben nicht alles schwarz oder weiß und auch nicht jedes Kind ist gleich, bzw. jedes hochbegabte Kind fügt sich einfach ein und ist unauffällig.

Danke für die Einschätzung der Zweitsprache, ich habe es der Psychologin bereits mitgeteilt und sie meinte, das wäre kein Problem. Wie genau es berücksichtigt wird, weiß ich nicht.

LG
Rabaukenmama
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Re: Probleme und IQ Test bei zweisprachiger Erziehung?

Beitrag von Rabaukenmama »

mian01 hat geschrieben: Bei intensiver Förderung wird er sehr ruhig und kann sich gut konzentrieren und bringt erstaunliche Leistungen. In der KiGa Gruppe fällt er eher raus, ist unruhig und macht den Clown.
Aggressiv ist er ja nicht einfach so. Er ist sehr liebenswürdig, ist großzügig und sehr lustig und findet dadurch immer sehr schnell viele Freunde. Er verbaut sich aber dann vieles, weil er seinen Willen durchsetzten will. Sobald ihn jemand leicht weh tut ärgert er sich zu stark.
Das ist ganz genau das gleiche Muster wie bei meinem Sohn. Erstaunlich, so eine Übereinstimmung!
mian01 hat geschrieben: Würden wir nicht in diese Richtung gehen und versuchen ihn vorzubereiten auf die Schule usw. bin ich mir sicher er würde in eine Schublade gesteckt werden.
Das kann Dir leider auch mit Testergebnis passieren.
mian01 hat geschrieben: Schön, dass viele Kinder haben, die ganz unauffällig sind und sich ruhig verhalten und ihre Emotionen bereits mit 5 Jahren im Griff haben. Bei uns ist das eben nicht so und diese Sensibilität kann durchaus auf eine Hochbegabung zurück geführt werden. Es ist eben nicht alles schwarz oder weiß und auch nicht jedes Kind ist gleich, bzw. jedes hochbegabte Kind fügt sich einfach ein und ist unauffällig.
Mein Sohn ist auch absolut kein unauffälliger "Einfüger". Trotzdem sehe ich keinen unmittelbaren Zusammenhang zwischen den Verhaltensauffälligkeiten und dem IQ. Denn Kinder, die sich nicht anpassen und mit 4 oder 5 Jahren ihre Emotionen eben noch nicht im Griff haben gibt es genauso mit durchschnittlichem oder unterdurchschnittlichem IQ. Und etliche Kinder sind trotz Hochbegabung im Kindergarten (oder in anderen Situationen) nicht auffällig.
mian01 hat geschrieben: Danke für die Einschätzung der Zweitsprache, ich habe es der Psychologin bereits mitgeteilt und sie meinte, das wäre kein Problem. Wie genau es berücksichtigt wird, weiß ich nicht.
Wenn ihr den Test hinter Euch habt schreib hier bitte deine Erfahrungen rein. Würde mich echt interessieren :) !
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mian01
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Re: Probleme und IQ Test bei zweisprachiger Erziehung?

Beitrag von mian01 »

Rabaukenmama hat geschrieben:
Das ist ganz genau das gleiche Muster wie bei meinem Sohn. Erstaunlich, so eine Übereinstimmung!
Was es gibt noch so ein Exemplar... na dann bin ich nicht allein mit Freud und Leid, gut zu wissen :lol:
Rabaukenmama hat geschrieben: Das kann Dir leider auch mit Testergebnis passieren.
Ja das ist mir bewusst, denn, dass er intelligent ist bezweifelt auch keiner...
Rabaukenmama hat geschrieben: Trotzdem sehe ich keinen unmittelbaren Zusammenhang zwischen den Verhaltensauffälligkeiten und dem IQ. Denn Kinder, die sich nicht anpassen und mit 4 oder 5 Jahren ihre Emotionen eben noch nicht im Griff haben gibt es genauso mit durchschnittlichem oder unterdurchschnittlichem IQ. Und etliche Kinder sind trotz Hochbegabung im Kindergarten (oder in anderen Situationen) nicht auffällig.
Mein Sohn hat seinen Charakter, da hast du wohl Recht. Aber ich denke doch, dass die starken Emotionen und Sensibilität auch etwas mit einer evtl Hochbegabung zu tun haben. Ich merke wie viel er "aufnimmt" und wie sehr ihn das beschäftigt. Ich kenne einfach viele Kinder, die alles leichter nehmen, als er. Z.B. entstehen seine Ängste nicht weil wir ihn zurück halten, sondern weil er wirklich mit Tiefgang über viele Sachen nachdenkt und bis zur Endkonsequenz alle Möglichkeiten betrachtet. Würde er weniger "nachdenken" würden ihm sehr viele Sachen einfacher fallen. Desweiteren denke ich, dass er durch seine extrovertierte Art anderen gegenüber auffällt, das gilt natürlich nicht für introvertierte Hochbegabte, die behalten vieles bestimmt für sich und ecken weniger an. Aber da spielt sein Charakter eine wesentliche Rolle und er steht sich dann einfach oft selbst im Weg, weil er nicht nachgeben kann wenn er der Überzeugung ist im Recht zu sein.
Rabaukenmama hat geschrieben: Wenn ihr den Test hinter Euch habt schreib hier bitte deine Erfahrungen rein. Würde mich echt interessieren :) !
Werde berichten, der Test findet aber erst im Oktober statt... also noch einiges an Zeit ;)
mian01
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Re: Probleme und IQ Test bei zweisprachiger Erziehung?

Beitrag von mian01 »

Achja, außerdem "nervt" er mit seinen vielen Fragen auch viele Erwachsene. Was wir zu Hause gerne unterstützen kommt bei manch anderen nicht so gut an... bei der schwangeren Freundin, die er über alle Einzelheiten zur Geburt löchert, im KiGa führt er bei Besuchen von Zahnarzt, Ernährungsexpertin und Pfarrer teilweise nur noch Zwiegespräche und diskutiert mit ihnen... das funktioniert dann oft nicht in solchen Situationen, weil er einfach auffällt und es auch nicht allen gefällt... verstehe ich auch... Aber schwer seinem Kind beizubringen, dass er nicht so interessiert sein soll. Ich sag ihn immer er soll auf darauf achten wie die anderen sich verhalten und auch andere ran lassen, aber dafür hat er noch wenig Verständnis...
Rabaukenmama
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Re: Probleme und IQ Test bei zweisprachiger Erziehung?

Beitrag von Rabaukenmama »

@mian01: Genauso kenne ich das auch: lauter Fragen und ein extrovertiertes Kind, das auf jeden zugeht und alles wissen bzw. ausdiskutieren will. Vor allem lässt sich mein Sohn kein x für ein u vormachen und ist im besten Fall sehr skeptisch wenn ihm jemand Unsinn erzählt. Einmal hat er im Hotel eine Kinderbetreuerin gefragt warum er zum spielen nicht in den anderen Raum (es gab zwei) gehen darf. Anstatt der wahren (und auch logischen) Antwort, dass sie alle Kinder im Blick haben will und das nicht geht, wenn er im anderen Raum ist meinte sie "Der Raum hinten ist schon schlafen gegangen". Mein Sohn sah sie nur groß an, setzte dann an, etwas zu sagen, stockte, seufzte tief und gab sich dann zufrieden. So, als hätte er überlegt ob er jetzt in einer Grundsatzdiskussion erklären soll dass Räume nicht schlafen gehen und dass derjenige, der den Schlüssel hat, sie aufsperren kann.

Mein Sohn denkt auch sehr viel nach. Gott sei Dank spricht er mit mir über die meisten Dinge, weil da ist einiges dabei, was ihm Angst macht. So waren wir einmal bei einem Kinderfest und mein Sohn hatte viel Spass in der Hüpfburg. Ich schaute aus einiger Entfernung zu. Plötzlich kam mein Sohn weinend zu mir und war kaum mehr zu beruhigen. Was war passiert? Er hatte einem älteren Buben gesagt, dass er vor kurzem seinen 4. Geburtstag gehabt hatte und der Bub hatte dann zu ihm gesagt "An deinem 5. Geburtstag wirst du sterben!".

Ohne jetzt groß zu analysieren was sich der andere Bub bei der Aussage gedacht hat: mein Sohn hat es geglaubt und war natürlich entsprechend geschockt. Diese Angst konnte ich ihm aber in einem Gespräch wieder nehmen und mein Sohn hat dem anderen Buben dann auch gesagt dass das alles Blödsinn ist und nicht stimmt.

Du schreibst, dass dein Sohn nicht nachgeben kann wenn er der Überzeugung ist, im Recht zu sein. Ganz ehrlich - welches Kind kann das schon? Manche werden sich nicht trauen zu ihrer Ansicht zu stehen und daher "Ruhe geben". Aber wirklich bewusst zurückzustecken, auch wenn man weiß, dass man im Recht ist, können auch viele Erwachsene nicht. Ich selbst habe es mühevoll aus der Notwendigkeit heraus gelernt, aber es fällt mir heute noch schwer. Das von einem Kind zu erwarten, dessen Wertesystem sich gerade erst entwickelt, ist mMn sehr, sehr viel verlangt.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
mian01
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Re: Probleme und IQ Test bei zweisprachiger Erziehung?

Beitrag von mian01 »

Rabaukenmama hat geschrieben:@mian01: Genauso kenne ich das auch: lauter Fragen und ein extrovertiertes Kind, das auf jeden zugeht und alles wissen bzw. ausdiskutieren will. Vor allem lässt sich mein Sohn kein x für ein u vormachen und ist im besten Fall sehr skeptisch wenn ihm jemand Unsinn erzählt. Einmal hat er im Hotel eine Kinderbetreuerin gefragt warum er zum spielen nicht in den anderen Raum (es gab zwei) gehen darf. Anstatt der wahren (und auch logischen) Antwort, dass sie alle Kinder im Blick haben will und das nicht geht, wenn er im anderen Raum ist meinte sie "Der Raum hinten ist schon schlafen gegangen". Mein Sohn sah sie nur groß an, setzte dann an, etwas zu sagen, stockte, seufzte tief und gab sich dann zufrieden. So, als hätte er überlegt ob er jetzt in einer Grundsatzdiskussion erklären soll dass Räume nicht schlafen gehen und dass derjenige, der den Schlüssel hat, sie aufsperren kann.
Mein Sohn hat mit dem Herrn Pfarrer eine Grundsatzdiskussion angefangen woher das Licht kommt. Der Pfarrer meinte im KiGa sowas wie "Gott ist das Licht" und mein Sohn dann im Stuhlkreis, "Nein das stimmt nicht, die Sonne oder die Lampe macht das Licht!". Der Pfarrer hat wohl ein bisschen erklärt, aber Sohnemann hat sich da wohl nicht überzeugen lassen. Bildliche Sprache wird hier immer sofort hinterfragt. Mittlerweile weiß er, dass es Ausdrücke gibt, die etwas beschreiben und nicht genau das bedeuten was man sagt. Aber oft kommen hier solche oder ähnliche Themen auf.
Mein Sohn denkt auch sehr viel nach. Gott sei Dank spricht er mit mir über die meisten Dinge, weil da ist einiges dabei, was ihm Angst macht. So waren wir einmal bei einem Kinderfest und mein Sohn hatte viel Spass in der Hüpfburg. Ich schaute aus einiger Entfernung zu. Plötzlich kam mein Sohn weinend zu mir und war kaum mehr zu beruhigen. Was war passiert? Er hatte einem älteren Buben gesagt, dass er vor kurzem seinen 4. Geburtstag gehabt hatte und der Bub hatte dann zu ihm gesagt "An deinem 5. Geburtstag wirst du sterben!".

Ohne jetzt groß zu analysieren was sich der andere Bub bei der Aussage gedacht hat: mein Sohn hat es geglaubt und war natürlich entsprechend geschockt. Diese Angst konnte ich ihm aber in einem Gespräch wieder nehmen und mein Sohn hat dem anderen Buben dann auch gesagt dass das alles Blödsinn ist und nicht stimmt.
Das ist verständlich, dass dein Sohn dann Angst hat. Hätte ich auch :roll: ... Sohnemann hat aber vor ganz alltäglichen Sachen Angst... z.B. waren wir gestern einen Freund besuchen. Mein Sohn fängt an zu weinen und ich geh hin. Nix passiert, nur sein Freund ist mit dem Fahrrad auf ein Feld gefahren. Ich hab gefragt was los ist und mein Sohn war völlig aufgelöst, weil er Angst um seinen Freund hatte, dass doch das Gras jetzt schon so hoch ist und sicher bald ein Traktor kommt und das Abmäht und dann sein Freund verletzt wird oder stirbt bei einem Unfall... nix dergleichen ist hier irgendwann mal passiert... wir sind auch keine Eltern, die ständig mit den Ängsten der Kindern spielen... er kommt da einfach von einem ins andere. Wir hatten schon so oft Diskussionen im Auto was passiert wenn ein Unfall ist... das geht dann bis zu dem Punkt, an dem mein Sohn alle Freunde und Bekannten aufzählt, die evtl für ihn sorgen könnten falls uns etwas passiert. Das macht ihm Angst und mir ganz ehrlich auch manchmal, dass er sich schon so viel damit beschäftigt, was alles passieren könnte. Denn obwohl er extrovertiert und lustig ist, hat er da manchmal eine schwere Last, die ihn auch hindert einfach mal was zu machen...
Du schreibst, dass dein Sohn nicht nachgeben kann wenn er der Überzeugung ist, im Recht zu sein. Ganz ehrlich - welches Kind kann das schon? Manche werden sich nicht trauen zu ihrer Ansicht zu stehen und daher "Ruhe geben". Aber wirklich bewusst zurückzustecken, auch wenn man weiß, dass man im Recht ist, können auch viele Erwachsene nicht. Ich selbst habe es mühevoll aus der Notwendigkeit heraus gelernt, aber es fällt mir heute noch schwer. Das von einem Kind zu erwarten, dessen Wertesystem sich gerade erst entwickelt, ist mMn sehr, sehr viel verlangt.
Da hast du Recht und ich erwarte auch keine alzugroße Einsicht. Aber mein Sohn weint dann ganz oft... oder schreit... auch seine Frustrationstoleranz ist wohl niedriger als in dem Alter normal... Und da er sich so schön ärgern kann wird er oft im KiGa genau deshalb gehänselt... das ist sein Schwachpunkt... denn er ist groß, stark und klug... aber an dem Punkt können sie ihn packen und da wird er oft geärgert :|
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