Probleme und IQ Test bei zweisprachiger Erziehung?

besondere Fähigkeiten: ist das schon ein Zeichen für Hochbegabung?
Rabaukenmama
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Re: Probleme und IQ Test bei zweisprachiger Erziehung?

Beitrag von Rabaukenmama »

mian01 hat geschrieben:
Rabaukenmama hat geschrieben: Dass der Gedanke "Mein Kind ist so klug, da MUSS es ja einen Weg geben, ihm dieses oder jenes (was normal begabte Kinder problemlos schaffen) beizubringen" in die Leere führen kann hat mir meine eigene Kindheit und Jugend gezeigt. Mein Testergebnis (IQ143) hat niemanden sonderlich interessiert, es wurde lediglich von meinen Verhaltensauffälligkeiten gesprochen.
Denkst du das ist jetzt immer noch so, dass darauf nix gegeben wird, oder hat sich das verändert? Schade, dass es für dich so schwierig war. Was würdest du denn raten mit deiner Erfahrung? Was hat dir geholfen, was nicht?

LG
Mir haben in meinem Erwachsenenleben Menschen geholfen, die großteils durchschnittlich begabt sind, aber eine tolerante, weltoffene Einstellung habenen und mich so "genommen" haben, wie ich bin. Also weder meine Fähigkeiten bewundert bzw. hervorgehoben noch meine Schwächen kritisiert. Leider bin ich diesen Menschen erst begegnet, als ich längst erwachsen war.

Mit meiner Mutter habe ich ein sehr gutes Verhältnis und ich hatte IMMER das Gefühl, von ihr sehr geliebt zu werden. In meiner Kindheit und als Jugendliche bzw. junge Erwachsene habe ich aber auch immer gespürt, was ihr an mir nicht passt. Sie musste es gar nicht aussprechen. Dabei habe ich mich wirklich immer bemüht, es ihr und anderen Menschen, die mir wichtig waren, recht zu machen. Es ist mir einfach auf Grund meiner eigenen Wesensart nicht gelungen und ich war dadurch häufig von mir selbst enttäuscht, weil ich die Erwartungshaltungen anderer, die ich nicht erfüllen hatte können, zu meinen eigenen (an mich selbst) gemacht hatte.

Ein wirklich zufriedenes Leben (naja, großteils ;) ) führe ich erst, seit ich selbst zu mir so stehe wie ich bin. Und genau DABEI haben mir meine Freude geholfen. Die Freunde meiner Eltern waren oberflächliche Bekannte, mit denen man die neuesten Gerüchte ausgetauscht und die man vielleicht mal zu einer Feier eingeladen hat. Bis auf ein einziges Paar waren praktisch alle Freunde meiner Eltern nur bessere Bekannte. Daher wußte ich als Kind gar nicht, wie tief echte Freundschaften gehen können.

Mein Sohn bekommt jetzt durch unseren kleinen, feinen Freundeskreis Zugang zu wirklich weltoffenen, toleranten Menschen, die nicht vorgeben, fehlerfrei zu sein, aber gelernt haben, sowohl sich selbst als auch andere Menschen so anzunehmen, wie sie sind. Dadurch hoffe ich, dass mein Sohn mir gegenüber allein durch diese Freunde schon einen kleinen "Startvorteil" hat (gemessen an mir als Kind). Leider ist er mir sehr ähnlich, wahrscheinlich nicht nur in Sachen Intelligenz sondern auch bei der Schwierigkeit, soziale Kontakte zu knüpfen und vor allem zu pflegen. Er schließt schnell "Freundschaften", macht sich aber durch seine teils kleinkindliche, teils dominante Art vieles wieder kaputt. Und er versteht nicht, wieso das so ist, da hilft auch kein erklären. Bleibt nichts anderes übrig als ihm selbst SEINE Lösungen suchen und finden zu lassen.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
mian01
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Re: Probleme und IQ Test bei zweisprachiger Erziehung?

Beitrag von mian01 »

Rabaukenmama hat geschrieben: Mir haben in meinem Erwachsenenleben Menschen geholfen, die großteils durchschnittlich begabt sind, aber eine tolerante, weltoffene Einstellung habenen und mich so "genommen" haben, wie ich bin. Also weder meine Fähigkeiten bewundert bzw. hervorgehoben noch meine Schwächen kritisiert. Leider bin ich diesen Menschen erst begegnet, als ich längst erwachsen war.

Mit meiner Mutter habe ich ein sehr gutes Verhältnis und ich hatte IMMER das Gefühl, von ihr sehr geliebt zu werden. In meiner Kindheit und als Jugendliche bzw. junge Erwachsene habe ich aber auch immer gespürt, was ihr an mir nicht passt. Sie musste es gar nicht aussprechen. Dabei habe ich mich wirklich immer bemüht, es ihr und anderen Menschen, die mir wichtig waren, recht zu machen. Es ist mir einfach auf Grund meiner eigenen Wesensart nicht gelungen und ich war dadurch häufig von mir selbst enttäuscht, weil ich die Erwartungshaltungen anderer, die ich nicht erfüllen hatte können, zu meinen eigenen (an mich selbst) gemacht hatte.

Ein wirklich zufriedenes Leben (naja, großteils ;) ) führe ich erst, seit ich selbst zu mir so stehe wie ich bin. Und genau DABEI haben mir meine Freude geholfen. Die Freunde meiner Eltern waren oberflächliche Bekannte, mit denen man die neuesten Gerüchte ausgetauscht und die man vielleicht mal zu einer Feier eingeladen hat. Bis auf ein einziges Paar waren praktisch alle Freunde meiner Eltern nur bessere Bekannte. Daher wußte ich als Kind gar nicht, wie tief echte Freundschaften gehen können.

Mein Sohn bekommt jetzt durch unseren kleinen, feinen Freundeskreis Zugang zu wirklich weltoffenen, toleranten Menschen, die nicht vorgeben, fehlerfrei zu sein, aber gelernt haben, sowohl sich selbst als auch andere Menschen so anzunehmen, wie sie sind. Dadurch hoffe ich, dass mein Sohn mir gegenüber allein durch diese Freunde schon einen kleinen "Startvorteil" hat (gemessen an mir als Kind). Leider ist er mir sehr ähnlich, wahrscheinlich nicht nur in Sachen Intelligenz sondern auch bei der Schwierigkeit, soziale Kontakte zu knüpfen und vor allem zu pflegen. Er schließt schnell "Freundschaften", macht sich aber durch seine teils kleinkindliche, teils dominante Art vieles wieder kaputt. Und er versteht nicht, wieso das so ist, da hilft auch kein erklären. Bleibt nichts anderes übrig als ihm selbst SEINE Lösungen suchen und finden zu lassen.
Hallo,

das ist toll, dass du solche Leute gefunden hast.
Ich habe genau eine Freundin von der ich sagen kann, dass sie unsere Probleme versteht. Ihr Sohn und meiner sind sich extrem ähnlich. Sie haben ähnlich starke Emotionen und haben ähnliche Verhaltensweisen. Der Junge ist ein Jahr älter und entweder die zwei hassen oder lieben sich. Freunde sind sie nicht wirklich, dazu sind sie sich zu ähnlich. Aber ich kann mit ihr über Themen sprechen, die bei anderen Eltern als merkwürdig gesehen werden. Sie ist selbst Pädagogin und der Austausch ist echt gut.
Die meisten anderen Freunde mit Kindern die ich habe können unsere Situation nicht nachvollziehen und ich bekomme oft ganz "gut gemeinte" Erziehungstipps. Das war immer sehr deprimierend, aber mittlerweile sage ich nur noch jaja dazu. Heute z.B. sind wir mit Freunden im Freibad und die Kinder essen Pommes. Mein Sohn beißt sich aus Versehen auf den Finger, die anderen lachen (war ja auch lustig :mrgreen: ). Mein Sohn fängt an zu weinen. Der Papa der anderen Jungs fängt an, er solle doch nicht ärgern, das ist doch voll witzig... Meinem Sohn hilft das natürlich gar nicht. Mein Mann hat ihn dann beruhigt und es ging wieder. Der Papa hat mir dann erklärt, dass wir doch viel strenger sein müssen und ihn so ein geheule nicht durchgehen lassen sollten. Ich hatte mit diesem Papa schon mal ne Diskussion, deshalb hab ich mir das erspart...
Meine Freundinnen ohne Kinder verstehen die Situation noch weniger. Für meine eigentlich beste Freundin ist es recht simpel und liegt an der Erziehung. Sie hört mir zu und bemüht sich, aber verstehen tut sie es nicht wirklich!
Mein Sohn hat Freunde, aber es ist definitiv nicht so einfach. Manche ziehen sich dann auch wieder zurück... kommt auf seine Phase an. Er möchte immer Kinder um sich, aber er beginnt schnell Konflikte und ist nicht gut, diese ruhig zu lösen... Für ihn ist das kein Problem, denn er ist überhaupt nicht nachtragend. Aber seine Freunde ziehen sich da dann doch regelmäßig zurück. Außerdem wird er doch öfter mal geärgert... dann darf er auf einmal nicht mehr mit, bekommt nix ab, wenn es Eis gibt oder wird halt mit seinen Ängsten geärgert. Wirklich akzeptiert wird er eigentlich nur von seinen Freundinnen. Die spielen aber im KiGa nicht so viel mit ihm, weil da wohl Jungs und Mädls gerne getrennt spielen.
Größte Stütze ist in der Tat unsere Familie. In meiner Familie gibt es einige Personen mit nicht so einfachem Schicksal und dadurch ganz viel Verständnis... Meine Eltern sind sehr besorgt um meinen Sohn und versuchen zu helfen, aber können es oft nicht einordnen. Meine Schwester hat eine ganz einfache und liebe Tochter und versteht mich trotzdem. Das tut gut... Der wichtigste Punkt ist aber, dass mein Mann und ich uns unterstützen,
Du hast aber bestimmt Recht, irgendwann muss er selbst entscheiden wer ihm gut tut und wer nicht. Er wird wohl lernen wie er einigermaßen durch die Welt kommt und wir unterstützen ihn.

Haben eure Freunde denn auch Kinder oder ist dein Sohn dann eben von den Erwachsenen so akzeptiert wie er ist?

LG
Rabaukenmama
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Re: Probleme und IQ Test bei zweisprachiger Erziehung?

Beitrag von Rabaukenmama »

Leider ist der Großteil unserer Freunde wesentlich älter als wir. Die haben maximal Enkelkinder im Alter meines Söhne, aber nicht bei sich wohnend sondern nur auf Besuch. Ich bin aber auch schon ziemlich alt für eine Jungmama :D .

Auf kluge Ratschläge von kinderlosen Erwachsenen zu hören finde ich ziemlich daneben. Keine Ahnung warum sich so viele auf einem Gebiet für Experten halten, von dem sie keine Ahnung haben. Wenn mein Mann mit einem Kumpel über Automotoren spricht käme ich jedenfalls nie auf die Idee, mich einzumischen - einfach weil ich keine Ahnung habe. Es reicht mir, ein Auto bedienen zu können und wenn der Motor kaputt ist muss das Auto sowieso in die Werkstätte. Aber bei Kindern ist das anders. Als ich mal einer besserwisserischen, kinderlosen älteren Dame gesagt habe, sie hätte keine Ahnung trumpfte sie auf "Aber ich war selbst mal ein Kind!". Das war die Zeit, in der ich bewusst daran gearbeitet habe, meinen Sarkasmus abzulegen, daher habe ich diese Aussage unkommentiert gelassen. Aber sie hat mir die Sichtweise gezeigt, aus der heraus sich wirklich JEDER als Experte sehen kann.

Eine Zeitlang war ich in einem Hochbegabtenforum für Erwachsene. Da kam mal ein kinderloser Mittfünfziger auf die Idee, die Frage aufzuwerfen, was "die heutigen Eltern" alles falsch machen und warum sie ihre Kinder "nicht mehr im Griff" haben. Es beteiligten sich dann andere kinderlose, männliche HBs und es kamen (ernsthaft!) so Ansichten wie man müsse den Kindern Spielzeugwaffen geben damit sie ihre Agressionen kanalisieren können und es kann ja nichts werden aus den Kindern von heute ohne Fernsehverbot...
An diesen Diskussionen habe ich mich überhaupt nicht beteiligt weil es mir von Anfang an sinnlos erschienen ist. Ich hoffe nur, dass keiner von den Typen einen zweiten Frühling erleben und doch noch Vater werden will ;) .

Die zweite Sorte Besserwisser sind in meinen Augen manche Ein-Kind-Eltern. Die heften sich nämlich die Dinge, in denen ihr Kind gut "funktioniert" gerne auf die eigenen Fahnen. Mein Großer hatte früher massive Einschlafprobleme. Am schlimmsten war es im Winter 2011/12, wo es sehr kalt war und ich gerade wieder schwanger war. Mein Mann musste etliche Monate täglich mit dem Auto einschlaffahren. Ich habe in einem Elternforum nach Lösungsvorschlägen gefragt und bekam von 1-Kind-Eltern so Tipps wie "ich singe meinem Kind am Abend ein Lied vor, dabei schläft es ein" oder so sinnlose Aussagen wie "das ist ja nicht normal dass ein Kleinkind um 22h nicht schläft" oder "meiner geht immer um 19h schlafen"... :roll:

Mittlerweile habe ich ein zweites Kind bekommen, welches 5 Minuten nachdem es ins Bett gelegt wurde schläft wie ein Stein. Und ich weiß: es ist NICHT unser Verdienst! Genausowenig wie die Schlafschwierigkeiten des Grossen unsere "Schuld" waren...

Soviel als kleinen Trost zu deinen Erlebnissen. Und wichtig ist vor allem, DASS es Menschen gibt, die hinter euch stehen. Wenn das die eigene Familie ist - um so besser :) !
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mian01
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Re: Probleme und IQ Test bei zweisprachiger Erziehung?

Beitrag von mian01 »

Hallo Rabaukenmama,

das hast du sehr schön geschrieben.

Solche Ratschläge kriege ich auch immer wieder zu hören. Auch im echten Leben. Eine mittlerweile nicht mehr gute Freundin hat einen Sohn im gleichen Alter (Ein-Kind-Mama). Wenn ich von Problemen erzählt habe hat sie mir immer nur erzählt, dass das bei ihrem Sohn alles ganz problemlos ist. Irgendwann hab ich nichts mehr erzählt, denn um mich schlechter zu fühlen, brauch ich solche Gespräche nicht. Wenn jemand keinen Abstand von seiner eigenen Situation nehmen kann und nur seine eigene kleine Welt als die einzig gültige erklärt, bringt mich das ja auch nicht weiter. Leider ging die Freundschaft daran echt zu Bruch, obwohl es eine lange Freundschaft war. Außerdem war ich wärend einer sehr schweren Zeit viel für sie da und hab sie als sehr emotionalen und tiefsinnigen Menschen erlebt, dass ich immer nur für unsere Unzulänglichkeiten abgespeist werde hat mich sehr verletzt...

Z.B. kann ich beim Fernsehen durchaus verstehen, dass einige Eltern keine Grenzen setzen. Bei unserm Sohn funktioniert das aber nicht. Er wird danach sehr unruhig und ist echt hibbelig. Ich denke das hatte wohl auch viel mit der Sehschwäche zu tun. Aber das ist eben seine Besonderheit.

LG
mian01
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Re: Probleme und IQ Test bei zweisprachiger Erziehung?

Beitrag von mian01 »

Achja, und dass einiges am Charakter oder an der Eigenheit des Kindes liegt kann ich auch bestätigen. Meine Tochter ist trotz gleicher Eltern ein ganz anderer Typ. Besser erzogen wurde sie aber auch nicht :mrgreen:. Wenn dann Eltern mit ganz einfachen Kindern sich ein Urteil erlauben, weil sie denken, dass es ganz allein ihr Verdienst ist. Und oft habe ich das Gefühl, als würde es gefallen, dass andere das nicht "schaffen". Ich bin recht erfolgreich in meinem Beruf. Mache das aber nur halbtags und versuche wirklich Zeit für meine Kinder zu haben. Für meinen Mann gilt das Gleiche. Da kommt auch öfter mal das Argument, dass ich doch mehr auf die Kinder schauen sollte und nicht arbeiten. Aber ich kenne Mütter, die zeitlich gesehen wesentlich mehr arbeiten und dennoch völlig entspannte Kids haben. Also diese Generalitäten finde ich ganz furchtbar und ließen mich auch oft zweifeln.
Natürlich gibt es viele Umstände die ein Kind beeinflussen. Aber es ist eben mit einem bestimmten Charakter geboren... Das Umfeld formt, aber mein Mann sagt dann immer "Wer weiss wie unser Sohn wäre, wenn er solche Eltern hätte..." :mrgreen: Ich denke wir haben einen guten Weg und eine gute Art mit seinen Eigenheiten umzugehen. Wir akzeptieren seine Emotionalität und versuchen ihm Möglichkeiten zu zeigen das "sozialverträglicher" umzusetzten. Aber wie du sagtest, er muss wohl auch einen gewaltigen Schritt alleine gehen und seinen eigenen Kampf ausstehen.
Im übrigen erinnert mich mein Sohn auch sehr stark an mich. Allerdings war ich mehr introvertiert. Aber diese Sensibilität, der Wunsch von jedem gemocht zu werden und den Sturkopf hatte ich genauso. Nur hab ich viele Kämpfe eher still ausgetragen...

Wie geht dein Sohn mit anderen Kindern um? Lädst du oft Kinder ein? Mein Sohn will immer Besuch, aber oft endet das mit Streit, weil er dann doch seinen Willen durchsetzten will...
Rabaukenmama
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Re: Probleme und IQ Test bei zweisprachiger Erziehung?

Beitrag von Rabaukenmama »

Bei uns sind eher selten andere Kinder. Und wenn, dann sind das keine Kindergartenfreunde sondern die Kinder von Bekannten.

Es ist gar nicht so einfach, jemanden einzuladen. Im Kindergarten gibt´s z.B. einen 5jährigen Buben mit dem mein Sohn gerne spielt. Die Eltern haben schon mehrmals angekündigt, meinen Sohn einladen zu wollen. Sie wohnen ganz in der Nähe in einem Haus mit großem Garten und da würden die Kinder toll spielen können. Tja, nur hat das bisher leider nie geklappt. Der Vater des Buben hat insgesamt schon 4x bei Schlechtwetter angerufen und gemeint, er hätte ja gern meinen Sohn eingeladen, aber leider ist das Wetter zu schlecht um in den Garten zu können. Dann meinte er immer er meldet sich ein anderes Mal. Mittlerweile geht das schon seit Wochen so und in der Zeit waren etliche sehr schöne Tage dabei. Und da war nicht ich diejenige, die um eine Einladung gebeten hat, sondern die Eltern des Buben haben es von sich aus angeboten :gruebel: .

Bei uns ist es organisatorisch nicht so leicht, jemanden einzuladen. Ich hole meinen Grossen um 16h vom Kindergarten ab und gegen 17h wird der Kleine vom Shuttlebus von seinem Kindergarten heimgebracht. An den Wochenenden machen wir meistens mit den Kindern Ausflüge. Da bleibt wenig Zeit für Einladungen unsererseits.

Wenn mein Sohn aber mal Freunde finden sollte, die auch gerne bei uns sind, habe ich kein Problem damit. Die Wohnung ist zwar nicht groß und auch längst nicht so perfekt eingerichtet oder sauber wie die von manchen anderen Familien, aber genug Platz zum spielen ist vorhanden.

Ich sehe vieles ähnlich wie du. Eltern das durch ihr Verhalten Eigenarten des Kindes zwar verstärken oder reduzieren, aber nicht "abstellen". Ein Kind hat - rein vom Charakter her - pro Tag 10 Trotzanfälle, ein anderes 2 pro Woche. Da kann das trotzige Kind Eltern haben, deren Verhalten die naturgegebene Anzahl halbiert und das nicht-so-trotzige Kind Eltern, deren Verhalten diese Anzahl verdoppelt. Trotzdem werden Außenstehende mit Fingern ("Erziehungsfehler!") auf die Eltern zeigen, deren Kind offensichtlich viel häufiger trotzt als das andere.

"Sozialverträglichkeit" sehe ich übrigens nicht nur positiv. Ich kenne etliche erwachsene, sozial sehr verträgliche Menschen, die sich nicht trauen, Dinge anzusprechen, die ihnen nicht passen. Das tut "man" ja nicht! "Man" will ja keinen Streit riskieren! Was könnten denn die anderen denken wenn "man" da was sagen würde?

Das ist die andere Seite der (angeborenen oder anerzogenen) Sozialverträglichkeit. Natürlich wäre ein Mittelmaß, wo man niemanden unnötig beleidigt, sich aber auch nicht zu viel gefallen läßt, wünschenswert. Aber wo dieses Mittelmaß zu liegen hat ist auch wieder Ansichtssache.
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mian01
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Re: Probleme und IQ Test bei zweisprachiger Erziehung?

Beitrag von mian01 »

Hallo,

wir leben auf dem Dorf, hier hat jeder ein ganz perfektes Häuschen, toll geputzt und schönem Garten. Die Kinder kommen Mittags nach Hause und bleiben natürlich nicht Nachmittags in der Betreuung. Das strengt mich alles sehr an, denn mein Job ist auch nicht ohne und ich schaffe es recht gut, obwohl nur halbtags...
Wir haben früher in einer Großstadt gewohnt und sind dann aufgrund meines Jobs wieder umgezogen. Ansich finde ich es schön hier, aber das Dorfleben ist nun mal nicht ohne. Außerdem bleiben die Sozialkontakte oft ein Leben lang die gleichen, das bedeutet zwar, dass man recht jung schon gute und feste Kontakte knüpft, aber aus den Strukturen oft nicht mehr raus kommt. Eine Rolle haftet einem meist sehr lange an und ist schwer wieder zu ändern, weil es ja nicht viele andere Möglichkeiten gibt. Außerdem ist es schwer Leute zu finden, die einen so nehmen wie man eben ist... das Geschwätz ist schnell ganz groß, wenn etwas nicht ganz glatt läuft. Aber gut, alles hat Vor- und Nachteile und auf der anderen Seite ist das Gras.... usw...

Mit der Sozialverträglichkeit ist das so eine Sache. Oft spricht mein Sohn Dinge aus, die einfach so sind und er hat auch Recht, ich schimpfe ihn nicht dafür, aber es ist für andere doch recht irritierend. Er hatte vor ca. 8 Monaten eine Phase da ging es um Schönheit. Da hat er den Leuten, auch mir, ganz klar gesagt was er an Ihnen schön findet und was nicht. Er hat dann auch angefangen Leute auf der Straße nach bestimmten Merkmalen zu beurteilen. Das war dann schon recht bizarr und ich habe ihm erklärt, dass es Leute auch verletzten kann, wenn sie hören was er sagt. Seitdem sagt er es nur noch auf der Zweitsprache, damit die anderen es nicht verstehen und nicht verletzt sind. Für uns eine gute Lösung... Er begreift natürlich was richtig und falsch ist, aber oft ist es schwer für ihn das intuitiv zu machen. Meiner Meinung nach gelingt das seinen Freunden fast mühelos, ihm aber nicht.
Ich möchte ihn nicht zu einem Ja-Sager erziehen (geht meiner Meinung nach gar nicht bei ihm :mrgreen: ) aber ich hätte gerne, dass er ein Gefühl für die Anderen entwickelt.
Aber da liegt wohl auch vieles in meiner eigenen Empfindlichkeit. Ich brauche immer Harmonie und er nicht ;). Er kann anecken und will das auch, leider ist mir das wirklich fremd und ich tue mich damit echt schwer. Denn ich versuche zwar auszudrücken was mich stört, aber bin immer darauf bedacht, dass ich niemanden verletzte. Das ist dann auch das Maß, dass ich bei ihm ansetze und das funktioniert natürlich nicht. Seine Extrovertierte Art ist für mich manchmal schon schwer.
Du sagst, dein Sohn ist dir ähnlich (meiner mir auch, aber wie gesagt ich war nicht extrovertiert). Vielleicht fällt es dann leichter bestimmte Verhaltensweisen zu akzeptieren...
LG
Rabaukenmama
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Re: Probleme und IQ Test bei zweisprachiger Erziehung?

Beitrag von Rabaukenmama »

mian01 hat geschrieben:Du sagst, dein Sohn ist dir ähnlich (meiner mir auch, aber wie gesagt ich war nicht extrovertiert). Vielleicht fällt es dann leichter bestimmte Verhaltensweisen zu akzeptieren...
LG
Ja, mein Sohn ist mir sogar sehr ähnlich - leider oder Gott sei Dank - je nachdem, wie man es sieht. Meine Eltern erzählen heute noch gerne von meinen Aussagen als ich noch ein Kind war.

Zum Beispiel vom Gespräch mit dem einem alten, Kriegsinvaliden Nachbarn als ich 4 oder 5 Jahre alt war.
Ich: "Warum hast Du nur ein Bein?"
Nachbar: "Weißt du, ich war im Krieg in Russland. Und da haben die Russen auf mich geschossen. Die haben mir das Bein abgeschossen."
Ich (beeindruck): "Haben dich die Russen totschießen wollen?"
Nachbar: "Ja, die Russen wollten mich totschießen."
Ich: "Gell, dann haben sie dich nicht richtig erwischt, oder?"

Tja, mein Sohn ist mir in der Hinsicht ähnlich :lol: , dabei aber sogar etwas diskreter als ich es war. Als im Bus hinter uns ein Mann mit starker Alkohol-Fahne saß fragte er mich nur relativ leise (für den Mann aber trotzdem hörbar): "Mama, ist das der Mann hinter uns der da so komisch riecht?". Ich habe ebenso leise geantwortet dass der Mann wahrscheinlich viel Alkohol getrunken hat und dass der Geruch daher kommt. Sohnemann meinte dann ehrlich "Das (den Geruch) mag ich überhaupt nicht!".

Bei der Szene war ich schon froh, dass er das nicht durch den ganzen Bus posaunt hat. Grundsätzlich hat er aber vollkommen recht mit seinen Fragen und Aussagen und da finde ich er hat auch das Recht, zu erfahren, was Sache ist. Ich habe ja nicht be- oder verurteilt dass der Mann zu tief ins Glas geschaut hat sondern nur erklärt, woher der unangenehme Geruch kommt. Bin nicht der Mensch, der in so einer Situation rot anläuft und "Das besprechen wir zu Hause" nuschelt.
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Re: Probleme und IQ Test bei zweisprachiger Erziehung?

Beitrag von Rabaukenmama »

mian01 hat geschrieben:Hallo,

wir leben auf dem Dorf, hier hat jeder ein ganz perfektes Häuschen, toll geputzt und schönem Garten. Die Kinder kommen Mittags nach Hause und bleiben natürlich nicht Nachmittags in der Betreuung. Das strengt mich alles sehr an, denn mein Job ist auch nicht ohne und ich schaffe es recht gut, obwohl nur halbtags...
Ehrlich gesagt schaut´s bei uns in der Wohnung eher chaotisch aus. Also nicht messi-mäßig sondern eben so, wie es mit zwei Kleinkindern aussieht wenn man als Eltern berufstätig ist und NICHT jede freie Minute für´s putzen verwendet.

Aber im Kindergarten meines Sohnes sind großteils Kinder der gehobenen Mittelklasse und Oberschicht. Deren Familien haben auch perfekte Häuschen, toll geputzt und mit schönem Garten. Man sieht das schon an den klassischen Statussymbolen wie Kleidung, Autos, Urlaubsberichten,...

Ich habe kein Problem damit, trotz nicht-perfekter Wohnung andere Kinder einzuladen. Obwohl ich ehrlich zugebe, mich in Situationen, wo wer zum ersten Mal zu uns kommt, ein bisschen zu schämen weil ich andere Prioritäten als putzen habe :oops:
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Re: Probleme und IQ Test bei zweisprachiger Erziehung?

Beitrag von Edainwen »

Rabaukenmama hat geschrieben:
mian01 hat geschrieben:
Ehrlich gesagt schaut´s bei uns in der Wohnung eher chaotisch aus. Also nicht messi-mäßig sondern eben so, wie es mit zwei Kleinkindern aussieht wenn man als Eltern berufstätig ist und NICHT jede freie Minute für´s putzen verwendet.

Aber im Kindergarten meines Sohnes sind großteils Kinder der gehobenen Mittelklasse und Oberschicht. Deren Familien haben auch perfekte Häuschen, toll geputzt und mit schönem Garten. Man sieht das schon an den klassischen Statussymbolen wie Kleidung, Autos, Urlaubsberichten,...
Hach, schön! Kommt doch mal zu uns, bei uns ist's ähnlich ;)
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