Lesen mit vier Jahren

besondere Fähigkeiten: ist das schon ein Zeichen für Hochbegabung?
sinus
Dauergast
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Re: Lesen mit vier Jahren

Beitrag von sinus »

...so oder so - obwohl sie nun auch nicht gerade supergerne in den Kindergarten geht - sie selbst wollte so gar nicht in die Schule.
Hatte irgendwie Angst davor. Warum kann ich gar nicht mal so sagen. Ich glaube vor der Struktur und dass da etwas von ihr erwartet wird. Sie mag lieber selbstbestimmt sein und hat bisher irgendwie auch meistens Erfolg gehabt, wenn sie sich irgendwas verweigert hat z.B.
Auf der anderen Seite ist sie aber sehr "brav" und will gern Erwartungen anderer erfüllen.
Das passt natürlich so gar nicht zusammen... Oft wirds eben dann ein "Ganz oder gar nicht".
Das Problem scheint sie selbst schon erkannt zu haben und wollte darum lieber entweder in "so eine Schule, wo ich allein bestimmen darf, was ich lerne" oder im Kindergarten bleiben.
Eine Montessori/freie Schule hatte ich durchaus überlegt, würde sicher sehr gut zu ihr/uns passen, ist aber leider nicht in der Nähe und auch finanziell wäre es schwierig.
Darum soll sie das Jahr noch ihre Freiheiten genießen - durch das Baby ist sie eh nur bis maximal 14 Uhr im Kiga und oft auch ganz zu Hause - und nächstes Jahr ist sie sicher dann um einiges motivierter. So langsam hat sie glaube ich jetzt doch auch Lust auf Schule... Auch ihr Selbstbewusstsein scheint aktuell einen Schub zu kriegen.

Eigentlich ist es für uns alle schön und gut, dass wir noch so ein "Bummeljahr" haben. ;)
Sie musste z.B. jetzt auch erst in ihre Rolle als große Schwester reinwachsen, fand/findet es gar nicht immer so gut, jetzt "Große" zu sein - hat das auch selbst so formuliert!
So kann sie jetzt noch ein bisschen "klein" sein...

Und unterfordert ist/wird sie momentan sicher nicht, dafür bietet ihr unsere Familie/Umfeld eigentlich immer mehr als genug Anregungen bzw ist sie sehr gut darin, sich selbst sinnvoll/kreativ zu beschäftigen.
(Eine wunderbare Eigenschaft, die die Kleine auch zu haben scheint. Die ist ein ebenso superaktives, aber dabei entspanntes, unkompliziertes Baby, wie es die Große schon war. Da brauchts nur meine Anwesenheit, sonst muss ich mich eigentlich gar nicht kümmern...)

Für mich - mit fast 7 eingeschult, Ostdeutschland - war Schule übrigens auch immer eher "Halligalli", eigentlich bis zum Abitur. Trotzdem hab ich mich eher wenig gelangweilt. Ich habe dann halt gemalt, die Aufgaben in Sütterlin geschrieben und ähnliche Scherze und vor allem Freundschaften gepflegt u.ä. Habe ein musisches Gymnasium besucht, wo ich mich dann in diesen Fächern (Kunst/Musik) mehr "ausleben" konnte.
Ich bin jedenfalls sehr gern zur Schule gegangen - sicher auch, weil alles so easy war.
Ich hoffe, es wird bei ihr ähnlich. (Weiß nicht, ob sich das Schulsystem sich da evtl. stark verändert hat...)
Wäre sie jetzt schon eingeschult worden, wäre es vermutlich schon auch mit etwas mehr Leistungsdruck für sie verbunden.
Den möchte ich ihr nicht zumuten, denn den Druck macht sie sich ja allein schon genug.
Da muss sie eher lernen, da etwas zurückzuschrauben mit den Ansprüchen an sich selbst.
Lange Rede, kurzer Sinn - ich bin aktuell zu 100% überzeugt, dass es besser ist, sie ganz normal einzuschulen. Kognitive Fähigkeiten hin oder her. Ich glaube, das ist hier eher "Nebensache"... zumal sie ja auch eher Richtung Kreativität geht, also die kognitiven Fähigkeiten zwar da sind, aber von ihr gar nicht mal so sehr zielgerichtet genutzt werden.
(Auch etwas, was sie mit mir gemeinsam hat... ich war ziemlich gut in der Schule wie gesagt, habe mich aber immer mehr fürs Kreative interessiert und jetzt bin ich zwar studierter Diplom-Ingenieur, arbeite aber "bloß" als Grafikerin. Dazu bräuchte ich theoretisch weder Abitur, noch Studium... ich hab eigentlich auch nur studiert, weil mir das Lernen Spaß machte und ich neugierig auf den Stoff war.)

Aber natürlich habt ihr recht. Je mehr ich jetzt davon schrieb, umso klarer wurde mir das... weder die kognitiven Fähigkeiten, noch die "Reife" allein sind Kriterium. In so eine Entscheidung sollten noch viele andere Dinge einbezogen werden...
Die Blätter sind bunt
nun bellt der Hund
nun lacht der Mund
Raureif liegt auf dem Gras.
Der Has`
friert um die Nas.

(Herbstgedicht der 6jährigen)
Edainwen
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Re: Lesen mit vier Jahren

Beitrag von Edainwen »

sinus hat geschrieben:
Aber natürlich habt ihr recht. Je mehr ich jetzt davon schrieb, umso klarer wurde mir das... weder die kognitiven Fähigkeiten, noch die "Reife" allein sind Kriterium. In so eine Entscheidung sollten noch viele andere Dinge einbezogen werden...
:D - Hey, schön, dass sich alle einig sind *freu*

Wenn sie selber nicht zur Schule wollte - ganz klar, dann muss sie auch nicht. In dem Fall passt es ein Jahr später bestimmt besser ;)

Und Du hast recht: es spielen einfach ganz viele Faktoren rein ;)

@Rabaukenmama: Stillsitzen ist sicherlich auch so ein Faktor. Wobei es da auch welche gibt, die mit 17 noch nicht eingeschult werden dürften ;) - Der Punkt ist halt, dass man das Nicht-Stillsitzen-Können bei ganz jungen Kindern immer auf das Alter schiebt, bei den Älteren dann auf ADHS oder was weiß ich. Man findet ja immer eine Schublade,d ie passen könnte ;)
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