stressfaktor hochbegabung - muss unbedingt gefördert werden?!

besondere Fähigkeiten: ist das schon ein Zeichen für Hochbegabung?
anna80
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stressfaktor hochbegabung - muss unbedingt gefördert werden?!

Beitrag von anna80 »

Hallo :-) Ich möchte mich auch einreihen hier. allerdings weiß ich nicht, ob ich richtig bin. mein sohn, er wird in zwei monaten vier, ist seit fast zwei jahren im visier der erzieherinnen im kindergarten, da sie bei ihm eventuell hochbegabung vermuten. er besucht seit seinem fünften lebensmonat die kita und konnte folglich schon früh sehr gut sprechen. da mir zu hause auch immer wichtig war, viel mit meinem sohn zu reden, ihn aussprechen zu lassen etc. war es mir nie suspekt, dass er "auffallend" gut sprechen konnte. überhaupt ist er für einen jungen wohl außergewöhnlich fit in allem, was mit sprache zusammen hängt: er singt gerne und deutlich, verbessert andere kinder (was mir total unangenehm ist, da es so altklug rüberkommt), kennt seit zwei jahren alle buchstaben (liest allerdings nur ganz kurze wörter wie zoo, mama, oma, papa...), konnte mit zwei jahren französische kinderlieder nachsingen, die er auf cd gehört hat, kann alle farben auf französisch und deutsch, zählt fehlerfrei bis 30 auf deutsch und bis zwanzig auf französisch (wir sind keine franzosen ;-) , ich mag nur die sprache sehr), sodass er seit einem jahr ein französischangebot für vorschulkinder besucht einmal in der woche für eine stunde. für mich ist das aber keine hochbegabung, ich tue mich sehr schwer mit diesem etikett. ich habe nur versucht, seinen interessen nachzugehen, wie gesagt viel mit ihm geredet, aber alles andere war seine natürliche neugier. ich würde ihn auch nie früher einschulen oder ihm versuchen etwas beizubringen, wie lesen oder rechnen, weil ich angst habe, dass er sich dann in der schule langweilt. allerdings rechnet er mittlerweile schon selbst, stellt etwa fest, dass 13 weniger ist als 15 oder "berechnet" instinktiv, dass sein freund, der jetzt fünf ist, also zwei jahre älter als er, ja schon 10 ist, wenn er selbst 8 ist.
ist das aber nicht einfach normal?! die erzieherinnen heben auch sein "puzzle" talent hervor. mein sohn macht schon lange puzzle, die eigentlich für schulkinder gedacht sind. aber er übt sie ja auch täglich und ist deswegen vielleicht so gut?! seit einer woche, deswegen bin ich überhaupt hier, fällt mein sohn jedenfalls etwas negativ im kindergarten auf. er zerstört spielzeug, animiert die anderen kinder zum quatschmachen und ist unruhiger. die erzieherinnen meinen, er würde sich langweilen und sei mittlerweile vielleicht unterfordert. Kennt jemand diese Situation? Ich weiß gar nicht, wie ich damit umgehen soll. Ich möchte ein normales Kind. Und halte mein Kind für normal. Aber was jetzt? ich freue mich auf Antwort!
Dagmar70
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Re: stressfaktor hochbegabung - muss unbedingt gefördert werden?!

Beitrag von Dagmar70 »

Gelöscht
anna80
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Re: stressfaktor hochbegabung - muss unbedingt gefördert werden?!

Beitrag von anna80 »

Hallo!

Absätze einbauen - na gut ;-)

Es ist schwierig auszudrücken, was ich meine. Sagen wir es so: die Entwicklung meines Sohnes ist für mich genauso, wie ich die Entwicklung eines Kindes kenne bzw. wie ich sie mir vorgestellt habe. Vielleicht muss ich dazu sagen, dass ich Erziehungswissenschaft studiert habe und meinen Schwerpunkt auf Reformpädagogik gelegt habe. Besonders die nichtautoritäre Erziehung überzeugt mich in großen Anteilen. Ich möchte meinem Kind größtmöglichen Raum lassen, Grenzen weit stecken, viel mit ihm sprechen, ihm den Körperkontakt geben, den er braucht (was vor allem heißt: lange Stillen, Familienbett...), ihn seine Grenzen selbst kennenlernen lassen...
Meine Überzeugung war schon vor der Geburt, dass sich ein Kind so am besten entwickeln kann. Das frühes gutes Sprechenkönnen eben vor allem durch die größte Beachtung und Beobachtung des Kindes möglich ist und nichts mit "Hochbegabung" zu tun hat. Ebenso verhält es sich mit anderen Bereichen.
Das alles hat sich für mich eigentlich "nur" bestätigt. Ich sehe das, was jetzt von der Kita oder der Kinderärztin als eventuelle Hochbegabung tituliert wird als "normales" Ergebnis meiner Erziehung (wenn man das so sagen kann, ohne als eingebildet dazustehen).
Versuche ich das zu erklären, dann kommen zig Argumente, die aber ebenfalls für eine Hochbegabung sprechen sollen: hohe Sensibilität, großer Bewegungsdrang (Lernen ist immer mit Bewegung verbunden, das ist für mich auch "normal"), niedrige Frustrationstoleranz, Wissensdrang, hohe Kreativität...
Kinder, die das nicht haben sind also für die Kita und Ärzte "normal", andere hochbegabt?! Das ist für mich ein Widerspruch. "Normales" Kindsein ist für mich genau das, was von anderen als "hochbegabt" bezeichnet wird in meinem Fall: Kinder wollen sich bewegen, das ist das Natürlichste von der Welt, Kinder wollen die Welt begreifen, Kinder wollen Dinge können, die "Große" auch beherrschen (es wäre doch seltsam, wenn ein Kind nicht frustriert ist, wenn es etwas nicht schafft, oder?)
Daher komme ich so schlecht mit diesem Etikett und den Ratschlägen, mein Kind im nächsten Jahr testen zu lassen, klar. es setzt mich unter Druck.
Und daher auch meine Frage: Wie gehe ich damit um?!

Ich hoffe, ich konnte das Ganze etwas klarer beleuchten und freue mich auf Antwort!

Liebe Grüße
keshali
Dauergast
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Re: stressfaktor hochbegabung - muss unbedingt gefördert werden?!

Beitrag von keshali »

Jein, du hast nicht bedacht, dass (so glaube ich) durchschnittlich gesehen weniger Kinder die optimalsten Bedingungen (förderliche Umgebung) haben.

Und der norm IQ berechnet sich halt an der Masse,...das sind die Kinder die dann auf den Mittelwert 100 kommen.

Dieser Mittelwert bedeutet ja noch nicht das hier das grundsätzliche Potential aller Kinder der Welt voll ausgeschöpft wurde. Sondern es ist die Leistung die unter den herrschenden Bedingungen geleistet werden können.

Daher wundert es auch nicht das der Prozentsatz der "Hochbegabten" ansteigt, weil die Bedingungen für Kinder doch ein bisschen besser werden.

Denk mal daran, oder Frage 70ig jährige, die bekamen am wahrscheinlichsten noch Ohrfeigen wenn sie "dumm" gefragt haben.
Eine solche Omi berichtete mir mal, dass sie ihren Vater gar nichts fragen getraut hat. Die Kinder fest gewickelt in der Wiege lagen und 3 mal am Tag jemand zum füttern reinkam.

Ich weiß nicht ob in den letzten Jahren der Durchschnittswert (IQ 100) schon an die (leicht?) verbesserten Verhältnisse in denen Kinder aufwachsen angepasst wurde.

Ich bin aber noch immer der Meinung das ein Test nur sinnvoll ist wenn Probleme auftauchen.

Wie zum Beispiel bei meinem Kind, da habe ich das Problem des mangelnden Selbstwert einfach übersehen,...die Ärztin hat es heute richtig in Worte gefasst und einen Test als Abklärung für weitere Schritte empfohlen.

Und ich bin eigentlich traurig, dass ich das übersehen habe.

Mein Kind ist dabei immer noch normal, aber sie hebt sich einfach schon deutlich vom Durchschnitt ab, und scheinbar leidet sie darunter.


LG
Keshali
keshali
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Re: stressfaktor hochbegabung - muss unbedingt gefördert werden?!

Beitrag von keshali »

Upps, ich habe den letzten Absatz deines ersten Posts übersehen. Da steckt ja die eigentliche Frage drinnen. :)

Ja, er wird wohl unterfordert sein, denke ich. Du hast ihm den kleinen Finger gegeben jetzt will er die ganze Hand (des Wissens).

Insofern egal was zuerst da war, die guten Bedingungen oder das gute Potential,...meist ist es ja doch eine Mischung aus beiden.

Aber wenn kein anderer gravierender Auslöser da war (Haustier gestorben etc.) würde ich sagen, ja ihm ist langweilig und er unternimmt jetzt auf seine Art was dagegen.

Was tun? Hm, er macht die Puzzel (Bild aussuchen aufkleben und mit Laubsäge auseinander sägen) und andere spielen damit....du kennst ihn am besten. ;)
Dagmar70
Dauergast
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Re: stressfaktor hochbegabung - muss unbedingt gefördert werden?!

Beitrag von Dagmar70 »

Gelöscht
keshali
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Re: stressfaktor hochbegabung - muss unbedingt gefördert werden?!

Beitrag von keshali »

Pst, Susie was stört dich so?

Antiautoritär ist übrigens nicht das gleiche wie Nichtautoritär. ;)

Und es ist schon entscheidend wie förderlich das Umfeld ist, niemand kann genau testen was das natürliche Potential von einem menschlichen Lebewesen ist.

Versuche wie die Sprachentwicklung (welche Sprache) ist, wenn mit Babys überhaupt nicht gesprochen wird haben nur gezeigt dass die Babys sterben wenn sie komplett ohne Ansprache aufwachsen sollten.

Da war nichts mehr von natürlichen Sprachpotential, wir sind nicht überlenbensfähig wenn dieser Teil der Förderung fehlt.
Insofern kann man nie mit Sicherheit sagen was von sich aus (genetisch) vorhanden ist und was die förderliche, liebevolle Umwelt ausmacht.

Sie sagte nur "Meine Erziehung hat ein Kind hervorgebracht wie auch alle anderen Kinder sein könnten, wenn die anderen in einer ebenfalls liebevollen/förderlichen Umgebung aufwachsen würden"

Und das stimmt zum Teil, ist aber nicht der Weisheit letzter Schluss, denke ich.

Hoffe du nimmst es nicht persönlich Susie, ist nicht gegen dich, ich verstehe den Text von Anna nur völlig anders.
;)

Keshali
Dagmar70
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Re: stressfaktor hochbegabung - muss unbedingt gefördert werden?!

Beitrag von Dagmar70 »

Gelöscht
anna80
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Re: stressfaktor hochbegabung - muss unbedingt gefördert werden?!

Beitrag von anna80 »

hmm...

interessant, Dein Beitrag susie. Nur missionarisch tätig sein - das tue ich ganz sicher nicht. Im Gegenteil, ich bin grundsätzlich dafür, auf seine innere Stimme zu hören. Ein Grund übrigens, warum ich es meist ablehne, Ratgeber oder Bücher zu lesen. Bezüglich der Hochbegabung habe ich das übrigens getan. Und meinen Sohn nicht wiedergefunden.

Du gehts davon aus, dass der Mensch mit einem gewissen IQ geboren wird. Die Theorie gibt es. Es gibt aber auch andere Theorien. Und keine ist "bewiesen". Ich würde mich schon als Anlage + Umwelt + Ich -Theoretikerin bezeichnen. Mit einem großem Anteil auf der Umwelt. Das ist meine persönliche Überzeugung, aber ich erhebe nicht den Anspruch darauf, dass diese Überzeugung richtig ist. Das kann jeder selbst entscheiden. Ich möchte da keinen überzeugen und somit, wie gesagt, ganz sicher nicht missionieren. Aber das ist in der Tat ein Riesenthema und führt hier jetzt zu weit.

Ich stehe gerade erst am Anfang, versuche mich zu informieren und mich auszutauschen, mich vorzustellen.
Erzieherin bin ich übrigens nicht vom Beruf, ich habe es "nur" studiert, arbeite aber jetzt primär mit Erwachsenen. Ich denke nur, als Mutter erziehe ich doch auch, oder? Und da mache ich mir eben Gedanken. Ich habe auch in keinem Satz gesagt, dass man durch bestimmte Erziehung ein Kind hochbegabt machen kann. Ich halte meinen Sohn sogar eher nicht für hochbegabt! Sondern einfach nur für fit im Kopf. Was mich stört sind die anderen, die das behaupten. Aber vielleicht muss man sich an so ein Etikett auch erst gewöhnen. ;-) Vielleicht solltest Du auch mal in Ruhe meine Beiträge lesen, dann entstehen nicht solche Missverständnisse.

Keshali hat mir einen interessanten Hinweis gegeben, nämlich dass das, was "hochbegabt" ist, an der Masse gemessen wird. Auch der IQ. Das habe ich so noch nicht bedacht. Danke dafür :-)

Ich habe mir vorgenommen, das Thema nicht so wichtig zu nehmen. Mein Sohn ist fit, kreativ, sportlich und das freut mich. Die Probleme sind (noch) nicht so massiv, dass ich da nicht mit klar kommen würde. Es fängt eben grade an, dass er aneckt in der Kita. Er kommt übrigens nach dem Sommer in die Gruppe, in der hauptsächlich Vorschulkinder sind, wie ich gestern von einer Erzieherin erfahren habe. Und ich freue mich darüber, denn die scheinen sich doch echt Gedanken zu machen und ihm entgegenkommen zu wollen. Das ist mir erstmal genug :-)

Ich freue mich trotzdem, ein solches Forum gefunden zu haben und werde auch weiter hier aktiv bleiben!

Grüße!
Gela
Dauergast
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Registriert: Mi 17. Okt 2007, 19:43

Re: stressfaktor hochbegabung - muss unbedingt gefördert werden?!

Beitrag von Gela »

Hallo Susie,

das mit dem angeborenen IQ glaube ich so nicht.
Ich bin mir sicher, das ein gewisses Potential vorhanden ist, was man daraus macht hat aber mit Sicherheit mit den unterschiedlichsten Dingen zu tun, vom Umfeld bis hin zur Ernährung und sonst noch allerlei.
Hast du dich eigentlich mal damit auseinandersgesetzt, wie die in Gene geschriebene Information im Körper wirkt, was sie auslöst und in welcher Form sie sogar beeinflußbar ist (wie die gesamte Forschung in Hinblick auf Medikamente die auf genetsicher Ebene irgendwann wirken sollen, zeigt).
Was auch immer über Neurotransmitter, deren Produktion und Resorption usw. drinsteht, eine IQ-Zahl im eigentlichen Sinn steht sicher nicht drin.

Lg Angi
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