Wieviel Wissen gebt Ihr Euren Kindern?

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Rabaukenmama
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Re: Wieviel Wissen gebt Ihr Euren Kindern?

Beitrag von Rabaukenmama »

Koschka hat geschrieben:Zum Thema Krieg kann ich das Buch "Emma oder die unruhige Zeit" empfehlen:

http://www.amazon.de/Emma-oder-Die-unru ... uhige+zeit

Da sind alle Kriegsthemen drin, aber ohne Grausamkeit.

Zu den Kinderrechen die CD von Kinderuni:

Warum dürfen Erwachsene mehr als KInder.

http://www.amazon.de/Kinder-Uni-d%C3%BC ... als+kinder

Vegetarismus für Kleine:

http://www.amazon.de/Flieg-Ente-flieg-M ... e%2C+Flieg

LG
Koschka
Danke für die Buchtipps. Aber ehrlich: ist das wirklich "sehr viel Material"? Ich kenne auch einige gute Bücher die von Kindern im 2. Weltkrieg handeln (z.B. "Maikaifer flieg" von Christine Nöstlinger oder "Sadako will leben" über den Atombombenabwurf in Hiroshima), aber die sind durchwegs für ältere Kinder (nicht ab 6 sondern eher ab 10) und mMn auch nicht mehr ganz zeitgemäss wenn ich meinem Kind näher bringen will was HEUTE auf der Welt geschieht. Und vom Krieg erzählen ohne Grausamkeit??? Ich kenne das Buch "Emma oder die unruhige Zeit" nicht, aber ich habe mich als Jugendliche und Erwachsene viel mit den Themen Krieg und Gewalt auseinandergesetzt und eine Erzählung vom Krieg OHNE Grausamkeit erscheint mir auf den ersten Blick nicht gerade realistisch.

Das mit der "Grausamkeit" ist für mich auch so eine Art Doppelmoral. Gestern kam mein 3jähriger vom Kindergarten heim und erzählte begeistert dass die Theatergruppe "der Wolf und die 7 Geisslein" übt und dass er den Jäger spielt, der dem bösten Wolf (den der Lino spielt) den Bauch aufschneidet, aber "eh nicht in echt". Wenn wir wo auf Besuch gehen fühlen sich viele GastgeberInnen der älteren Generation bemüssigt, sobald ein Kind dabei ist, sofort irgendeinen Kinderkanal zu suchen wo eine Maus einer Katze mit einem riesigen Hammer auf den Schädel haut dass sie sich faltet wie eine Zieharmonika und im nächsten Moment schüttelt und weiterrennt...

Aber Nachrichtensendungen darf das Kind nicht sehen, die sind ja zu grausam.

Liebe Koschka, das soll jetzt kein Angriff auf Deine Einstellung ein, ich habe den Eindruck dass die Leute hier im Forum ohnehin auch in der Hinsicht mehr mitdenken als der Durchschnitt. Es ist eher eine allgemeine Beobachtung, so wie die, dass das "Material" wo heiklere Themen in Büchern behandelt werden, nicht "sehr viel" ist sondern man als Eltern danach suchen muss wie nach der Stecknadel im Heuhaufen. Ich bin eine die am liebsten direkt in Buchhandlungen oder Büchereien stöbert und da gibt´s erfahrungsgemäss so gut wie nichts zu den angesprochenen Themen.
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Bliss
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Re: Wieviel Wissen gebt Ihr Euren Kindern?

Beitrag von Bliss »

Ich sehe das wie Koschka, was man beim Lesen was nicht versteht oder verarbeiten kann, dann geht man da relativ leicht drüber hinweg. Bilder haben da eine ganz andere Quallität, die wird man so schnell nicht wieder los.
Rabaukenmama
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Re: Wieviel Wissen gebt Ihr Euren Kindern?

Beitrag von Rabaukenmama »

@Koschka: Vermutlich hast Du mich in einigen Punkten missverstanden. In anderen wiederum stimmen wir total überein, z.B. die grundsätzliche Sicht von Kinderbüchern. Gerade WEIL da sehr viel Schrott dabei ist will ich ja lieber in einer Buchhandlung stöbern können als Bücher nur auf gut Glück online zu bestellen.

Und da wir in einer Welt leben, wo zig-Tausende Kinder Krieg hautnah miterleben MÜSSEN, ob sie wollen oder nicht, finde ich auch vertretbar, Kindern, die das Glück haben, in einem friedlichen Land aufwachsen, nahebringen zu können, was Krieg HEUTE ist und dass es eben so was wie Menschenrechte überhaupt GIBT, wenngleich sie von vielen Menschen und Regierungen ignoriert werden. Kinder haben ein ausgeprägtes Bewusstsein von Recht und Unrecht und es DARF auch mal was gelesenes länger beschäftigen und zum nachdenken anregen.

Viele Frauen der älteren Generation (ich meinte nicht unsere Omas, die tun das beide nicht) schalten sehr gerne Kinderkanäle EIN und nicht von den Nachrichten auf Kinderkanäle UM. Und ganz ehrlich: wenn auch Du etliche Kinderbücher als wertlos (in jeder Hinsicht) betrachtest, was ist dann für Dich das, was läuft, wenn Du auf gut Glück IRGENDEINE "Kindersendung" einschaltest? Ganz ehrlich: da wird ganz oft pure, grossteils sinnlose Gewalt gezeigt - und das ohne jeglichen pädagogischen Hintergrund! Aber das sagt keiner was, das ist ja ausdrücklich als Kindersendung deklariert.

Ich hatte bezüglich Traumatisierung ein anderes Erlebnis und zwar durfte ich mit so 8 oder 9 Jahre immer, wenn ich bei meiner Oma übernachtet habe, in ihrem Märchenbuch der Gebrüder Grimm lesen. Da las ich dann unter anderem das Märchen "die beiden Wanderer", wo zwei Handwerksgesellen in eine Stadt wandern und nicht wissen ob der Weg 2 oder 7 Tagesmärsche dauert. Einer nimmt Brot für 2 Tage mit, der andere für 7 Tage. Als der Weg doch 7 Tage dauert ist derjenige, der nur für 2 Tage Brot mithatte, am 5. Tag schon am verhungern und der andere ist nur bereit ihm ein Stück von seinem Brot abzugeben wenn er ihm dafür ein Auge ausstechen darf. So passiert das dann auch und am nächsten Tag sticht er ihm noch das zweite Auge aus für ein weiteres Stück Brot.

Bei diesem Märchen gab es nicht einmal Bilder, nur Text, aber ich habe damals absolut nicht verstanden WARUM ein Mensch von einem anderen so eine "Gegenleistung" verlangen kann. Sadismus und Befriedigung am Leid anderer war mir fremd. Ich hatte geistig ein sehr reales Bild wie ein Mann einem anderen mit einem Messer ein Auge aussticht (obwohl ich so was natürlich noch nie gesehen hatte) und dieses Bild verfolgte mich sehr lange. Mit jemanden Erwachsenen darüber reden habe ich mich nicht getraut weil in befürchtet habe, sonst nicht mehr in dem Märchenbuch lesen zu dürfen.

Umgekehrt haben bei MIR nicht altersgerechte Fernsehsendungen keine bleibenden, traumatisierenden Eindrücke hinterlassen (und da habe ich sicher auch einige gesehen).

Daher ist in meinen Augen relativ was einem Kind jetzt "schadet" und was nicht. Wie gesagt, beim Sohn meines Mannes war es im Alter von 11 oder 12 Jahren ein Bild aus einem Buch mit optischen Phänomenen. Die Ansicht: "Buch gut - Fernsehen schlecht" kann ich daher so nicht teilen.

Generell finde ich wichtig dass man gerade kleinere Kinder (noch vor Schulbeginn) beim fernsehen oder lesen IMMER begleitet, also nicht alleine vor dem TV-Gerät sitzen lässt. Die Bilder von Nachrichtensendungen sind normalerweise so gewählt, dass sie für kleinere Kinder nicht traumatisierend wirken weil die Dramatik, die wir als Erwachsene natürlich erkennen, bewusst weggelassen wird.

Natürlich KANN auch da mal ein Bild hängen bleiben, genauso wie aus einem Buch oder auch "nur" aus einer mündlichen Erzählung. Ich war von der Schilderung einer Abtreibung durch die Schwestern in einer katholischen Klosterschule auch lange Zeit sehr aufgewühlt (bestimmt mehrere Monate) und das war REIN mündlich ohne Bilder und ich war immerhin schon 13 Jahre alt.

Die 12jähige Tochter einer Freundin wollte tagelang nicht in die Schule gehen weil dort eine Lehrerin unterrichtet hat, die ihr angedroht hat, ihr den Kopf abzuschneiden und aufs Nachtkästchen zu stellen weil sie die Rechenschularbeit vergeigt hatte (Anmerkung: ich finde so einer Verhalten einer Pädagogin schlichtweg untragbar. Trotzdem ist es genau so passiert!)

Mein Fazit: ich kann Kindern nicht durch fernhalten von Fernsehnachrichten vor eventueller Traumatisierung schützen. Da müsste ich das Kind unter einen Glassturz stellen und jeglichen Kontakt zu Medien oder Personen, die dem Kind vielleicht war traumatisierendes sagen oder zeigen könnten, komplett unterbinden.

Der Weg, das Kind weitgehend vor Schaden zu schützen, kann nur der sein, dem Kind aufmerksam zuzuhören und auf seine Bedürfnisse (z.B. den Fernseher auszuschalten oder im Buch nicht weiterzulesen) einzugehen. Wenn sich schon etwas im Geist des Kindes festgesetzt hat soll es darüber reden dürfen und ich übe mich dabei in aktivem zuhören um ihm die Möglichkeit zu geben, die Sache selbst in der eigenen Art und Geschwindigkeit zu verarbeiten.
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Re: Wieviel Wissen gebt Ihr Euren Kindern?

Beitrag von Rabaukenmama »

Koschka hat geschrieben:kleine Kinder sind mehr oder weniger egozentrisch. Sie müssen in ihrer Entwicklung erstmal mit sich selber zurecht kommen, bevor sie reflektieren können, was die anderen emfinden. Erste Stufe ist reflektieren zu können, dass es anderen auch weh tut, wenn sie sich verletzen. Zweite Stufe dass der Schmerz der Spielkameraden wichtiger ist, als eigener Wunsch das Spiel fortzusetzen. Dritter - das Schmerz unbekannter Kinder nicht weniger weh tut als des Freundes/Bruders. Nächste Stufe - Schmerz vorstellen zu können, das man selber nicht kennt und dann auch bei unbekannten Personen in unbekannten fernen Ländern - und das ist schon sehr abstrakt. Ich glaube irgendwo gelesen zu haben, dass normal entwickelte Kinder erst mit 6-8 Jahren zum Schluss kommen, dass Tod irreversibel ist. Kinder leben in einer anderen Realität als Erwachsene und ich finde es auch richtig so. Das sind ihre natürliche Schutzmechanismen.
Das habe ich grundsätzlich nie bestritten. Nur hat es mMn nicht direkt etwas damit zu tun, wie viel und in welcher Form ich meinem Kind an "Wissen" mitgebe.

Es ändert auch nichts daran, dass die Ansichten, was Kinder "traumatisiert", sehr unterschiedlich sind und das mMn auch von Kind zu Kind total verschieden ist.

Beispiel: Der 2jährige Sohn einer Freundin wollte 2 Wochen lang nicht mal in die Nähe des Kinderplanschbeckens weil er am ersten Tag dort (in Begleitung von Mama und Papa und mit Schwimmflügeln bei 20cm Wassertiefe) ausgerutscht und kurz mit dem Gesicht ins Wasser getaucht war. Mein 17 Monate alter Sohn ist beim letzten Badbesuch etwa 10x ausgerutscht und mit dem Kopf ins Wasser getaucht, wollte aber trotzdem nicht um die Burg raus.

Genauso ist das mit dem, was Kinder sehen, hören oder sonst wie mitbekommen: das, was ein Kind wochenlang beschäftigt, hinterlässt bei einem anderen, gleichaltrigen Kind, keinerlei bleibenden Eindruck. Únd genauso ist es mMn mit Verständnis, Empathie und verschiedenen anderen Dingen. Da besteht mMn die Gefahr, dass gerade sehr kluge Kinder in emotionaler Hinsicht häufig überschätzt werden. Nur, weil ein 4jähriges Kind das weiss oder kann, was andere erst mit 6 oder 7 Jahren lernen, hat es deshalb oft noch nicht die emotionale Reife dazu. Umgekehrt gibt es mMn durchaus auch jüngere Kinder, die zu erstaunlichem Einfühlungsvmögen und einem tiefen Wissen um die Gefühle anderer fähig sind.

Ich habe auch schon viel darüber gelesen was ein Kind in einem gewissen Alter können/wissen "sollte" und was nicht - nur empfinde ich das nicht als unumstössliche Tatsache sondern schlichtweg als Durchschnittswerte und teilweise auch nur als persönliche Ansicht des Autors/der Autorin. Die Reihenfolge, in der die Entwicklungsschritte passieren, ist zwar immer dieselbe, die dazugehörigen Altersangeben können aber auch gewaltig abweichen.
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Re: Wieviel Wissen gebt Ihr Euren Kindern?

Beitrag von Rabaukenmama »

Koschka hat geschrieben:das breite Angebot an Spielsachen und Kinderbüchern richtet sich an die durschnittliche Entwicklung und durchschnittliche Interessen. Geht man in die Tiefe, ist es genauso schwer ein gutes Buch über Raumschiffe oder Dinos zu finden, wie ein Buch über Umwelt oder Kinderrechte.
Das bezweifle ich, vor allem deshalb weil es zu den Themen, von denen du meinst, es gäbe ohnehin "sehr viel Material ab 6 Jahre" fast nichts gibt. Unter 200 Dino-Büchern werden mehr gute zu finden sein als unter EINEM EINZIGEN Buch über Menschenrechte (selbst falls das wirklich gut sein sollte).

Natürlich sind "Weltraum" oder "Umweltschutz" Überbegriffe und dass alles, was dazu für Kinder geschrieben wurde, lesenswert ist, habe ich nie behauptet.

Ich wollte in meinen Beiträgen einerseits der These, Kinder dürfen generell keine Nachrichtensendungen sehen, weil sie sonst traumatisiert werden könnten, widersprechen und andererseits anregen, zu hinterfragen, WARUM wir als Eltern unseren Kindern manches an Wissen nicht mitgeben oder zumuten wollen.
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Re: Wieviel Wissen gebt Ihr Euren Kindern?

Beitrag von Edainwen »

Rabaukenmama hat geschrieben: Beispiel: Der 2jährige Sohn einer Freundin wollte 2 Wochen lang nicht mal in die Nähe des Kinderplanschbeckens weil er am ersten Tag dort (in Begleitung von Mama und Papa und mit Schwimmflügeln bei 20cm Wassertiefe) ausgerutscht und kurz mit dem Gesicht ins Wasser getaucht war. Mein 17 Monate alter Sohn ist beim letzten Badbesuch etwa 10x ausgerutscht und mit dem Kopf ins Wasser getaucht, wollte aber trotzdem nicht um die Burg raus.

Genauso ist das mit dem, was Kinder sehen, hören oder sonst wie mitbekommen: das, was ein Kind wochenlang beschäftigt, hinterlässt bei einem anderen, gleichaltrigen Kind, keinerlei bleibenden Eindruck. Únd genauso ist es mMn mit Verständnis, Empathie und verschiedenen anderen Dingen. Da besteht mMn die Gefahr, dass gerade sehr kluge Kinder in emotionaler Hinsicht häufig überschätzt werden. Nur, weil ein 4jähriges Kind das weiss oder kann, was andere erst mit 6 oder 7 Jahren lernen, hat es deshalb oft noch nicht die emotionale Reife dazu. Umgekehrt gibt es mMn durchaus auch jüngere Kinder, die zu erstaunlichem Einfühlungsvmögen und einem tiefen Wissen um die Gefühle anderer fähig sind.

Ich habe auch schon viel darüber gelesen was ein Kind in einem gewissen Alter können/wissen "sollte" und was nicht - nur empfinde ich das nicht als unumstössliche Tatsache sondern schlichtweg als Durchschnittswerte und teilweise auch nur als persönliche Ansicht des Autors/der Autorin. Die Reihenfolge, in der die Entwicklungsschritte passieren, ist zwar immer dieselbe, die dazugehörigen Altersangeben können aber auch gewaltig abweichen.
Genau DAS meinte ich mit meinem Beitrag auch! Ich denke, die Eltern alleine - wenn überhaupt - können beurteilen, ob ihr Kind bestimmte Dinge "verträgt" oder nicht. Mein Sohn z.B. hat mit knapp 2 Jahren einmal gehört, wie ein Luftballon geplatzt ist - er hat sich volle 2 Jahre nicht mehr in die Nähe eines Luftballons getraut. Er strecheelt die Katze nicht, weil er weiß, dass sie kratzen könnte (wurde aber noch nie von ihr gekratzt) - meine Tochter dagegen wurde schon mindestens 100x gekratzt und zeigt sich davon Null beeindruckt ...

Insofern ist die Diskussion was und wieviel man einem Kind zumuten kann relativ müßig, da von Kind zu Kind sehr verschieden.

Im übrigen gibt es von der Kindernothilfe relativ viel Material über Kinder in anderen Ländern, wo auch Themen wie Kinderarbeit, Krieg, ... thematisiert werden. Die finde ich sehr gut,d a sich meine Kinder sehr für das Leben anderswo interessieren.
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Re: Wieviel Wissen gebt Ihr Euren Kindern?

Beitrag von Rabaukenmama »

Selbst wenn diese These von Dir (von 200 Dino Büchern sind max. 5% "gut", von 1 Menschenrechte-Buch 100%) sind immer noch 10x so viel gute Dino-Bücher erhältlich als Menschenrechte-Bücher.

Mit Dino-Büchern kann ich nicht sonderlich mitreden. Wir haben nur ein einziges (von den 95% Schrott) und Sohnemann hat nur 1x kurz reingeschaut. So viel zum Thema "Alle kleinen Kinder sind verrückt nach Dinos". Es lag mMn nicht an der mangelnden Tiefe des Buches, wir haben auch zu anderen Themen Bücher zu Hause, die mMn Schrott sind, und die mein Sohn trotzdem teilweise sehr mag (wo sowohl mein Mann als auch ich schon die Augen überdrehen wenn er wieder damit ankommt).

Aber da das jetzt schon ziemlich OT ist eröffne ich einen Beitrag über die Qualität von Kinderbüchern.
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Momo
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Re: Wieviel Wissen gebt Ihr Euren Kindern?

Beitrag von Momo »

Hallo, ich bin neu hier im Forum und zu dieser Frage ist es mir sehr wichtig, direkt etwas zu schreiben. Ich denke, dass Fernsehen in dem Alter von 3 Jahren noch ein viel zu unpersönliches Informationsmittel ist. Nachrichten, die für Erwachsene gedacht sind, gehen ungefiltert hinein in die Kinderköpfe und können in diesem zarten Alter doch noch überhaupt nicht ausreichend reflektiert werden. Es ist doch interessant, dass Kinder teilweise bei Sendungen, die ihrem Erfahrungshorizont entsprechen, mit Furcht reagieren, bei schrecklichen Szenen aber scheinbar nicht. Doch ich glaube stark, dass diese Bilder einfach noch nicht verstanden werden und sich trotzdem irgendwo im Gehirn festsetzen. Es gibt doch auch andere Wege, die Kinder zu informieren. Ok., es ging um gute Bücher, die es für mich verständlicher Weise zu diesen Themen nicht in zahlreicher Auswahl gibt. Doch warum nicht mit eigenen Worten erzählen? Dann kann doch ganz individuell auf die Fragen und den Horizont eingegangen werden und beim Erzählen spürt man genau, wie weit das Kind folgen kann und vor allem will. Ich frage mich, ob ein Thema wie Krieg nicht ein "Erwachsenenproblem" ist und ob wir den Kindern nicht eine Zeit der phantasievollen, märchenhaften Kindheit gönnen sollten, bevor sie später sowieso mit den Problemen konfrontiert werden? Doch dann sind sie seelisch hoffentlich stark genug, diesen Themen zu begegnen. Und stärken können wir sie jetzt!

Momo
"Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht." Mark Aurel (121-180)
Rabaukenmama
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Re: Wieviel Wissen gebt Ihr Euren Kindern?

Beitrag von Rabaukenmama »

Ich verstehe nicht was Du meinst. Wenn - wie Du korrekt beobachtet hast - Kinder bei Sendungen, die ihrem Verhaltenshorizont entsprechen, mit Furcht reagieren, warum sollen dann bei Nachrichten, die sie Deiner Ansicht nach ohnehin nicht verstehen, traumatisierende Bilder hängen bleiben? Warum reagieren Deiner Ansicht nach Kinder bei dem, was FÜR UNS ERWACHSENE schreckliche Szenen sind nur "scheinbar nicht mit Furcht"? Ich bin da jedenfalls der Ansicht dass nur etwas Furcht einflösst was VOM KIND als angsterregend WAHRGENOMMEN wird.

Meine Eltern haben täglich abends Fernsehnachrichten angeschaut und ich (Jg. 1971) war immer dabei. Das erste, woran ich mich bewusst erinnern kann, war die Nachricht vom Tod Elvis Presleys. DAs zweite war die Wahl von Papst Johannes Paul I., sein misteröser Tod nach 33 Tagen und die neuerliche Papstwahl. Ich war froh, meine Eltern über die Dinge, wo ich mich nicht so ausgekannt habe, fragen zu können und habe nach und nach immer mehr von den Nachrichten verstanden. Dadurch wurde ich auch sensibler für die Probleme in der Welt und niemand konnte mir so leicht ein x für ein u vormachen.

Ich sehe bei meinem Sohn (wird in 2 Monaten 4 Jahre alt) wovor er sich fürchtet und wovor nicht und nehme seine Ängste ernst. Wir haben z.B. einen Digitalwecker im Schlafzimmer und da kommt immer wieder dieser "böse Nuller" der meinen Sohn kratzt, beisst, zwickt und haut wenn ich gerade nicht aufpasse. Daher wird jeden Abend dieser Wecker abgedeckt damit der Nuller meinen Sohn in Ruhe lässt. Mein Sohn bittet uns, den Fernseher auszuschalten, wenn etwas läuft, was er nicht sehen will. Das war z.B. einmal der Fall als er mit meinem Mann "Bibi Blocksberg" anschaute und ein Baum umfiel (niemand wurde verletzt) und einmal bei Barbapapa als eine Brücke zusammenbrach und der Zug anrollte. Weil wir sofort ausgeschaltet haben konnte mein Sohn nicht mal mehr sehen wie die Barbapapas den Zug retteten (was sie sicher getan haben).

Ich sehe sehr wenig fern und wenn dann eigentlich nur Nachrichten und hin und wieder mal eine Doku. Wurde sogar schon mal von einer Babysitterin angesprochen dass wir die einzige Familie sind, wo nie der Fernseher läuft. Überall wo sie sonst Baby sittet schauen die Kinder ständig irgendwelche "Kinderkanäle".

Dabei bin ich gar kein Fernsehgegner. Wenn mein Sohn das Bedürfnis nach fernsehen hat darf er das gern. Es gibt ein paar Kindersendungen die er manchmal gerne sieht (Caillou, Bob der Baumeister,...) , aber wir haben keine einzige im fixen Tagesplan drin. Umgekehrt werden auf den Kinderkanälen auch etliche "Kindersendungen" gezeigt die Gewalt verherrlichen und mMn für kleine Kinder absolut ungeeignet sind (z.B. Oggy und die Kakerlaken). Vor kurzem war mein Sohn im Einkaufszentrum für 2 Stunden in der Kinderbetreuung. Da lief nebenbei ständig ein Kinderkanal auf einem grossen Fernseher und der wurde natürlich auch nicht abgedreht als mein Sohn darum bat. Dahein hat er mir noch 3 Tage lang immer wieder erzählt dass er "diese Kakerlaken" nicht sehen mag und dass ihm "Mr. Bean" (Zeichentrick) auch überhaupt nicht gefällt.

Ich versuche die Welt mit den Augen meines Kindes zu sehen - nicht mit denen eines Erwachsenen. Und da ist ein Mann im Anzug der etwas vorliest und dazwischen ein paar Bilder wo Menschen rumlaufen und es dabei raucht, längst nicht so furchterregend als wenn sich irgendwelche hässlichen Zeichentrickfiguren die Schädel einschlagen und das Fell über die Ohren ziehen...

Du findest Krieg sei ein "Erwachsenenproblem". In Syrien gibt es 3 Millionen Kinder die alles zurücklassen mussten und tausende die sterben mussten wegen diese "Erwachsenenproblems"! Warum ist das dort so, bei uns aber nicht? Findest Du nicht, dass unsere Kinder ein Recht haben, das zu erfahren, wenn sie es wissen wollen (nicht aufgedrängt!)?

Natürlich kann man sie lange von allen Informationen, die wirklich wichtig sind, abschirmen. Aber da müssen wir uns die Frage stellen was wir uns später einmal von ihnen erwarten? Interesse an der Welt und den Veränderungen, die notwendig sind, um sie für alle lebenswerter zu machen? Selbstreflektierendes Verhalten, wo ich meinen Teil in dem Getriebe wahrnehme und erkenne, wie meine Entscheidungen (z.B. was und wieviel ich wo kaufe, wie ich mit Randgruppen umgehe,...) den Lauf der Welt im kleinen beeinflussen? Meiner Meinung nach DÜRFEN Kinder auch mal schockiert sein wenn sie draufkommen was da gespielt wird - es wäre jedenfalls traurig wenn sie schon so abgestumpft wären dass sie es nicht sind. Und ich hoffe schon sehr darauf, dass die nächste Generation Veränderungen in Angriff nehmen wird, zu denen wir jetzt noch nicht in der Lage sind.

Bin ich ein Spielverderber weil ich meinem Kind seine "märchenhafte, phantasievolle Kindheit" nicht gönne? Wann darf ich einem Kind die Wahrheit darüber sagen, wie es auf der Welt zugeht? Ein Buchtipp in diese Richtung ist "Ich habe es nicht gewusst" von Andreas Salcher.

Eine weitere Gefahr beim uninformiert-lassen von Kindern ist die, dass jemand anderer daherkommt, der deren Weltbild dann mehr prägt, als uns selbst lieb ist. Viele Jugendliche, die sich radikalen Gruppen anschliessen, sind ein deutliches Beispiel dafür, wie schnell auch "anständige" Eltern jeglichen Einfluss auf die Kinder verlieren können.
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Re: Wieviel Wissen gebt Ihr Euren Kindern?

Beitrag von Momo »

Muss man Bilder verstehen, um von ihnen traumatisiert werden zu können? Oder kann vielleicht gerade
das Nichtverstehen der Zusammenhänge “hinter den Bildern” ein Trauma oder jedenfalls tiefe Ängste
auslösen? Ich kann mir vorstellen, dass junge Kinder diese undefinierbaren Ängste noch nicht oder
schwer benennen können, da die Ursache dieser Ängste eben noch nicht ihrem Erfahrungshorizont
entspricht.

Rabaukenmama, Du schreibst, dass Du in Deiner Kindheit immer dabei warst, als Deine Eltern abends
die Nachrichten gesehen haben.
Doch meinst Du nicht, dass es ein Unterschied ist, ob das Kind während des Spielens nebenbei etwas hört,
oder ob es sich bewusst und konzentriert die Bilder ansieht? Oder hast Du auch mit 3 Jahren gemeinsam mit
Deinen Eltern die Nachrichten bewusst angesehen?

Neben der Frage, ob Kinder überhaupt im Alter von 3 Jahren mit schwierigen politischen Themen konfrontiert
werden sollten, würde ich natürlich auch bei direkter Nachfrage der Kinder auf das jeweilige Thema eingehen.
Natürlich haben sie ein Recht, dies zu erfahren. Doch dann mit meinen eigenen Worten, auf das Alter der Kinder
abgestimmt. Nicht durch das Zeigen von Nachrichten, die für Erwachsene bestimmt sind! Selbst wenn
ich dabei bin, gehen die Bilder ungefiltert in die Köpfe.
Eine Alternative für ältere Kinder wären ansonsten speziell auf Kinder zugeschnittene Nachrichten wie
z.B. “Logo!”, das habe ich als älteres Kind geschaut. Konzipiert ist diese Sendung übrigens für die
8 bis 13 - jährigen.


Ich bezeichnete das Thema Krieg als ein “Erwachsenenproblem”, da die Erwachsenen die alleinigen
Verursacher sind. Natürlich sind von den Auswirkungen furchtbarer Weise auch Kinder betroffen,
doch wir sollten unserer Problem nicht zum Problem für die (sehr jungen) Kinder machen (die nicht davon betroffen sind).
Jetzt können sie noch nichts daran ändern und ich glaube, das ist ein schlimmes, hilfloses Gefühl.
Und gerade intelligente Kinder kann dieser Umstand bestimmt sehr zu schaffen machen.
Doch durch einen achtsamen Umgang mit anderen Menschen, der Umwelt, den Tieren, Lebensmitteln, Dingen
usw. können wir dem Kind in diesem Alter Werte vermitteln, die die Basis für ein
Gerechtigkeitsempfinden im Jugendalter bilden. Ebenso ein positives Lebensgefühl.
Und dann sind die älteren Kinder und Jugendlichen tatsächlich in der Lage, etwas für sich und die
Gesellschaft zu verändern.

Wir haben übrigens überhaupt keinen Fernseher (welch ein Zeitgewinn), doch ein Fernsehgegner bin ich nicht.
Ich schaue mir oft abends mit meiner Tochter auf dem Schoß eine kleine Kindersendung auf dem Computer an,
Caillou ist derzeit angesagt. Doch sogar beim kleinen Maulwurf, in der Folge mit dem Fuchs, der ein kleines
Kaninchen raubt, hatte meine Tochter im letzten Herbst große Angst bekommen.
Das Fazit ist, dass sie immer noch Angst vor Füchsen hat. Sie sagt mir heute allerdings sofort
und sehr deutlich, wenn ihr etwas beim Fernsehen unheimlich ist und dass ich sofort ausschalten soll.
Nachrichten anzuschauen wäre mit ihr im Moment undenkbar.
Übrigens finde ich auch, dass viele Kinderfilme wirklich sehr schlecht gemacht sind, doch das ist
ein anderes Thema.

Um noch mal auf das Ursprungsthema zurückzukommen “Wie viel Wissen gebt Ihr Euren Kindern”
denke ich, dass alle Themen besprochen und erklärt werden können und sollten, wenn die Kinder danach
fragen, doch nur dem aktuellen Entwicklungsstand des Kindes entsprechend. Und Kinder zeigen sehr
deutlich, wenn für sie die Fragen erstmal beantwortet sind. Es ist unsere Verantwortung als Erwachsene,
diese Grenze zu sehen (auch die nonverbalen Signale!) und zu akzeptieren.
"Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht." Mark Aurel (121-180)
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