Das ungute Gefühl der Anderen

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Rabaukenmama
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Re: Das ungute Gefühl der Anderen

Beitrag von Rabaukenmama »

Momo hat geschrieben: Diese Denkweise, jüngere Kinder könnten die eigenen Kinder "runterziehen" und werden deshalb nicht eingeladen, ist doch schon fast krank, oder? Irgendwie erschreckt es mich immer wieder, wie anscheinend viele Erwachsenen denken, welcher Leistungsdruck in Bezug auf unsere Kinder mitschwingt. Es ist das aller natürlichste, dass Kinder in altersgemischten Gruppen spielen, dabei lernen ALLE von einander, warum vergessen das so viele??? Warum mischen sich Erwachsene eigentlich überall ein? Da müssen wir nicht mitmachen.

Momo
Da stimme ich mit Dir überein. Mich wundert ja, dass es solche Denkweisen gibt, bin ihnen aber selbst schon begegnet.

Ein Bub aus dem Kindergarten meines Sohnes wurde aus der Gruppe genommen (wo er super integriert war) weil die Eltern Bedenken wegen seiner geistigen Förderung hatten, weil eben nicht viele ältere Buben dort waren. Denn leider sei (laut dem Vater) mein Sohn der einzige, der seinem Sohn "ebenbürdig" ist. Ich habe das anders gesehen, denn meiner Beobachtung nach war mein Sohn in vielen Bereichen (eigentich alles kognitive) "weiter" als der andere Bub, der ziemlich genau ein Jahr älter war.

Er kam dann in einen Kindergarten mit vielen gleichaltrigen und älteren Buben, damit er sich (so der Vater wörtlich) "mit den anderen messen kann". Vor allem deshalb schade, weil ich den Buben (der sich sehr gut mit meinem Sohn verstanden hat) als sehr friedfertigen, sympathischen Kerl kennengelernt habe mit wenig Interesse daran, sich an anderen zu "messen" :( .
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Bliss
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Re: Das ungute Gefühl der Anderen

Beitrag von Bliss »

elboku hat geschrieben: Wie geht ihr mit den Reaktion der anderen Eltern um?
Bekommt man ein dickes Fell?
Ist es euch total egal, was andere über euch denken?

Danke und LG, Lisa

Egal wäre jetzt vielleicht zu viel gesagt. Ich habe nur gemerkt, dass es sehr darauf ankommt, wie sehr ich hinter der diskutierten Entscheidung stehe. Wenn ich mit einer Sache völlig im Reinen bin, dann habe ich auch kein Problem damit, wenn andere Leute das anders sehen.

Außerdem schadet es nichts, sich mal zu frage, ob man nicht selber in einer Sache einen blinden Fleck hat, und vielleicht Dinge darauf bezieht, die von anderen gar nicht so gemeint sind. Oder allgemeines Interesse gleich als Kritik auffaßt.

Und wenn es denn wirklich so ist, dass jemand ein Kind nicht einlädt, nur weil es früh eingeschult ist, dann ist der Verlust wohl auch nicht allzu groß.
Momo
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Re: Das ungute Gefühl der Anderen

Beitrag von Momo »

Rabaukenmama hat geschrieben:
Er kam dann in einen Kindergarten mit vielen gleichaltrigen und älteren Buben, damit er sich (so der Vater wörtlich) "mit den anderen messen kann". Vor allem deshalb schade, weil ich den Buben (der sich sehr gut mit meinem Sohn verstanden hat) als sehr friedfertigen, sympathischen Kerl kennengelernt habe mit wenig Interesse daran, sich an anderen zu "messen" :( .
Schade für den Jungen! Doch dieses Denken ist leider keine Seltenheit und letztendlich kann man immer nur an sich selbst arbeiten...

Momo
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Maca
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Re: Das ungute Gefühl der Anderen

Beitrag von Maca »

Es gibt halt zwei Arten von Eltern,die einen denken in erster Linie an die Bedürfnisse ihrer Kinder,die anderen an ihre eigenen!
Maca
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Re: Das ungute Gefühl der Anderen

Beitrag von Maca »

Das Bedürfniss sich über seine Kinder zu profilieren
shaja-neu
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Re: Das ungute Gefühl der Anderen

Beitrag von shaja-neu »

Maca hat geschrieben:Das Bedürfniss sich über seine Kinder zu profilieren
Schlimm, diese Aufgabe (die Eltern aufzuwerten )ist für ein Kind enorm belastend..
Es sind dann die Eltern, deren Kinder beste Noten , sportliche Erfolge, soziale Erfolge (die" richtigen "Freunde, Klassensprecher werden etc) bringen müssen -oder wenigstens Teile davon. .

Ich sehe den Kindern dieser Eltern das an, sie vergleichen sich ständig, sind oft mit sich unzufrieden und irgendwie unfrei...

Dann habe ich doch lieber einen 80%igen, meine damit dass mein Sohn schulisch gesehen sehr pragmatisch ist.Wir sprachen kurz über das Zeugnis, er bekommt zum ersten Mal ein benotetes Zeugnis und er sagte, eine Zwei ist doch eine tolle Note, reicht vollkommen. ...obwohl er weiß, dass er zumindest in Mathe wahrscheinlich eine 1 bekommen wird...

Ich finde es toll, dass er so denkt , dass er sich und uns nichts beweisen möchte...
Beim nächsten Mathe -Känguru -Wettbewerb möchte er unbedingt mitmachen, weil die TROSTPREISE so toll sind....ich wünsche sehr, dass er noch lange so entspannt "bei sich bleiben "wird!

LG shaja
shaja-neu
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Re: Das ungute Gefühl der Anderen

Beitrag von shaja-neu »

Ach noch was zum Thema wer lädt mein Kind (nicht ) ein:

Wenn Eltern so denken und außerdem offensichtlich meinen Sohn nicht sympathisch finden, ist es mir viel lieber, er wird dort nicht eingeladen. Denn ich frage mich, welche Erfahrungen er bei einem Besuch dort dann sammeln würde...er würde es spüren und wäre belastet, insofern ziehen wir wenige nette Familien vor,was nicht bedeutet, dass ich wollte, er wäre richtig Außenseiter. ..

Vielleicht hilft diese Einstellung, auch als Eltern gelassener zu sein. .. :?:
Rabaukenmama
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Re: Das ungute Gefühl der Anderen

Beitrag von Rabaukenmama »

Maca hat geschrieben:Das Bedürfniss sich über seine Kinder zu profilieren
Maca hat geschrieben:Es gibt halt zwei Arten von Eltern,die einen denken in erster Linie an die Bedürfnisse ihrer Kinder,die anderen an ihre eigenen!
Hmmm, ich kann nicht sagen was es ist, ich stecke ja nicht in den Mokkasins der Eltern (der Indianervergleich hat mir immer gut gefallen). Die Einstellung "Mama/Papa weiß ganz genau, was für dich gut ist" gibt es ja schon sehr lange.

Teilweise stimmt sie ja sogar, denn auch wenn ich generell sehr frei mit allen möglichen Dingen umgehe (Medienkonsum, Süssigkeiten, Freizeitgestaltung) und meine Kinder viel Mitbestimmungsrecht haben, setze ich manchmal Grenzen oder verbiete auch mal etwas. Und das nicht immer aus pädagogigisch wohlüberlegten Gründen sondern durchaus auch mal weil mir was nicht in den Kram passt (ich z.B. zu müde bin).

Zwischen "Ich weiß was für mein Kind gut ist und bestimme, was es zu tun hat" und "Ich richte mich immer und überall nach den Wünschen und Bedürfnissen meines Kindes" gibt es eine sehr große Bandbreite an Verhaltensweisen. So habe ich z.B. bei meinem Sohn beobachtet, dass nicht immer jede seiner Aussagen wörtlich zu nehmen ist.

Einmal berichtet er todtraurig dass er "gar keine Freunde" im Kindergarten hat, am nächsten Tag will er nicht nach Hause gehen weil ja noch "seine Freunde" im Kindergarten sind und er mit ihnen spielen will. Einmal "verlangt" er statt des Abendessens "nur Schokolade" weil er das Essen ja sowieso nicht mag, einige Minuten später isst er mit Appetit seinen Teller leer und die Schokolade ist für den Rest des Abends völlig vergessen (ich hätte ihm schon welche gegeben, aber nicht STATT des Abendessens).

Ich denke es ist für Eltern oft schwer, herauszufinden, ob das Kind einfach momentan "unrund" ist und einfach eine schlechte Phase hat (die ja jeder mal hat) oder ob es sich bei dem, was es berichtet um echte Bedürfnisse bzw. schwerwiegende Probleme handelt.

Dazu kommt, dass ich die Erfahrung gemacht habe, dass die meisten Kinder das "wollen" was ihnen die Eltern einreden, dass gut für sie ist. Das sehe ich nicht grundsätzlich schlecht, auch wenn es natürlich fast immer manipulativ ist. Wenn ich meinem Kind z.B erkläre, dass ein Stück Melone ein gesünderer Snack für zwischendurch ist als z.B. Gummibärchen bin ich ja auch schon manipulativ. Klar gibt´s auch Kinder, die dann genau das Gegenteil wollen oder machen, aber der Großteil möchte den Eltern gefallen und "übernimmt" zumindest teilweise deren Ansichten und Lebensweisen.

Und wenn ein Kind von sehr leistungsorientierten Eltern immer wieder hört, wie wichtig es ist, sich mit anderen zu messen, dann wird auch diese Aussage irgendwie ins eigene Weltbild übernommen. So gesehen war in meinen Augen der Vater des Buben (dem das "aneinander messen" so wichtig ist, dass dafür ein Kindergartenwechsel notwendig war) vor etlichen Jahren auch einmal ein Kind, welches dieses Wertebild von jemanden übernommen hat, der es nur gut mit ihm gemeint hat...
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Momo
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Re: Das ungute Gefühl der Anderen

Beitrag von Momo »

Rabaukenmama hat geschrieben:
Und wenn ein Kind von sehr leistungsorientierten Eltern immer wieder hört, wie wichtig es ist, sich mit anderen zu messen, dann wird auch diese Aussage irgendwie ins eigene Weltbild übernommen. So gesehen war in meinen Augen der Vater des Buben (dem das "aneinander messen" so wichtig ist, dass dafür ein Kindergartenwechsel notwendig war) vor etlichen Jahren auch einmal ein Kind, welches dieses Wertebild von jemanden übernommen hat, der es nur gut mit ihm gemeint hat...
Das ist wahrscheinlich so, doch wir Erwachsenen haben die Möglichkeit und sollten diese nutzen (!), Dinge zu hinterfragen und weiterzudenken, uns weiterzuentwickeln. Ich bin immer wieder fassungslos, wenn ich Eltern beobachte, die nach bestem Gewissen in längt "überholten" Verhaltensmustern agieren (z.B. Schlaftraining, Schreien lassen, Bestrafung der Kinder, Drill, Leistungsdruck etc.). Wenn sich die Erwachsenen ein wenig mit der Psyche und dem Wesen eines Kindes beschäftigen würden, kämen sie dahinter, wie fragwürdig ihr eigenes Verhalten ist. Auch Erwachsene sind lernfähig, sie ruhen sich jedoch oft auf alten Verhaltensmustern aus und wundern sich dann, warum sie ihre Beziehung zu den Kindern verlieren. Oder warum ihre Kinder problematische Verhaltensweisen entwickeln.

Momo
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Maca
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Re: Das ungute Gefühl der Anderen

Beitrag von Maca »

Mir geht es eher um eine grundlegende Tendenz. Für Eltern ihre ursprüngliche Motivationen zu ergründen ist glaube ich kaum möglich.
Grob betrachtet ( die vielfältigen Nuancen lasse ich jetzt mal beiseite) unterscheide ich Eltern in diejenigen,die schon eine recht konkrete Vorstellung von ihrem Kind vorab entwickelt haben und diese unbedingt realisieren möchten, und diejenigen,die erstmal abwarten,was die 'Natur' ihnen da beschert hat und sich mit ihrem Kind gemeinsam auf die Reise begeben ,(das kann bisweilen auch sehr chaotisch,planlos ablaufen).
Wir erleben hier gerade den Fall einer Bekannten;einer sehr liebenden,sehr starken,sehr zielgerichteten Mutter.
Ihre ungeheure Präsenz und ihre unterschwelligen Erwartungen,haben ihre sehr sensible,sehr introvertierte Tochter jahrelang massiv überfordert,so extrem,dass dieses Kind nun ,mit 14,in die geschlossene Jugendpsychiatrie muss (und will).
Ich selber zähle mich auch eher zu der ersten Kategorie .
In meinem Kopf steckt die fixe Idee,zwei total sozial kompetente,empathische,gesellschaftspolitisch interessierte und engagierte Freigeister zu erziehen,am besten noch schrifstellerisch aktiv und später Philosophie studierend ;)
Meine Tochter entspricht meinem persönlichen Ideal!mein Sohn so GAR NICHT!
So musste ich denn lernen ,mich mit seiner sehr rationalen,pragmatischen,manchmal schroffen Art zu arrangieren und lerne noch ! Ich kann ihm nur helfen so klarzukommen wie er ist,ihn unterstützen und stärken und manchmal in die Schranken weisen,aber dem Bild in meinem Kopf wird er trotzdem nie entsprechen (und das finde ich erst seit kurzer Zeit überhaupt nicht mehr schlimm)!!!!!
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