Das Gutachen der Ergotherapeutin - es ist so frustrierend!!

mein "kluges Kind" macht mich fertig: negative Erfahrungen und Erlebnisse
keshali
Dauergast
Beiträge: 417
Registriert: Do 12. Apr 2007, 21:41

Re: Das Gutachen der Ergotherapeutin - es ist so frustrierend!!

Beitrag von keshali »

hehe,...nein Heiner es wäre nicht ich (ich), wenn mir nicht bewußt aufgefallen wäre, wie die Reihenfolge gelistet ist.

Und ich verschwendete glatt einen Gedanken ob ich der "herrschenden psychologischen" Meinung nicht den Gefallen tun sollte, und die scheinbaren Prioritäten ändern sollte.

Für solche Spielchen bin ich aber schon zu alt, darum mußte ich schmunzeln, als wie erwartet der pure Egozentrismus "diagnostiziert" wird.

Dabei kann die Reihenfolge der Auflistung auch durchaus als der Wunsch interpretiert werden, nicht immer für Kind, Katze, Kegel, Haus und den Papa, sich verantwortlich zu fühlen, sondern die Möglichkeit zu haben auf sich als Menschen zu schauen.

Und? It's wayne würde die heutige Jugend sagen...;)

Oder: "...Hinterfragen ist gut und schön, aber eben nicht gleich die Diagnose stellen, dass ist es eigentlich was ich dir so vermitteln möchte."


; Keshali
alibaba

Re: Das Gutachen der Ergotherapeutin - es ist so frustrierend!!

Beitrag von alibaba »

urmelis hat geschrieben: Tja, dass sie mir damit einen kleinen "Tic" verpasst hat, war ihr nicht klar.
Weißt du Urmelis, ich bin mir sicher, das das kein "Tic" ist. Weißt du, was meine Mutter getan hat, bevor es bei usn aus dem Haus ging - alle Mann auf Toilette rief sie immer. Ich habs gehasst. Weißt Du, was ich heute bei meinen Kinder mache: alle Mann auf Toilette. :lol: Warum? Weil mich die Erfahrung leerte, das meine Kinder immer dann auf Toilette müssen, wenn wir uns 2 Meter mit dem Auto vom Haus weg bewegt haben. Weißt Du, wieviele Eltern schon vor mir diese Erfahrung sammeln durften? Letztens beim Bäcker lächelten mir alle Mamas und Omas im Laden zu und meinten, das kennen sie auch.

Es ist wunderbar Heiner, wenn du mal alleine einkaufen gehst, am besten mit mindestens 2 Kindern, mitten im Supermarkt stehst und dein Kind Pippi muss. Und dann keine 5 Minuten später, das zweite muss, obwohl Du es beim Toigang von Kind 1 gefragt hast doch auch auf Toi zu gehen. Wenn du mal in diese Situation kommst, schreib doch noch mal, in wie weit Du hier deine Theorie anwenden konntest. Es ist aus meiner Sicht ein Unterschied, ob ich etwas zitiere und noch nie selber erfahren durfte oder ob ich bereits selber mal diese wunderbare Theorie praxisnah umsetzen musste.

Ein älterer Bekannter von mir der sagte mal zu mir: Mach Du es erst mal besser. In 10 Jahren reden wir nochmal drüber. ;)

VLG
Mimmi
Dauergast
Beiträge: 75
Registriert: Di 31. Aug 2010, 20:17

Re: Das Gutachen der Ergotherapeutin - es ist so frustrierend!!

Beitrag von Mimmi »

alibaba hat geschrieben: Es ist aus meiner Sicht ein Unterschied, ob ich etwas zitiere und noch nie selber erfahren durfte oder ob ich bereits selber mal diese wunderbare Theorie praxisnah umsetzen musste.
VLG
Haha, dazu will ich dann auch mal was sagen, obwohl die ganze Diskussion schon sehr ermüdet. Aaaaaber...

Damals, ich war noch keine Mutter, lief ich durch die Fußgängerzone und sah ein Kind, was mit einem Tobsuchtsanfall mitten auf der Straße lag, geschrien wie am Spieß und schön und mit den Fäusten auf den Boden getrommelt. Die Mutter stand daneben und hat abgewartet. Meine Gedanken in dem Moment: Kann die Mutter bitte mal ihr Kind erziehen? Das würds bei mir nicht geben!"

Ein paar Jahre später steh ich genau in der gleichen Fußgängerzone mit einem kreischenden Kind am Boden und da fielen mir diese Gedanken wieder ein. :)
heinerprahm
Dauergast
Beiträge: 536
Registriert: Di 17. Mär 2009, 23:19

Re: Das Gutachen der Ergotherapeutin - es ist so frustrierend!!

Beitrag von heinerprahm »

@ all

Also ich merke, dass ich mich nicht wirklich verständlich machen kann, es geht nicht darum seinen Kindern jeden Wunsch zu erfüllen, es geht nicht um die Bronzefiguren hinter dem Supermarkt, kurz es geht nicht um den Moment, sondern um das Kontinuum, also vereinfacht, verhalte ich mich immer so und bin ich dort (auf allen Ebenen) 100% verlässlich, oder gilt es für mich als Kind „die Wahrheit“ (die letztlich alle mit dem Löffel fressen) selbst herauszufinden. Alle die hier schreiben machen aus meiner Sicht (vielleicht leicht modifiziert und nach dem persönlichen Geschmack) einfach so weiter wie die eigenen Eltern, was nicht schlecht sein muss, aber ich lese hier eher das Gegenteil. Ich möchte meine Position auch nicht überhöhen, es gibt Gründe warum ich so denke und das muss auch nicht immer (oder gar nicht) positiv sein, aber ich finde ein kleines Bisschen Überdenken der eigenen Haltung könnte eventuell für die eigenen Kinder hilfreich sein. … und das „Du hast ja nur ein Kind und das ist noch jung und warte erstmal bis…“-Gerede ist einfach nerv tötend, ich habe in den letzten 20 Jahren meine Haltung, auch nicht z.B. im Angesichts des frühen, schmerzlichen und tragischen Todes meines Vater geändert, warum sollte ich das jetzt machen?

Grüße Heiner
heinerprahm
Dauergast
Beiträge: 536
Registriert: Di 17. Mär 2009, 23:19

Re: Das Gutachen der Ergotherapeutin - es ist so frustrierend!!

Beitrag von heinerprahm »

urmelis hat geschrieben: vielleicht fühlst du dich unverstanden, weil du nicht verstehst - keiner hat hier explizit geschrieben, er erzieht seine Kinder so, wie er selbst erzogen wurde. Jeder, der hier ist, ist unter anderem deswegen hier, WEIL er sich Gedanken über Erziehung macht. Und etliche hier können auf einen Erfahrungsschatz von mehreren Kindern/Jahren zurückgreifen. Und wissen noch genau, wie sie damals beim ersten Kind gedacht und gehandelt haben. Du bemängelst das Festhalten an Beispielen und leitest selbst aus Beispielen ganze Diagnosen ab.
(die sich jetzt eigentlich auch ausklinken will, weil das wirklich langsam ermüdend ist - aber manche Dinge kann ich nicht stehen lassen ... )
Hallo Uremlis,

… ausklinken mache ich jetzt auch (also nicht böse sein, wenn ich nicht mehr antworte) und ich hoffe Winnie konnte etwas mitnehmen, denn letztlich "Weil sie sich Gedanken machen" ist genau das "Problem", denn Du kannst Dir immer nur Gedanken im Rahmen Deiner eigenen Vorstellungswelt machen, es sei denn Du bist in vielen Welten "zu Hause".

Liebe Grüße
Heiner
keshali
Dauergast
Beiträge: 417
Registriert: Do 12. Apr 2007, 21:41

Re: Das Gutachen der Ergotherapeutin - es ist so frustrierend!!

Beitrag von keshali »

Heiner, Heiner...

weiß was für mich so durchkommt,...dass du ein ziemliches Unvermögen besitzt zu erkennen dass alle Menschen ebenso klug sind wie du.
Das nennt man Demut...und während ich das schreibe, weiß ich, dass es mir oft so ergeht wie dir..."Warum versteht mich keiner"...und ich fast an dem (scheinbaren) Unvermögen meiner Mitmenschen verzweifle.
Aber, es liegt oftmals an mir, wenn ich mich Unverstanden fühle.

Weißt, die Liedloff habe ich gelesen als ich 14 war, verschlungen habe ich sie..., Alice Miller mit "Das Drama des begabten Kindes", "Schau in den Spiegel und du siehst deine Mutter"...usw.

Kannst du verstehen, wenn ich deine Worte lese, dann sind das für mich alte Kamellen, in gewisser Hinsicht...ich weiß worum es dir geht, aber all diese Weiheiten sind für mich auch nur eine Weltanschauung, von vielen zahlreichen Möglichkeiten.

Und streckenweise empfinde ich dich wie ein kleines Kind, dass gerade eine neue Erkenntniss gewonnen hat, und dann alle Welt auf die Dringlichkeit dessen aufmerksam machen möchte. (Ich interpretiere, und ich erlaube mir dies, weil ich weiß eine Interpretation ist nur solange gültig, bis sie vom Angesprochenen bestätig wurde, oder dementiert wurde.)

Und wie bei allen dringlichen Sachen,...die einem mit brennenden Eifer erfüllen und der Mission, dass doch alle Welt das verstehen muß, übersiehst du...dass es viele Menschen gibt, die mit dem Thema einfach ihren Frieden gefunden haben.

Ich weiß, dass ich viele Sachen meiner Mutter/meines Vater involviert habe, und ich könnte Stunden darüber grübeln was ich den noch alles unbewußt weitergeben könnte an mein Kind.
Frieden mit mir, habe ich geschlossen, als ich anfing das alles nicht ganz so tierisch ernst zu nehmen.
Für mich gehört es zu Vielfalt einfach dazu.
Frieden konnte ich mit mir schliessen als ich einmal zu meiner Tochter sagte: "Willst du Krieg mit mir?"...und dann fürchterlich lachen mußte, weil das der Satz meiner Mutter war, den ich gehasst hatte...wo ich mir geschworen hatte dies nie und niemals zu sagen.

Und ich bin froh, dass ich nicht voll entsetzen vor mir geflohen bin, sondern über diesen Fauxpas lachen konnte.

Und von allen Mitleserinnen hier, kann ich mir vorstellen, dass ganz viele auf ihre Art ihren Frieden mit sich darüber geschlossen haben.

Das heisst nicht, dass ich nicht einiges bewußt anders mache als meine Mutter...aber ich bin mir dabei bewußt, dass alles was ich tue eine Fehlentscheidung (= gegen das Wohl des Kindes) sein könnte (völlig schnurz ob es eine bewußte und unbewußte Weiterreichung gewohnter, angelernter, angelesener Muster oder selbstdefinierte Wertvorstellungen sind).
Weil es für fast alles auf der Welt legitime Pro und Contra gibt.

Insofern, eine gewisse "Take it easy"-Haltung von mir einerseits, aber durchaus auch eine Kontrolle meiner "Erziehungsziele"...letztens meinte ich zu meiner Tochter: "Du weißt eh schon, dass man alles machen muß, was die Mama einen sagt"

Ihre prompte Antwort: "Quatsch, wenn du sagst ich soll vom Kopf der Giraffe runterspringen, tue ich das nicht"

Ich mußte sie dann einfach fragen wie sie um Himmelswillen auf den Kopf einer Giraffe kommt...."Na, mit der Leiter". ;)

Und, Heiner das ist auch nur ein Beisspiel...es soll einfach verdeutlichen das es mir als Erziehende (auch wenn der Ausdruck schon verpönnt ist), wichtig ist dass sie "hinterfragt", und mir ist bewußt das sie damit einer Konditionierung ausgesetzt ist, und das ich die Methode meiner eher laxen, paradoxen Intervention nutze, und dies somit auch über sie stülpe. Aber das sie diese Werte auch in ihrer eigenen Art verarbeitet und integriert.
Aber das ist halt das Packerl das ich mit ihr/für sie schnürre...und kann nur hoffen das sie damit gut gerüstet durchs Leben kommt...ob sie es annimmt oder irgendwann am Wegesrand stehen lässt, dass ist schlussendlich ihre Entscheidung.

So

aber...weißt warum ich eigentlich so auf deine Postings eingehe, weil es mir nicht in den Kopf geht, warum du auf die Aussage von Alibaba, wo diese als Beispiel von Grenzen setzen einfach anführt, dass ihr Sohn eine Auszeit im Auto bekommt...erst du und im Anhang auch Neckri...ihr von der dramatischen Folgen einer angsterfüllten Erziehung redet.

Schau mal, bei meiner Tochter dürfte ich das niemals machen, sie würde Angst bekommen, wenn ich sie alleine ins Auto verbanne. Das ist aber für mich kein Grund anzunehmen, dass Alibabas Sohn Angst im Auto hätte.
Ich traue ihr einfach zu, dass sie ihr Kind gut genug kennt und sie weiß was die angemessene (Grenze, Sanktion, Konsequenz, Strafe, Besinnungszeit) für ihr Kind ist, wenn dieses auf seine kindliche Art die Grenzen einfach testet.

Und anhand ihres Beispiels wurde ihre Intervention nicht mehr beachtet, sondern das Thema nur mehr auf die Folgen von Angst gelenkt...kein Mensch fragte sie ob ihr Kind wirklich Angst hat im Auto.

Und jetzt fühlst du dich unverstanden?

Aufgegangen ist mir dieser Knoten gestern, da war ich mit meinen (vernünftigen, kompromisbereiten) Kind und einem Nachbarsjungen einkaufen...und mein Mädchen enwickelte sich zum Berserker.
Kinder schaukeln sich halt gegenseitig auf,...und es gefällt mir auch wenn mein sonst eher nachdenkliches Kind so richtig aus sich rausgehen kann, es wäre sogar ganz wichtig für sie,...und trotzdem habe ich den Einkauf abgebrochen und mit mit den beiden schnurrstracks heimgefahren.
Könnte mein Kind angstfrei im Auto vor sich hinschmollen, hätte ich sie da sitzen lassen...die abrupte (abrupt, weil sie keinen Argumenten mehr zugänglich war) Heimfahrt war aber schon Schmollgrund genug für sie.
Konsequenz für mich,...die Konstellation mit den beiden kommt nur mehr auf den Spielplatz, nicht in den Supermarkt.
Zumindest solange bis sie 30 ist. ;)
Und darüber konnte ich mit ihr wunderbar reden, dann zuhause, da war aber auch kein kichernder Knabe daneben, wo es zu verlockend ist, lieber weiter abfangen zu spielen.

Aber da ist mir das mit der Angst so aufgefallen, als ich mir dachte...nur weil ich weiß das mein Kind Angst hätte alleine im Auto, kann ich doch nicht den Rückschluss ziehen, dass alle Kinder Angst haben wenn sie alleine im Auto sitzen müssen, um mal ein wenig vom Gas runterzukommen.

So,...nun ist es aber genug. ;)
Winnie
Dauergast
Beiträge: 337
Registriert: So 10. Jan 2010, 03:31

Re: Das Gutachen der Ergotherapeutin - es ist so frustrierend!!

Beitrag von Winnie »

alibaba hat geschrieben:
keshali hat geschrieben:........ein ruhiger besonnener Papa, kann vielleicht wirklich immer (!) vernunftsbegabt handeln.
Stimmt. Mein Mann sagt auch immer mit einem Augenzwinkern, wenn er am Abend seine Kinder das erste Mal am "Tag" eine Stunde lang sieht, wo denn mein Problem sei. :lol:

Er muss sich nämlich nicht darum kümmern, wenn Kinder zum Zahnarzt müssen, wenn sie sich umziehen sollen, wenn sie schon genügend Süßes haben, wenn sie was Gesundes essen sollen, wenn sie Augentropfen bekommen müssen...mein Mann pickt sich die Rosinen raus und geht immer nur und grundsätzlich am Wochenende mit EINEM Kind zu seinen Aktivitäten....aber wenigstens, weiß er, was er an mir hat. Wisst ihr Mädels, das schönste Kompliment kommt fast immer am Abend von meinem Sohn: "Mama, du bist die beste Mama auf der Welt." Funktioniert auch, wenn er vorher ein zweites Mal seine Zähen putzen musste. ;)

Auf zum Antiperfektionismus. :fahne: VLG
Ich danke dir von Herzen! Weil das ist es nämlich, was ich die ganze Zeit gedacht habe: Ein berufstätiger und beruflich selbstständiger Papa weiß nicht, was es bedeutet, 24 Stunden am Tag für die Kinder da zu sein. Das sind Welten, die man sich nicht anlesen kann. Das muss man erlebt haben. Und die Trotzphase kann man auch nicht beschreiben. Ich würde mal behaupten, dass sich niemand vorher vorstellen konnte, wie sehr ein kleines Kind einen erwachsenen Menschen in die Defensive treiben kann. Welches Ausmaß an Aggressionen man gegen sein eigenes Kind entwickeln kann, obwohl man es doch liebt. Da kannst du noch so schlau, intelligent, vernünftig und besonnen sein - ein Kind im Trotzalter wirft dich bisweilen zurück auf die Ebene der animalischen Instinkte. Je verkopfter du bist, desto schwerer ist es auszuhalten.

Es liegt nur in der Natur der Sache, dass alle jungen Eltern sich erstmal vornehmen, es alles besser zu machen. Auch unsere Eltern haben das getan und trotzdem haben sie uns in ihrer Verzweiflung aus dem Auto rausgesetzt. Sie haben das irgendwo aufgeschnappt und irgendwann kommt der Punkt, da bist du so am Ende, da machst du einfach Sachen, von denen du genau weißt, dass sie falsch sind. Jeder macht das irgendwann. Natürlich weiß ich heute, dass ich das mit dem Auto meinen Kindern nie antun würde. Aber dafür mache ich andere Fehler, die mir meine Kinder 100%ig später vorwerfen werden.
Heiner, du hast ja mal geschrieben, dass deine Tochter noch so wenig spricht. :P Du kannst dir gar nicht vorstellen, was man bereit ist, alles zu tun, damit die Kinder wenigstens mal kurz zwischendurch die Klappe halten. Was man sich alles für einen Blödsinn einfallen lässt, wenn die Kinder erstmal ins Fragealter kommen, nur damit die aufhören zu fragen...

Und denjenigen möchte ich erleben, der sich über sich selbst ärgert, weil er so tief gesunken ist, dass er noch die Größe hat, sich bei den Kindern dafür zu entschuldigen. Nein, manchmal ist es wie ein Befreiungsschlag und man fühlt sich gut danach und denkt sich nur:"Ich habe es so satt, imme nur als Einzige vernünftig zu sein, wenn ich den ganzen Tag nur von Chaoten umgeben bin." Meinen Mann schließe ich da mal ein, denn der denkt sich:"Ach, ich muss schon auf der Arbeit den ganzen Tag mit Anzug und Krawatte rumlaufen und immer höflich und freundlich sein - da kann ich mich zuhause ja mal gehen lassen."

An machen Tagen denke ich:"Hey, ich bin jetzt schon seit fast 5 Jahren Mutter und habe meine Kinder noch nie geschlagen." Das hört sich so selbstverständlich an, aber das erfordert eine unglaubliche Disziplin. Man muss ja irgendwo hin mit diesen destruktiven Energien.

Eigentlich kann man das nur aushalten, wenn man sich selbst und den Kindern gegenüber eine gewissen Großzügigkeit (oder Take-it-easy-Haltung) an den Tag legt und sich ein Stück weit von seinen Idealen verabschiedet. Wenn als Mutter den Tag über 20 Fehler gemacht hast, hast du immer noch ziemlich viel richtig gemacht. Und ich denke, das kommt bei den Kindern an.
"Entschuldigung, ich habe nur kurz fantasiert." meine große Tochter, 4 Jahre alt (inzwischen 9 geworden)
Frank

Re: Das Gutachen der Ergotherapeutin - es ist so frustrierend!!

Beitrag von Frank »

Hallo Winnie!

Ich würde mir um die Diagnose von Fachleuten keine Gedanken mehr machen. Auf Hilfe von außen brauchst Du nicht zu hoffen, wir sind eine Pflegefamilie und haben das schon mit unserem Autisten durch. Unser jüngster Sohn ist jetzt 3 1/2 und hat uns schon einiges geboten, was möglicher Weise für 2 oder drei Kinder reicht. Alle Symptome, die man so zu fassen bekommt, deuten auf Hochbegabung hin. Es gab eine Zeit, da hat er uns mit seinen Mätzchen fast in den Wahnsinn getrieben, uns mit seiner Wissbegier und alles selbermachen wie ein paar Schafe vor sich her getrieben. Beim letzten Arztbesuch hat er die ersten ca. 20 Minuten zwischen den Garderobenständern verbracht... Die Kindergartentanten waren die ersten Tage puterrot und bedient, wenn sie uns schon sahen... So ekelige Sprüche wie er hat sonst kein dreijähriger drauf, meinten sie.
Ein "kleiner" Strategiewechsel brachte bereits beachtliche Erfolge: Herausfinden, wo die Wünsche des kleinen Bengelchens liegen und ihn beschäftigen bis jegliche Freizeit um ist. Sein Kinderzimmer ist heute eine Mischung aus Spielecke, Bastelwerkstatt, Bibliothek und vielen Wünschen nach harmonischer Ordnung. Wir haben uns von unseren Träumereien über eine Bilderbuchkindheit und den Defiziten unserer eigenen Kindheit verabschiedet. Statt dessen wird das gemacht, was geht. Wenn er in die Nähe von langer Weile kommt, fängt er an unter Spannung zu geraten und es ist, als ob alles, was irgendwie wie ein Selbstregularium bei ihm fünktionieren könnte, außer Betrieb gesetzt wird. Dann ist nichts mehr verhandelbar, dann hilft kein noch so spießiger Pädagogenklugschiß wie Grenzen setzen, klare Strukturen, Rituale usw. Meine Frau sagte manchmal: "Ich kann diesen Scheiß nicht mehr hören." Er bekommt soviel Zuwendung, daß es eigentlich für zwei oder drei Kinder reichen müßte. Im KIndergarten ist inzwischen auch Ruhe eingekehrt. Anfangs haben wir ziemlich geächzt unter den Veränderungen, manchmal dachte ich, ich schaffs nicht mehr. Aber, der Mensch ist ein Gewohnheitstier...
Wie es in Deinem konkreten Fall ist, kann kein außenstehender sagen. Was Du brauchst, ist grenzenlose Geduld, mega viel Zeit, den Willen, Dein Leben für längere Zeit auf eine Parallelwelt auszurichten und die Kraft, jede noch so kühne Blamage zu ertragen. Ach ja, und pass auf, daß Du nicht zu viel Geld für Fördermätzchen ausgibst. Bei uns hat die Kücheneinrichtung schon für jede Menge Abwechslung gesorgt. Fragen nach sexuellem Mißbrauch kannst Du da absolut nicht gebrauchen. Und anderen Käse aus der tollen Fachwelt auch nicht. Es gibt schon einige Fachleute, die genau wissen, was fakt ist. Aber vergiss es, an die kommst Du nicht ran.
Wenn ich sonntags am Abend platt bin und Holz, Papier, Kleber, Farbe, Knete und vieles mehr erfolgreich gequält, gefaltet, verbastelt und weggeschmissen habe, weiß ich, daß der Montag und die weiteren Tage in der Kita unauffällig verlaufen und keine böse Überraschung beim Abholen auf mich wartet. Denn dort hat er inzwischen eine Freundin und konzentriert sich auf sein soziales Netzwerk, von dem er nicht selten schwärmt.
Wenn Du mich fragst, welche Strategie für andere Kinder taugen könnte - keine Ahnung...
Koschka

Re: Das Gutachen der Ergotherapeutin - es ist so frustrierend!!

Beitrag von Koschka »

Hallo Winnie,

ich habe nur deinen ersten Beitrag gelesen, nicht die ganze diskussion. Hat man einen Verdacht auf eine Entwicklungsverzögerung, müssen Spezialisten dran. Keine niedergelassene Kinderärzte, und gar keine Therapeuten oder Erzieher. In Deutschland sind das SPZs in allen mehr oder weniger großen Städten, in denen Teams von Spezialisten dynamische Entwicklung von auffälligen Kindern beurteilen. Sollte eine kompetente Meinung den Verdacht auf die Verzögerung bestätigen, würde ich eine Möglichkeit suchen einen integrativen Kindergartenplatz, einen privaten Kindergartenplatz mit besonderer Betreuung oder einen Platz im Heilpädagogischehen Kindergarten zu bekommen. In diesen Einrichtungen werden Kinder intensiv und individuell gefördert. "Normale" Kindergärten sind viel weniger geeignet, sie haben keine Erfahrung, kein Personal und kein Geld dafür. und da sie sich nicht wirklich auskennen, gehen sie noch zusäzlich auf die Nerven mit ihren Prognosen.

LG,
Koschka
Antworten