sinus hat geschrieben:
...Und ich sei offensichtlich so eine überehrgeizige Mutter, die gern ein Wunderkind hätte. So ging das immer weiter, greifen, sitzen, krabbeln, laufen, sprechen - immer hatte ich das Gefühl, ich sollte davon lieber gar nichts erst was berichten.
Als ich irgendwann mal ein Video hochlud, mit ein paar Spielszenen bei Tisch, wo sie zählte, malte und Bilder im Bildwörterbuch benannte, meinte jemand, das arme Kind müsse sich offensichtlich schon in so jungem Alter beschulen lassen... bemitleidenswert sei das Kind mit so einer Mutter....]
Ja, schade. Stolz sein dürfen nur die mit "normalen" kindern

. Ich hatte zum Glück nie das Bedürfnis Videos von meinen Kindern irgendwo hochzuladen. Mir haben die Diskussionen auf dem Spielplatz schon gereicht...Da hab ich sehr schnell gemerkt, dass ich mich im Stillen freuen muss, wenn mein Kind was neues kann. Und DAS ist ja ein ganz natürliches Gefühl einer Mutter, unabhängig davon, ob das Kind nun schneller oder "normal" entwickelt ist.
Dabei war ich damals meistens einfach nur total fasziniert von der Entwicklung des Kindes, ganz unabhängig davon, ob es nun ungewöhnlich schnell war.
Es war hat mein erstes Kind und ich dachte, ich dürfte mich ungeniert über alle ihre "Leistungen" beim Großwerden freuen!
Dumm halt nur, dass sie quasi bei allem die Nase vorn hatte... und es darum wohl oft argwöhnisch betrachtet und als Angeben verstanden wurde.
Das "Problem" beim ersten Kind ist ja auch, dass man noch garnicht unbedingt weiß, dass das Kind so viel schneller ist. Es fängt an zu stehen und an Gegenständen zu laufen und man freut sich einfach mit dem Kind! Dass das mit 6 Monaten "nicht normal" ist, das weiß man nur, wenn man irgendwelche Bücher wälzt oder eben ständig vergleicht, was ich persönlich nicht gemacht habe.
An anderer Stelle habe ich mir (leider) sogar angewöhnt, Leistungen der Tochter kleinzureden bzw wenn jemand mich auf sowas ansprach, schnell abzulenken und aus Furcht vor Neid sogar direkt damit anzufangen, was am Kind oder mit dem Kind alles problematisch ist bzw es nicht so gut kann. Oder sofort beginne, die besonderen Talente des Kindes der Gesprächspartner zu loben. (Wobei mir das nicht schwer fällt, denn ich hab bisher noch an jedem Kind was ganz besonderes und beachtenswertes gefunden und meine das dann ganz ehrlich!)
Ja, so ähnlich geht es mir auch. Ich rede die Entwicklung meiner Kinder zwar nicht klein, denn das Gegenüber sieht das ja. Aber wenn ich drauf angesprochen werde, versuche ich darauf nicht so einzugehen

. Grade gestern nachmittag wurde ich mal wieder angesprochen, wie wahnsinnig toll meine Kleinste (2 Jahre und 2 Monate) schon spricht. Ich sagte nur:" ja, Da ist sie fit." Aber dann ging es weiter:" ja auch mit ich und du und so, wahnsinn!" Eigentlich, als Mutter eines "normalen" Kindes dürfte man jetzt lächeln und danke sagen oder sogar ein wenig was erzählen oder so. Aber wir als Mütter mit schlauen Kindern dürfen das nicht. Ich erzähle dann oft von mir (ich war ein "latetalker", habe erst mit 2,5 angefangen zu reden, dann aber von heute auf morgen in ganzen Sätzen und grammatikalisch korrekt), dass sie das früh sprechen nicht von mir haben. Also ja, ich rede es auch "klein".
Da habe ich mir dann aber immer mal auch Vorwürfe gemacht, wie das für mein Kind wirkt, wenn sie das mal mitbekommt, dass mir ihre Leistungen scheinbar "peinlich" sind....
Und genau so ist es ja jetzt auch, dass ihr ihre Klugheit oft eher peinlich ist. Ich hoffe, daran bin ich nicht schuld...
Oft eine Gradwanderung und schade, dass man nichtg einfach normal damit umgehen kann. Ich kann doch auch ganz offen sagen:" Mein Sohn ist sowas von grottenschlecht im Fussball!" (natürlich nicht, wenn ER das hört)

. Aber ich kann nicht sagen:" Mein Sohn ist echt fix im rechnen!"
Bevor die Tochter den Test gemacht hat, war ich auch immer sehr unsicher, ob ich mir nicht alles nur einbilde und alles nur "Möchtegern" ist.
An der Stelle hat mir der Test geholfen, so dass ich jetzt eher mal dazu stehen kann, dass sie ungewöhnlich klug ist.
In der Auswertung steht übrigens nirgends das Wort "Hochbegabung", sondern nur "sehr weit überdurchschnittlich begabt", was mich damals irritiert hat und ich tatsächlich erst dachte, ich dürfe den Begriff gar nicht benutzen, und dass sie trotz der zahl ü130 irgendwie wohl doch nicht hb ist.
sehr weit überdurchschnittlich begabt ist nur eine andere Begrifflichkeit für Hochbegabung. Ich habe mir nie groß einen Kopf gemacht, ob meine Kinder nun außergewöhnlich "weit" sein könnten. Ich hab gemerkt, das es so ist und fand das aber auch "normal" oder eben einfach nichts, worüber man sich Gedanken machen muss
Es wissen inzwischen einige im Bekanntenkreis, mit denen ich aber auch eher die problematischen Seiten bespreche. Aber dann nicht, um ablenken, sondern weil ich den Bedarf habe.
Das ist gneau der Punkt, wo ich grade unzufrieden bin. Bei uns ist es ja grade nicht so toll mit dem Großen und natürlich habe ich das Bedürfnis mich auch mit Freunden auszutauschen, aber das finde ich schwer. Ich traue mich das garnicht.
Ich dagegen stehe gefühlt eher allein da mit meinen Fragen, Gedanken, dem Wissensdurst zum Thema und natürlich auch dem Stolz, weil es, wie du schon sagst, eher ein Tabuthema ist.
Laut Literatur ist das wohl besonders in Deutschland so. Warum auch immer...
In USA hängen sie sich die Ergebnisse des IQ-Tests an die Wand! DAS finde ich nun auch wieder übertrieben. Es ist ja auch nichts, wofür man "hart gearbeitet" hat. Es ist einem gegeben, so wie anderen gegeben ist, besonders lustig und lebensfroh zu sein oder ein absolutes Gehör zu haben oder sportlich zu sein. Stolz sein, finde ICH, darf man aber, wenn das Kind sein Potenzial NUTZT und selbst das geht nicht. Meine Tochter fängt grade an zu schreiben und lesen (sie ist 4). Ich freue mich für SIE, weil ich sehe, wie sehr sie das mit Stolz erfüllt und wie gern sie es tut. Aber von außen wird das nicht honoriert. Dabei ist es ja etwas, was sie "leistet". Sie nutzt ihr Potenzial und erarbeitet sich etwas.
Übrigens lese ich ganz ehrlich sehr gern von Leistungen und besondern Fähigkeiten anderer Kinder und staune mit und freue mich mit.
Ich bin da nicht neidisch, sondern fasziniert.
(Ich würde euch alle und eure Kinder hier echt total gern mal kennenlernen!)
Mir gehts auch so, HIER ist es ein Austausch. Man kann erzählen, sich mitfreuen, seine Sorgen teilen. Aber es findet eben "hinter verschlossenen Türen" statt. Schade.
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.