"Inneres Ungleichgewicht" laut Erzieherin

Probleme und Lösungen für den Kindergartenalltag
Verdade
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"Inneres Ungleichgewicht" laut Erzieherin

Beitrag von Verdade »

Hallo,

mein Sohn (3,11) geht seit September in den normalen Kindergarten. Zuvor hat er einen Vorkindergarten für zweimal die Woche besucht. Sowohl in den Vor- als auch in den jetzigen Kindergarten geht er mit großer Freude, fragt auch jeden Tag danach. Jetzt nahm mich die Erzieherin der Gruppe mal zur Seite und meinte er hätte ein inneres Ungleichgewicht, könnte nur von einer Station zur nächsten Rennen, verweigerte hier und da gewisse Aktionen. Dabei würde er aber nie ausfallend werden oder laut - er wirkt dann eher in sich gekehrt und traurig. Lange beschäftigen würde er sich nur mit Büchern oder in der Bauecke, wenn er seine Kunstwerke errichtet.

Und da steh ich nun ... zu Hause kann mein Sohn sich Ewigkeiten alleine mit diversen Dingen beschäftigen. Stundenlang baut er in seiner Legoecke nach Plan Dinge, ändert sie dann wieder ab, weil es ja so besser wäre etc. Brettspiel an Brettspiel (Alterklasse 5/6 aufwärts), Lük-Heft für Vorschüler, Papier um Papier wird mit diversen Wörtern verziehrt, die er seit Monaten schreiben kann.

Interessiert war er schon als "Baby". Immer wach, total ausgeglichen, kaum geweint. Gekrabbelt mit vier Monaten, mit neun allein gelaufen. Mit 1,5J Drei-Wort-Sätze gesprochen, mit 2 konnte er alle Automarken (inkl. der Modelle) und diverse Firmenlogos, im Vorkindergarten fragte er neben Kreis, Viereck etc. nach Trapez und Rauten. Mit 3 hat er sich selbst das komplette ABC beigebracht, die Zahlen beherrschte er kurz drauf später.
Er rechnet im 10er Bereich im Kopf, fängt langsam mit Lesen an, er fragt den ganzen Tag Dinge, die richtig hintergründig sind und gibt sich nicht mit kurzen Antworten ab. Er hat ein Wahnsinnsgedächtnis, auch bei Sachen die ein, zwei Jahre zurückliegen etc.

Im Kiga ist es jetzt nicht so, dass er nur alleine rumsitzt und nichts macht, im Gegenteil. Er ist sehr beliebt, vor allem allerdings bei den Vorschulkindern, die ihn zu Beginn im Herbst gleich "adoptiert" haben. Bei gleichaltrigen Jungs zieht er sich zurück, wenn diese sehr laut werden und anfangen zu hauen, grob zu werden etc. Dann geht er oft zu zwei Mädchen, die mit ihm zusammen dann Bücher kucken. Das er sehr sensibel ist, ist den Erzieherinnen auch aufgefallen. Er mag es nicht so laut, mag keinen Streit, versteht nicht, wieso man sich um Spielzeug zanken muss - wir brachten ihm ja bei, man muss teilen etc.
Im Turnen klettert er nur zwei, drei Stufen rauf, bekommt dann panische Angst ... Erklärung von ihm: Wenn man weiter hochklettert, tut es ja auch mehr weh, wenn man runterfällt.

Das ist nur ein Auszug und ich muss ehrlich gestehen, ich bin langsam "überfordert" mit der ganzen Situation. Haben mein Mann und ich was falsch gemacht? Ist es okay, wenn ich ihm zu Hause das "Futter" biete, was er möchte etc. Wie kann ich es ihm im Kindergarten leichter machen, obwohl er ja trotzdem so gerne hingeht?!
alibaba

Re: "Inneres Ungleichgewicht" laut Erzieherin

Beitrag von alibaba »

Koschka hat das so schön geschrieben ;), da kann ich nichts mehr hinzufügen. VLG
Verdade
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Re: "Inneres Ungleichgewicht" laut Erzieherin

Beitrag von Verdade »

Danke für euren Zuspruch, das baut gleich ein wenig auf.
Bin jetzt sehr gespannt, was mir alles beim Elterngespräch berichtet wird, weiß nur so gar nicht, wie ich meine Problematik dann angehen soll.
alibaba

Re: "Inneres Ungleichgewicht" laut Erzieherin

Beitrag von alibaba »

Koschka hat geschrieben:was es dann deine problematik? ;) ..... solche kinder wie dein sohn haben im inneren eine laterne, sie können sich selber ihren weg beleuchten und nehmen aus der umwelt genau das, was sie im moment brauchen.
Ich glaube nicht, das ein 3-jähriger, selbst wenn er einen Wegweiser in sich trägt, so viel Selbstvertrauen hat, nicht vom Weg abzukommen, wenn der Wolf neben ihm noch drei andere Möglichkeiten anbietet. ;) Da benötigt er die Großmutter die sich schützend neben ihn stellt und auf den richtigen Weg zeigt.

LG
Verdade
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Re: "Inneres Ungleichgewicht" laut Erzieherin

Beitrag von Verdade »

Danke Koschka, ja du hast Recht. Ich sollte auf mein Bauchgefühl vertrauen und mein Kind so nehmen wie es eben ist. Ich bin wahnsinnig stolz auf ihn, genauso wie jede Mutter stolz auf ihr Kind sein sollte! Er ist eben so, wie er ist.

@ Urmelis: Nein, es ist ein ganz normaler Gemeindekindergarten, den wir uns ausgesucht hatten - also dieser Kiga wurde bewusst von uns gewählt und an sich sind wir ja mit allem super zufrieden da. Die Erzieherinnen sind auch super lieb etc zu den Kindern und kommen auch mit den Eltern klar. "Auffällig" wurde es halt, weil er seit Weihnachten immer wieder kurze Phasen im Kiga hat (die, wenn er traurig wird wegen Spielangeboten etc.), in denen er sagt, dass er seine Mama vermisst.

@Alibaba: sicher werden Kinder im dem Alter sehr stark beeinflusst von anderen, v.a. den Erwachsenen. Mein Sohn zb malt eine Sonne grundsätzlich gelb oder rot und ohne Strahlen. Im Kiga wurde er gefragt, wieso denn seine Sonne rot sei. Von ihm kam dann nur, dass sie morgens bzw abends aber rot sein kann ... "und Striche seh ich da auch nie, deswegen mal ich die nicht." ... Es dauerte nicht lange, da hatte seine Sonne dann die Striche. Als ich ihn fragte, warum er denn jetzt so malt. "Weil alle anderen das auch so malen, sonst kucken die Kinder wieder."
wichtel
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Re: "Inneres Ungleichgewicht" laut Erzieherin

Beitrag von wichtel »

@alibaba:

Genau das ist uns passiert. Du hast das sehr treffend geschrieben mit dem "Wolf". Jetzt rudern wir wieder rückwärts und lassen ihn sein wie er ist. Ein wenig schüchtern und meistens in der Puppenecke. Was mich am meisten stört ist die Annahme,dass die Buben die gerne und oft raufen und schlagen als "so sind Buben halt" .Meiner zieht sich bei solchen Situationen zurück und? Dann kommt oft "so sind Buben aber nicht"!Doch sag ich dann,meiner schon und das ist ok!

lg
wichtel
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Re: "Inneres Ungleichgewicht" laut Erzieherin

Beitrag von wichtel »

sorry, meinte @Koschka
schefa
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Re: "Inneres Ungleichgewicht" laut Erzieherin

Beitrag von schefa »

Hallo wichtel,
du hast einen ganz tollen Sohn auf den du mächtig stolz sein kannst! :D
Und was das angeht:
wichtel hat geschrieben:Was mich am meisten stört ist die Annahme,dass die Buben die gerne und oft raufen und schlagen als "so sind Buben halt" .Meiner zieht sich bei solchen Situationen zurück und? Dann kommt oft "so sind Buben aber nicht"!Doch sag ich dann,meiner schon und das ist ok!
Das Gleiche nur in Grün habe ich mit meiner Tochter: sie ist dickköpfig, wild, kommandiert andere (auch Ältere) herum, stellt viel Unfug an und legt sich mit anderen Krippenkindern an...eigentlich nicht so mädchenhaft! Aber so ist sie halt.
heidimoritz
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Re: "Inneres Ungleichgewicht" laut Erzieherin

Beitrag von heidimoritz »

Hallo Verdade,

bitte lass Dich nicht von irgendwelchen unqualifizierten Aussagen verunsichern! Ich habe in in der Vergangenheit auch schon diverse esoterisch anmutende Äusserungen verdauen müssen, was aber nicht bedeuten soll dass man sein Kind nicht aufmerksam beobachten soll und gegebenenfalls, wenn irgendein Verdacht auf eine Verhaltensauffälligkeit im Raum steht, professionell abklären zu lassen.
Mein Sohn wäre eine "alte Seele" und aufgrund dessen wäre er so weit voraus... Seine Seele hätte schon so viel erlebt, in früheren Leben. :mrgreen:
Mein Kind ist dort richtig verkommen, obwohl er in einem Montessorikiga war, von dem ich anfangs sehr überzeugt war, leider steht und fällt es mit den Erzieherinnen.
Mein Sohn hat Kiga gewechselt und ist dort glücklich, sozial kompetent und macht alles mit, das konnte er auch nicht sofort! . Dein Sohn ist 3 Jahre alt und er wird sich sicher super weiterentwickeln, gib ihm weiter Hirnfutter und Du weißt am besten was Dein Kind braucht.

Liebe Grüße
Heidi
Verdade
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Re: "Inneres Ungleichgewicht" laut Erzieherin

Beitrag von Verdade »

Danke für eure Beiträge, es tut gut andere Meinungen zu lesen!
Die letzten Tage haben wir natürlich viel darüber nachgedacht und sind ebenso zu dem Entschluss gekommen, dass unser Sohn so genommen werden sollte, wie er ist. Er ist halt kein Kind, was alles mitmacht ohne wenn und aber ... er hinterfrägt halt gern und sein "Waruuuum?" im Kiga ist halt ein anderes "Warum", aber das werden die Erzieherinnen dort halt lernen müssen.
Diese Woche war er auch ganz stolz, hat kein einziges Mal eine kleine Krise gehabt und geweint. "Mama, ich hab dich zwar vermisst, aber ich hab nicht geweint."

Die Erzieherin hab ich dann mal einfach so gefragt, wann er denn seine Krisen haben würde zwecks Zerrissenheit etc. Da meinte sie, er wüsste ab und an eben nicht, was er mit sich anfangen soll. Sohnemann kam hinzu und wir haben ihn gefragt. Er sah uns beide an, widmete sich dann seiner Erzieherin und gestand ihr selbst, dass er sich in den Momenten "ein bissl langweilt". Sie war dann doch sprachlos, nahm sich aber der Sache sofort an und stellte ein paar Vorschulspiele in den Gruppenraum.

Die Kindergartenzeit wird sicher noch viele Höhen und Tiefen mit sich bringen, aber auch diese werden wir meistern. Für mich ist es wichtig, dass er weiterhin seine sozialen Kontakte pflegt und das scheint ja bestens zu klappen. Hoffen wir, dass es so bleibt. Sein geistiges Futter bekommt er zu Hause, solange er es möchte!
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