Was sagt das Kind dazu?

ja oder nein? Erfahrungen und Ratschläge
Alex+Co.

Was sagt das Kind dazu?

Beitrag von Alex+Co. »

Ich bin ganz neu hier im Forum und mein Kind ist auch noch lange nicht so alt / weit, um über Schule und (vorzeitige) Einschulung zu sprechen. Trotzem habe ich eine Frage bzw. möchte meine eigene Erfahrung hier mal gerne mitteilen.

Ich lese heraus (wenn es nicht stimmen sollte, belehrt mich bitte eines Besseren), daß es viele Gespräche mit KiGa, Ärzten, Psychologen usw. und entsprechende Untersuchungen für die Kinder gibt, die den Eltern eine Entscheidungshilfe für oder gegen vorzeitige Einschulung sind oder sein sollen. Ich habe jedoch noch nie gelesen, daß der Wunsch des (natürlich entsprechend geeigneten) Kindes auch eine Rolle spielt.

Ich bin selbst hb, aber in der DDR aufgewachsen, wo es zwar Vorschule und Schultauglichkeitsuntersuchungen gab, aber eine frühere Einschulung von vorn herein ausgeschlossen war. Wenn ich es mir selbst hätte aussuchen können, wäre ich mit fliegenden Fahnen mit fünf Jahren zur Schule gegangen oder hätte später eine genauso begeistert eine Klasse übersprungen (auch das war unmöglich). Ich hatte mich ursprünglich unheimlich auf die Schule gefreut, aber davon war schon nach ein paar Wochen nichts, aber auch gar nichts mehr übrig, denn das, was dort gelehrt wurde, konnte ich schon alles. So wurde mir Schule und Lernen von auf Grund verleitet, ich fand die Schule, die ich mir so toll vorgestellt hatte, totlangweilig und später regelrecht zum Ko...en, weil ich nur und grundsätzlich unterfordert war - bis zum Abitur. In einigen Bereichen (Biologie z.B.) hatte ich ein wesentlich komplexeres Wissen als meine Lehrer...

Ich gehe davon aus, daß ihr mit euren Kindern über die evtl. vorzeitige Einschulung sprecht. Wie geht ihr mit DEREN Wunsch und Meinung zu diesem Thema um? Wenn es damals die Möglichkeit geben hätte und meine Eltern sie mir verwehrt hätten - ich wüßte nicht, wie ich damit umgehen sollte...
HeikeR
Beiträge: 16
Registriert: Mo 4. Mai 2009, 16:55
Wohnort: Niedersachsen, nähe Celle

Re: Was sagt das Kind dazu?

Beitrag von HeikeR »

Hallo,

bei uns ging der Wunsch zur Schule zu gehen sogar von meiner Tochter aus. Wir haben uns die Entscheidung auch nicht ganz einfach gemacht, aber nach Abwägung aller "Für und Wider" sprach eben mehr für die vorzeitige Einschulung. Sie war nicht nur ein "Kann" - Kind, sondern auch ein "Will" - Kind und das ganz stark. Sie hat jetzt wirklich die Tage gezählt und übermorgen ist es dann endlich soweit.

Ich hoffe nur, dass sie nicht auch enttäuscht sein wird, dass sie am Anfang nicht so schnell und viel lernen wird, wie sie sich das vielleicht gedacht hat.
Riona ist Ende März 5 geworden und vom Wissen und Können her Vielen schon um einiges voraus. Und Geduld ist ein absolutes Fremdwort für sie!!!! ;) Aber bei 24 Mitschülern wird sie das entweder Lernen müssen oder es wird Probleme geben.

Hoffentlich hat die Lehrerin dafür Antennen!!!

Bis jetzt ging alles sehr einfach, sie als Vor-vor-zeitiges Kind zur Schule gehen zu lassen - keinerlei Steine, die uns in den Weg gelegt wurden ect. Es wäre schön, wenn es so weiter ginge.

Liebe Grüße,
HeikeR
alibaba

Re: Was sagt das Kind dazu?

Beitrag von alibaba »

Hallo Alex,

so einfach nach dem Wunsch des Kindes - ich denke, das ist es nicht. Viele Umstände müssen eben stimmen. Alleine schon der Unterschied Bub/Mädel oder Wann jemand geboren wurde zählen mit rein, neben viele anderen Dingen natürlich. Alleine seine Entscheidung vom Willen oder Mögen des Kindes abhängig zu machen, halte ich in dem jungen Alter für falsch. Auch wenn es pfiffige Köpfe sind die da eingeschult werden, sie wissen nicht was auf sie zukommt. Sie können nicht weiter denken, an die Zukunft, da sie ihm Hier und Jetzt leben und natürlich gerne wollen, da es eine neue Herausforderung ist. Alleine diese Lebenserfahrung die zu einer Entscheidung führt können Sie nicht haben, da es an Praxis fehlt. :P

Und Schule einmal zur Entscheidung getroffen kann nicht rückgängig gemacht werden, wie der verfehlte Schwimmkurs, weil Kind zwar will aber doch noch nicht kann. Ein Rückzug aus der Schule ist mit wesentlich mehr Gesichtverlust verbunden als ein Rückzug aus einer anderen Sache. Schule kann in den seltensten Fällen probieret werden.

Es obliegt daher uns Eltern diese Entscheidung zu treffen, unabhängig vom Wollen des Kindes. Und ein Kind was nicht will und sich mit Händen und Füßen gegen eine Einschulung sträubt - darüber habe ich in den Fällen von begabten Kindern noch nie gelesen. Meiner würde sofort wollen, wir haben uns aber, aus vielerlei Gründen dagegen entschieden. Es wird die Zukunft zeigen, ob wir richtig lagen.

Und es geht auch gut ohne frühzeitige Einschulung. Mit alten DDR-Zeiten kann man das aber nicht vergleichen. Unser Großer (wird jetzt bald 5) besucht Experimentierkurse, Kinder-Uni, lernt ein Instrument und Noten, trainiert jetzt für das Schwimmabzeichen in Bronze, alles Dinge die gut für den Kopf und das Wohlbefinden sind und in dessen Genuß man als pfiffiger Kopf in der DDR sicherlich nicht kam.

LG
alibaba

Re: Was sagt das Kind dazu?

Beitrag von alibaba »

Ja, das eine ist die Theorie (die ich auch gelesen habe) das andere die Praxis.

Ich finde es, egal wie man es nennt, deprimierend, wenn man seinem Schulkind mitteilen darf, das es wieder zurück in den Kiga muss. Aus welchen Gründen auch immer. Es liegt ja nicht immer am Kind, wenn es nicht klappt.

Kinder sind grausam. Da wird es wohl nicht klappen das alle wohlwollend über die Rückkehr des Sprößlings reden. Mal davon abgesehen, was andere Eltern über die Eltern des betroffenen Kindes denken und dessen Verhalten sich mit hoher Wahrscheinlichkeit auch auf die Kigakinder reflektieren wird.

Es ist und bleibt immer eine schwierige Entscheidung.
Alex+Co.

Re: Was sagt das Kind dazu?

Beitrag von Alex+Co. »

Danke für eure Antworten!

@ alibaba:

Natürlich sollte nicht der Wunsch des Kindes alleine zählen! Alles, was du aufzählst, wollte ich in meinem Eingangspost unter (zitiere mich selbst) "entsprechend geeignet" zusammengefaßt wissen.

Trotzdem bin ich der Meinung, daß (wenn all die Voraussetzungen stimmen) auch der Wunsch des Kindes berücksichtigt werden sollte. Mir als Mutter wäre die Entscheidung einfacher, wenn sich mein Kind entsprechend dazu äußert. Also angenommen, alles spricht für eine vorzeitige Einschulung, und mein Kind möchte auch zur Schule gehen, dann würde ich mich von diesem Wunsch in meiner Entscheidung beeinflussen lassen. Andersherum ebenso - wenn es eingeschult werden könnte, aber mein Kind nicht will, dann würde ich den Teufel tun, es schon in die Schule gehen zu lassen.

Natürlich macht man sich diese Entscheidung nicht leicht. Aber ich spreche eben leider aus Erfahrung einer derjenigen, der diese Chancen von Staats wegen verweigert wurden. Ich wäre froh, es hätte in meiner Kindheit schon solche Möglichkeiten gegeben.
alibaba

Re: Was sagt das Kind dazu?

Beitrag von alibaba »

Hallo Alex,

nun, unser Großer würde gerne und sofort, wenn man ihn direkt fragen würde, wir aber sagen Nein.

Gründe die aus unserer Sicht in unserem Fall dagegen sprechen: Er wird jetzt erst 5 und ist, auch wenn er mit 6 eingeschult würde, der jüngste. Er ist ein Bub, diese hängen entwicklungstechnisch gesehen (nicht kognitiv) eh schon den Mädels hinterher. Es würde also noch ein Jahr hinzukommen. Er hat einen ungeheueren Bewegungsdrang. Er muss noch auf dem Gebiet der emotionalen Reife zulegen. Da klafft eine große Differenz zwischen kognitiv und emotional. Er möchte in die Vorschulgruppe - quasi ein Jahr auch mal ein "Großer" sein und die vielen Vorteile dieser genießen. Wir haben ein gutes Auffangprogramm nach dem Kiga, weit ab von schulischen Leistungen oder Dingen die mit Schule zu tun haben. Wir dürfen noch einmal preiswert viele Urlaube machen. ;) Die einzuschulende Grundschule bietet differenzierten und klassenübergreifenden Unterricht an.

Sicherlich gibt es auch Gründe die dafür sprechen: er ist einfach schulreif, besonders auf dem Gebiet der kognitiven Entwicklung

Ich unterstelle meinem Kind (kann sein das ich ihn übergehe) das er es nicht abschätzen kann, was Schule ist und welche Bedeutung diese hat. Alleine sein Wollen hilft mir als Verantwortlicher also nicht weiter, denn ich muss mehr Dinge konzipieren und vereinbaren können, als mein Junior sich das (wahrscheinlich) so vorstellt. Und trotz seines sehr guten Intellekts hat er Null Ahnung vom Leben in der Welt. Da ist er "nur" ein ganz normales Kind.

Ich kann Dich aber gut verstehen. Aus meiner jetztigen Sicht und derenn Rückblicke in meine Kindheit kann ich meine Eltern auch besser verstehen, als ich es als Kind vermochte bzw. konnte. Manche Dinge fand ich haben sie gut gemacht, manche eben nicht. aber die Zeit war zu meiner Zeit eben auch anders, Dinge wir Fördern und seperet Dinge machen -die gab es da einfach noch gar nicht, ich denke egal ob Ost oder West. Und genauso wird es auch mir/meinen Kindern ergehen. Ich kann nur hoffen, einigermaßen gute Entscheidungen zu treffen.

LG
JOJO

Re: Was sagt das Kind dazu?

Beitrag von JOJO »

Liebe Alex,

unsere Tochter ist leicht beeinflußbar und war begeistert, als wir ihr anboten, vorzeitig in die Schule zu gehen.
Das heißt, Ihr Wille war klar da, ohne zu Wissen was Schule ist.

Ist Dein Sohn von Anfang 2008?

Von den Freizeitaktivitäten paßt sie auch besser zu den Schulkindern. Die haben auch schon mal Freigang auf der Straße im Viertel.
Oder im Schwimmbad können die mal toben. Du wirst bei deinem Sohn auch bemerken, in welchen Jahrgang er eher gehört.

Durch den wegfall der Vorschule und die Einschulung der August-(bald)Dezember Kinder sinkt das Niveau glaub ich (soll heißen, die Lehrer müssen sich auf unreifere Kinder einstellen).

Wenn es bei uns nicht klappt, geht die Welt auch nicht unter. So perfekt muß das Leben ja auch nicht sein.

Schönen Abend noch

JOJO
Alex+Co.

Re: Was sagt das Kind dazu?

Beitrag von Alex+Co. »

Wie gesagt, wir sind noch lange nicht so weit, an Schule zu denken :mrgreen: . Es ist einfach ein Thema, was ich Interesse halber mal angeschnitten habe, weil ich mir einbilde, daß ich selbst als Kind vielleicht davon profitiert hätte.

Bis jetzt ist mein Sohn einfach nur ein für sein Alter sehr, sehr weit entwickeltes Kleinkind, was mich und seine Umwelt immer wieder mit seinem Wissen und Können verblüfft (und das schon von Geburt an...) Wie das mal mit Schule wird, darum mache ich mir konkret überhaupt noch keine Gedanken.
Neckri
Moderator
Beiträge: 463
Registriert: Di 14. Feb 2006, 11:51

Re: Was sagt das Kind dazu?

Beitrag von Neckri »

Hallo Alex,

das ganze Leben lang fragt sich doch jeder Mensch: "Wo gehöre ich hin?" oder "Wo stehe ich jetzt und wo will ich hin?"

Ein Kleinkind will zunächst zur Familie gehören. Es bemerkt aber, dass andere mehr entscheiden dürfen - und trotzt... Es will mehr den eigenen Willen durchsetzen.

Der erste Bruch zur Frage der Zugehörigkeit kommt mit dem Kindergarten. Das ist für ein Kind zunächst nicht leicht. Oft wird damit ein Gefühl des Abschiebens und der Trennung empfunden. Dann ist es wichtig, dem Kind zu sagen, dass es zwar weiterhin fest in der Familie steht, aber einen neuen Weg zur Eigenständigkeit beginnen wird.

Auch beim Thema Schule fragen sich die Kinder dann "Wo will ich lieber sein?". Manchmal genügt der Kindergarten nicht mehr. Dennoch ist das starke Gefühl vorhanden, dass das Kind zum Kindergarten gehört. Es ist eine Wiederholung des Zwiespalts, den das Kind beim Eintritt in den Kindergarten gefühlt hatte.

Jetzt kommt aber ein seltsames Phänomen zu Tage: Während der Entwicklungssprung im sozialen und kognitiven Bereich durch den Kindergarten von Seiten der Eltern sehr stark forciert wurde, treten nun erstaunlicherweise viele Eltern auf die Bremse, wenn es um die Schule geht. Dabei ist die akademische Hürde der ersten Klasse sicherlich vernachlässigbar. In der heutigen Zeit haben die Kinder am PC oder an der Spielkonsole schon so häufig Buchstaben und Zahlen gesehen, dass diese Erfahrung in der Schule keine Angst mehr einzuflößen vermag...

Ich würde an diesem Punkt einen ganz natürlichen Umgang mit der Einschulung empfehlen:

1) Ganz wertfrei erklären, wofür die Schule da ist, wie es dort zugeht und was dort gemacht wird.

2) Den Umstand klar benennen, dass die Zeit im Kindergarten endlich ist, so dass die gedankliche Auseinandersetzung mit der Schule reifen kann - und dadurch wiederum den Schrecken verliert.

3) Mit dem Kind spielerisch entdecken, wo es kognitiv und sozial steht. Beides gehört unbedingt gefördert. Die Förderung im Vorschulalter ist ausschließlich über positive Rückmeldung möglich. Kritik oder Druck funktioniert in diesem Alter nicht. (Bei Interesse kann ich mit Publikationen dazu dienen.)

4) Bei Unterforderungsproblemen oder dem eigenen Wunsch des Kindes nach Schule ist im Prinzip die vorzeitige Einschulung die bessere Variante gegenüber dem "Schmoren-Lassen" in der negativ empfundenen Lernumgebung, sofern die Grundvoraussetzungen einer Schulreife gegeben sind. Das Übergehen des Schulwunschs führt eher zu einer Trotz- und Abwehrhaltung gegenüber dem Kindergarten, zum Teil mit Aggressionen oder Rückzugsverhalten. Dieses Verhaltensmuster kennt man ja aus früheren Zeiten... Auf der anderen Seite spielen geringe Altersunterschiede von einem Jahr in der Grundschule kaum eine Rolle, sofern das jüngere Kind sich dort "dazugehörig" fühlt.

5) Schule im Vorfeld spielerisch "üben". Diese Gedanken- und Rollenspiele werden von den Kindern sehr gerne aufgegriffen. Dabei kann man durchaus die eigenen Erfahrungen einfließen lassen und von den eigenen Erfahrungen berichten. Es ist für die Kinder sehr wichtig zu wissen, dass die Eltern auch in der Schule waren. Der Wunsch, dasselbe zu machen wie die Erwachsenen, ist ohnehin vorhanden, denn sie wollen irgendwann einmal dazugehören...

Ich würde sagen, dass so gesehen der Wunsch der Kinder durchaus eine große Rolle spielen muss. Schließlich betrifft es die Kinder, die mit entsprechender Freude, Motivation und Unterstützung ihren Weg gehen wollen. Der Wille der Eltern bezüglich einer möglichst unproblematischen Kindererziehungsphase ist in diesem Zusammenhang wohl eher belanglos.

Viele Grüße von Neckri
alibaba

Re: Was sagt das Kind dazu?

Beitrag von alibaba »

Hallo loewe,

siehst Du, so unterschiedlich kann es sein. Bei uns ist Stichtag der 30.September. Da wird unser Junior 6 und darf dann in die Schule gehen. Jetzt ist er ein Vorschulkind und freut sich wie Bolle. Er genießt es ein Großer im Kiga zu sein. Eine tolle Erfahrung.

Grüße
Antworten