Ich habe manchmal so den Eindruck, dass du alles was deine Tochter tut oder nicht tut, was sie fühlt und erlebt, auf ihre Hochbegabung zurückführst. Es ist gut, wenn man eine Erklärung für manche Dinge hat, die bei anderen anders laufen, da gebe ich dir Recht. Es kann einem Sicherheit geben und es kann einen auch erleichtern. ABER ich finde es auch "gefährlich" dann alles mit der Hochbegabung und der Hochsensibilität zu erklären. Ich denke deine Tochter ist ein kleiner Pessimist. Sie sieht nicht die 13 Kinder, die schlechter sind als sie, sie schielt auf die 7, die es besser können und vergleicht sie mit denen. Sie sieht nicht ein halbvolles Glas, sondern eins, dass bereits halb leer ist. Klar, hochbegabte Kinder sind perfektionistisch, haben einen hohen Anspruch an sich selbst, fühlen sich schnell "dumm", obwohl sie genau das nicht sind. Aber pessimistisch zu sein, ist kein typisch hochbegabter Wesenszug und kann auch nicht begabte Kinder "treffen".Ich vermute, ihre Wahrnehmung, dass sie die einzige ist, der "die Schule nicht passt", ist auch nicht ganz richtig. Aber sie sieht halt auch nur die, bei denen es flutscht.
Mein Hauptziel ist es jetzt erstmal, dass sie sich selbst was zutraut. Da die Noten jetzt nicht mehr so sind, wie sie von sich erwartet, zweifelt sie viel zu sehr an sich. Und genau diese Zweifel machen es ihr NOCH schwerer.
Womöglich ist ja auch was dran, dass Mädchen mitunter einen etwas anderen Blick auf Mathematik haben. In der Klasse sitzen 18 Jungs und 4 Mädchen.
Irgendwas wird da schon wirklich einfach "nicht passen", dass ausgerechnet sie mit ihrem PR von >99 im Bereich Logik da aktuell solche Probleme hat...
Und mir liegt daran, dass sie nicht denkt, dass sie einfach nur zu dumm für Mathe ist.
Ich würde das mal versuchen ein wenig isolierter zu betrachten, nur in diesem speziellen Fall. Ich würde gar nicht immer wieder damit argumentieren, dass sie das mit einem PR von <99 Prozent doch können müsste. Das kognitive Potential in einem Bereich zu haben, heißt doch nicht zwangsläufig, dass man daran Spaß haben MUSS, dass es einem liegen MUSS... Ich habe den Eindruck, dass sie sich selbst da so unter Druck setzt, weil sie selbst icht versteht, warum ihr Mathe schwer fällt und keinen Spaß macht, obwohl sie da so begabt ist. Deswegen würde ich nicht immer wieder genau DA ansetzen. Ich würde ihr vielmehr vermitteln, dass sie darin nicht supermegagut sein MUSS, wenn ihr etwas anderes mehr Spaß macht und mehr Freude bereitet, ist das doch okay...
Das Leben und die Beobachtung zeigt: Deine Tochter ist ein kreativer Typ. Sie ist naturverbunden, liebt es sich grafisch auszudrücken. DAS ist ihre Welt... Und auch beim zeichnen und malen, wie du als Person, die in diesem Bereich arbeitet (ich übrigens auch

Was ich damit sagen will: Intelligenztests sind gut und schön. Sie können einem Aufschluss über das Potential geben, sie können einiges "erklären". Aber sie zeigen und belegen nur einen kleinen Teil der gesamten Persönlichkeit, nämlich bestimmte Bereiche der kognitiven Fähigkeiten (bei weitem nicht alle!!). Was eine Person ausmacht, ist nicht allein über einen IQ-Test abbildbar und daher finde ich es schwierig, alles davon abhängig zu machen...