Unmotiviert und unehrgeizig?

[stellarjay2]

Hallo, ich lese hier schon seit einiger Zeit mit. Ich bin Mama einer aufgeweckten 8-jährigen, die in die zweite Klasse geht. Da wir eigentlich direkt ab Einschulung Schwierigkeiten (auffälliges Verhalten, Unruhe, Aggressivität) hatten, wurde sie schon in der ersten Klasse mit dem Hawik getestet und es kam heraus, dass meine Tochter zwar nicht hochbegabt, aber wohl überdurchschnittlich begabt ist (IQ 124).

Mittlerweile wünschte ich mir, der Test hätte nie stattgefunden! Meine Erwartungshaltung an sie hat sich dadurch völlig verändert. Ich sehe immer nur die riesen Möglichkeiten, die sie eigentlich hätte, aber von ihrer angeblichen besonderen Begabung und Intelligenz merke ich nicht viel. Ich habe immer den Eindruck, sie steht sich mit ihrem Verhalten selbst im Weg und verbaut sich Chancen...

Sie ist zwar nicht schlecht in der Schule, immer zwischen 1 und 2... Aber andere Kinder, die nicht hochbegabt sind, sondern völlig normal, sind 1er Schüler und man hat den Eindruck denen fällt alles irgendwie leichter.... Sie schreiben immer bessere Tests, sind aufmerksamer, lernbereiter und vor allem interessierter... Meine Tochter erledigt zwar ihre Hausaufgaben, aber ich muss immer dabei sein, sonst widmet sie sich anderen Sachen oder kommt nur schleppend voran. Etwas Zusätzlich machen ist ihr zuwider und üben auf Arbeiten ist auch immer ein Drama. Sie bockt immer, sie sagt sie kann das nicht, macht dicht, etc....und flippt letzendlich aus und schreit rum.

Wir sind seit einiger Zeit bei einer Kinder-und Jugendpsychiaterin, die anfangs den Verdacht auf ADHS geäußert hat. Aber erhärtet hat sich dies auch nicht so richtig. Bei meiner Tochter ist Leistung extrem von ihrer Lust und Laune abhängig. Mag sie etwas nicht, dann blockt sie ab. So z.B. auch bei den monotonen Konzentrationstests. Bei dem IQ-Test, der bei einem anderen Arzt stattfand, hat sie dagegeb extrem motiviert mitgemacht.

Manchmal bin ich mittlerweile so weit, dass ich das Testergebnis anzweifle.

Habt ihr ähnliche Erfahrungen? Wie kann ich sie mehr motivieren etwas zu tun/etwas für die Schule zu tun? Auch mal Leistungsbereitschaft zu zeigen???

Stellarjay2, die langsam verzweifelt...

[Willow77]

Hallo,

ja willkommen im Boot.
Mein Sohn wurde mit 5 Jahren getestet mit einem IQ knapp über 130 und nun alser 7 Jahre war, mit knapp unter dieser Grenze.

Er leistet eigentlich nicht viel in dem Sinne. Er verweigert Musikunterricht, gehört nicht zu den absolut Leistungsstärksten in der Klasse, absolut nicht, ausser im Lesen, hat keinen Ehrgeiz,...

ADHS wurde bei ihm auch verdächtigt und ausgeschlossen.

Was dagegen tun? Gute Frage. Im Augenblick akzeptiere ich ihn einfach wie er ist, und hoffe dass er später im Leben mal etwas findet, ausser lesen, was ihm zusagt und wo er sich entfalten und engagieren mag.

LG,
Willow

[stellarjay2]

Ja, es ist schon erstaunlich... Wir hatten gerade den Fall, dass sie in einem Mathetest, der recht schwer war, deutlich besser abgeschnitten hat, als in der Wiederholung des Tests in leichter Form. Leider wurde dann der schwerere Test im Nachhinein als Übung deklariert... Thats life...Aber es nervt mich doch gewaltig sowas...

[Bliss]

Meine Tochter ist auch so eine Kandidatin. Je leichter die Arbeit, desto mehr Fehler. Im Mathekängruh hingegen ist sieJahrgangsbeste und deutschlandweit bei den besten 0, irgendwas %.

Es gibt sie schon die Kinder, die sowohl sehr gute Schulnoten haben, als auch bei so Transfersachen sehr gut sind. Aber ansonsten spielt Fleiß, Konzentrationsvermögen und Motivation glaub ich die größere Rolle, denn in den meisten Schultest wird die Intelligenz ja nicht so sehr herausgefordert, denn viel muss ja einfach nur reproduziert werden.

[Rabaukenmama]

Der Gedankengang "Hoher IQ = gute Schulleistungen" ist schlichtweg falsch. Zum Schulerfolg gehören ganz viele Punkte, wovon der IQ nur einer ist: Motivation, Durchhaltevermögen, Resilienz, Frusttoleranz, Fähigkeit zur Teamarbeit,...

Wobei Schulerfolg (oder Nicht-Erfolg) wiederum nichts über beruflichen Erfolg oder Mißerfolg aussagt und schon gar nichts darüber, wie zufrieden bzw. glücklich ein Mensch ist.

Der Gedankengang "wenn er IQ schon deutlich über dem Durchschnitt ist dann sollte kind doch .... besser/anders machen" ist zwar naheliegend, aber ebenso sinnlos wie gefährlich. Jeder Mensch wird von seinen Defiziten in der maximalen Entwicklung begrenzt: der ehrgeizige, motivierte Mensch vom nicht so hohen IQ, der (hoch)begabte Mensch von der fehlenden Motivation. Hochmotiverte, resiliente Hochbegabte gibt es zwar, aber sie sind wirklich die Ausnahme. Das ist in etwa so, als würdest du von einem ziemlich sportlichem 10jährigen Kind erwarten, 100 Meter in 12 Sekunden zu laufen.

Ebenso, wie der IQ (vereinfacht gesagt) eine fixe Größe ist, so sind das auch Motivataion, Durchhaltevermögen oder die Fähigkeit, auch langweilige Aufgaben bestmöglich zu erledigen. Manches davon lernt ein Kind auch erst mit zunehmendem Alter und wachsender Reife. Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.

Gerade bei klugen Kinder ist es wichtig, ihnen zumindest manchmal (immer geht erfahrungsgemäß ohnehin nicht) echte Herausforderungen zu bieten. Mathekänguru ist so ein Beispiell. Da geht es nicht um langweiligen Schulstoff sondern um kniffelige Problemlösungen. Wenn ein Kind eher sprachlich begabt ist kann z.B. ein Schreibworkshop (eventuell gemeinsam mit älteren Kindern) so eine Herausforderung sein. Idealerweise bietet die Schule solche Möglichkeiten, da es in der Praxis aber oft anders aussieht sind doch wieder die Eltern gefordert. Dabei sollte nicht der Gedanke "Was kann mein Kind für die Schule brauchen?" sondern "Was macht mein Kind mit Freude und Begeisterung?" im Vordergrund stehen .

Abgesehen davon gibt es wesentlich schlimmere Dinge als ein Grundschulzeugnis mit 1ern und 2ern. Und darüber, wie es irgenwann "später" einmal sein wird, kannst Du Dir immer noch Gedanken machen, wenn es so weit ist. Ich (IQ 143) kam wegen "fehlender sozialer Reife" in die Hauptschule, ein anderes kluges Mädchen aus meiner Klasse (ebenso mäßig leistungsmotiviert wie ich) ins Gymnasium. Ich konnte getrost weiter bummeln und schrieb halt statt 1er und 2er dann 2er und 3er, sie sackte leistungsmäßig erst mal ab um dann selbst Lernstrategien zu entwickeln und schließlich mit Notendurschnitt 1,3 zu maturieren.

[Maca]

Hallo,

Also wenn es dir nur um die Noten geht (andere sind ja besser) ,würde ich klar sagen " entspanne dich mal!!!" ,aber wenn du grundsätzlich über die fehlende Motivation betrübt bist,kann ich das schon nachvollziehen.

Allerdings denke ich,dass es auch unter den sehr Schlauen viele ohne Ehrgeiz gibt und geben darf!

Ich habe einen frisch 10jährigen Sohn,der trotz eines mehrfach gemessenen IQ von >150 ,aktuell seine Freizeit ausschließlich mit dem Lesen von Donald Duck -Comics verbringt !!!

Seine Anstrengungsbereitschaft strebt gegen 0 und demnächst wird die Kommunikation mit der Umwelt kaum noch möglich sein,da er zu faul ist ,die Wörter einzeln zu artikulieren!
Er zieht alles in einem einzigen Nuschelwort zusammen!!

Ein IQ Test kann dir eventuell einen Hinweis geben,kann Stärken und Schwächen offenbaren,die absolute Zahl bedeutet gar nichts!!!

Auch wenn man sich damit schwertut,gerade solche Kinder brauchen trotzdem ganz viel Lob und Bestätigung!!!!!

[alibaba]

Moin,

ich schließe mich hier allen an. Auch ich habe so ein Exemplar hier zuhause sitzen. So hoch das Potential, aber augeschöpft wird das nicht. Es ist zm heulen. Nicht das ich Best- und Höchstleistungen erwarte, aber so ganz unter seinem Potential zu bleiben, das verwundert mich täglich ausf Neue.

Ich glaube daher IQ-Tests nichts mehr! Ich will sie auch nicht anzweifeln, aber sie bringen einem nichts.

Wenn der innere Wille nicht da ist, dann ist er eben nicht da und herzaubern kann ich ihn nicht. Mein Sohn schlittert sich mal wieder mit asureichend durch die Schule und ich sehe mich schon im nächsten Jahr wieder entnervt am Küchentisch sitzen um nachzurechnen ob es reicht.

Ich habe leider auch keine Problemlösung an Bord.

Achso, Mathekänguru Platz 4. Mathenote auch 4.

VG

[Bliss]

Allerdings denke ich,dass es auch unter den sehr Schlauen viele ohne Ehrgeiz gibt und geben darf!

Wobei meine Tochter ist z.B durchauch ehrgeizig und zielstrebig. Nur halt nicht was die Schule angeht. Aber in Sport und Musik sieht das ganz anders aus, wenn sie da was können will wird geübt und geübt und die Ergebnisse sind entsprechend.

[Maca]

Und genau das ärgert mich dann doch immer wieder!!
Dieser Pragmatismus bei meinem Sohn!
Warum anstrengen,wenn es auch mit Minimalaufwand klappt?
Zumal die vorgegebenen Schulthemen ja nicht das sind,was er sich SELBST aussuchen würde.
Dabei ist er noch so verdammt gelassen!
Ich,seine Mutter aber nicht!!

Weil mich doch immer wieder diese blöde Angst beschleicht,dass mein Kind es ,trotz seines guten Potentials,im Leben später schwer haben wird!
Eines unserer größten Probleme mit ihm ist,dass er tief in seinem Inneren,jede Form von Autoritäten ablehnt.
Und ganz subtil begehrt er ständig dagegen auf,leider auch zu seinem eigenen Nachteil!

[Maca]

@koscka,ehrlich gesagt hat von meinen Kindern eher meine Tochter das große Herz ,
mein Sohn ist so eigen,
er ist selbst zu stolz ,sich so zu verhalten,dass die Umwelt ihn als mitfühlend und gutmütig wahrnimmt,er provoziert zur Zeit leider oft mit sehr schroffem und unhöflichem Verhalten!
Sehr,sehr peinlich!
Andererseits würde er auch niemals petzen,andere bloßstellen oder Schwächeren nicht helfen.
Er ist auch überhaupt nicht geizig und teilt sein Essensgeld ganz selbstverständlich fast täglich mit seinem Freund ,der selten Geld mithat.Er würde niemals auf die Idee kommen da etwas aufzurechnen.
Neid und Mißgunst kennt er nicht.
Und wenn er der Meinung ist ,wir wären unfair gegenüber seiner großen Schwester (mit der er eigentlich im Dauerclinch liegt) dann kämpft er für sie mit allen Mitteln!
Ich hatte auch schon oft ,bei Beschreibungen über deinen Sohn gedacht,dass die beiden sich gewiss sehr gut verstehen würden. Kleine Mathegenies,die auf ihre Gabe so wenig Wert zu legen scheinen ,aber immer mal wieder ihre Umwelt in Erstaunen versetzen.Aber selbst das scheint meinem Sohn nichts zu bedeuten.Ein 1. Preis im Mathekänguru macht ihn nicht glücklich. Und genau das finde ich oft so schade,dass er sich über Erfolge nicht freuen kann.
Ja schade ,dass wir an den verschiedenen Enden des Landes leben,liebe Koschka,
ganz liebe Grüße an dich
und nun werde ich diesen Thread nicht mehr missbrauchen!