Diskussionsthema Schule

Probleme und Lösungen für den Schulalltag
Bliss
Dauergast
Beiträge: 661
Registriert: Fr 21. Okt 2011, 23:43

Re: Diskussionsthema Schule

Beitrag von Bliss »

Rabaukenmama hat geschrieben:
Was soll ich auf so eine Frage antworten?
Ich habe diese deshalb Frage gestellt:
Rabaukenmama hat geschrieben: Die Angst "Mein Kind könnte ausbaden müssen wenn ich in der Schule unbequem bin und Forderungen stelle" kann ich nicht nachvollziehen.
Wenn man unbequem ist und Forderungen stellt muss man einfach auch damit rechnen, dass man das Klima so vergiftet, dass nur der Rückzug bleibt. Und da es eben nicht ich bin, die direkt betroffen ist, sondern mein Kind finde ich es deutlich schwieriger, als wenn ich für mich selber etwas durchkämpfe. Und da ich weiss, dass meinem Kind andere DInge wichtiger sind als mir überlege ich eben vorher, wie weit ich gehe. Denn mein Kind lehnt einen Schulwechsel kategorisch ab, ihm ist es wichtiger mit seinen Freunden zusammen zur Schule zu gehen. Ab einem gewissen Alter räum ich meinen Kindern da Mitspracherechte ein.
Rabaukenmama
Dauergast
Beiträge: 2973
Registriert: So 8. Dez 2013, 21:24

Re: Diskussionsthema Schule

Beitrag von Rabaukenmama »

Bliss hat geschrieben:
Rabaukenmama hat geschrieben:
Was soll ich auf so eine Frage antworten?
Ich habe diese deshalb Frage gestellt:
Rabaukenmama hat geschrieben: Die Angst "Mein Kind könnte ausbaden müssen wenn ich in der Schule unbequem bin und Forderungen stelle" kann ich nicht nachvollziehen.
Wenn man unbequem ist und Forderungen stellt muss man einfach auch damit rechnen, dass man das Klima so vergiftet, dass nur der Rückzug bleibt. Und da es eben nicht ich bin, die direkt betroffen ist, sondern mein Kind finde ich es deutlich schwieriger, als wenn ich für mich selber etwas durchkämpfe. Und da ich weiss, dass meinem Kind andere DInge wichtiger sind als mir überlege ich eben vorher, wie weit ich gehe. Denn mein Kind lehnt einen Schulwechsel kategorisch ab, ihm ist es wichtiger mit seinen Freunden zusammen zur Schule zu gehen. Ab einem gewissen Alter räum ich meinen Kindern da Mitspracherechte ein.
Auch das kenne ich aus eigener Erfahrung. Ich habe ja jahrelang geschwiegen, niemanden davon erzählt wie es mir in der Schule geht. Das Mobbing wurde in der Zeit immer schlimmer, die körperlichen Übergriffe immer brutaler und rücksichtsloser. Die wenigen Mitschülerinnen, mit denen ich befreundet war, bröckelten nach und nach ab. Ein Mädchen, mit dem ich ein bißchen befreundet war und das ebenfalls gemobbt wurde, hat die Schule gewechselt. Ein anderes Mädchen, mit dem sich eine echt gute Freundschaft hätte entwickeln können, ist weggezogen.

Die paar anderen Kinder, die mich in Schutz genommen haben, wurden immer stiller. Statt dessen kamen zwei Buben von einer anderen Schule (wie ich später erfahren habe sind sie dort wegen ihres Benehmens rausgeworfen worden), die binnen kurzer Zeit die Rädelsführer der Mobbing-Attaken waren. Statt nur hin und wieder ein Schimpfwort eine ausgeleerte Schultasche oder ein Tritt im vorbeitgehen wurde ich jetzt mit dem Kopf voran in den Mistkübel gestoßen und auch während der Unterrichtsstunden mit Metall-U-Haken beschossen. In der Phase habe ich mich meinem Klassenvorstand anvertraut der mit den Eltern der Rädelsführer gesprochen hat. Doch das war ein Schuss nach hinten, denn ab da war ich die "Petze" und das auflauern auf dem Heimweg und die Drohungen begannen. Ich wußte vor lauter Angst nicht mehr was ich machen sollte.

Und dann erzählte ich zum ersten Mal zu Hause davon. Das war für mich noch schrecklicher als ich es mir je hätte vorstellen können. Mein an sich sehr ruhiger Vater war sichtlich aufgewühlt und sehr laut und so aggressiv wie ich ihn bis dahin noch nie erlebt hatte. Rückblickend weiß ich dass ihm das, was ich erzählt habe, schlichtweg total überfordert hat und sich seine Aggressionen gegen meine Peiniger gerichtet haben. Aber ich konnte mit meinem derart veränderten Vater nicht umgehen. Ständig fragte er nach, ließ sich etliche Male ins Detail beschreiben was mir die anderen angetan hatten und das obwohl ich schon vor Verzweiflung nur noch weinte und einfach meine Ruhe haben wollte. Vor allem wollte mein Vater Namen wissen und ich war so ängstlich dass ich absolut nicht bereit war die Namen der 3 Buben zu sagen, die mich permanent quälten. Ich sehe noch das hochrote Gesicht meines Vaters vor mir, der mich anschrie "WIE SIND DIE NAMEN????" und ich konnte keine Antwort geben.

Und am nächsten Tag ging mein Vater in die Schule und drehte bei der Direktorin auf dass seine Tochter in dieser Schule gefährlich bedroht und sadistisch gequält werde und er das nicht mehr zulassen würde. Ich stand daneben und in meinen Augen erschien das plötzlich maßlos übertrieben und hätte ich vorher nur annähernd gewusst auf was meine Erzählungen zu Hause hinauslaufen würden - ich hätte garantiert kein Wort gesagt!

Nach einem Gespräch zwischen meinem Vater, der Direktorin und meinem Klassenvorstand, dem ich mich ja einige Wochen zuvor anvertraut hatte, waren auch die Namen da und die Schüler mussten einzeln zur Moralpredigt zur Direktorin. Natürlich wurden auch deren Eltern vorgeladen. Ich fühlte mich so schlecht wie noch nie in meinem Leben. Und in der großen Pause hörte ich einen der Buben zu den anderen beiden sagen "Heute kommt sie nicht mehr lebend heim, heute bringe ich sie um!".

Da war es bei mir aus. Rückblickend wurde das, was dann kam als "Nervenzusammenbruch" beschrieben. Ich habe mich in der Schultoilette eingeschlossen, mich auch vom Schulwart mit Gewalt nicht rausziehen lassen und nur noch gebrüllt "Ich gehe NIE WIEDER in diese Schule! NIE WIEDER! Hier bringt mich keiner mehr rein! Wenn mich wer zwingen will, wieder hier reinzugehen, bringe ich mich um!!!"

Genau genommen hat mein Vater mit seinem aufbrausenden Gespräch in der Schule diese Folgen ausgelöst. Hätten die beteiligten Erwachsenen nur etwas feinfühlender (auch den 3 Buben gegenüber) reagiert wäre es vielleicht anders gekommen. Aber zwei der drei Buben waren aus Familien wo jegliches Fehlverhalten mit Schlägen bestraft wurde und hatten dieses Verhalten einfach ihrerseits an Schwächeren (in dem Fall mir) ausgelebt. Jedes Gespräch mit deren Eltern brachte den Kindern Schläge und Beschimpfungen mit denen sie nicht anders umgehen konnten als ihren Frust darüber wieder an mir auszulassen.

Heute, als Erwachsene, weiß ich, dass ich in dieser Schule auch nicht hätte bleiben dürfen wenn ich NICHTS gesagt hätte. So gesehen war der Schulwechsel unvermeidlich gewesen, auch wenn das Verhalten von meinem Vater und der (sehr autoritären) Direktorin das Ganze dermaßen verschlimmert hat dass es zu einer Hau-Ruck-Aktion geworden ist. Das hätte nicht sein müssen.

DAS meine ich mit unterträgliche Zuständen. Wenn ich jemals mitbekommen muß dass einem meiner Kinder ähnliches widerfährt würde ich auch gegen deren Willen einen Schulwechsel durchsetzen. Wenn es jetzt "nur" um ungerechte oder selbstgerechte Lehrer und ein unverhältnismäßig großes Arbeitspensum gehen würde, würde ich aber sehr wohl versuchen, im Gespräch Lösungen zu suchen. Wie oft und intensiv hängt von verschiedenen Dingen ab, einerseits vom Alter meiner Kinder (wenn sie 8 sind werde ich mich eher einschalten als mit 15) und andererseits davon, wie schlimm meine Kinder die Sachen empfinden.

Von Lehrern erwarte ich mir jedenfalls mehr Gerechtigkeit als von Kindern aus gewalttätigen Familien. Damit, dass ich zum Feindbild werde, kann ich mittlerweile leben. Und das, was mir meine Mitschüler angetan haben, wird ein Lehrer meinem Kindern mit sehr großer Wahrscheinlichkeit nicht antun (können).

Wenn es trotz Gesprächen und gutem Willen meinerseits keinen Konsens geben sollte und meine Kinder "nur "ungerecht behandelt werden, würde es sehr wahrscheinlich auch auf keinen Schulwechsel hinauslaufen, sofern sie das nicht selbst wollen.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Bliss
Dauergast
Beiträge: 661
Registriert: Fr 21. Okt 2011, 23:43

Re: Diskussionsthema Schule

Beitrag von Bliss »

Rabaukenmama hat geschrieben:
Heute, als Erwachsene, weiß ich, dass ich in dieser Schule auch nicht hätte bleiben dürfen wenn ich NICHTS gesagt hätte. So gesehen war der Schulwechsel unvermeidlich gewesen, auch wenn das Verhalten von meinem Vater und der (sehr autoritären) Direktorin das Ganze dermaßen verschlimmert hat dass es zu einer Hau-Ruck-Aktion geworden ist. Das hätte nicht sein müssen.

DAS meine ich mit unterträgliche Zuständen. Wenn ich jemals mitbekommen muß dass einem meiner Kinder ähnliches widerfährt würde ich auch gegen deren Willen einen Schulwechsel durchsetzen. Wenn es jetzt "nur" um ungerechte oder selbstgerechte Lehrer und ein unverhältnismäßig großes Arbeitspensum gehen würde, würde ich aber sehr wohl versuchen, im Gespräch Lösungen zu suchen. Wie oft und intensiv hängt von verschiedenen Dingen ab, einerseits vom Alter meiner Kinder (wenn sie 8 sind werde ich mich eher einschalten als mit 15) und andererseits davon, wie schlimm meine Kinder die Sachen empfinden.

Von Lehrern erwarte ich mir jedenfalls mehr Gerechtigkeit als von Kindern aus gewalttätigen Familien. Damit, dass ich zum Feindbild werde, kann ich mittlerweile leben. Und das, was mir meine Mitschüler angetan haben, wird ein Lehrer meinem Kindern mit sehr großer Wahrscheinlichkeit nicht antun (können).

Wenn es trotz Gesprächen und gutem Willen meinerseits keinen Konsens geben sollte und meine Kinder "nur "ungerecht behandelt werden, würde es sehr wahrscheinlich auch auf keinen Schulwechsel hinauslaufen, sofern sie das nicht selbst wollen.
Es geht doch auch nicht um die Fälle, wo bereits ein gravierendes Problem vorhanden ist und es dem Kind sowieso schon nicht gut geht. Da hat man durch einen Schulwechsel ja auch kaum was zu verlieren. Dass man da keine Angst mehr hat, durch forderndes Auftreten was zu verschlimmern ist doch klar.
Rabaukenmama
Dauergast
Beiträge: 2973
Registriert: So 8. Dez 2013, 21:24

Re: Diskussionsthema Schule

Beitrag von Rabaukenmama »

Bliss hat geschrieben: Es geht doch auch nicht um die Fälle, wo bereits ein gravierendes Problem vorhanden ist und es dem Kind sowieso schon nicht gut geht. Da hat man durch einen Schulwechsel ja auch kaum was zu verlieren. Dass man da keine Angst mehr hat, durch forderndes Auftreten was zu verschlimmern ist doch klar.
Wie soll man als Eltern beurteilen wie gravierend ein Problem ist wenn das Kind darüber nicht spricht? Dass es mir nicht gut ging haben meine Eltern schon in den Monaten vor meinem Schulwechsel an meinem Verhalten bemerkt, konnten sich aber keinen Reim darauf machen. Und dann stand bei einer 12 1/2jährigen ja immer wieder das Wort "Pupertät" im Raum und meine Eltern wurden von Freunden und Psychologen immer darauf hingewiesen dass so ein Verhalten (Rückzug, allein-sein-wollen, keine Gesprächsbereitschaft) in dem Alter ganz normal sei. Tatsächlich hat die Pupertät bei mir erst 2 Jahre später begonnen.

Ich meine damit dass es sehr schwer ist einzuschätzen wie belastend eine Situation für ein Kind tatsächlich ist. Wenn ein Kind sich jeden Tag zu Hause über die Ungerechtigkeiten von Lehrer X auskotzt kann das ganz harmlos sein während dasselbe Kind sich auch Angst gar nicht erwähnen traut dass es mit Mitschüler Y viel, viel massivere Probleme hat.

Was ich in meinem anderen Beitrag gemeint habe ist so-zu-tun-als-sei-alles-ok von Seiten der Eltern auch wenn sie mit gravierenden Mißständen absolut nicht einverstanden sind. Denn Billigung (auch zähneknirschende) kann leicht als Einverständnis mißverstanden werden. Vor allem wenn diese Billigung aus Angst (eben vor "Folgen" für die eigenen Kinder) als Massenphänomen auftritt, sehe ich daran die Gefahr, dass sich gerade selbstherrliche Lehrer in ihrem Verhalten noch bestätigt fühlen und wenn doch mal wer was sagt vielleicht sogar mit "die anderen Eltern WOLLEN das so..." argumentieren.

Sehr wohl gibt es immer wieder Fälle, wo auch gemeinsames auftreten als Eltern nichts bringt. Aber ist das ein Signal es deshalb überhaupt bleiben zu lassen? Es gibt genauso Fälle WO es was bringt. Gerade im Gespräch mit Pädagogen kommt es mMn auch sehr auf Empathie und Wortwahl an. Natürlich gibt es auch hier Härtefälle wo auch gewählte, klare Worte in neutralem Tonfall nichts bringen, aber ich sehe keinen Grund es nicht zumindest zu versuchen. Und dann höhlt ja auch noch steter Tropfen den Stein. Wenn immer wieder Eltern wegen ein- und derselben Sache bei ein- und demselben Lehrer vorsprechen kann ihm das Ganze auch einfach so lästig werden dass er bereit ist, was an der ist-Situation zu ändern.

Dass es von Dir offensichtlich so ausgelegt wird als wäre ich bereit durch ständiges "forderndes Auftreten" einen Schulwechsel in Kauf zu nehmen, kann wohl nur ein Mißverständnis sein. Denn WENN es wirklich so schlimm sein sollte, dass hauptsächlich durch meine Versuche von Gespräch die Situation für mein Kind unerträglich wird, so dass nur ein Schulwechsel übrig bleibt - wäre das dann wirklich die passenden Schule für mein Kind, wenn ich schweigen würde?

Eine Situation, wo man im vorhinein weiß, dass man nichts zu verlieren hat, gibt es meiner Beobachtung nach im Schulalltag sehr selten. Die Mutter von Henry war mit ihrem Kampf dass ihr Sohn mit seinen Freunden ins Gymnasium darf in so einer Situation. Augenscheinlich hat sie den Kampf verloren denn er durfte nicht. Aber hat sie wirklich verloren? Durch den Fall wurde eine länderübergreifende Diskussion über Inklusiun, Differenzierung und Schulsysteme ausgelöst. Und letztendlich kam Henry nicht (wie von vielen gefordert) in eine Förderschule sondern er besucht jetzt die Realschule. Hätte seine Mutter nicht um noch mehr gekämpft wäre wahrscheinlich nicht einmal das möglich gewesen.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Rabaukenmama
Dauergast
Beiträge: 2973
Registriert: So 8. Dez 2013, 21:24

Re: Diskussionsthema Schule

Beitrag von Rabaukenmama »

Koschka hat geschrieben:Die meisten Probleme entstehen in dem zwischenmenschlichen Bereich, wenn zwei oder mehrer Schüler nicht miteinander zurecht kommen. Der Sohn meiner Freundin, der in eine Privatschule früheingeschult wurde, wurde von seinen Mitschülern wesentlich mehr geärgert als meine noch ein Jahr früher als er früheingeschulte Kinder. Nicht weil er unreifer oder sonst was war, sondern weil es eine Jahresübergreifende Klasse 1-3 war und die Jungs aus der 3. waren a)riesig, b)gemein c) viele kamen in diese Schule weil sie unter normalen Bedingungen kaum beschult werden konnten. Dann waren es Eltern aus etwas gehobenen Schichten, und sie pfiffen auf die Meinung der Lehrer, dass ihre Kinder sich ein wenig besser hätten benehmen können. Ich war bei einlerem Kindergeburtstag mit diesen Jungs zusammen, und war durch ihr Verhalten regelrecht schockiert. Dabei bin ich selber Mutter einen lebendigen querligen Jungen und habe einiges gesehen. Ich war sehr froh, dass ich mich damals gegen diese Schule entschieden habe. Auch wenn sie durch Begabtenförderung, Kreativitätentfaltung und ein tolles Nachmittagsprogramm (das letzte stimmt auch) wirbt. Eine normale Dorfschule hatte zwar keine ideale Bedingungen, aber ich wusste worauf ich mich einlasse. Sie war nicht ideal, aber die Lehrer haben sich bemüht. Die beste Grundschule, die ich bis jetzt gesehen hatte, befindet sich in einem der Vororte Münchens, mit einem hohen Migrantenanteil. Ich war von den ausgehängten Kinderzeichnungen begeistert und habe nach dem Konzept der Grundschule gegoogelt. Es ist eine riesige Schule mit 1200 Kindern, und sie haben alles was ich mir von der Schule gewünscht hätte. Vorher war ich fest der Meinung, dass eine kleine Schule in einem Dorf mit Migrantenanteil 0,0 garantiert besser ist, als so eine riesige vermuttlich unpersönliche und bunt sozialgemischte. Wie gesagt, bevor man es von innen ausprobiert, weiß man es kaum. Vieles ist einfach Zufall und ist somit nicht wirklich vorhersehrbar. Hat ein Kind in der Klasse 2-3 Freunde, sieht die Gesamtsituation ganz anders aus als ganz alleine. Kommt durch einen bösen Zufall ein "Feind", dann ist alles viel dramatischer als ohne. Divee Beziehung zum Lehrer entscheidet in der Grundschule auch noch sehr viel. Passt es, ist das Kind in den Lehrer verliebt, passt es nicht, wird die Schule gehasst. Gesunde Kinder können viieles einstecken und kommen mit den meisten Sitautionen ganz gut zurecht. Manchmal besser als ihre Eltern denken. Ich saß beim ersten Elterngespräch ganz nervös auf einer Stuhlkante bis mir die Lehrerin gesagt hat, dass falls sie in der Klasse sozial-emotionale Probleme hat, sind das ganz sicher nicht meine Kinder. In einer idealen Schule hätte einiges anders ablaufen müssen, aber ich glaube, dass durch die reale Probleme meine Kinder einiges gelernt haben, was für das Leben einen größeren Wert hat als der reine Wissenserwerb.
Das ist mal ein Beitrag, dem ich vollinhaltlich zustimme :) !
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Bliss
Dauergast
Beiträge: 661
Registriert: Fr 21. Okt 2011, 23:43

Re: Diskussionsthema Schule

Beitrag von Bliss »

Rabaukenmama hat geschrieben: Wie soll man als Eltern beurteilen wie gravierend ein Problem ist wenn das Kind darüber nicht spricht?
Ich meine damit dass es sehr schwer ist einzuschätzen wie belastend eine Situation für ein Kind tatsächlich ist.
Und was ich die ganze Zeit sage ist, dass man als Elternteil auch in Betracht ziehen sollte, dass das Kind nichts weiter sagt, weil es tatsächlich gar kein wirkliches Problem hatte. Dass es sein kann, dass man sich als Elternteil durch irgendeine Bemerkung des Kindes getriggert fühlte, weil man unangenehm an etwas aus der eigenen Schulzeit erinnert wird und dabei außer Acht läßt, dass das Kind längst nicht in gleichem Maße leidet, wie man selber gelitten hat/hätte.
Dass es von Dir offensichtlich so ausgelegt wird als wäre ich bereit durch ständiges "forderndes Auftreten" einen Schulwechsel in Kauf zu nehmen, kann wohl nur ein Mißverständnis sein. Denn WENN es wirklich so schlimm sein sollte, dass hauptsächlich durch meine Versuche von Gespräch die Situation für mein Kind unerträglich wird, so dass nur ein Schulwechsel übrig bleibt - wäre das dann wirklich die passenden Schule für mein Kind, wenn ich schweigen würde?
Ich habe nirgends etwas von ständig geschrieben, aber deine Verwendung von Worten wie kämpfen, Feigheit, kuschen, unbequem, Recht durchsetzen, fordern erweckten bei mir einfach den EIndruck, dass du dich nicht mit einem neutralen Ansprechen von Problemen begnügen würdest. Und wenn es nun so ist, dass das Kind wie oben beschrieben das was du beim Lehrer ansprichtst gar nicht als Problem sieht kann es eben sein, dass du deinem Kind mit deinem Kampf einen Bärendienst erweist und eine für ihn bislang vollkommen akzeptable Situation inakzeptabel machst.
Rabaukenmama
Dauergast
Beiträge: 2973
Registriert: So 8. Dez 2013, 21:24

Re: Diskussionsthema Schule

Beitrag von Rabaukenmama »

Bliss hat geschrieben:
Rabaukenmama hat geschrieben: Wie soll man als Eltern beurteilen wie gravierend ein Problem ist wenn das Kind darüber nicht spricht?
Ich meine damit dass es sehr schwer ist einzuschätzen wie belastend eine Situation für ein Kind tatsächlich ist.
Und was ich die ganze Zeit sage ist, dass man als Elternteil auch in Betracht ziehen sollte, dass das Kind nichts weiter sagt, weil es tatsächlich gar kein wirkliches Problem hatte. Dass es sein kann, dass man sich als Elternteil durch irgendeine Bemerkung des Kindes getriggert fühlte, weil man unangenehm an etwas aus der eigenen Schulzeit erinnert wird und dabei außer Acht läßt, dass das Kind längst nicht in gleichem Maße leidet, wie man selber gelitten hat/hätte.
Klar kann das passieren, genauso wie es umgekehrt passieren kann dass man nicht erkennt wenn es dem eigenen Kind wirklich sehr schlecht geht. Das habe ich nie bestritten und ich halte mich da auch nicht für unfehlbar - weder in der Richtung ZU VIEL oder ZU WENIG zu sagen. Nur generell NICHTS zu sagen weil "es ohnehin nichts bringt" oder von Haus aus anzunehmen dass alles, was man vielleicht anspricht, den Kindern "heimgezahlt" wird, ist eben nicht meine Einstellung - und wird es auch nie werden.
Bliss hat geschrieben:
Rabaukenmama hat geschrieben: Dass es von Dir offensichtlich so ausgelegt wird als wäre ich bereit durch ständiges "forderndes Auftreten" einen Schulwechsel in Kauf zu nehmen, kann wohl nur ein Mißverständnis sein. Denn WENN es wirklich so schlimm sein sollte, dass hauptsächlich durch meine Versuche von Gespräch die Situation für mein Kind unerträglich wird, so dass nur ein Schulwechsel übrig bleibt - wäre das dann wirklich die passenden Schule für mein Kind, wenn ich schweigen würde?
Ich habe nirgends etwas von ständig geschrieben, aber deine Verwendung von Worten wie kämpfen, Feigheit, kuschen, unbequem, Recht durchsetzen, fordern erweckten bei mir einfach den EIndruck, dass du dich nicht mit einem neutralen Ansprechen von Problemen begnügen würdest. Und wenn es nun so ist, dass das Kind wie oben beschrieben das was du beim Lehrer ansprichtst gar nicht als Problem sieht kann es eben sein, dass du deinem Kind mit deinem Kampf einen Bärendienst erweist und eine für ihn bislang vollkommen akzeptable Situation inakzeptabel machst.
Natürlich kann das sein! Aber ich gehe nun mal nicht generell davon aus, dass ein Großteil der Lehrer auf Rache sinnt nur weil mal ein Elternteil eine Sache anspricht die ihn vielleicht unangenehm berührt.

Ebenso kann aber sein dass jemand vor lauter "ich sage lieber nichts, sonst schade ich indirekt meinem Kind" seinem Kind viel mehr schadest als wenn er die Sache ansprechen würde. Niemand ist perfekt.

Generell bin ich kein Mensch der wegen einer einmaligen Aussage gleich auf die Barrikaden steigt. Auch im Fall des "Feindes" meines Sohnes im Kindergarten habe ich mir mal neutral angehört wie das die BetreuerInnen sehen und die Sache danach zwar weiter beobachtet, aber nichts unternommen. Warum? Weil mir mein Sohn zwar immer wieder vorgejammert hat, der xxx würde ihn so sekkieren, ich aber meinen Sohn kenne und schon vermutet habe, dass er es dem anderen Buben ähnlich zurückgibt. Dasselbe wurde mir von den BetreuerInnen bestätigt. Und da mein Sohn weiter problemlos und gern in den Kindergarten ging sah ich mich einfach als Zuhörerin wenn er von dem xxx erzählte. Wäre mein Sohn immer wieder weinend heimgekommen, hätte er sich manchmal geweigert in den Kiga zu gehen weil ja der xxx dort ist hätte die Sache wahrscheinlich anders ausgesehen.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Maca
Dauergast
Beiträge: 390
Registriert: Do 21. Mai 2015, 16:30

Re: Diskussionsthema Schule

Beitrag von Maca »

Ich bin ja schon immer der Meinung,daß man über alles reden KANN und MUß,die Frage ist nur wie.

Der blöde Spruch 'der Ton macht die Musik' ist nur zu wahr.

Ich habe mich vor einiger Zeit mit der Mutter des Jungen,der nach meinem Empfinden unseren Sohn am meisten piesackte,per E-Mail ausgetauscht.
Das war sehr konstruktiv,hat für einen Erkenntnisgewinn bei uns beiden geführt und meinem Sohn geht es sehr viel besser.

Allerdings hatte ich zwei verschiedene Versionen der 'Kontaktaufnahme'.
Die erste Version hatte ich sehr wütend nach einem sehr gemeinen Vorfall geschrieben,wenig versöhnlich ,in eher vorwurfsvollem Ton gehalten.Doch bevor ich diese abschickte ging ich nochmal in mich und besann mich.

Die zweite Version war sehr viel reflektierter,versöhnlicher und um ein Miteinander bemüht,allerdings auch sehr ehrlich!
Die Mutter reagierte ausgesprochen verständnisvoll und hat ernsthaft mit ihrem Sohn gesprochen.

Hätte ich die erste Version abgeschickt,glaube ich ,daß mein Sohn nun noch mehr leiden müßte!
Bliss
Dauergast
Beiträge: 661
Registriert: Fr 21. Okt 2011, 23:43

Re: Diskussionsthema Schule

Beitrag von Bliss »

Rabaukenmama hat geschrieben: Klar kann das passieren, genauso wie es umgekehrt passieren kann dass man nicht erkennt wenn es dem eigenen Kind wirklich sehr schlecht geht. Das habe ich nie bestritten und ich halte mich da auch nicht für unfehlbar - weder in der Richtung ZU VIEL oder ZU WENIG zu sagen. Nur generell NICHTS zu sagen weil "es ohnehin nichts bringt" oder von Haus aus anzunehmen dass alles, was man vielleicht anspricht, den Kindern "heimgezahlt" wird, ist eben nicht meine Einstellung - und wird es auch nie werden.
Hab ich je was von generell nichts sagen geschrieben?
Natürlich kann das sein! Aber ich gehe nun mal nicht generell davon aus, dass ein Großteil der Lehrer auf Rache sinnt nur weil mal ein Elternteil eine Sache anspricht die ihn vielleicht unangenehm berührt.
Ich auch nicht. Nützt nur nichts, wenn man ausgerechnet an einen der wenigen gerät, der es doch tut.
Ebenso kann aber sein dass jemand vor lauter "ich sage lieber nichts, sonst schade ich indirekt meinem Kind" seinem Kind viel mehr schadest als wenn er die Sache ansprechen würde. Niemand ist perfekt.

Wenn du gleich nur von "die Sache ansprechen" geschrieben hättest, hätten wir die Diskussion gar nicht gehabt.
Rabaukenmama
Dauergast
Beiträge: 2973
Registriert: So 8. Dez 2013, 21:24

Re: Diskussionsthema Schule

Beitrag von Rabaukenmama »

Maca hat geschrieben:Ich bin ja schon immer der Meinung,daß man über alles reden KANN und MUß,die Frage ist nur wie.

Der blöde Spruch 'der Ton macht die Musik' ist nur zu wahr.

Ich habe mich vor einiger Zeit mit der Mutter des Jungen,der nach meinem Empfinden unseren Sohn am meisten piesackte,per E-Mail ausgetauscht.
Das war sehr konstruktiv,hat für einen Erkenntnisgewinn bei uns beiden geführt und meinem Sohn geht es sehr viel besser.

Allerdings hatte ich zwei verschiedene Versionen der 'Kontaktaufnahme'.
Die erste Version hatte ich sehr wütend nach einem sehr gemeinen Vorfall geschrieben,wenig versöhnlich ,in eher vorwurfsvollem Ton gehalten.Doch bevor ich diese abschickte ging ich nochmal in mich und besann mich.

Die zweite Version war sehr viel reflektierter,versöhnlicher und um ein Miteinander bemüht,allerdings auch sehr ehrlich!
Die Mutter reagierte ausgesprochen verständnisvoll und hat ernsthaft mit ihrem Sohn gesprochen.

Hätte ich die erste Version abgeschickt,glaube ich ,daß mein Sohn nun noch mehr leiden müßte!

Das mit den zwei Versionen kenne ich von mir. Gerade heutzutage, wo eine e-mail schnell verschickt ist, kann es leicht zu Mißverständnissen führen wenn man beim schreiben noch voll in den eigenen Gefühlen hängt. Es passieren ja auch hier im Forum immer wieder Mißverständnisse wo zwei User ähnliches meinen, es aber unterschiedlich ausdrücken.

Die verschiedenen Auslegungen der Worte "Erziehung" und "Elite" waren da für mich sehr interessant.

Aber ich achte gerade bei Dingen, die mir wichtig sind, immer darauf, zuerst mal gefühlsmäßig "runterzukommen" bevor ich was schreibe. Und bei wichtigen Gesprächen mache ich mir vorher ein grobes Konzept was mir wichtig ist, anzubringen. Wie du sagst, der Ton macht die Musik. Und weil es gar nicht so leicht ist, freundlich und doch klar in der Sache zu sein, ist mir eben ein Konzept wichtig.

Natürlich nicht immer machbar, manche Gespräche ergeben sich einfach spontan und dann kommt man zu einem heißen Thema und einmal habe ich (am Arbeitsplatz) auch schon geglaubt, vor mir liege ein ganz normales, kurzes Gespräch und es lief dann auf heftige Grundsatzdiskussion hinaus. Aber sogar da ist es mir gelungen meinen Standpunkt (von dem ich eigentlich angenommen hatte, dass er ohnehin klar wäre) sicher zu vertreten. Nur nach dem Gespräch war ich erst mal einige Stunden fix und fertig weil es eben so unvorbereitet gekommen war.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Antworten