Streber!!!

Probleme und Lösungen für den Schulalltag
Finchen

Streber!!!

Beitrag von Finchen »

Hallo,

mein Sohn (8), der sehr gut in die Klassengemeinschaft eingebettet ist, hat mir heute erzählt, dass manche Kinder ihn als "Streber" bezeichnen. Auf Nachfragen fand ich heraus, dass das genau zwei von seinen besten Freunden zu ihm sagen. Beides auch sehr kluge Kinder, ausgezeichnete Noten (sofern mensch das als Maßstaß heranziehen will). Natürich verletzt ihn dieses negativ besetzte Wort besonders von den beiden Freunden sehr. Diese Kinder verwenden die Bezeichnung zB wenn er 0 Fehler in der Ansage hat oder wenn er Fachbegriffe (die er auch erklärt) in einem Referat verwendet. Manchmal reagiert er, in dem er sagt, dass sie ja selbst auch Streber seien, weil sie ja auch gute Noten haben. Doch eigentlich ist er unzufrieden mit der Situation und weiß nicht, wie er das abstellen kann. Mein Tipp war erst mal, dass er darauf am besten einfach nicht reagieren soll. Vielleicht verliert das Wort dann den Reiz für die beiden. Möglicherweise steckt auch eine andere Dynamik dahinter-keine Ahnung. Jedenfalls möchte ich nicht, dass er beginnt "tiefzustapeln" (was schon der Fall war), um dieser Bezeichnung zu entgehen. Wieviele Generationen belastet dieses Wort noch? Habt ihr Tipps/Anregungen über den Umgang damit?

Lg,
finchen
keshali
Dauergast
Beiträge: 417
Registriert: Do 12. Apr 2007, 21:41

Re: Streber!!!

Beitrag von keshali »

Hallo,


lustig...bin beim Stöbern im Net heute über folgenden Artikel gestolpert.

Jetzt könnte er für euch vielleicht hilfreich sein: http://www.kinder.de/Streber.1020.0.htm ... ckId]=1840


(Am besten er bereitet eine Klassenarbeit vor, in dem er die Bedeutung, Geschichte und Verbreitung in verschiedenen Ländern erklärt, anschliessende Klassendiskusion ob es besser ist ein Streber zu sein oder ein Versager). ;)
alibaba

Re: Streber!!!

Beitrag von alibaba »

Netter Artikel, sehr gut gesucht. Vielleicht gibt es ja noch ein wenig mehr. Also auf und suchen, liebes finchen.

Tips gibt es da ja, was soll man mehr schreiben. Im allgemeinen würde ich auch sagen Streber sind Leute die angeben mit dem was sie können. Macht das Euer Sohn? Freunde findet man dadurch wohl eher nicht. Redet mit ihm und erklärt ihm was einen Streber auszeichnet, im Guten wie im Schlechten.

Alles Gute.
alibaba

Re: Streber!!!

Beitrag von alibaba »

Ich denke mich mal in meine Schulzeit zurück. Da wurde das Wort Streber gleichgesetzt mit Angeber und ich denke, das wollen die Kinder auch damit sagen. Oftmals weiß man ja gar nicht den Sinn eines Wortes, sondern es wird eben einfach nur werwendet. Ich unterstelle meinen Kindern das sie wissen was das viel verwendete Wort: "geil" heißt und vor allem bedeutet. Es wird eben gehört und verwendet.

Vielleicht fühle sich diese Beiden ebenso klugen Kinder zurück gesetzt, weil euer Sohn eben für alles und jedes eine bedeutende Erklärung hat, er besser als die anderen ist. Vielleicht hilft hier ja das Gespräch sich duirchaus mal zurückzunehmen, was nicht gleichzusetzen ist mit Verweigerung und Nichtmitmachens. Vielleicht erklärt man ihm, das alle Kinder eine Chance bekommen wollen, vielleicht redet man auch mal mit der Lehrerin.

Erst neulich hatte ich ein Gespräch mit einer Mutter eines Grundschulkindes. Was am meisten der Lehrerin auffiel, das sich dasd Kind trotz seines sehr guten Wissens, nie in den Vordergrund drängte, sondern nur wenn es gefragt wurde. Und dann hat das Kind auch noch die Gabe, sein Wissen nicht zu protzig darzustellen, obwohl er es sicherlich noch mehr ausschmücken könnte. Kurzum, das Kind ist trotz seines guten Wissens überhaupt nicht als Streber bekannt, sondern soll zum Klassensprecher gewählt werden.

Ich finde daher den Hinweis im Link gar nicht so schlecht, sein Wissen auch mal zum vorsagen einzusetzen und sich somit mal den "Tadel" der Lehrerin einzufangen. Macht eben beliebt.

In meiner Schulzeit hatten wir auch so einen Streber. Nachdem er verstanden hat hilfreiche Tipps an seine klassenkammeraden zu verteilen, musste er nicht mehr Klassenkasper spielen und seine soziale Stellung im Klassenverband änderte sich schlagartig. Das hat sicherlich alles ehr gut getan.

LG
Sabine G.
Dauergast
Beiträge: 76
Registriert: Di 23. Okt 2007, 13:28

Re: Streber!!!

Beitrag von Sabine G. »

Persoenlich wuerde ich`s beobachten.
Hier hiess Streberin: Die Erstkommunionsgruppe sprach kein Ton mehr mit der Streberin. Die "beste" Freundin wandte sich komplett ab. Und in der Klasse schrieb sie nur noch Noten im Mittelfeld weit unter ihren Moeglichkeiten. Keine Moeglichkeit nicht zu reagieren.

Viele Gruesse
Sabine
a

Re: Streber!!!

Beitrag von a »

Reg dich nicht auf, mit der Zeit verschlechtern sich die Noten sowieso.
ANJA2003

Re: Streber!!!

Beitrag von ANJA2003 »

Mein Sohn (8 Jahre) wollte in seiner Klasse nicht als Streber gelten und hat sich überlegt, dass er im nächsten Diktat einen Fehler einbaut. Denn mit einem Fehler bekäme er immer noch eine Eins, wäre aber nicht mehr der einzige mit Null Fehlern. Gesagt- getan...er hatte seine Eins mit einem Fehler. Dummerweise hatten nun aber zwei andere Schüler Null Fehler und er ärgerte sich, dass er diesen absichtlichen Fehler eingebaut hatte. Ich bin sicher, dass es Absicht war, weil er zuvor mit mir darüber gesprochen hat. Danach haben wir dann so getan, als würden wir ihm nicht glauben und auf seine Frage warum wir das nicht tun würden, meinte ich: Weil keiner so dumm ist und macht absichtlich Fehler! Darauf er wütend : Boah, dann mache ich das nächste Mal halt wieder keinen Fehler! Ihm ist es jetzt egal, wenn ihn andere einen Streber nennen...LG ANJA
meerkind
Beiträge: 27
Registriert: Di 2. Aug 2011, 11:42

Re: Streber!!!

Beitrag von meerkind »

Man schämt sich dieses Wortes, weil es konnotativ negativ besetzt ist. Es ist letztlich ein Schimpfwort. Wenn es also benutzt wird, dann soll es beleidigen.
Da nützt es nicht viel, dass es im familiären Sprachspiel positiv besetzt benutzt wird.
Die einzige Möglichkeit, die ich da sehe ist, dass das gemobbte Kind Verteidigungstrategien lernt (von Ignorieren bis hin zu sich verbal zu Wehr setzen). Wenn das alles nichts hilft müssen die Eltern eingreifen und dies Problem in der Schule zur Sprache bringen.
meerkind
Beiträge: 27
Registriert: Di 2. Aug 2011, 11:42

Re: Streber!!!

Beitrag von meerkind »

Ich glaube, da verwechselst Du was. Du vermischst zwei Sprachspiele - das familiäre und das gesellschaftliche. Wenn Du auch noch so sehr das Wort im Privaten positiv besetzt, ist es im anderen Sprachspiel weiterhin negativ besetzt. Das heißt, dass der, der es benutzt, es negativ meint. Es ist und bleibt in dem Zusammenhang eine Beleidigung.
Nach wie vor ist hier dann die Frage, wie Du Dein Kind stark machst, dass es angemessen darauf reagiert. Da reicht nicht aus: "Bei uns zu Hause ist das was Gutes." Da wird das Kind dann nur ausgelacht. Und es kapselt sich damit noch mehr ab. Wichtig ist die Rädelsführer des Mobbings festzustellen und diese zur Rede zu stellen - ggf. mit Hilfe von Vertrauenslehrern/-schülern.
meerkind
Beiträge: 27
Registriert: Di 2. Aug 2011, 11:42

Re: Streber!!!

Beitrag von meerkind »

loewe03 hat geschrieben:wie willst du dein Kind schützen, wenn auf dem Schulhof Zigaretten oder Drogen vertickt werden und dein Kind aufgefordert wird, mitzumachen, weil es sonst als Schlappschwanz da steht?
Es bringt nichts, sich bei Lehrern zu beschweren. Lehrer gehen meistens den Weg des geringsten Widerstandes.
Das Kind muss selbst einschätzen können, ob es solche Freunde braucht und ob es wirklich ein Schlappschwanz ist, wenn es darauf verzichtet.
Wenn man seinem Kind genügend Selbstbewusstsein mit auf den Weg gegeben hat, sollte es ablehnen können.
Ich sprach über Mobbing und nicht über Drogen. Gegen Mobbing mit reinem Selbstbewusstsein heranzugehen, ist in den meisten Fällen nicht möglich. Mobbing muss immer kommuniziert werden. Natürlich soll das Kind nicht bei jedem Konflikt zum Lehrer rennen. Natürlich wirft man sich mal im Streit Schimpfworte an den Kopf. Wer kennt das nicht? Wenn es aber zu Mobbing ausartet (massiver Angriff seitens einer Gruppe), muss es kommuniziert werden. Das hat nichts mehr mit "Petzen" zu tun (ich frage mich manchmal, ob dieser Begriff nicht aus Zeiten stammt, in denen die Strafen beträchtlich extremer - wie z. B. Prügelstrafe - waren!) Gegen Mobbing kommst Du mit noch so viel Selbstbewusstsein nicht an. Dazu gibt es extra die Rolle eines Vertrauenslehrers an den Schulen! Und wenn der Klassenlehrer bzw. die Schule gut organisiert ist, dann nimmt dies auch einen positiven Verlauf.
Die Tochter meiner Freundin hat z. B. sehr gute Erfahrungen gemacht. Der Konflikt wurde gelöst und die dahinter verborgenen Probleme aufgedeckt.
loewe03 hat geschrieben: Ich würde meinem Kind empfehlen, die Dummköpfe/Neider bei den Hausaufgaben und Arbeiten abschreiben zu lassen.
Dadurch fühlen sich diese Kinder besser, weil sie denken, dass sie den Streber ausnutzen.
Aber in Wirklichkeit werden diese Kinder nur noch dümmer, weil sie nun gar nichts mehr lernen und irgendwann die Schule verlassen werden.
Das ist Kontraproduktiv. Das kann sogar zum Teil des Mobbings werden! Sich etwas erkaufen, kann gerade nach hinten losgehen, wenn die Forderungen dann immer größer werden. Finde ich als Empfehlung eher schlecht.
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