1. Klasse nach 6 Wochen ein Desaster

Probleme und Lösungen für den Schulalltag
s_schaf
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1. Klasse nach 6 Wochen ein Desaster

Beitrag von s_schaf »

Zum Thema Schule reihe ich mich auch gleich ein.
Ich hatte ja schonmal über meinen Sohn (6) berichtet, der mit dem WPPSII im Alter von 4,8 getestet wurde.
Er ist nun seit Mitte September in der 1. Klasse und wir sind mit unserem Latein am Ende.
Die ersten 2-3 Wochen schien es gut zu gehen. Er erzählte von der Schule, hatte alle Hausaufgaben, alles lief gut.

Dann plötzlich ging es los, er wolle nicht mehr über die Schule sprechen, er vergass Hausaufgaben und vor den Herbstferien wurden wir zum Gespräch gebeten.
Er zeige keinerlei Respekt vor den Lehrerinnen, würde ihnen sagen: "Du hast mir gar nichts zu sagen", etc. Sein Schriftbild ist deutlich schlechter geworden (er kann wirklich schön schreiben, aber nur, wenn er es von sich aus macht)
und er stört den Unterricht, wird öfter mal vor die Tür gesetzt und hat nun eine "rote Karte" bekommen.

Die Lehrerin sagt, sie kann es nicht mehr leisten, da es ja noch 20 andere Kinder gibt. Sie geben ihm nochmal eine Chance, haben uns aber nahegelegt, wenn wir keine Hilfe für ihn während der Schulstunden bekommen, er die Schule verlassen sollte. Es bricht mir das Herz, denn schon im Kindergarten lief es genauso ab wie jetzt (seit er 4 ist).
Wir haben Kinderärztin, Phoniater (wegen auditiver Wahrnehmungsstörung, war aber nichts), Kinderpsychologin (ADHS->negativ, IQ-Test), Ergotherapie (Gruppenübungen, Feinmotorik) und einen Integrationshelfer für ein Jahr für den Kindergarten hinter uns gebracht. Nun das ganze nochmal von vorne?
Man merkt, dass er leidet. Zu Hause haben wir nun auch Probleme, er hört nicht mehr auf uns, verweigert sich und versucht nun uns zu erpressen.
Das ist nicht mein Kind.
Wir haben mit der Lehrerin ausgemacht, dass er nun eine Aufgabe in der Schule bekommt, also z.B. er darf der Lehrerin helfen, wenn diese den Tageslichtprojektor braucht und was darauf schreiben. Mal sehen, ob das was bringt.
Zu Hause haben wir ihn seit 2 Tagen zum Toilettenrollen- und Kaffemaschinen-Beauftragten gemacht. Das klingt erstmal "komisch", hat sich aber so ergeben. Er kontrolliert nun regelmäßig ob auf allen 3 Toiletten die Rollen samt Ersatz vorhanden sind und am Morgen darf er runter in die Küche und die Maschine einschalten. Er scheint "stolz" zu sein.

Wir haben der Schule mitgeteilt, dass wir gerne den Sozialpädagogischen Dienst einschalten wollen. Ich hoffe, das bringt uns etwas weiter diesen Teufelskreis zu durchbrechen in dem wir uns nun schon seit 2 Jahren befinden.
In 4 Wochen werden wir nochmal bei der Kinderpsychologin vorstellig.

Vielleicht geht es ja jemandem genauso wie mir. Mich frisst das zunehmend auf, psychisch wie auch physisch.

Ich danke euch für`s "zuhören".
Edainwen
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Re: 1. Klasse nach 6 Wochen ein Desaster

Beitrag von Edainwen »

Was sagt er denn selber, warum er sich so benimmt?

Dass Dich das fertig macht, kann ich verstehen. Einen Tipp habe ich aber leider nicht ...
s_schaf
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Re: 1. Klasse nach 6 Wochen ein Desaster

Beitrag von s_schaf »

Er fühlt sich ungerecht behandelt und heute Morgen meinte er, dass er "die da" bestrafen will mit seinem Verhalten.
Wir haben lange mit ihm gesprochen, aber er sieht die Problematik nicht.
Wir stehen in engem Kontakt zur Klassenleherin und auch der Rektorin. Es ist eine kleine Grundschule, extra, weil wir dachten, er käme in einer kleinen Schule besser zurecht.
Das war wohl nichts.
Wir haben nun sehr schnell einen Termin im SPZ bekommen und erhoffen uns eine Richtung/Idee, wo wir mit der Schule ansetzen können.
Edainwen
Dauergast
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Re: 1. Klasse nach 6 Wochen ein Desaster

Beitrag von Edainwen »

Warum fühlt er sich ungerecht behandelt? Weil ihm die Lehrerin Anweisungen gibt????
s_schaf
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Re: 1. Klasse nach 6 Wochen ein Desaster

Beitrag von s_schaf »

Wir waren nun im SPZ und die Psychologin dort hat sich viel Zeit für uns genommen, wir haben viele Fragebögen mitbekommen (Autismus, Asperger, ADHS,...).
Evt. hat er "von jedem etwas". Er kann sich gut alleine beschäftigen und still sitzen, WENN ihn was interessiert. Sonst nicht. Er ist sehr kontaktfreudig, verwickelt jeden in ein Gespräch. Wir haben nun nächste Woche einen weiteren Termin dort und ich bin gespannt, ob es schon eine Tendenz gibt.
In der Schule wird es laut Lehrerin schlimmer, anstatt besser. Mein Sohn hat mir aber versichert, dass er sein bestes tut, damit er auf der Schule bleiben kann.
Da er ja auch im Kindergarten und schon vorher in der Kita (da konnte man es aber gut lenken) "auffallend" war, könnte es sein, dass er aus dieser "Rolle" in der er sich nun schon seit Jahren befindet nicht mehr raus kommt, weil er nicht weiß, dass es auch anders geht? Dass man nicht immer den Clown spielen muss um Anerkennung und Beachtung zu bekommen? Wir haben mit seiner alten Kita-Erzieherin guten Kontakt und sie meinte, dass er früher schon immer so die Aufmerksamkeit gesucht hat.
@Edainwen: Bsp.: Er kritzelt seine Hefte am Rand voll, übt seine "Unterschrift", malt Zahlen und Buchstaben. Einmal mit Filzstiften (die hat er ohne mein Wissen mitgenommen). Da hat ihm die Lehrerin einen :( Smiley ins Heft gestempelt und gesagt, dass er das nicht mehr machen soll. Da ist er sauer geworden und hat sie beschimpft, denn die Hausaufgabe hat er ja richtig gemacht.
s_schaf
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Re: 1. Klasse nach 6 Wochen ein Desaster

Beitrag von s_schaf »

Die Lehrerin versucht ihn mehr einzubinden, ihm kleine Aufgaben zu geben.
Nun ist auch eine Praktikantin da, die ihn zur Not auch beruhigen kann, damit ein normaler Unterricht möglich ist.
Das sind natürlich nur Behelfsmaßnahmen, bis wir wissen was los ist.
Gestern hat er sich seit langem wieder "normal" benommen. Wir bekommen tätglich Feeback in ein Mitteilungsheft, das hilft uns den Überblick zu behalten.
Zudem hofft die Schule auch, dass der Sozialpädagogische Diest kommt und sich die Situation ansieht und es dann zusammen mit dem SPZ einen Antrag auf Integrationshilfe/Erziehungshilfe gibt.

Zu Hause hat sich die Situation etwas entspannt. Wir sind noch konsequenter (und *puh*, das war vorher schon anstrengend, aber jetzt...) und lassen uns auf Diskussionen nicht mehr ein.
Bsp. Morgens beim Anziehen verzettelt er sich in 100 Fragen und hat noch nichtmal eine Socke an. Klare Regel hier: Fragen werden erst beantwortet, wenn er angezogen ist. Und man muss ihn zwar häufiger erinnern, dass er das machen soll, aber es geht wirklich viel besser als vorher.
Er hat sich gerne Sachen abnehmen lassen. Brot streichen z.B. Das habe ich nun unterbunden und er bekommt sein Brot mit einem leichten Messer und schmieren muss er selber.
Kleinigkeiten, die sich eingeschlichen haben und an denen wir arbeiten müssen. Man merkt zwar er läßt sich gerne "betüteln", aber wenn er die Sachen dann doch selber macht, merkt man eine gewisse Zufriedenheit. So versuche ich jetzt diese Bequemlichkeit nach und nach aufzulösen. Mal sehen.
shaja
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Re: 1. Klasse nach 6 Wochen ein Desaster

Beitrag von shaja »

Hallo s_schaf,


Rat kann ich dir leider keinen geben. Wie sich das anfühlt als Eltern, wenn es in der Schule schlecht läut, kann ich allerdings sehr gut nachempfinden-wir haben ein schlimmes Jahr hinter uns.Ich weiß, wie das ist, abends nicht einschlafen zu können, wenn man darüber grübelt, was das Kind am nächsten Tag erleben muss, und man ist nicht dabei-kann nicht helfen! Leider dauert es auch eine Zeit lang, bis man weiß, was dem Kind fehlt und was man ändern könnte.
Bei uns hat ein Schulwechsel sehr viel gebracht-(bis jetzt läuft es immerhin sehr gut..)
Bei euch ist die Situation jedoch anders.Ich habe nun deine Beiträge gelesen, um dich besser zu verstehen-wenn ich das richtig gelesen habe, hattet ihr einen nicht gerade liebevollen Kiga und dein Sohn viele Probleme darin? Aber die Ursache wurde nicht gefunden?
Hat er eigentlich Freunde in der Schule? Mag er seine Lehrerin? Magst du sie denn? Vertraust du ihr?
Ich wünsche euch sehr, dass es deinem Sohn bald besser gehen wird.
Übrigens fällt mir dazu noch ein, der Sohn einer Bekannten von mir hat Asperger, er wird seit 2 Jahren in vielerlei Hinsicht untersützt und hat sich so sehr entwickelt, es geht ihm richtig gut jetzt.....Was auch immer euer Sohn für Sorgen und Nöte hat: Es kann besser werden!!

Vielleicht tröstet dich das ein klein wenig...

LG shaja
Rabaukenmama
Dauergast
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Re: 1. Klasse nach 6 Wochen ein Desaster

Beitrag von Rabaukenmama »

Hallo s_schaf,

das mit dem "verzetteln" in der Früh kenne ich sehr gut. Bei uns hilft da der Handy-Wecker mit fix eingestellten Signalen:

erstes Signal: aufwachen 7h25
zweites Signal: aufstehen, Klo gehen 7h35
drittes Signal: anziehen 7h45
viertes Signal: aus dem Haus gehen 7h55

Bei den Signalen sind noch 10 Minuten "Sicherheit" dabei (wir müssen spätestens um 8h05 aus dem Haus gehen) wenn sich Sohnemann doch mal verzettelt kann ich "nachstellen". Das funktioniert bei uns sehr gut :) .

Ansonsten bin ich dafür, die Probleme, die ein Kind mit unvermeidlichen Situationen hat, beim Kind zu lassen. Dass das nicht einfach ist erfahre ich selbst jeden Tag. Trotdem bin ich davon überzeugt dass mein Kind selbst imstande ist, sich entweder mit manchen Dingen zu arrangieren oder Lösungen für die eigenen Probleme zu finden.

Das hat natürlich auch seine Grenzen (z.B. wenn mein Kind täglich weinend von KIGA oder Schule nach Hause kommt) aber generell sind Kinder meiner Beobachtung nach sogar besser in die Lage, eigene Lösungen zu finden, wenn sie nicht davon ausgehen dass die Eltern ihnen alle Steine aus dem Weg zu räumen haben.

Diskussionen, wenn was nicht passt, führe ich mit meinem Kind meistens "offen", sprich: ohne sofort Lösungsvorschläge anzubieten. Wenn mein Sohn z.B. meint "Mir ist so fad!" dann antworte ich "Du weiß nicht, was du jetzt tun sollst." - reflektiere also nur sein Gefühl. Dann warte ich einfach ab, was von ihm selbst kommt. Meistens fällt ihm dann selbst was ein :) .
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
bine1977
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Re: 1. Klasse nach 6 Wochen ein Desaster

Beitrag von bine1977 »

Hallo Rabaukenmama,
ich war lange nicht mehr hier ;-)
Aber vor 2-3 Jahren schrieb ich hier doch recht regelmäßig. Seitdem lief es gut bei uns und wir hatten bis zum Schulbeginn unseres jüngeren Sohnens keine Probleme ... zumindest nichts was auf die Begabung zurückzuführen gewesen wären.

Und mit der Einschulung lief es wie bei Euch. Bei uns wurde der Wunsch geäußert den Jungen soch springen zu lassen, da man ihn in der 1. Klasse nicht sinnvoll beschäftigen können und er andauernd stört und laut ist und sich einfach nicht an die Regeln hält ...
Also hatten wir gestern unseren ersten Termin im SPZ. 2 weitere folgen in den nächsten beiden Wochen. Einen Fragebogen zu ADHS haben wir auch mit bekommen und ansonsten soll eine Leistungsdiagnostik durchgeführt werden.

Die Schule arbeitet GsD mit uns zusammen.

Gerne würde ich mich mit Dir austauschen wie es bei Euch weiter läuft und welche Lösungsansätze es für Euch gibt / Empfehlungen des SPZ. Wir waren übrigens in Hannover. Seid ihr zufrieden mit dem Verfahren oder vermisst ihr etwas bei der Untersuchung?

LG
s_schaf
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Re: 1. Klasse nach 6 Wochen ein Desaster

Beitrag von s_schaf »

@shaja:
Ja, er hat Freunde und ist auch mal zu einem Geburtstag eingeladen. Wir haben auch oft Besuch da oder er ist woanders zu Besuch. Er ist ein sehr offener Mensch.
Seine Lehrerin findet er ok. Nur dass sie ihn nicht versteht, wie er es immer sagt. Bsp.: Ausmalen eines Mandalas. Er hat alles ausgemalt, nur den äußeren "Blumenkranz" nicht. Hier hat er sich besonders Mühe gegeben und das neu gelernte kleine "e" schon säuberlich reingemalt. Für Sie war das wieder ein "ummodeln" der Aufgabenstellung und er war enttäuscht, dass er keine Anerkennung dafür bekommen hat.
Wir sagen ihm auch, dass sich seine Lehrerin viel Mühe gibt und wir haben auch einen guten Kontakt. Er meinte neulich, dass es ungerecht sei, denn er habe sein Verhalten geändert und sie nicht (da hatte er leider in ein paar Punkten auch recht. Sie hat es nur nicht böse gemeint.). Und hier hört sein Verständnis auf. Er versteht nicht, warum ein Erwachsener anders handeln darf und er nicht.
ADHS steht im Raum, da er sich bei vielen Reizen um sich herum nicht konzentrieren kann und er läßt sich leicht ablenken und dann geht die "Kasperei" los. Zu Hause ist es ruhig und er sitzt ewig vor den Hausaufgaben, er weiß was er machen muss und er kann es auch, aber bis er mal eine Zeile fertig schreibt habe ich schon die Krise.
Er beschwert sich, dass sie in Mathe nur Zahlen schreiben lernen und nicht rechnen. Er löst zu Hause im Kopf oder mit Fingern und auf alle möglichen Arten, die Spass machen kleine Aufgaben und fragt mich oft, ich soll ihm Aufgaben sagen...nicht mal schreiben, sondern im Kopf.
Er geht gerne in die Schule und er lernt auch gerne, nur die im Anfangspostung beschriebenen Probleme legen ihm Steine in den Weg.
Die Lehrerin bat uns entweder in eine Förderschule mit einer kleinen Klasse (8 Kinder) zu wechseln, oder unser Sohn bekommt eine Hilfe un die Schule die neben ihm sitzt und ihn "runter" bringt.
Er sagt selber es stört ihn, wenn die anderen Quatsch machen und er kann sich nicht kozentrieren, aber er muss natürlich auch lachen und macht mit und fängt auch oft selber an Quatsch zu machen. Diese Widersprüche sind für mich nicht zu durchschauen.
Morgen haben wir unseren 2. Termin im SPZ bei der Kinderpsychologin. Die Bögen muss ich noch abgeben.

Das mit dem nicht an die Regeln halten, hat sich etwas gebessert. Wenn er will, kann er auch, nur merkt man, das es ihm Mühe kostet. Von daher bin ich gespannt, ob als einer der Diagnosen ADHS genannt wird.

@Rabaukenmama:
Ich zähle Sekunden. Ich sage ihm, mal sehen ob er es in 50 Sekunden schafft sich anzuziehen, er findet das auch gut, nur laut zählen soll ich nicht. Heute morgen allerdings wollte er nicht zählen. Da hat er sich dann alleine angezogen, wir hatten heute morgen aber wieder Stress miteinander und gerstern Abend auch schon. Er verfällt wieder in die Abwehrhaltung und will endlos mit mir diskutieren...herje
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