Bildungsniveau und HB-Anteil???

ganz allgemein zu Hochbegabung und IQ, theoretisch und praktisch
mattis
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Bildungsniveau und HB-Anteil???

Beitrag von mattis »

Hallo,
ich hätte da mal ne Frage:
Wenn man im deutschen Durchschnitt 2-3% Hochbegabte findet, wie viel Prozent findet man dann im Gymnasium, an der Uni, unter Promovierten, Habilitierten?
Eigentlich müßte doch logischerweise der Prozentsatz immer größer werden, je höher das Bildungsniveau ist. Oder?
Mir ist schon klar, dass es auch HBs mit (und auch ohne) Hauptschulabschluss gibt, aber der IQ dürfte doch relativ zum Bildungsniveau steigen - und damit auch der Anteil an IQs über 130.
Hat jemand von Euch mal was darüber gelesen? Gibt es da Statistiken oder Vermutungen?
mattis
Dauergast
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Re: Bildungsniveau und HB-Anteil???

Beitrag von mattis »

Danke, Heike!
In erster Linie Neugier.
Die Überlegung, wie wahrscheinlich es wohl ist, dass in unserem 15-Kinder-Kindergarten zwei HBs sind (vielleicht ja auch einfach nur begabte - und davon gibt es sicherlich noch mehr dort). Unser Sohn ist in einem Kindergarten, der von einer Elterninitiative organisiert ist. Der Bildungshintergrund der Eltern ist im Durchschnitt deutlich höher als in kommunalen Kindergärten, und da Intelligenz ja teilweise erblich...
Also eigentlich ist es nur eine Gedankenspielerei und Interesse...
LG
alibaba

Re: Bildungsniveau und HB-Anteil???

Beitrag von alibaba »

Hallo mattis,

da gab erst kürzlich im Spiegel :?: einen tollen Artikel dazu.

Da ging es darum, das in einem gut bürgerlichen Wohngebiet mit Eltern die viel Zeit und Geld haben, der angenommene IQ höher war als im Rest des Gebietes. Also jedes Elternteil war überzeugt das sein Kind besser als andere sind. Sicherlich erst mal richtig, denn die Eltern haben Zeit ihre Kinder zu "unterrichten" und in diverse Kurse zur Förderung zu schicken. Vergleicht man also erst einmal da ein 5-jähriges mit einem anderen 5-jährigen war eindeutig das Ergebnis Kind aus gut bürgerlichen Wohngebiet ist schlauer als das andere. Man könnjte also annehmen, das in diesem Wohngebiet im durchscnitt mehr begabte Kinder wohnen als im Rest. Gute Förderung und gute Angebote. Doch der Vergleich hinkt. Nach Testung kamen hier zwar schon kluge Köpfe vor, auch Hochbegabte, doch viele Eltern "bildeten" sich da auch etwas ein. Weil sie es eben auch nicht wussten. So wie viele von Hb sprechen und eigentlich gar keine Ahnung haben.

Diese Angaben sind ja nur einer Statistik entnommen. Aber klar wird es an einer Uni mehr Hbler geben als am Fließband einer Fabrik. Man sagt ja nicht für umsonst das der IQ an Gymnasien im Schnitt bei 109 liegt um dort gut mithalten zu können. Und hier sammeln sich dannn eben die Besseren.

Zum vergleichen ist es immer sehr rational und hilfreich wenn man sich jemanden sucht der den selben Level und die selben Voraussetzungen hat. Bei uns im Kiga können fast alle Kinder die Ende 4 Anfang 5 sind mindestens ihren Namen schreiben. Die 5-6 jährigen kennen das Alphabet und die Zahlen, viele bis 100, auch lesetechnisch. Wir wohnen hier also in einem gut gebildeten Einzugsgebiet, wie es so schön heißt.

Begabungen stellen sich aber nicht immer so einfach dar. Mein Kind kann die Buchstaben, ist es Hochbegabt? Wie ich schon geschrieben habe, glänzt mein Sohn nicht mit dem schreiben von Buchstaben, obwohl er es kann, auch nicht von Abzählen von Dingen oder Langweile im Kiga. Begabung ist so komplex - da ist es zu einfach sich auf bestimmte Dinge zu versteifen. Man kann also wie in unserem Kiga viele Kinder haben, die etwas fitter sind, was aber nichts mit Hb zu tun hat sondern nur am Umfeld.

Ich würde sgar in meiner Aussage so weit gehen, das die Kinder der gebildeten "Schicht" tendenziell schlauer werden als die Migrationskinder, deren Eltern null Interesse an Ihren Sprößlingen zeigen. Dazu eine Situation vom Spielplatz.

Kind 1, Migrationskind: Ich finde Hausaufgaben blöd, da mach ich die einfach nicht. Kind 2, deutsch: Ich finde Hausaufgaben auch blöd, aber ich muss lernen um mal einen guten Beruf zu lernen. Beide Kinder 3.Klasse.
Beide Kinder haben sicherklich das gleiche Potential, das eine aber betreut vom Elternhaus das andere nicht. Das eine Kind höherer IQ als das andere.

Ob ein Hb-Kind in Eurem Kiga ist? Statistisch gesehen Ja, ob ihr es aber auch in Erfahrung bringen werdet? Ich für meinen Teil hüte mich auch nur fünkchenweise etwas zu sagen.

LG
mattis
Dauergast
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Re: Bildungsniveau und HB-Anteil???

Beitrag von mattis »

Hallo Ihr zwei!
Ihr seid Euch selten einig, oder?
Danke erstmal für Eure Antworten

@Heike
Ich habe neulich einen ganz ähnlichen Artikel in irgendeiner Elternzeitschrift gelesen - allerdings war der (noch) unqualifizierter - es ging eigentlich nur darum, dass Eltern schlecht erzogener Kinder inzwischen immer diese Ausrede präsentierten - dass es tatsächlich so etwas wie Hochbegabung gibt, wurde eher indirekt angesprochen.

@alibaba
Ich glaube gerne, dass es Eltern gibt, die gerne zum "Mein Haus, mein Auto" noch "mein HB-Kind!" hinzufügen könnten. Es gibt ja auch immer mehr Trainigsstätten für IQ und Bildung schon im Kleinkindbereich, um vielleicht diesem Ziel näher zu kommen.
Aber noch eine Frage: Warum ist Kindern mit Migrationshintergrund weniger wichtig, was aus ihnen wird bzw. ihren Eltern :gruebel: ?

Ja, die Hochbegabung ist etwas mehr in den Fokus gerückt, daher wird auch mehr getestet. Auch wenn ich jetzt einen hinkenden Vergleich herbeiziehe: Vor 20 Jahren wurde auch so gut wie niemand auf Laktoseintoleranz getestet. Das gab es auch schon, aber es ist erst in den letzten Jahren ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt. Damit will ich selbstverständlich nicht sagen, dass HB eine Krankheit ist, sondern, dass viele Eltern früher einfach gar nicht auf die Idee gekommen sind, dass ihre Kinder mehr sein könnten als "clever".
Ich persönlich finde es ärgerlich, dass testenden Eltern unterstellt wird, sie wollten sich mit der Hochintelligenz ihrer Kinder schmücken. Ich bin sicher, dass bei den meisten der Wunsch, für das Kind den richtigen Weg zu finden, überwiegt oder gar den einzigen Grund darstellt.
Und dass die Eltern, deren getestete Kinder letztendlich nicht hb sind, so dargestellt werden, als hätten sie das als gute Eltern eigentlich vorher wissen müssen, widerspricht meiner Meinung nach dem vorher geschriebenen - und ist nebenbei eine Unverschämtheit.

So indirekt hat der Artikel vielleicht schon etwas mit der Frage zu tun...
Die nächste Frage wäre dann: Wieviel der 2-3% werden denn entdeckt? Von wieviel Hbs weiß man denn? In Deutschland gibt es also zwischen 1,6 und 2,4 Millionen(!!!) Hbs. Also im Mittel mehr, als München Einwohner hat. Ich bin sicher, dass selbst jetzt, wo Hb "in" ist, nicht alle eines Jahrgangs "entdeckt" werden. Und wenn man sie entdecken würde: Wie wäre dann wohl die Verteilung in Hinblick auf Intelligenz der Eltern, Bildungsstand und (am schwersten messbar) Interesse am und liebevoller Umgang mit dem Kind...?

Ach ja, und dabei fällt mir noch ein: Früher, als noch weniger gestestet wurde, war das Ergebnis wohl teilweise sehr nebensächlich. Mein Mann ist in der Grundschule getestet worden. 135. Seine Eltern haben sich gefreut, dass er bei einem "Test" gut war, der Klassenlehrer auch. Das war's. Keinerlei Konsequenzen. Kam nie wieder zur Sprache. Inzwischen wird doch wenigstens was getan. Ob die Kinder nun HB sind oder knapp drunter - oder vielleicht manchmal auch deutlich drunter: Diese Tests werden doch in aller Regel zum Wohle des Kindes gemacht - bei allem pro und contra von Tests...

LG
alibaba

Re: Bildungsniveau und HB-Anteil???

Beitrag von alibaba »

mattis hat geschrieben:
Aber noch eine Frage: Warum ist Kindern mit Migrationshintergrund weniger wichtig, was aus ihnen wird bzw. ihren Eltern :gruebel: ?
Keine Ahnung. Ich kann nur schreiben was meine Beobachtungen sind.

Ich finde den Artikel zu einseitig, aber nicht das allerletzte, und toll zum Thema "Verteilung Hb" und darum ging es Mattis. Im übrigen kommen da auch kritische stimmen, das eben den Hochbegabten mehr geholfen werden muss, das man sich öffnen muss, das fängt inn den Kindergärten an. Denn durch diese vermeintliche Gerede, geht der Rest unter.
Aber er zeigt eine interessante Beobachtung an. Bei uns eben in dieser gut bürgerlichen Umgebung ist ein Thema auf dem Spielplatz was das eigene Kind schon kann und wie weit es seinen Altersgenossen "entfernt" ist. Und ich würde demnach dem Artikel beipflichten, welcher aufzeigt, das diese Eltern annehmen ein besonders intelligentes Kind zu haben und es zum Test schicken.

Was ich hier auch beobachten kann, das hier die meisten Kinder ein hohes Bildungsnivau haben. Und vielleicht ist ja tatsächlich das eine oder andere unentdeckte hochbegabte Kind dabei - aber eben nicht getestet, weil das Nivau hier höher ist und man Dinge für normal hält, weil man auch in der Umgebung damit konfrontiert wird. Bei uns hier können alle Kinder mit 3/4 Jahren ohne Stützen fahren, im Schnitt wird mit 4 1/2 ein Schwimmkurs gemacht, der Namen wird geschrieben, bis 10 gerechnet. Viele Kinder können lesen bevor sie in die Schule kommen - das ist hier aber normal.

Und ihr glaubt es nicht, wieviele Beziehungen zur Agressivität und HB gesetzt werden, in anderen Foren, hier eher ein unberücksichtigtes Gebiet. Mein Kind kann das und das, aber sich nicht benehmen. Das Klischee wird bedient.

Und wie so oft, wird verallgemeinert. Wird man mal von einer Verkäuferin nicht gut bedient, heißt es gleich der ganze Laden ist schlecht. Oder man bildet sich eben seine eigene Meinung und schwätzt nicht nach dem Mund der anderen. Beim lesen des Artikels hatte ich nicht das Gefühl, das mir etwas unterstellt wird, immerhin ist mein Kind getestet und hat keine Hb. Da müsste ich mich ja angesprochen fühlen. Und ich bin überzeugt davon, das es jede Menge Eltern gibt, die sich mit Begabungen ihres Kindes schmücken wollen. Vielleicht eine Denkweise die uns fern liegt, aber die es durchaus gibt.

Nun es wird jede Menge unentdeckte geben. Aber das ist ja nicht schlimm. Wir wollen hoffen das sie glücklich durchs Leben gehen, was bei den meisten ja auch so ist. Und vielleicht war es ja früher tatsächlich gut so, das man nicht gleich von Förderung gesprochen hat, wenn die Kinder zufrieden waren. Heute ist ein hoher IQ gleichgesetzt mit schickt es gleich zur Förderung, individuelle Förderung im Kiga, alle ran an die Vorschulhefte. Wie sagte neulich eine Buchhändlerin zu mir, als ich für meine Juniorine ein Heft für 3-jährige suchte. "Wir führen so etwas nicht. Das kauft keiner mehr. Alle Eltern wollen nur noch Vorschulhefte für ihre 3-jährigen. Man könnte meinen wir hätten nur noch Hochbegabte." Wie viele Eltern denken, mein Kind kann 10 Seiten in 10 Minuten lösen, das ist besonders intelligent. Und eigentlich hat das doch gar nichts mit Hochbegabung oder Begabungen zu tun.

Naja, nichts für Ungut. LG
mattis
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Re: Bildungsniveau und HB-Anteil???

Beitrag von mattis »

Nein, nichts für Ungut,
dies ist ja ein Meinungsaustausch und es wäre ja langweilig, wenn alle die gleiche Meinung vertreten würden.
Ich kann Deinen Ausführungen teilweise folgen, ich sehe auch eine Tendenz bei manchen, dass Kinder "geschmiedet" werden, also fördern, was geht, auch wenn die Kindheit dabei kaum noch Raum hat - unsere Meinung geht wohl in erster Linie bei der Frage auseinander, wie viele solcher Leute es gibt.
Ich bin übrigens selber Buchhändlerin, wenn auch seit dreieinhalb Jahren nicht mehr im Einsatz, aber zu dem Zeitpunkt gab es auch immernoch Bandolino ab drei, Malhefte, MiniLÜK ab drei - meine Buchhandlung hatte da jede Menge. Auch da hängt es vielleicht von der Bevölkerungsstruktur ab?

Die Sache mit dem Migrationshintergrund... auch da gibt es immer solche und solche und man macht sich einfach in Diskussionen schneller angreifbar, wenn man "auf Minderheiten geht"... In unserem Kindergarten z.B. entstammen mehr als die Hälfte der Kinder Familien, in denen zumindest ein Partner Migrationshintergrund hat: Kamerun, Japan, Ungarn, Frankreich, Schweden, Serbien. Wie gesagt, wir sind eine Elterninitiative und alle Eltern müssen engagiert sein, damit es klappt...
Ich weiß, es gibt auch Gegenbeispiele, aber die gibt es eben genauso unter den Deutschen.

Ich wollte eigentlich noch was zum Thema: Unterforderung schreiben, aber das muss jetzt noch warten, weil mein Kleiner brüllt....
LG
Mattis
mattis
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Re: Bildungsniveau und HB-Anteil???

Beitrag von mattis »

So, nun zu Teil zwei:

Ich glaube nicht, dass man Kindern die "zufrieden sind" unbebedingt einen Gefallen tut, wenn man sie einfach in Ruhe lässt, ob HB oder nicht. Denn manche dieser Kinder sind charakterlich einfach so gestrickt, dass sie sich mit dem zufrieden geben, was sie haben - auch wenn sie etwas anderes wünschen. Oder sie wissen nicht mal, was sie sich wünschen, geben sich aber auch mit der Situation "zufrieden" oder oder oder

Ich halte mich selber nicht für hb, bin aber bis zum Abi in der Schule chronisch unterfordert gewesen. Meine Hausaufgaben habe ich sporadisch gemacht, meist aber nur, wenn eine Konsequenz bei Nichtmachen angekündigt war. Gelernt für Arbeiten oder Klausuren habe ich nur, wenn ich wirklich einen Tag vorher noch keinen blassen Schimmer vom Thema hatte oder, wenn mich mal was wirklich interessiert hat.
Gelernt zu lernen habe ich nie, ganz zu schweigen von Selbstorganisation und anderen Erfahrungen, die man sammelt, wenn man richtig gefordert ist. Mit herausragenden Noten habe ich nie geglänzt (nur, wenn mich etwas wirklich interessiert hat), aber ich war immer im oberen Drittel zu finden.
Was für eine Genugtuung es sein kann, sich anzustrengen und etwas zu leisten, habe ich erst in der Ausbildung, im privaten Bereich und im Studium mitbekommen. Ich bin sicher, dass mir die Erfahrung gut getan hätte, in der Schule mal etwas leisten zu müssen, was ich nicht mit Minimalaufwand so gerade hinbekommen hätte!
Übrigens geht es meinem Mann, wie gesagt Hb, ähnlich. Auch er war nie "spitze", hat sich aber auch nie angestrengt bzw. anstrengen müssen. Im Nachhinein finden wir beide das etwas frustrierend.

Ich denke, wenn man Hbs nur fördert, wenn sie unzufrieden sind (was ja wieder diesen Negativ-Touch von auffallen, stören, depressiv sein, hat), dann behandelt man es doch wieder wie eine Krankheit.
Es gibt ja nun ziemlich viele verschiedene Ansätze, was HBs betrifft: Die einen beschränken sich nur auf den IQ, andere sagen, dass dazu auch die Motivation (also auch der Fleiß) kommen muss (was ja bei meinem Mann absolut nicht der Fall war).

Auf der anderen Seite gebe ich Dir auch recht, macht es wenig Sinn "Jagd" auf alle Hbs zu machen, um sie richtig zu fördern. Und diese ganze systematische Frühförderung (Prinzip Glenn Doman z.B.) widerstrebt mir auch. Jedes Kind ist ein Individuum und es ist wünschenswert, dass Eltern sich nach Kräften bemühen, es in seiner Einzigartigkeit zu fördern - ob das Interesse für Fußball, Pfützen und Matsch, Buchstaben oder alles zusammen ist.

Ich bin einigen Eltern begegnet, die es nicht "verknusen" konnten, wenn andere Eltern etwas von ihrem Kind berichtet haben, was das eigene noch nicht konnte. Wenn Nachbarskind schon laufen kann, wird das eigene schnell auf zwei Beine gestellt und "trainiert" (als würde das was bringen), wenn die Nichte schon ihren Namen schreiben kann usw...
und jetzt habe ich mir selbst widersprochen, denn das ist ja auch kaum was anderes, als der Wunsch, sich zu schmücken.

So, das war jetzt ein ziemlicher Querbeet-Beitrag und das ganze hat sich schon sehr von der Ausgangsfrage entfernt.Und wo wir sowieso schon so weit entfernt sind:
Kann mir jemand sagen, wie zuverlässig IQ-Tests sind? Unser Psychologie-Lehrer meinte, es sei natürlich schon sehr Tagesform abhängig, wie leistungsfähig man selber ist. Mit Kopfweh oder Zahnweh wird man wahrscheinlich ein deutlich schlechteres Ergebnis abliefern. Bei Kindern, die sich selber nicht ausgesucht haben, den Test zu machen, können doch noch ganz andere Dinge mit einfließen, oder?
Gruß
mattis
daniela1111
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Re: Bildungsniveau und HB-Anteil???

Beitrag von daniela1111 »

Hallo,

ich möchte mich auch gern zu diesem Thema Spiegelbericht äußern.

Doch bitte bevor ich wieder Zurechtweisungen aus allen Richtungen bekomme, es handelt sich hier um meine eigene Meinung. Und sollte ich hier irgendjemanden beleidigen oder angreifen, so ist dies nicht meine Absicht. Wie heißt es doch so schön im Juristendeutsch, ich habe meine Aussage nach bestem Wissen und Gewissen gemacht.

Ich bin Mutter eines Hb- Kindes und ja ich habe mein Kind testen lassen, weil es sonst wahrscheinlich in der Förderschule gelandet ist.

Diesen Artikel im Spiegel betrachte ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge.

Es stimmt das momentan ein HB-Boom im Gange ist. Ich habe diesbezüglich auch schon einige Dinge an den Kopf geworfen bekommen.

Aber die Darstellung und Vergleiche in diesem Artikel mit einem wirklichen Hb-Kind finde ich einfach unschön. Hier werden wieder und immer wieder die alten Klischees bedient.

Und wo fängt ein Hb-Kind an? Mit Strich 130 oder drunter oder doch eher drüber?

Ich bin auch der Meinung, das der IQ eines Kindes sich in einem gewissen Rahmen hochzüchten läßt.

Aber das was wirklich Hb ausmacht, nämlich, das die ganze Denkstruktur anders abläuft, und auch das Denken und Empfinden im Sozialbereich von uns HB-lern anders abläuft (und nicht nur im Negativen Sinnn), das wird in diesem Artikel mit keiner Silbe erwähnt. Mir wird zB. immer wieder bescheinigt, das ich einfach zu gnadelos ehrlich bin, und zwar so, das ich auch ohne es zu merken den Menschen auf die Füsse trete und von einem Fettnäpfchen ins nächste rutsche.

Klar Förderung, wenn Langeweile auftritt oder aber auch einfaches simples Interesse besteht.
Ich war immer der Meinung, wenn ich mir andere Eltern betrachtete, die Ihre Kinder von einem Kurs zum nächsten schleppten, das mach ich nicht. Mein Kind sollte Zuhause und im Garten einfach Kind sein könne. Doch auch dieses war falsch.

Des weiteren zur Förderung. Warum schulen andere Länder Ihre Kinder bereits mit 4 ein?

Ist es nicht einfach das hier eine Zeitänderung stattgefunden hat? Alle bzw. fast die meisten Kinder verhalten sich mittlerweile anders. Sie bekommen viel mehr vom Leben und der Technik usw. mit. Sie dürfen heutzutage Fragen stellen, und sich für Dinge interessieren. Denkt alle mal 50 oder mehr Jahre zurück. Hätten unsere Eltern oder Großeltern solche Freiheiten gehabt, oder solche Fragen stellen dürfen, Nein.

Das einzige was ich definitiv weis, es wird jetzt zwar im Großstadtbereich mehr über Hb diskutiert. Aber ob dieser Trend wirklich positiv für uns und unsere Kinder ist, wage ich zu bezweifeln, ich denke, hier läuft wieder alles in die falsche Richtung.

Grüße an Alle
Ela
alibaba

Re: Bildungsniveau und HB-Anteil???

Beitrag von alibaba »

Hallo mattis,

ich denke, das Tests generell zuverlässig sind. Wenn sie von Fachleuten vorgenommen werden.

Eine Bekannte von mir hatte auch einen K-ABC machen lassen. Dieser ging jedoch in die Hose und ist damit überhaupt nicht aussagekräftig. Da wurde der zwiete Teil am Nachmittag gemacht und es wurde nicht im geringsten aufs Kind eingegangen. Meine Bekannte ging nicht mehr zum endgespräch, wurde aber auch nie dazu eingeladen, obwohl es hieß, wie melden uns. Also so kann es auch laufen, ich denke aber das ist eher eine Ausnahme.

Es ist trotzdem verblüffend wie viele Leute meinen Sohn für Hb halten, er es aber nicht ist. Da der Test sehr gut lief, gehe ich 100% davon aus, das das Ergebnis stimmt. Wie schon daniela schrieb, es ist vieles und nichts hb. Wie ich schon so oft geschrieben habe, unser Sohn fällt nicht durch seine Schreibkünste auf und trotzdem fällt er auf. Er denket anders, komplexer - wobei auch nicht immer. Beim Schuhe zubinden stellt er sich an wie ein Baby und eine Jacke anziehen, Oh Gott eine Hammerharte nervenaufreibende Angelegenheit. :schwitz:

Förderung - ab wann, für Wen? Hängt doch vom Kind ab. Schulen mit 4 würde ich nicht begrüßen. Das halte ich eindeutig nicht mit dem sozialen Einfügen verknüpfbar. Und ob ich ein fittes Kind automatisch fördern muss, mit was? Wenn das Kind zufrieden ist, warum? Warum können wir nicht akzeptieren, das man auch beim Tisch decken, wenn es denn die Kinder machen dürfen, lernen kann. Braucht es dann ein Zusatzprogramm im Kiga? Ich denke nicht, jedoch individuelle Zuwendung und Interesse für das Interesse, keine Abwendung mit der Aussage dafür bist du noch zu jung.

Mein Kind war im Kiga das erste, das mit 3 Jahren seine Schweinerei selber mit einem Lappen wegwischte. Mein Junior weiß wie ein Geschirrspüler bestückt werden mussund wie ein Tisch gedeckt werden muss. Warum? Weil es bei uns dazu gehört. Im übrigen wusste das kein Kind mit Ende 3 Jahren. Manche jetzt noch nicht. Das kann doch auch Förderung sein. Einen Regenwurm beobachten und auch mal zerreißen, Apfelkerne pflanzen, Dinge die nichts kosten und trotzdem wunderbar fördern. Finde ich zumindest.

LG
mattis
Dauergast
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Registriert: Fr 8. Mai 2009, 09:55

Re: Bildungsniveau und HB-Anteil???

Beitrag von mattis »

Hallo alibaba,

du schreibst ganz viel von dem, was ich meinte:
1. die beste, wichtigste und grundlegenste Förderung ist liebevoll, offen und und interessiert mit seinem Kind umzugehen.
2. Kindheit sollte Kindheit bleiben dürfen (es gibt wohl seeeehr wenige Kinder, die kein Bedürfnis danach haben), Dinge tun, um des Tuns willen, sinnliche Welterfahrung...
3. im häuslichen Alltag gibt es viele Lernerfahrungen zu machen, die Selbständigkeit, Sozialverhalten und auch Selbstbewußtsein (Kind fühlt sich in der Regel ernst genommen, wenn es eine Hilfe sein darf und Verantwortung z.B. für seine eigene "Sauerei" übernehmen soll) fördern (Literaturtipp: Die Nikitin-Kinder, leider vergriffen!)
4. Klar, die Welt ist sooo spannend, mit dem Kind mit offenen Augen durch die (Um-)Welt zu gehen und Fragen ernsthaft zu beantworten kann genausoviel Wissen vermitteln, wie Sachbücher wälzen - und das im Zweifel viel lebendiger
5. Ganz klassisches Vorlesen, Spiele spielen fördert

Das oben stehende würde ich allen Kindern wünschen.
Ich denke, wir sind uns einig, dass Drill - insbesondere im Vorschulbereich - bei Kindern völlig unangemessen ist.
Sag mir doch mal, wo für die die "fehlgeleitete" Förderung anfängt. Ist Musikschule schon zuviel? Oder Turnen? Tänzerische Früherziehung? Kinderkunstschule (Töpfern, Filzen, Basteln)? Bilinguale Spielgruppe? Waldspielgruppe?
Ich halte jedes für sich genommen je nach Interessenlage des Kindes durchaus für wünschenswert.

Wie Du gesagt hast: Jedes Kind ist anders, hat andere Interessen, Stärken und einen anderen Charakter. Meiner Meinung nach fängt die "Überförderung" da an, wo es nicht mehr um die Interessen des Kindes geht, sondern um die Wünsche der Eltern - ist es das, was Du auch meinst?

Ich habe das Gefühl, wir reden häufig aneinander vorbei, ich glaube aber, da ist ein gemeinsamer Nenner...
Gruß
Antworten