Mein Sohn ist auch 8 und bringt mich oft wirklich auf die Palme. Er benimmt sich in der Schule entweder daneben (ruft ohne aufgerufen worden zu sein rein, hinterfragt und diskutiert, wenn es nicht angebracht ist, etcpp.) oder aber stellt auf "stand-by". Bei ihm geht nur AN oder AUS.
Er hat mit seiner KL besprochen, dass er das mit dem reinrufen unbedingt in den Griff bekommen muss. Das tut er. Aber die Nebenwirkung ist: er bekommt nun GARNICHTS mehr mit, weil er komplett abschaltet. Im wahrsten Sinne des Wortes. Arbeitsanweisungen an die Klasse bekommt er nicht mit, und beteiligen am Unterricht tut er sich auch kaum noch (weil er sonst reinrufen würde! Er bekommt es anders nicht hin) und es ist kein oppositionelles Verhalten, er will mitmachen, aber er bekommt im "off"-Modus einfach garnicht mehr mit.
Es ist ihm auch zu laut (obwohl er selbst oft laut ist
) und zu hell ( er hat wohl eine Photophobie, helles Licht stresst ihn enorm, oft bekommt er dann auch tränende Augen, etc. und das helle Neonröhren-LIcht im Klassenzimmer ist für ihn Stressfaktor 8 von 10 so seine eigene Aussage). 1000 Dinge, die ihn ablenken und da er ja den Unterrichtsstoff kennt, kann er da auch nicht zuhören, er schaltet ab und versinkt in seiner eigenen Welt. Viele Dinge habe ich lange so nicht realisiert, zum Beispiel, dass er sensorisch so extrem aufnahmefähig ist, dass er oft zu einem Overload kommt und dann eben garnichts mehr funktioniert. Er kann auch vieles nicht in Worte fassen.
Die Lehrer schimpfen nun nicht mehr, weil er zu unruhig und störend ist, sondern dass er träumt und nicht mitmacht
. Im Mathetest hat er dann aber ohne Probleme (und ohne lernen, er hat mir garnicht gesagt, dass sie einen Test schreiben!) 50 von 51 Punkten (der eine war ein Leichtsinnsfehler)....
Da verstehe ich dann auch, warum mein Kind komplett abschaltet. Er braucht den Unterricht einfach nicht. Es klappt ja auch so.
Wie @Katze sagt: auch vielen Erwachsenen fällt es nicht immer leicht ihre eigenen Befindlichkeiten in Worte zu fassen, herauszufinden, warum man sich in bestimmten Situationen nicht wohl fühlt. Meine Kleine ist dain Meisterin. Sie konnte schon mit 18-24 Monaten sehr präzise äußern, welche Bedürfnisse oder Gefühle sie hat. Mein Sohn kann das mit 8 noch nicht. Mein Mann mit 40 noch nicht. Ich komme eher nach meiner Tochter
.
Ich denke in den seltensten Fällen steckt Berechnung dahinter. Natürlich lernen die Kinder ab einem gewissen Alter, wie sie ihre Eltern triggern und auch wie sie bekommen, was sie wollen. Aber sie haben ja auch ein Gewissen und handeln (zum Glück) meistens danach.
Zumindest bei meinem Sohn ist das dann doch recht auffällig (er kann sich nicht gut verstellen. Wenn er versucht mich anzuflunkern, kann er mich garnicht mehr anschauen und fängt an zu grinsen und dann weiß ich schon was los ist
), wenn er versucht mich zu manipulieren.
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.