Ich bin zwar nicht koschka sondern Rabaukenmama , aber das habe ich auf jeden Fall. Soger noch mit über 30, als ich meinen jetztigen Mann kennengelernt habe, musste er oft schmunzeln wenn ich z.B. bei einem Fantasyfilm genau analysiert und erklärt habe warum das, was sie da zeigen, im wirklich Leben nie möglich wäre. Mein Mann meinte dann immer "Hey, das ist ein FILM, der wurde gemacht um Leute zu unterhalten, nicht um der Realität möglichst nahe zu kommen!"unwissende-neu hat geschrieben: Koschka, könnte es sein, dass du als Kind einfach zu viel analysiert hast?
Ob jemand die Wahrheit sagt oder nicht wusste ich auch schon als Kind. Leider habe ich mir meinen Instinkt (der in dieser Hinsicht immer gut funktioniert hat) zu oft ausreden lassen. Ich weiß auch noch dass meine Eltern, als ich ca. 13 war, mit mir zu einem Kapazunder der Kinderpsychologie nach Kärnten (damals 6 Stunden Fahrzeit pro Strecke) gefahren sind. Ich sah diesen Arzt und er war mir sofort extrem unsympathisch, ohne dass ich hätte sagen können, warum. Er sehr professionell und sowohl zu meinen Eltern als auch zu mir sehr freundlich. Wegen der Entfernung blieb es bei dem einen Termin, wo ich mich unter anderem in Anwesentheit meiner Eltern vor dem Arzt bis auf die Unterhose nackt ausziehen musste, damit er in seinen Bericht von meiner "nicht altersgemäßen" körperlichen Entwicklung schreiben konnte.unwissende-neu hat geschrieben: Ich persönlich habe lange Jahre damit verbracht "unbewusst" Menschen und ihre verhaltensweisen zu studieren. Weil sie mir auf dem ersten Blick auch sehr unlogisch vorkamen. Dadurch wirkte ich ebenfalls ein wenig autistisch. Das verhalten ging bis ins frühe Erwachsenenleben mit rein. Aber es war wohl eher so, dass ich versuchte zuviel hinein zu interpretieren. Heute erkenne ich soziale Zusammenhänge überdurchschnittlich gut und erkenne auch sehr gut, ob jemand die Wahrheit sagt oder nicht. Das konnte ich vermutlich als Kind auch schon und war daher verwirrt, weil man ja eigentlich davon ausgegen sollte, dass Erwachsene den größten Teil des Tages die Wahrheit sprechen - das tun sie aber nunmal nicht und so kann aus Kindersicht es erschwert werden, es zu verstehen, da man zuviel auf einmal versteht. Das sind die Symtome auf dem ersten Blick gleich, die Ursachen aber genau gegenteilig.
Jahre später haben meine Eltern und ich aus dem Radio gehört, dass genau dieser Arzt etliche junge Mädchen, die ihm für dauerhafte Therapie anvertraut waren, sexuell belästigt und teilweise sogar missbraucht hat!!!! Da war ich schon erwachsen und alles, auch das ausziehen vor dem Arzt in Anwesenheit meiner Eltern, ergab plötzlich einen Sinn. Wenn es ok ist, sich vor ihm auzuziehen, und nicht mal die eigenen Eltern was dagegen haben, ist es für Mädchen in dem Alter, die noch dazu psychische Probleme haben, sicher sehr schwer, abzuschätzen, wann der Arzt seine Grenzen überschreitet, wenn die Eltern NICHT mehr dabei sind.
Das ist eine Episode aus meiner Kindheit, die mir klar in Erinnerung geblieben ist. Aber es war längst nicht das einzige Mal, dass ich Erwachsene irgendwie "durchschaut" habe, auch wenn sie nach außen hin freundlich getan haben. Ich verstand trotzdem (oder deshalb?) oft den Kontext nicht. Mir war auch nie klar, warum man alte Leute immer "ehren" sollte, und nicht dagegenreden durfte, auch wenn sie absoluten Unsinn redeten. Und genau das (deutlich älterere Leute kritisieren) war in meine Kindheit mit einer Todsünde gleichzusetzen. Und ich habe nie kapiert warum man ab einem gewissen Alter einen Freibrief für Verhalten und Äußerungen haben sollte. Wenn wer Unsinn redet ist es Unsinn, egal, ob es ein von einem Erwachsener, einem Kind oder einem Greis kommt!
DAs auswendig-lernen von Gefühlen auf Bildern kenne ich von meinem jüngeren Sohn. Der schafft mittlerweile, traurig, böse und wütend ziemlich treffsicher zu erkennen. Im echten Leben ist er aber immer, wenn er ein weinendes Kind sieht, der fixen Überzeugung, das Kind habe irgendwelche Schmerzen. Auch als ich einmal aus Verzweiflung geweint habe, fragte er (in Gebärdensprache), ob ich mir weh getan habe. Dass Menschen im echten Leben auch aus anderen Gründen ist noch nicht zu ihm durchgedrungen.unwissende-neu hat geschrieben: Auf Bildern hat es nichts zu sagen. Das kann man auswenig lernen wie Vokabeln. Die 7 Gesichtsmerkmale zu vergleichen, wenn das Gesicht konstant bleibt ist nicht schwer. Beim Autismus ist es das bewegende Gesicht, welches Probleme bereitet und vorallem Mikroexpressionen sind gar nicht möglich, dann bleibt für das Abgleichen nicht genug Zeit und es muss Intuitiv passieren.
Schwierig ist auch die Frage, ob Gefühle nur das Vokabeln gelernt worden sind, oder ob sie Gefühle wirklich verstehen. Also in welches Situation ist welches Gefühl zu erwarten. Vorallem auch zu differenzieren, weint jemand aus Freude, aus Traurigkeit und Schmerz oder aus Wut. Das gleiche beim Lachen. Ist es ein glückliches Lachen, ein Lachen aus Verlegenheit oder ein Lachen aus Boshaftigkeit. - Das ist mit den Problemen der Autisten meist gemeint. Und da scheint dein Sohn große Schwierigkeiten mit zu haben. Also das wirkliche Erkennen von Gefühlen und nicht das "Vokabeln zu Bilder" zusortieren.
Bei meinem älteren Sohn vermute ich nicht, dass er das erkennen von Gefühlen auswendig gelernt hat. Wenn er weiß, dass er wo nicht beteiligt ist, oder nicht "gemeint" sein kann, erkennt er Gefühle von je her sehr treffsicher. Aber er sieht sich selbst oft als Opfer und ist irgendwie manchmal (nicht immer!) der Überzeugung, alle Menschen der Welt hätten es darauf abgesehen, ihn auszulachen, auszuschließen oder irgendwie runter zu machen. Und DAS verzerrt seine Einschätzung. Es gab schon etliche Situationen, wo sich mein Sohn unbegründet "ausgelacht gefühlt hat. Ich bin mir sicher, würde er dieselben Szenen als Film sehen (wo er weiß, dass er NICHT gemeint sein kann) könnte er das lachen richtig einordnen.
Selbst lacht mein älterer Sohn nicht so, wie andere Kinder, oder auch sein jüngerer Bruder. "Normales", fröhliches Kinderlachen habe ich von ihm schon sehr lange nicht mehr gehört. Statt dessen ist es ein lautes, hysterisches, kreischendes Lachen, das in den Ohren weh tut. Alles wirkt so übertrieben. Das ist mir schon lange aufgefallen und es macht mich ratlos. Ich will mein Kind, das ohnehin schon alles auf sich bezieht, nicht auch noch für sein lachen kritisieren. Und wie auch immer ich es formulieren würde, er würde es auf jeden Fall als Kritik auffassen. Dabei geht es mir nicht darum, dass er sein lachen "korrigieren" soll. Mir kommt vor er lacht nicht, weil ihm wirklich zu lachen ist, sondern weil er der Ansicht ist, dass in dieser Situation lachen angebracht ist. Und das macht mich einfach nur traurig.
Obwohl mein Sohn sehr gut auswendig lernt, merkt er sich Verhaltensregeln nur sehr schwer bis gar nicht. Erst in den letzten Tagen hatten wir wieder etliche Gespräche bezüglich spucken. Er merkt sich z.B. nicht, dass es ein no-go ist, in Innenräumen auf den Boden zu spucken. So was verstehe ich einfach nicht! Ich bin in so Situationen hin- und hergerissen zwischen dem Gefühl, er wolle absichtlich provozieren, und der Ohnmacht, dass ein 7jähriges Kind so Standardverhalten offensichtlich immer noch nicht "verinnerlicht" hat. Um zu deiner Frage zurück zu kommen: vermutlich müsste ich für jede Situation Regeln vorgeben.unwissende-neu hat geschrieben:
Dafür spricht zum Beispiel auch die Geschichte mit der Rutsche. Hat er sich einfach die Regel gemerkt, kein Kind darf auf der Rutsche sein, wenn ich rutsche, also muss ich warten, oder nimmt er von sich aus Rücksicht. Das kannst du nur in neuen Situationen sehen, die er nicht kennt und keine Verhaltensregel dafür im Ärmel hat. Kann er dann andere Regeln von sich aus darauf anwenden, und musst du für jede Situation ihm vorher die Regel vorgeben? - Weißt du was ich meine?
Das interessante daran ist, dass mein jüngerer Sohn an der Rutsche wirklich AUS RÜCKSICHT nicht rutscht, wenn andere Kinder noch im Auslauf stehen. Er liebt Rutschen, seit er raufklettern kann. Durch die im Kleinkindalter sehr eingeschränkte Möglichkeit zur Kommunikation konnte ich ihm damals gar keine "Regel" mitgeben. Aktives Sprache (auch Gebärde) hatte er mit 2 Jahren noch gar keine, sein passives Sprachverständnis war auch gering und der Blickkontakt viel zu kurz und flüchtig, um "Rutsch nicht, wenn ein anderes Kind noch auf der Rutsche ist!" zu gebärden. Er hat es einfach von sich aus gemacht!
Ich bin immer noch am überlegen, wie die Handlung aussehen könnte. Organisch ist ja alles abgeklärt, das einnässen hat sicher psychosomatische Ursachen. Mit dem Kinderarzt habe ich vor längerer Zeit mal besprochen, dass aus seiner Sicht spätestens ab Schulstart Medikamente sinnvoll wären, um die psyschische Belastung nicht durch auslachen und mobbing (von Seiten andere Kinder, die es merken) noch schlimmer zu machen.unwissende-neu hat geschrieben:
Ui, dass Problem ist mir durchaus auch leider sehr bekannt. Da drücke ich euch ganz fest die Daumen, dass es zu einer schnellen Problemlösung kommt. Solche Anzeichen halte ich für sehr Handlungsbedürfig.
Jetzt haben wir aber die Situation, dass sich das Einnässen bis auf ganz wenige Ausnahmen auf daheim und Familienausflüge beschränkt. Die Notwenigkeit, Medis zu geben, dass er nicht auch noch ausgelacht wird, besteht hier nicht. Und mein Gefühl sagt mir immer noch, dass es wichtiger ist, die Ursache für das einnässen zu finden zu - soweit möglich - zu beseitigen, als die Symptome mit Medikamenten niederzudrücken.
Ja, bei meinem älteren Sohn klingen die Verhaltensweisen es nach einem Autisten. Und so ähnlich er mir auch ist, der Unterschied besteht doch darin, dass ich mit 4 Jahren schon eine "beste Freundin" hatte, und nie so ein totaler Einzelgänger war, wie er es ist.unwissende-neu hat geschrieben:
Ich selbst habe in meinem Leben eine Menge verschiedener Diagnosen bekommen. Davon einige, die völliger Quatsch waren. Und auch heute bin ich mir persönlich nie sicher, welche Diagnosen nun stimmen oder nicht. Mein einziges Fazit: Diagnosen sind weder für den Patienten noch für die Eltern wichtig. Aber ein notwendiges Übel für die Abrechnung der Krankenkassen und für die Therapie. - Es sollte nur wichtig sein, was funktioniert. Welche Therapie greift und was verbessert das Leben wirklich.
Leider fällt und steht dann alles mit dem blöden ICD-10 Schlüssel bzw. DSM IV oder V. Denn danach richten sich die Hilfen, egal ob Reha, Medikamente, Therapie oder Behindertenausweis. Aber bei 90% aller psychischen Erkrankungen hilft eine XY Therapie eh nicht und muss individuell zugeschnitten werden. Und die Übergänge sind immer schwimmend. Es gibt kaum einen Lehrbuch Kranken in der Psychiatrie. Gerade bei Komorbiditäten ist es kaum noch einzusortieren. Und viele Ärzte haben auch Schwierigkeiten Symptome von weiteren Erkrankungen abzugrenzen.
Ich persönlich finde aber schon, dass auch er sehr nach einem Autisten klingt. Und auch wenn er es nicht sein sollte, und es sich später "verwächst" die Therapie würde ihm momentan vermutlich nicht schaden denke ich Auf jedenfall scheint er aber hilfe zu brauchen und nur das ist wichtig.
Aber auch alle ADHS-Kriterien treffen bei meinem Sohn zu. Ich bin erst vor 2 Tagen eher zufällig auf einer Internet-Seite über ADHS gelandet, wo 12 Fragen waren, die grundsätzlich abkläfen sollten, ob eine Diagnostik in Richtung ADHS sinnvoll wäre. Ab 4 Ja-Antworten besteht die Möglichkeit von ADHS, bei meinem Sohn waren alle 12 Punkte klar mit "ja" zu beantworten.
Das gibt mir natürlich auch zu denken, obwohl ich mittlerweile weiß, dass sich ADHS und Autismus nicht ausschließen. Aber bei ADHS läuft es doch häufig auf medikamentöse Behandlung hinaus. Die lehne ich zwar nicht grundsätzlich ab, bin aber sehr vorsichtig. Beim älteren Sohn meines Mannes (aus erster Ehe) wurde ja falsch ADHS diagnostiziert und er brauchte ab Erkennen der Fehldiagnose 3 Jahre, bis der die Medikamente (unter ärztlicher Aufsicht) vollständig wieder abgesetzt hatte.
Umgekehrt will ich meinem Sohn, wenn er unter seiner Art von Wahrnehmungsstörung sehr leidet, keine Medis vorenthalten, die ihm vielleicht helfen könnten. Ich handle ja viel nach Gefühl und bei gesichterter ADHS-Diagnose würde sich für mich sowohl die Entscheidung für Medikamente, als auch die dagegen, instinktiv falsch anfühlen. Dabei will ich sicher keine Diagnsotik verhindern oder hinauszögern, weil ICH damit nicht gut umgehen kann. Aber vermutlich würde ich erst mal versuchen, alle Therapiemöglichkeiten und Verhaltenstipps, wo ich ohne Medis auskomme, auszuprobieren.
Ach, es ist insgesamt total schwierig ! Danke für deine Gedanken und sorry für´s jammern !