alibaba hat geschrieben:"Ein Kind ist erst einmal ein Kind und erst dann Hb". Ein Kind braucht andere Kinder und eine liebevolle unterstützende Umgebung, dann hat es das was es braucht. Ob der IQ nun 130 oder 120 ist, spielt meines Erachtens keine Rolle. Es muss lernen sich zu integieren, in unsere Gesellschaft einzubringen, ein Teil davon zu werden.
Zu leicht denkt man, ein hoher IQ, da muss ich jetzt ja was machen. Nein, das was man machen muss, ist auf die Signale zu hören. Wenn sich das Kind für Dinosaurier interessiert, dann geht man eben in die Bibliothek, oder mal ins Museum. Wenn ein Kind gerne schwimmt, dann schuat man ob man es in den Schwimmverein anmelden kann. die Interessen unterstützen, aber nichts einfordern oder aufzwängen.
Ich kann Dir nur einen Rat mitgeben.Was andere sagen ist immer relativ. Am meisten höre ich darauf, was z.b. der Kiga sagt, nicht immer direkt, oft zwischen den Zeilen. Oder andere Betreuer. Oder wie bei meinem Großen, die Lehrerin. Die hat sehr schnell erkannt, das es sich um ein fixes Kerlchen handelt, der wohl eher in die 2. gehört. Aber den Weg muss er alleine gehen.
Was Du so kurz aufzeigtest würde ich spontan nicht mit Hb im Zusammenhang sehen, wohl aber um ein kluges Kind, was seinen Weg gehen wird. Und das Melpa, ist egal welcher IQ, das Wichtigste.
VLG
Daran ist mir aufgefallen, dass es doch einen großen Unterschied macht, ob ein Kind einen IQ von 120 oder über 130 hat. Rein statistisch kannst du davon ausgehen, dass sich Kinder mit einem IQ von 120 am oberen Rand des Lernniveaus in einem Gymnasium befinden. Sie fallen gerade noch in den Anforderungsbereich hinein und deshalb kann man eine eventuelle Unterforderung auch noch gut mit zusätzlicher Förderung auffangen. Kinder mit Hochbegabung aber werden in die altersgerechte Lernzielbestimmung nicht mit einbezogen, so dass die Anforderungen an den Bedürfnissen der HB-Kinder vorbeigehen. Das kannst du schon daran erkennen, dass Kinder mit Hochbegabung eine andere Wahrnehmung haben und viele Dinge anders begreifen. Deswegen ist eine Unterforderung auch immer relativ, denn sie können auch mit der Art der Wissensvermittllung überfordert wirken, obwohl sie den Stoff intellektuell längst beherrschen können. Diese Missverständnisse zwischen Lehrer und HB-Schüler werden das Kind immer begleiten. Und der Lehrer wird immer argumentieren, dass 98 % der Schüler es auf die Art und Weise verstanden haben und die Aufgabe auch richtig gelöst haben. Ich erinnere mich z. B. daran, dass bei uns ein Schüler in der Abiturprüfung erkannt hat, dass eine Aufgabe falsch gestellt war und mit den vorgegebenen Informationen die Aufgabe nicht zu lösen war. Alle anderen Prüflinge sowie die Prüfungskommission selbst haben den Fehler nicht gesehen. Es war mutig von ihm, diese Behauptung aufzustellen, denn anderfalls hätte er die Aufgabe wohl nicht lösen können und hätte 0 Punkte eingefahren.
Ich merke das immer wieder, dass auch in diesen online-IQ-Tests immer mal wieder solche Fragen gestellt werden, wo dann leider auch keine Begründung mitgeliefert wird. Aber gerade bei diesen Wortanalogien, wo es heißt, ein Wort passt nicht zu den anderen vier, da habe ich ganz große Probleme, weil ich den Sinn dahinter nicht verstehe. Meine Antworten sind dann nach dem Test einfach falsch, wobei ich dann immer sage: Es ist nicht falsch, es ist Ansichtssache.
So wie bei Amelies U 8, wo sie Bilder benennen sollte. Da war ein Bild, darunter stand Schloss. Der Kinderarzt sagte, dass die meisten Mädchen es Prinzessinnen-Schloss genannt haben. Amelie hat aber darauf bestanden, dass es sich um eine Burg handelt, da sich oben auf dem Turm Zinnen befanden. Das stimmt auch, denn eine Burg ist etwas anderes als ein Schloss, denn diese beiden Gebäude haben eine andere Funktion. Wäre es ein IQ-Test, würde ihre Antwort nun als falsch gewertet werden, weil sie von der vorgegebenen Antwort abwich. Es gibt beim Benennen von Bildern eben keine Möglichkeit, seine Entscheidung zu begründen. Dennoch ist ja der Erkenntnisgewinn das, was die Intelligenz ausmacht.
Genau diese Unterschiede im Denken machen es Hochbegabten vielfach schwer, sich in die Gesellschaft zu integrieren und ein Teil davon zu werden. Hochbegabte sind schon per definitionem eine Randgruppe, soziologisch gesehen unterschieden sie sich von 98 % der Bevölkerung und fallen somit aus der Norm heraus. Man muss davon ausgehen, dass die Wahrscheinlichkeit da ist, dass eine Integration in die Gesellschaft nicht dauerhaft und in allen Belangen gelingt, weil die Attribute eines 08/15-Durchschnittsbürgers einfach zu sehr von dem Selbstbild des hochbegabten Menschen abweichen. Es mag sein, dass er sich verhalten kann wie ein normaler Mensch, aber er wird niemals fühlen oder denken wie ein normaler Mensch.
Um bei deinem Beispiel zu bleiben: Du kannst ein hochbegabtes Kind, was gerne schwimmt, damit kreuzunglücklich machen, wenn du es zum Schwimmkurs anmeldest, weil es gar keine Freude daran empfindet, mit anderen gemeinsam Schwimmen zu lernen oder weil es durch den Unterricht die Freude am Element Wasser verliert. Vielleicht würde es aber Glück dabei empfinden, wenn es Sonntag morgen mit seinem Vater im Baggersee schwimmen darf, ganz ohne Unterricht. Ich weiß z. B., dass meine Kinder ganz große Probleme mit der Akkustik im Schwimmbad haben, deswegen gehe ich mit ihren nur vormittags unter der Woche schwimmen.
Es ist wie Weihnachten, wo die Fröhlichkeit und der Familiensinn sozusagen gesellschaftlich vorgeschrieben werden. Die meistens Menschen halten den Unterschied zwischen Vorgabe und Wirklichkeit nicht aus, so dass sich gerade an Weihnachten selbst Enttäuschung und Frust breit macht. Oder anderes Beispiel: Von allen Frauen wird erwartet, dass sie nach der Geburt des Kindes glücklich sein sollen, aber tatsächlich sind die meisten Frauen auf Grund der Hormonumstellung erstmal am Boden zerstört. Das Glück will sich erstmal nicht einstellen und die Frauen fragen sich, was mit ihnen nicht stimmt.
So fühlen sich sehr viel Hochbegabte ein Leben lang und das fängt schon bei den Kindern an. Die Gesellschaft schreibt dir vor, was dir Spaß machen soll, was du interessant finden sollst und was du lernen sollst. Und die Kinder stehen im Kindergarten und fragen sich schon dort, warum sie alles so anödet. Und das Schwierige ist, dass sie selbst oft gar nicht genau sagen können, was sie begeistert, da sie es ja bis jetzt nur die vorgegebenen Trampelpfade kennen.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Amelie dann am meisten von ihrem Potenzial zeigt, wenn am wengisten Vorgaben da sind. So ist die Welt aber nicht gestrickt, deshalb weiß ich jetzt schon, dass Amelie immer Probleme haben wird,
ihren Weg zu gehen.
Genau deswegen bekommt Amelie Ergotherapie mit Beratung zur sozialen Integration, weil es nämlich wirklich nicht so einfach ist, hochintelligente Kinder in die Gesellschaft zu integrieren.
"Entschuldigung, ich habe nur kurz fantasiert." meine große Tochter, 4 Jahre alt (inzwischen 9 geworden)