Computerzeit und Peers

Mein Kluges Kind macht was es will
Tanja-BaWü
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Re: Computerzeit und Peers

Beitrag von Tanja-BaWü »

Hallo, liebe Bliss!
Vielen Dank erstmal für Deine Meinung. Auch ein anderer Standpunkt kann zur Lösung des Problems verhelfen.
Ich bleibe dabei, dass es doch besser ist, einen "schlechten" Freund zu haben, als gar keinen. Wobei man "schlecht" ja immer sehr individuell definiert. Es versteht sich von selbst, dass man das eigene Kind vor gewalttätigen Spielkameraden schützt. Darum ging es gar nicht.
Es geht hauptsächlich um Peers und die gemeinsame Zeit. Mein Sohn hat ein überdimensionales Bedürfnis nach einem Menschen, der seine Interessen teilt und mit ihm Zeit verbringt. Das ist menschlich und verständlich. Jetzt müssen wir als Eltern schauen, wo wir dem Kind helfen können. Ich werde schauen, dass der Freund evtl. bei uns übernachtet oder mit mir und meinen Kindern etwas unternimmt. Das ist schon mal ein Anfang. Vielleicht werde ich die PC-Zeit anders aufteilen. Z.B. wenn der Freund X kommt, dürft ihr 1 Std. an den Laptop und wenn ihr dann noch für 1 Std. rausgeht, dürft ihr nochmal spielen... Ach, keine Ahnung. Mein Sohn wird solche Manipulationsversuche schnell durchschauen. Vielleicht rede ich nochmal mit der Mutter des Freundes. Dieses Thema ist seit Monaten ein Brennpunkt.

Ich danke Euch für Eure Meinungen und Anregungen! Tut gut, sich auch mal auszusprechen. Als Mutter von einem "besonderen" Kind fühlt man sich auch oft allein.
Momo
Dauergast
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Re: Computerzeit und Peers

Beitrag von Momo »

Bliss hat geschrieben:
Mein ältester Sohn ist auch 9 und sein Freundeskreis besteht überwiegend aus Kindern, die seine Hobbys teilen. Gibt es da für deinen Sohn vielleicht eine Möglichkeit darüber Kontakte zu finden?
Hallo Tanja-BaWü,
ich sehe es wie Bliss, ich würde meinem Sohn an Deiner Stelle eine klare Richtung vorgeben. Gibt es ein Hobby, welches ihn interessiert? Dann ermögliche im dies und forciere es, dass er sehr gerne neue Freunde einladen darf. Unternimm viel mit ihm und seinen neuen Freunden. Bestimmt findet er auf diesem Weg nette Kinder, mit denen er eine Freundschaft aufbauen kann, die nicht nur mit dem Computerspielen verknüpft ist. Das halte ich für absolut wichtig!
Rabaukenmama hat geschrieben:
Bei uns ging das mit gemeinsamen Aktivitäten (mit dem Freund) gut, bis die Buben 12 bzw. 13 waren. Dann waren sie gar nicht mehr von PC, Spielkonsole oder TV wegzubringen.
Wie Rabaukenmama berichtet hat, sah die Entwicklung der Freundschaft der beiden Jungs ja so aus, dass ein paar Jahre später nur noch der PC im Vordergrund stand. Möchtest Du das??? Ich denke einen neunjährigen Jungen kannst Du als Mutter noch begeistern, kannst ihm Deine Werte näher bringen und dafür sorgen, dass er tolle Freunde findet. Das wird allerdings in ein paar Jahren ganz anders aussehen, also nutze die Zeit, die Du jetzt hast!

Alles Gute wünscht Momo
"Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht." Mark Aurel (121-180)
Rabaukenmama
Dauergast
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Re: Computerzeit und Peers

Beitrag von Rabaukenmama »

Tanja-BaWü hat geschrieben:Hallo, liebe Bliss!
Vielen Dank erstmal für Deine Meinung. Auch ein anderer Standpunkt kann zur Lösung des Problems verhelfen.
Ich bleibe dabei, dass es doch besser ist, einen "schlechten" Freund zu haben, als gar keinen. Wobei man "schlecht" ja immer sehr individuell definiert. Es versteht sich von selbst, dass man das eigene Kind vor gewalttätigen Spielkameraden schützt. Darum ging es gar nicht.
So sehe ich das auch. Bei meinen Versuchen, Freunde zu finden, kam ich auch an Kinder, die sich von mir Geld geliehen haben und dann behauptet, sie hätten es schon zurückgegeben. Als ich dann darauf bestanden habe, das Geld nicht zurückbekommen zu haben (was die Wahrheit war) wurde ich der Lüge bezichtigt. DAS sind wirklich schlechte Freunde!

Ich war eher in der Situation, selbst ein Kind zu sein, mit dem der Umgang oft nicht gern gesehen wurde. Mein Verhalten war eben oft nicht so angepasst, wie es sich andere Eltern als Umgang für ihre Kinder gewünscht hätten.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Rabaukenmama
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Re: Computerzeit und Peers

Beitrag von Rabaukenmama »

Momo hat geschrieben:
Wie Rabaukenmama berichtet hat, sah die Entwicklung der Freundschaft der beiden Jungs ja so aus, dass ein paar Jahre später nur noch der PC im Vordergrund stand. Möchtest Du das???
Muß da mal was korrigieren, weil es aus dem Zusammenhang gerissen wurde. Der Sohn meines Mannes wurde von klein auf zur "Ruhigstellung" vor TV, PC und Spielkonsole "geparkt". Er bekam von seiner Mutter trotz Gewaltproblemen in der Schule schon mit 10 Jahren Ego-shooter-Spiele "ab 18" geschenkt und wir hatten jede Menge Konflikte (mit der Mutter) weil wir dagegen waren. Der Bub hat schließlich verweigert, zu uns zu kommen, weil er da wörtlich "nicht spielen darf was ich will" und hätten wir nicht gegen unsere Überzeugung eingelenkt wäre der Kontakt gänzlich abgebrochen.

Das läßt sich mit der von Tanja beschriebenen Situation nicht vergleichen. Denn der Freund vom Sohn meines Mannes hatte IMMER mehrere Freunde und auch andere Interessen (von seiner Mutter gefördert) während die Mutter vom Sohn meines Mannes selbst ständig vor dem TV saß und dem Kind nie Alternativen angeboten hat. Bei uns hätte es zwar Alternativen gegeben, aber da war es schon zu spät :( . Immerhin haben wir in der Zeit, wo noch gemeinsame Aktivitäten möglich waren, einige schöne Stunden mit den Kindern verbringen dürfen. Das allein war es schon wert, den Freund in unsere Freizeitgestaltung einzubeziehen.
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Bliss
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Re: Computerzeit und Peers

Beitrag von Bliss »

Rabaukenmama hat geschrieben:
Du sprichst korrekt davon, was DU dir (jetzt, mit der Lebenserfahrung einer erwachsenen Frau) bieten lassen würdest. Wie soll ein Kind, welches noch nie erlebt hat, was es heißt, WIRKLICH gute Freunde zu haben (unc auch umgekehrt, ein wirklich guter Freund zu sein) den Unterschied erkennen? Und selbst WENN es ihn erkennt, wie soll es aus einer "ungesunden" Freundschaft aussteigen.
Nein, für mich ist das alterunabhängig (naja, Babyzeit mal ausgenommen). Dieses: Nein, dass lass ich nicht mit mir machen! Gefühl haben Kinder auch schon. Ich hatte das schon im Kindergartenalter.Bei uns im Haus wohnte ein ein Jahr älteres Mädchen, die mir gegenüber sehr dominant aufgetreten ist und die ich schon gern als Freundin gehabt hätte. Aber sie hat mehrfach die Grenze überschritten und da hab ich die Notbremse gezogen und eben nicht mehr mit ihr gespielt und bin heimgegangen oder hab sie heimgeschickt. Was denke ich nicht unwesentlich dazu beigetragen hat, dass ihr Interesse an mir aufrecht erhalten wurde. Man hat doch eine ganz andere Achtung vor jemandem, der sich nicht alles gefallen läßt. Jemand der sich alles gefallen läßt ist eben kein Partner auf Augenhöhe.
Solche Menschen (ob jung oder alt) gab es und wird es sicher auch heute noch geben. Ich habe aber nie dazugehört. Auch mein Sohn gehört nicht dazu und weint manchmal, weil die Kinder, die er sich als Freunde wünscht, nichts mit ihm zu tun haben wollen.

Da empfinde ich es als den falschen Weg, dem Kind "schmackhaft" machen zu wollen, doch lieber allein zu bleiben (abgesehen davon, dass er nicht funktioneirt).
Wenn man das versucht setzt man auch am falschen Ende an. Sich in Kinderfreundschaften direkt einzumischen bringt wohl fast nie den gewünschten Effekt oder nur zu einem hohen Preis. Das muss schon vom Kind selber ausgehen. Also kann man allefalls indirekt rangehen und das Selbstwertgefühl des Kindes stärken.
Tanja-BaWü
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Re: Computerzeit und Peers

Beitrag von Tanja-BaWü »

Vielen Dank nochmal für Eure Meinungen!
Die Diskussion läuft aber in die falsche Richtung. Das macht mich etwas traurig.
Wie Rabaukenmama berichtet hat, sah die Entwicklung der Freundschaft der beiden Jungs ja so aus, dass ein paar Jahre später nur noch der PC im Vordergrund stand. Möchtest Du das???
Natürlich will ich das nicht. Sonst würde ich mir kaum so viele Gedanken machen und Hilfe suchen. Die Aussage vieler Eltern, die scheinbar alles richtig machen mit ihren "normalen" Kindern, ist oft die :"Da muss man klare Grenzen setzen!" Diese Aussage ist grundsätzlich richtig. Dennoch werden da die typischen Verhaltensweisen eines hochbegabten Kindes - meist aus Unwissenheit - völlig unberücksichtigt. Ein hb Kind sieht und hört sehr wohl die Grenzen, es will sie sogar akzeptieren. Aber es liegt in seiner Natur, diese Grenzen auszutesten, zu hinterfragen und ggf. zu verwerfen, wenn es ihm denn in dem Moment so passend erscheint. Oder das oft typische "Mein Kind schläft so wenig!". Da bekommt man auch ganz tolle Ratschläge. Oder die schier unbändige Lust schon vor der Schule lesen zu wollen. Was hört man von den Erzieherinnen: "Machen Sie nicht so viel mit dem Kind. Verbieten Sie ihm das Lesen!" Will damit sagen, dass ich das Kind keinesfalls brechen will, sondern eine Lösung finden möchte, die uns als Familie befriedigt. Unsere Kinder wachsen mit den Medien auf. Ich will diese nicht verteufeln. Will aber auch nicht, dass diese das Leben meines Kindes dominieren. Was andere machen, kann und will ich nicht beeinflussen.

Wahrscheinlich hat mein Sohn noch nicht das gefunden, was seinen Kopf zufriedenstellend auslastet. Er liest sehr, sehr viel. Spielt ein wenig Schach und mag Minecroft. Das war`s. Alle meine Versuche, ihm etwas ans Herz zu legen, sind gescheitert. Die einzige Hoffnung bleibt tatsächlich das Gymnasium. Neue Freunde, neuer Umgang, neue Gewohnheiten und Erwartungen. Wir unternehmen jedes WE etwas mit den Kindern. Unter der Woche tue ich mein Bestes. Alles was neben dem schwangeren Bauch, Haushalt und noch einem Kind eben geht.

Auch wenn das nicht direkt ausgesprochen wurde, möchte ich mich davon distanzieren, das Kind unzureichend mit Werten und gewünschten Vorstellungen von guter Freundschaft versorgt zu haben. Er weiss sogar selbst, dass es falsch ist, bei dem Freund nicht zu spielen, sondern nur vor der Glotze zu hängen. Da fragt er mich dann aber direkt: "Ich habe jetzt seit (z.B.) drei Tagen gelesen. Allein. Habe eine kleine Fahrradtour gemacht. Allein. Habe sieben Klassenkameraden angerufen. Alle im Urlaub oder haben keine Lust. Was soll ich jetzt tun? Darf ich jetzt den Freund besuchen?" Tja, was sagt man da? Hinterher weint er und sagt: "Ich habe immer wieder versucht, ihn raus zu bekommen. Aber er will nicht!" Ich werde ihn die bittere Erfahrung machen lassen. Funktioniert besser als Verbot. In der Zwischenzeit schreiben wir alles auf, was dem Kind sonst noch Spaß macht. Für jeden Tag eine Idee. Ich habe jetzt auch einen anderen Klassenkameraden zu uns zur Pyjamaparty eingeladen. Wenn mein Sohn dann nach paar Tagen zu dem uninteressierten Freund läuft, lasse ich es zu. Wenigstens war dazwischen eine Pause.

LG
Rabaukenmama
Dauergast
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Re: Computerzeit und Peers

Beitrag von Rabaukenmama »

Bliss hat geschrieben:
Rabaukenmama hat geschrieben:
Du sprichst korrekt davon, was DU dir (jetzt, mit der Lebenserfahrung einer erwachsenen Frau) bieten lassen würdest. Wie soll ein Kind, welches noch nie erlebt hat, was es heißt, WIRKLICH gute Freunde zu haben (unc auch umgekehrt, ein wirklich guter Freund zu sein) den Unterschied erkennen? Und selbst WENN es ihn erkennt, wie soll es aus einer "ungesunden" Freundschaft aussteigen.
Nein, für mich ist das alterunabhängig (naja, Babyzeit mal ausgenommen). Dieses: Nein, dass lass ich nicht mit mir machen! Gefühl haben Kinder auch schon. Ich hatte das schon im Kindergartenalter.Bei uns im Haus wohnte ein ein Jahr älteres Mädchen, die mir gegenüber sehr dominant aufgetreten ist und die ich schon gern als Freundin gehabt hätte. Aber sie hat mehrfach die Grenze überschritten und da hab ich die Notbremse gezogen und eben nicht mehr mit ihr gespielt und bin heimgegangen oder hab sie heimgeschickt. Was denke ich nicht unwesentlich dazu beigetragen hat, dass ihr Interesse an mir aufrecht erhalten wurde. Man hat doch eine ganz andere Achtung vor jemandem, der sich nicht alles gefallen läßt. Jemand der sich alles gefallen läßt ist eben kein Partner auf Augenhöhe.
Tja, und wo ist die Grenze dessen, was "man" gerade noch mit sich machen lassen "darf" und wo man die Notbremse zu ziehen hat? Meiner Meinung nach bei jedem Menschen woanders! Je nach Persönlichkeit und individueller Situation.

Ganz ehrlich halte ich den Großteil der Menschen für keine besonders "guten" und keine besonders "schlechten" Freunde. Ich kriege immer einen dicken Hals wenn ich z.B. in Erziehungsratgebern lese "Wählen sie die Freunde ihrer Kinder gut aus!". Aber schon bei meinem 4jährigen habe ich keinen Einfluss darauf, welche Kinder er zum spielen bevorzugt und welche er nicht so mag. Das Recht, selbst über meine sozialen Kontakte zu bestimmen nehme ich für mich wahr und gestehe es auch meinem Kind zu. Natürlich gibt es Situationen, wo ich eingreifen muß, aber das sind Extreme, z.B. wenn in einer Familie Alkohol oder Drogen mißbraucht werden oder Gewalt an der Tagesordnung ist. Wenn ich davon weiß werde ich mein Kind sicher nicht dort hinlassen (vielleicht gibt es aber Lösungen, dieses Kind zu uns einzuladen oder sich wo "draussen" zu treffen). Ansonsten geht es nicht um MEINE Ansprüche an Freundschaft sondern um die meines Kindes.

Bliss hat geschrieben:
Rabaukenmama hat geschrieben: Da empfinde ich es als den falschen Weg, dem Kind "schmackhaft" machen zu wollen, doch lieber allein zu bleiben (abgesehen davon, dass er nicht funktioneirt).
Wenn man das versucht setzt man auch am falschen Ende an. Sich in Kinderfreundschaften direkt einzumischen bringt wohl fast nie den gewünschten Effekt oder nur zu einem hohen Preis. Das muss schon vom Kind selber ausgehen. Also kann man allefalls indirekt rangehen und das Selbstwertgefühl des Kindes stärken.
Wie schaut dann der von Dir favorisierte Weg aus? "Das Selbstwertgefühl des Kindes stärken" will sicher ein Großteil der Eltern. Aber selbst wenn es überhaupt klappen sollte (was längst nicht bei allen Kindern der Fall ist) so ist es eine langfristige Entwicklung. Nichts, was weiterhilft, wenn das Kind jetzt in den Ferien zu Hause sitzt, sich langweilt und nach dem Freund sehnt.

Die Situation ist akut. Ich versuche es mal mit einem anderen Beispiel zu verdeutlichen: wenn in manchen Ländern Menschen kurz vor dem verhungern sind helfen auch keine Programme, wo diese Menschen ein Stück Land zur Verfügung gestellt bekommen und Ackerbau erlernen können (auch wenn das an sich ein großartiger Weg ist!), wenn ihnen nicht AUCH ermöglicht wird, die Zeit bis zur Selbstversorgungs-Fähigkeit zu überbrücken.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Bliss
Dauergast
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Re: Computerzeit und Peers

Beitrag von Bliss »

Rabaukenmama hat geschrieben: [

Tja, und wo ist die Grenze dessen, was "man" gerade noch mit sich machen lassen "darf" und wo man die Notbremse zu ziehen hat? Meiner Meinung nach bei jedem Menschen woanders! Je nach Persönlichkeit und individueller Situation.
Sicher ist die Grenze individuell verschieden, aber eigentlich spürt man doch genau, wo seine Grenze ist bzw. wann sie überschritten ist. Das Problem ist doch das nicht bei jedem dann dementsprechende Handelungen folgen.
Ganz ehrlich halte ich den Großteil der Menschen für keine besonders "guten" und keine besonders "schlechten" Freunde. Ich kriege immer einen dicken Hals wenn ich z.B. in Erziehungsratgebern lese "Wählen sie die Freunde ihrer Kinder gut aus!". Aber schon bei meinem 4jährigen habe ich keinen Einfluss darauf, welche Kinder er zum spielen bevorzugt und welche er nicht so mag. Das Recht, selbst über meine sozialen Kontakte zu bestimmen nehme ich für mich wahr und gestehe es auch meinem Kind zu. Natürlich gibt es Situationen, wo ich eingreifen muß, aber das sind Extreme, z.B. wenn in einer Familie Alkohol oder Drogen mißbraucht werden oder Gewalt an der Tagesordnung ist. Wenn ich davon weiß werde ich mein Kind sicher nicht dort hinlassen (vielleicht gibt es aber Lösungen, dieses Kind zu uns einzuladen oder sich wo "draussen" zu treffen). Ansonsten geht es nicht um MEINE Ansprüche an Freundschaft sondern um die meines Kindes.
Ich hatte mich auch gefreut, als meine Nachbarin mit mir gleichzeitig schwanger wurde und auch ein Mädchen bekam. Aber leider haben sich die Mädchen jahrelang nicht füreinander interessiert, bzw nur wenn sonst niemand da war. Dafür hat sie sich im KiGa ausgerechnet das Mädchen ausgesucht, dass am weitesten entfernt wohnt. Das kann man als Eltern nur wenig steuern und braucht man ja zum Glück eigentlich auch nur selten.

Wie schaut dann der von Dir favorisierte Weg aus? "Das Selbstwertgefühl des Kindes stärken" will sicher ein Großteil der Eltern. Aber selbst wenn es überhaupt klappen sollte (was längst nicht bei allen Kindern der Fall ist) so ist es eine langfristige Entwicklung. Nichts, was weiterhilft, wenn das Kind jetzt in den Ferien zu Hause sitzt, sich langweilt und nach dem Freund sehnt.
Der von mir favorisierte Weg ist halt ein langfristiger. Beginnt ab Geburt. Eine Abkürzung kenne ich auch nicht. Und ich weiss auch nicht, was man machen kann, wenn das Kind vom Weg abgekommen ist.
Die Situation ist akut. Ich versuche es mal mit einem anderen Beispiel zu verdeutlichen: wenn in manchen Ländern Menschen kurz vor dem verhungern sind helfen auch keine Programme, wo diese Menschen ein Stück Land zur Verfügung gestellt bekommen und Ackerbau erlernen können (auch wenn das an sich ein großartiger Weg ist!), wenn ihnen nicht AUCH ermöglicht wird, die Zeit bis zur Selbstversorgungs-Fähigkeit zu überbrücken.
Für mich ist ein sich in den Ferien langweilendes Kind halt keine akute Situation. Beziehungsweise schon, weil ich gerade 3 Kinder zuhause habe, deren Freunde allesamt im Urlaub sein und deren zahlreiche organisierte Hobbys allesamt Sommerpause haben. Mein 9 jähriger spielt zum Beispiel gestern zum Beispiel mit einem 14 jährigem Nachbarsjungen Fußball. Also dann dessen Freund vorbei kam war er abgemeldet. Er war also nur die Überbrückung für den andern Jungen. Ist natürlich nicht angenehm und er hatte sich wohl mehr versprochen. Aber jetzt weiss er woran er bei dem Jungen ist und kann sich jetzt überlegen, ob er das mitmacht.
Rabaukenmama
Dauergast
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Re: Computerzeit und Peers

Beitrag von Rabaukenmama »

[quote="Bliss]Sicher ist die Grenze individuell verschieden, aber eigentlich spürt man doch genau, wo seine Grenze ist bzw. wann sie überschritten ist. Das Problem ist doch das nicht bei jedem dann dementsprechende Handelungen folgen. [/quote]

Verstehe ich jetzt gar nicht. Wenn´s für wen past wie es ist folgen natürlich keine Handlungen. Wenn´s nicht passt folgen sie. Und die Werte ob es paßt oder nicht sind nun mal verschieden.

[quote="Bliss]Der von mir favorisierte Weg ist halt ein langfristiger. Beginnt ab Geburt. Eine Abkürzung kenne ich auch nicht. Und ich weiss auch nicht, was man machen kann, wenn das Kind vom Weg abgekommen ist. [/quote]

Da gehe ich davon aus dass ein Großteil der Eltern, die hier schreiben, ebenfalls von Geburt an daran arbeiten, den eigenen Kindern die Entwicklung zu einem glücklichen, selbstbewußten Menschen zu ermöglichen. Dass diejenigen, wo sich Probleme ergeben, also nicht zwangsläufig was "fasch" gemacht haben. Gibt es überhaupt Kinder wo tatsächlich ALLES immer problemlos funktioniert? Ich glaube nicht. Die Eltern, die das von sich behaupen, sind in meinen Augen entweder Lügner (bzw. Verheimlicher) oder üben massiven Druck auf die Kinder aus.


[quote="Bliss]Für mich ist ein sich in den Ferien langweilendes Kind halt keine akute Situation. [/quote]


Zitat von Tanja: Da fragt er mich dann aber direkt: "Ich habe jetzt seit (z.B.) drei Tagen gelesen. Allein. Habe eine kleine Fahrradtour gemacht. Allein. Habe sieben Klassenkameraden angerufen. Alle im Urlaub oder haben keine Lust. Was soll ich jetzt tun? Darf ich jetzt den Freund besuchen?" Tja, was sagt man da?

Für mich klingt diese Situation sehr wohl akut. Das Kind will nämlich JETZT eine Antwort auf die Frage, ob es den Freund besuchen darf. "Akut" bedeutet für mich nicht "lebensbedrohlich" sondern "nicht aufschiebbar".
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
alibaba

Re: Computerzeit und Peers

Beitrag von alibaba »

Ich schreibe euch mal, wie wir das hier zu Hause machen, denn Computer spielen, darum kommt man ab einem gewissen Alter nicht drumrum. DAs gehört dazu.

Als Erstes kenne ich ja die Pappenheimer, also gibt es eine Ansage. Computer ja, aber dann die gleiche Zeit Fußball, Spielplatz, Maisfeld. Ich habe dazu auch einen Kurzzeitwecker, den ich auch schon mal aktiv benutze. :mrgreen: Ich weiß ja in etwas wie lange Freund bleibt und teile dann entsprechend die Zeiten. Ist mein Sohn dann bei seinem Freund weiß die Mutter dort schon was ich für gut befinde und was nicht. Sie passt sich mir einfach an, denn im Grunde sieht sie das nicht anders als ich. Das ihrem eigen Kind zu erklären kostet zwar Kraft, aber so lange bin ich dann doch noch da. Da kann ich unterstützen. Und siehe da, es klappt in der Regel. ;)

Auch mein Sohn ist wählerich bei seinen Freunden, aber Gott sei Dank intelligent. Und so versteht er durchaus dass das Leben eben nicht nur aus Computerspielen besteht, egal ob der Freund das nun will oder nicht. Aber ich bin erstaunt, wie einsichtig doch der Freund ist, wenn ich es ihm auch erkläre. Der versteht das durchaus.

ich würde als Tacheles reden, ganz offen und an Computerspielen ganz eindeutige, kurze, Bedingungen knüpfen. Sieht der Freund das nicht ein, dann muss an die Freundschaft beenden. Wäre dem dann aber so, so war es keine Freundschaft. :mrgreen:

VG
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