Hallo Christine,
ist es bei euch üblich, dass Kinder schon so früh ganztags in den Kiga gehen?
Keine Wertung, nur Interesse!
Gela
sag auch mal "hallo"
Re: sag auch mal "hallo"
Hallo Gela,
"so früh" ist relativ.
Wir sind hier in Basel und da ist alles ein wenig anders. Die Kindergärten sind bei den Schulen aufgehängt, seit zwei Jahren gibt es auch eine Kindergartenpflicht, d.h. die Kinder müssen täglich von 8.00 (Einlaufzeit bis 8.30) bis 12.00 in den Kindergarten gehen und eben zusätzlich einen Nachmittag von 14.00 bis 16.00. Zum Mittagessen sind die Kinder daheim. Ausgenommen sind nur die regulären Schulferien. Es gibt hier auch einen Lehrplan für die Kindergärten, der allerdings auf "nichtintellektuelle" Fertigkeiten fokussiert. Also Selbstverständnis (mich selbst besser einschätzen, ausdrücken, verlieren können, etc), soziales Miteinander und Fertigkeiten sowie Grundwissen über die Welt. Die Organisation ist sicher auch straffer als in den meisten deutschen Kindergärten. Es wird viel in der Gruppe erarbeitet, jedes Kind sollte sich jeden Tag mindestens eine halbe Stunde "didaktisch" beschäftigen - also puzzeln, malen, Gesellschaftsspiel spielen, Lernspiele, Mini-Lük oder so. Es gibt viele Ämtli, viele Regeln und die Kinder lernen z.B. schon im Stuhlkreis zu strecken, wenn sie etwas sagen möchten.
Entsprechend kommen die Kinder auch spät in den Kindergarten nämlich zwei Jahre vor regulärem Schuleintritt, das ist in der Regel mit 4 1/2 bis 5 1/2 Jahren.
Am Anfang war ich etwas skeptisch und sehr unglücklich, daß Clara erst mit 4 1/2 in den Kindergarten gekommen ist, aber mittlerweile schätze ich das System sehr. Die Atmosphäre dort ist toll - sehr ruhig mit wenigen Auseinandersetzungen und die werden gemeinsam geklärt. Jedes Kind wird individuell gefördert, so gut es geht und bei Bedarf werden die Kinder auch niederschwellig extra gefördert. (Heilpädagogik, Logopädie, etc.) Clara hat einmal ein riesigen Aufstand gemacht, als sie morgens nicht in den Kindergarten schicken wollte, weil sie die Nacht durchgehustet hatte. Sie wollte unbedingt hingehen.
Viele Grüße,
Christine
"so früh" ist relativ.
Wir sind hier in Basel und da ist alles ein wenig anders. Die Kindergärten sind bei den Schulen aufgehängt, seit zwei Jahren gibt es auch eine Kindergartenpflicht, d.h. die Kinder müssen täglich von 8.00 (Einlaufzeit bis 8.30) bis 12.00 in den Kindergarten gehen und eben zusätzlich einen Nachmittag von 14.00 bis 16.00. Zum Mittagessen sind die Kinder daheim. Ausgenommen sind nur die regulären Schulferien. Es gibt hier auch einen Lehrplan für die Kindergärten, der allerdings auf "nichtintellektuelle" Fertigkeiten fokussiert. Also Selbstverständnis (mich selbst besser einschätzen, ausdrücken, verlieren können, etc), soziales Miteinander und Fertigkeiten sowie Grundwissen über die Welt. Die Organisation ist sicher auch straffer als in den meisten deutschen Kindergärten. Es wird viel in der Gruppe erarbeitet, jedes Kind sollte sich jeden Tag mindestens eine halbe Stunde "didaktisch" beschäftigen - also puzzeln, malen, Gesellschaftsspiel spielen, Lernspiele, Mini-Lük oder so. Es gibt viele Ämtli, viele Regeln und die Kinder lernen z.B. schon im Stuhlkreis zu strecken, wenn sie etwas sagen möchten.
Entsprechend kommen die Kinder auch spät in den Kindergarten nämlich zwei Jahre vor regulärem Schuleintritt, das ist in der Regel mit 4 1/2 bis 5 1/2 Jahren.
Am Anfang war ich etwas skeptisch und sehr unglücklich, daß Clara erst mit 4 1/2 in den Kindergarten gekommen ist, aber mittlerweile schätze ich das System sehr. Die Atmosphäre dort ist toll - sehr ruhig mit wenigen Auseinandersetzungen und die werden gemeinsam geklärt. Jedes Kind wird individuell gefördert, so gut es geht und bei Bedarf werden die Kinder auch niederschwellig extra gefördert. (Heilpädagogik, Logopädie, etc.) Clara hat einmal ein riesigen Aufstand gemacht, als sie morgens nicht in den Kindergarten schicken wollte, weil sie die Nacht durchgehustet hatte. Sie wollte unbedingt hingehen.
Viele Grüße,
Christine
Re: sag auch mal
Also früh istwirklich relativ,..
Ich finde die verschiedene Modelle haben alle ihre Vor-und Nachteile. So wie du das beschreibst, deckt sich das Angebot ja sehr mit dem, was bei uns mehr und mehr als Anforderung an den Kiga angedacht wird. Diese tägliche Mittagsunterbrechung kann ich noch ich ganz einordnen, abgesehen davon, dass es für mich einen Riesenaufwand bedeutet hätte - und ohne Zweitauto gar nicht möglich gewesen wäre - die Kinder zweimal am Tag hinzubringen und wieder abzuholen.
Für beruftätige Mütter nicht wirklich eine Alternative, aber die werden bei uns ja nach wie vor nicht gern gesehen,...
Lg Gela
Ich finde die verschiedene Modelle haben alle ihre Vor-und Nachteile. So wie du das beschreibst, deckt sich das Angebot ja sehr mit dem, was bei uns mehr und mehr als Anforderung an den Kiga angedacht wird. Diese tägliche Mittagsunterbrechung kann ich noch ich ganz einordnen, abgesehen davon, dass es für mich einen Riesenaufwand bedeutet hätte - und ohne Zweitauto gar nicht möglich gewesen wäre - die Kinder zweimal am Tag hinzubringen und wieder abzuholen.
Für beruftätige Mütter nicht wirklich eine Alternative, aber die werden bei uns ja nach wie vor nicht gern gesehen,...
Lg Gela
Re: sag auch mal "hallo"
Hallo Gela,
also Nachmittagskindergarten ist nur einmal die Woche, so daß sich der Aufwand mit dem Holen und Bringen in Grenzen hält. V.a. da hier in Basel Stadt die Kindergärten in aller Regel nur ca. 5 bis 10 Gehminuten vom Wohnort entfernt sind. (ein Kindergarten = rund 18 Kinder).
Ergänzende Tagesbetreuung wird gerade an einzelnen Standorten aufgebaut, eine Handvoll Mittagstische gibt es auch. Ansonsten hat es in Basel zum Glück ein recht dichtes Netz an Tagesheimen, die auch die Hol- und Bringarbeit übernehmen. Aber ist natürlich alles mit zusätzlichen Kosten und Organisation verbunden. Dafür kostet der Kindergarten, da er ja organisatorisch schon zu Schule gehört, nichts.
Prinzipiell finde ich das System hier gut, finde es nur schade, daß es für die ca. 3 - 5 jährigen kein vernünftiges Angebot gibt. Die Alternativen sind entweder Privatkindergarten (wenige, sehr teuer), Spielgruppen (ein- bis zweimal die Woche 2 1/2 Stunden) oder Tagesheime (nur wenn beide Eltern berufstätig sind, Kosten nach Einkommen gestaffelt).
Clara war zweimal die Woche in der Spielgruppe und das war am Ende deutlich zu wenig. Soviel Programm konnte ich gar nicht organisieren, um da die Langeweile aufzufangen.
Viele Grüße,
Christine
also Nachmittagskindergarten ist nur einmal die Woche, so daß sich der Aufwand mit dem Holen und Bringen in Grenzen hält. V.a. da hier in Basel Stadt die Kindergärten in aller Regel nur ca. 5 bis 10 Gehminuten vom Wohnort entfernt sind. (ein Kindergarten = rund 18 Kinder).
Ergänzende Tagesbetreuung wird gerade an einzelnen Standorten aufgebaut, eine Handvoll Mittagstische gibt es auch. Ansonsten hat es in Basel zum Glück ein recht dichtes Netz an Tagesheimen, die auch die Hol- und Bringarbeit übernehmen. Aber ist natürlich alles mit zusätzlichen Kosten und Organisation verbunden. Dafür kostet der Kindergarten, da er ja organisatorisch schon zu Schule gehört, nichts.
Prinzipiell finde ich das System hier gut, finde es nur schade, daß es für die ca. 3 - 5 jährigen kein vernünftiges Angebot gibt. Die Alternativen sind entweder Privatkindergarten (wenige, sehr teuer), Spielgruppen (ein- bis zweimal die Woche 2 1/2 Stunden) oder Tagesheime (nur wenn beide Eltern berufstätig sind, Kosten nach Einkommen gestaffelt).
Clara war zweimal die Woche in der Spielgruppe und das war am Ende deutlich zu wenig. Soviel Programm konnte ich gar nicht organisieren, um da die Langeweile aufzufangen.
Viele Grüße,
Christine
Re: sag auch mal
Hallo Christine,
da unterscheiden scih die Strukturen schon sehr deutlich, von denen hier bei uns in Österreich, was sicher sehr mit dem stark konservativen und leistungsorientiertem Gesellschaftsgefüge der Schweiz zusammenhängt.
Von außen, gesellschaftlich gesehen ist es ein deutlich erfolgreicheres System. Für den einzelnen sollte es vielleicht mehr Möglichkeiten bieren, aber gerade darin unterscheidet es sich wiederum ja nicht.
Viele Grüße
Gela
da unterscheiden scih die Strukturen schon sehr deutlich, von denen hier bei uns in Österreich, was sicher sehr mit dem stark konservativen und leistungsorientiertem Gesellschaftsgefüge der Schweiz zusammenhängt.
Von außen, gesellschaftlich gesehen ist es ein deutlich erfolgreicheres System. Für den einzelnen sollte es vielleicht mehr Möglichkeiten bieren, aber gerade darin unterscheidet es sich wiederum ja nicht.
Viele Grüße
Gela
Re: sag auch mal "hallo"
Hallo Gela,
weiß nicht, ob Du so recht hast damit, daß das System hier so konservativ und leistungsorientiert ist. Ist vermutlich von Kanton zu Kanton sehr unterschiedlich.
Soweit ich das beurteilen kann ist zumindest Basel reformpädagogisch angehaucht. Bisher gibt es bis in die 7. Klasse hinein keine Noten sondern nur ausführliche schriftliche Beurteilungen - solange werden auch alle Schüler gemeinsam unterrichtet und entsprechend kann man auch nicht "sitzenbleiben". Erst ab der 8. Klasse wird differenziert nach Gymnasium oder WBS und dann wird auch die Benotung eingeführt.
Daß der Kindergarten obligatorisch ist, hat damit zu tun, daß es in Basel soviele fremdsprachige Kinder gibt. Ziel war es die Schulen zu entlasten und sicherzustellen, daß quasi alle Kinder, die in die Schule kommen ausreichende Deutschkenntnisse besitzen.
Und was die Möglichkeiten angeht... Es gibt hier schon sehr viele unterschiedliche Möglichkeiten sein Kind zu beschulen (Montessori, Rudolf Steiner, Talenta-Schule für Hochbegabte, International School, diverse andere freie Schulen), das Problem ist nur, daß das alles viel Geld kostet, womit die Wahlmöglichkeiten plötzlich doch nicht mehr so groß sind.
Viele Grüße aus der Schweiz,
Christine
weiß nicht, ob Du so recht hast damit, daß das System hier so konservativ und leistungsorientiert ist. Ist vermutlich von Kanton zu Kanton sehr unterschiedlich.
Soweit ich das beurteilen kann ist zumindest Basel reformpädagogisch angehaucht. Bisher gibt es bis in die 7. Klasse hinein keine Noten sondern nur ausführliche schriftliche Beurteilungen - solange werden auch alle Schüler gemeinsam unterrichtet und entsprechend kann man auch nicht "sitzenbleiben". Erst ab der 8. Klasse wird differenziert nach Gymnasium oder WBS und dann wird auch die Benotung eingeführt.
Daß der Kindergarten obligatorisch ist, hat damit zu tun, daß es in Basel soviele fremdsprachige Kinder gibt. Ziel war es die Schulen zu entlasten und sicherzustellen, daß quasi alle Kinder, die in die Schule kommen ausreichende Deutschkenntnisse besitzen.
Und was die Möglichkeiten angeht... Es gibt hier schon sehr viele unterschiedliche Möglichkeiten sein Kind zu beschulen (Montessori, Rudolf Steiner, Talenta-Schule für Hochbegabte, International School, diverse andere freie Schulen), das Problem ist nur, daß das alles viel Geld kostet, womit die Wahlmöglichkeiten plötzlich doch nicht mehr so groß sind.
Viele Grüße aus der Schweiz,
Christine
Re: sag auch mal
Ich habe schon auf verschiedenen Fortbildungen die Erfahrung gemacht, dass inhaltlich bei euch sehr vieles passiert. Ich habe eher gemeint, dass es im Kleinkindbereich wenig Möglichkeiten gibt, die auch vergleichbar finanziell gefördert werden.
Und möglich ist alles, wenn du es dir leisten kannst. Aber besonders im schulischen Bereich fängt bei uns diese Entwicklung auch immer stärker an.
Wie gesagt, mich interessiert, wie sich verschiedene Zugänge auswirken und wie es mit der Zufriedenheit der Betroffenen damit ausschaut.
Bei uns fließt ja vergleichsweise sehr viel Geld in diese Institutionen, aber weder wird das wahrgenommen noch ist die Zufriedenheit sehr groß.
Lg Gela
Und möglich ist alles, wenn du es dir leisten kannst. Aber besonders im schulischen Bereich fängt bei uns diese Entwicklung auch immer stärker an.
Wie gesagt, mich interessiert, wie sich verschiedene Zugänge auswirken und wie es mit der Zufriedenheit der Betroffenen damit ausschaut.
Bei uns fließt ja vergleichsweise sehr viel Geld in diese Institutionen, aber weder wird das wahrgenommen noch ist die Zufriedenheit sehr groß.
Lg Gela
Re: sag auch mal "hallo"
Hallo Gela,
habe gerade erst angefangen, mich mit der Schule und den verschiedenen Möglichkeiten auseinanderzusetzen. Mir scheint aber die staatliche kostenlose Variante bisher für uns am besten und problemlosesten. Betroffene kenne ich bisher kaum, da sich um mich herum nur Kindergarten- und Kleinkinder tummeln.
Du hast recht, daß Kleinkinder sträflich vernachlässigt werden, vor dem Alter von knapp 5 Jahren gibt es keine geförderte Möglichkeit, die Kinder betreuen zu lassen und sich außerfamiliär in Sozialkontakten zu üben. (außer den Tagesheimen, die nur greifen, wenn beide Eltern arbeiten und außerdem Wartelisten haben). Das ist vor allem für sozial schwache Familien ein echtes Problem und hat sicher etwas mit dem konservativen Familienbild in der Schweiz tun, da hast Du natürlich schon recht.
Dafür ist der Kindergarten wirklich gut und ausnahmslos alle Kinder, die ich kenne, gehen hier gerne in den Kindergarten. Ich habe auch in Claras Kindergarten noch nie Tränen gesehen. Das liegt sicher an den relativ kleinen überschaubaren Gruppen, der klaren Struktur und dem tollen und vielseitigen Angebot.
Bin mal auf die Schule gespannt. (Ich komme nicht aus der Schweiz, habe also keine eigene Erfahrung.)
Viele Grüße,
Christine
habe gerade erst angefangen, mich mit der Schule und den verschiedenen Möglichkeiten auseinanderzusetzen. Mir scheint aber die staatliche kostenlose Variante bisher für uns am besten und problemlosesten. Betroffene kenne ich bisher kaum, da sich um mich herum nur Kindergarten- und Kleinkinder tummeln.
Du hast recht, daß Kleinkinder sträflich vernachlässigt werden, vor dem Alter von knapp 5 Jahren gibt es keine geförderte Möglichkeit, die Kinder betreuen zu lassen und sich außerfamiliär in Sozialkontakten zu üben. (außer den Tagesheimen, die nur greifen, wenn beide Eltern arbeiten und außerdem Wartelisten haben). Das ist vor allem für sozial schwache Familien ein echtes Problem und hat sicher etwas mit dem konservativen Familienbild in der Schweiz tun, da hast Du natürlich schon recht.
Dafür ist der Kindergarten wirklich gut und ausnahmslos alle Kinder, die ich kenne, gehen hier gerne in den Kindergarten. Ich habe auch in Claras Kindergarten noch nie Tränen gesehen. Das liegt sicher an den relativ kleinen überschaubaren Gruppen, der klaren Struktur und dem tollen und vielseitigen Angebot.
Bin mal auf die Schule gespannt. (Ich komme nicht aus der Schweiz, habe also keine eigene Erfahrung.)
Viele Grüße,
Christine