Andersbegabt

Einfach nur über sich und seine Kinder erzählen
Yupamil
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Re: Andersbegabt

Beitrag von Yupamil »

Oh, das Turnproblem kommt mir bekannt vor... Ich weigerte mich nach einer Stunde, da jemals wieder hin zu gehen...

Ich versteh deinen Ansatz absolut und seh das auch so.

Bei meinem Sohn geht es nicht darum, ihn zum Grafiker zu machen. Aber er hat da ein großes Problem, das seine Bildungslaufbahn stark behindern könnte.
Er kann zum Beispiel sehr gut Kopfrechnen. Die Lehrerinnen sagen, dass er auch bei schwierigeren Aufgaben das Ergebnis oft auf Anhieb weiß. Aber er vertauscht sehr oft Einer und Zehner, wenn er dass Ergebnis aufschreibt. Wenn er das nicht lernt, wird er auch in Mathe, wo er eigentlich überdurchschnittlich begabt ist, nicht weiter kommen.
Ich seh das so wie Physiotherapie, zu der man ja auch geht, wenn man eine Muskelschwäche hat.
Rabaukenmama
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Re: Andersbegabt

Beitrag von Rabaukenmama »

Wie gesagt - es spricht ja nichts gegen ausprobieren!

Nur deine Beobachtung, dass Dein Sohn nicht gern Memory spielt, zeigt ja schon, dass das Interesse an Dingen, wo man ohnehin schon Schwierigkeiten hat, meistens nicht besonders groß ist. Wenn die Therapie so gut gemacht wird dass es dann anders ist - um so besser :)!

Was das "ständig alles verlieren" und die Schlampigkeitsfehler in Mathe betrifft: da hatte ich als Kind exakt dieselben Probleme. Mein Gedächtnis war dagegen sehr gut (in Memory war und bin ich unschlagbar), visuell hatte ich trotzdem Schwierigkeiten, weil ich von Geburt an stark kurzsichtig bin und sich meine Augen von Volksschul- bis Hausschuleintritt von 2,5 und 3 auf 10,5 und 11 Dioptrin verschlechtert haben. Somit hatte ich die meiste Zeit eine viel zu schwache Brille und obwohl ich in der Schule ganz vorne saß habe ich manches, was auf der Tafel stand, gar nicht richtig gesehen...

Meine Mutter hat sich immer sehr geärgert, weil ich alles verloren haben: einzelne Turnschuhe, Häkelnadeln, Hausübungshefte, Handarbeitskoffer, Geldbörse, Handschuhe, Füllfeder,...

In der Hauptschulzeit war das immer noch schlimm, doch bei meinem Lehrbeginn war´s schon deutlich besser. Da ist es wichtig, davon auszugehen, dass der Mensch sich ja mit zunehmenden Alter weiterentwickelt. Ich suche heute noch häufiger etwas (z.b. den Wohnungsschlüssel oder mein Handy) als z.B. mein Mann, im täglichen Leben bin ich aber dadurch nicht beeinträchtigt.

Dein Sohn ist gerade mal 7 - und du schreibst "...wenn er das nicht lernt wird er in Mathe auch nicht weiterkommen..." - warum sollte er es denn NICHT lernen? Bei einer Schullaufbahn mit Maturaabschluss hat er noch mindestens 10 Jahre Zeit, es zu lernen. Und welche Mathe-Note im Zeugnis der 2. Volksschulklasse steht wird auf die spätere Berufslaufbahn deines Sohnes keinerlei Einfluss haben.

Ich hatte in der Hauptschule in Mahte nur 3er (wegen meiner Schlampigkeitsfehler) obwohl Mathe eine meiner IQ-Spitzen ist.
Yupamil hat geschrieben: Rabaukenmama: deine Familie scheint ja auch sehr spannend zu sein :-) Meine Großeltern väterlicherseits waren gehörlos, die Cousine meiner Mutter ist es ebenfalls. Und sonstige Menschen, die anders ticken haben wir einige...
Ich finde das eigentlich ja auch sehr interessant, aber im Schulsystem ist es leider nicht immer einfach. Bei meinem Bruder hätte das auch schlecht ausgehen können (Drogen, Alkohol, Verschuldung,..).
Kennst Du einen Weg, einem Menschen die angesprochenen Probleme durch richtig-machen in der Kindheit zu ersparen? Ich kenne keinen, nur einige Dinge die man präventiv verhindern bzw. ansprechen kann. Natürlich ist es (von der Vorbildwirkung her) besser, wenn Kinder in einem Elternhaus aufwachsen, wo nicht täglich Alkohol konsumiert oder alles auf Pump gekauft wird.

Aber wenn jemand trotzdem alkoholkrank wird oder sich verschuldet dann ist das die eigene Verantwortung dieser Person. Klar spielen auch Veranlagungen mit (gentisch heißt das so schön: familiäre Häufungen), aber es ist nun mal die Aufgabe jedes Menschen, mit den Veranlagungen, die er von der Natur (oder Gott, wie jeder es eben mag ;) ) mitbekommen hat, das Beste zu machen und seinen persönlichen Weg zu finden. Das gelingt einigen Menschen besser, anderen schlechter.

Auf Kinder zurückgekommen mache ich immer wieder die Erfahrung, dass diejenien am besten mit ihren Veranlagungen umgehen können, denen ihre Umgebung (Eltern, Familie, Freunde, Lehrer,...) ZUTRAUT; es zu schaffen.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Yupamil
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Re: Andersbegabt

Beitrag von Yupamil »

Ich weiß jetzt nicht genau, auf was du hinaus willst. Ich bin sicher kein Mensch, der auf den Schwächen meiner Kinder herumreitet. Aber ich möchte mein Kind unterstützen.
Du hast dich ja auch entschieden, deinem Kind ein Cochlea-Implantat einsetzen zu lassen, weil du glaubst, dass es dadurch mehr Chancen hat. Mein Sohn hat zwar keine körperliche Behinderung, aber er kann - warum auch immer - visuelle Wahrnehmungen nur schlecht verarbeiten. Er trägt, seit er 2 ist, eine Brille, doch offensichtlich reichte diese nicht aus, um seine Sehverarbeitung gut zu entwickeln. Vielleicht hat diese Wahrnehmungsverarbeitunsstörung aber auch gar nichts mit seiner Fehlsichtigkeit zu tun.
Meine Motivation, hier in diesem Forum zu schreiben war, dass ich hoffte, Eltern mit ähnlichen Problemen zu finden, die ihre Erfahrungen mit unterschiedlichen Fördermöglichkeiten mit mir teilen.
Danke nochmal für den Buchtipp, elboku.
Nachdem ich etwas mehr hier gelesen habe, sehe ich, dass in diesem Forum fast nur Eltern von rein hochbegabten Kindern sind. Insofern passen wir wohl nicht wirklich her.lg
Linasina
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Re: Andersbegabt

Beitrag von Linasina »

Nein, hier sind nicht nur Eltern von rein hochbegabten Kindern. Ich fand das Thema ganz interessant. Nur helfen kann ich leider nicht. Aber hier gibt es sicher viele die ähnliche Kids haben und nur noch nicht geschrieben haben.
Linasina
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Re: Andersbegabt

Beitrag von Linasina »

Das Problem mit dem Turnen kenne ich auch. Meine Tochter mag Sport gar nicht und hat den Sportkurs von sich aus abgebrochen. Die Übungen haben ihr nicht gefallen.
Was bekommt dein Sohn für Therapien? Meine Grosse sollte mal eine Wahrnehmungsstörung haben weil Sie nicht durch Tunnel gekrabbelt ist und nicht
schaukeln wollte. Hat sich aber nicht bestätigt.
Visuelle Therapie wird Euch sicher sehr helfen.
Yupamil
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Re: Andersbegabt

Beitrag von Yupamil »

Er wird das SIndelar Programm machen. Das sind kurze visuelle Übungen - jeden 2. Tag ca 5 Minuten. Angeblich hat das bei vielen sehr viel gebracht. In einem 3/4 Jahr sollen wir wieder zur Kontrolle und dann schauen wir weiter.
Da mir ja schon früher aufgefallen war, dass er sich in räumlicher Orientierung schwer tut und er auch sehr lange konsequent sein Gewand verkehrt herum angezogen hat (auch die Hosen mit dem Po nach vorne), hat er früher schon mal SI-Therapie gemacht, die ihm gut getan hat.
Linasina
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Re: Andersbegabt

Beitrag von Linasina »

Haben die auch auf ADS und ADHS getestet? Hatte er als Baby mal das Kiss? Meine beiden hatten das und haben die entsprechende Therapie bekommen. Wenn diese ausbleibt kann es auch zu so ähnlichen Störungen kommen.
Rabaukenmama
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Re: Andersbegabt

Beitrag von Rabaukenmama »

Yupamil hat geschrieben:Ich weiß jetzt nicht genau, auf was du hinaus willst. Ich bin sicher kein Mensch, der auf den Schwächen meiner Kinder herumreitet. Aber ich möchte mein Kind unterstützen.
Oje, dann habe ich wahrscheinlich das, was ich sagen wollte, total falsch rübergebracht. Tut mir wirklich leid :fahne: ! Bin leider nicht immer geschickt darin so zu schreiben, dass andere verstehen was ich meine.
Yupamil hat geschrieben:Du hast dich ja auch entschieden, deinem Kind ein Cochlea-Implantat einsetzen zu lassen, weil du glaubst, dass es dadurch mehr Chancen hat.
Nein, bei mir war der Prozess, mich für das Implantet zu entscheiden, sehr lang und gar nicht einfach. Ich habe fast ein Jahr zur Entscheidung gebraucht. Nach dieser Zeit war ich auf dem Punkt angelangt dass mein kleiner Sohn die CIs NICHT braucht. Erst danach konnte ich mich FÜR die Operation entschließen, weil ich sie als ZUSÄTZLICHE CHANCE gesehen habe, nicht aber als EINZIGE Chance oder absolute Notwendigkeit.

Das bedeutet für mich einen anderen Weg, als denjenigen, den die meisten Eltern von CI-Kindern gehen. Denn die tun alles dafür, dass das Kind SPRECHEN lernt, unabhängig davon, ob das Kind dazu überhaupt imstande bzw. bereit ist. Dafür müssen sie aber mit der Technik der Teile, der Wartung, dem Aufwand für Eltern und Kind (Audiogramme, Nachstellung der Lautstärke, Logopädie, Frühförderung,...) sowie der Bürokratie (Versicherung, Nachbesorgung defekter oder verlorener Teile,...) zurechtkommen.

Die Alternative wäre, auf die CIs zu verzichten und statt dessen ÖGS zu lernen, dem Kind ein aufwachsen mit ÖGS zu ermöglichen (Kindergarten, Freundeskreis) und das Kind im ständigen Kontakt mit der Gehörlosengemeinschaft bestmöglich zu unterstützen.

Ich habe mit für BEIDE Wege entschieden, was bedeutet, dass ich auch den doppelten Aufwand habe. Was davon (ÖGS oder die CIs) meinem Sohn mehr Chancen gibt wird sich erst herausstellen. Da es Phasen gibt, wo er das tragen der CIs komplett verweigert, bin ich aber jetzt schon froh, auch auf Gebärdensprache zurückgreifen zu können und nicht gleich in Panik verfallen zu müssen wenn er die Teile mal eine paar Tage (oder auch Wochen) nicht zu tragen bereit ist.

Yupamil hat geschrieben: Mein Sohn hat zwar keine körperliche Behinderung, aber er kann - warum auch immer - visuelle Wahrnehmungen nur schlecht verarbeiten. Er trägt, seit er 2 ist, eine Brille, doch offensichtlich reichte diese nicht aus, um seine Sehverarbeitung gut zu entwickeln. Vielleicht hat diese Wahrnehmungsverarbeitunsstörung aber auch gar nichts mit seiner Fehlsichtigkeit zu tun.
Meine Motivation, hier in diesem Forum zu schreiben war, dass ich hoffte, Eltern mit ähnlichen Problemen zu finden, die ihre Erfahrungen mit unterschiedlichen Fördermöglichkeiten mit mir teilen.
Was ich in meinen vorigen Beitragen rüberbringen wollte ist folgendes: ich sehe dich als sehr engagierte Mutter, die bereit ist, so lange zu suchen, bis sie die passenden (Förder)Wege für ihren Sohn gefunden hat. MEHR kannst Du nicht tun. Es kam wahrscheinlich so rüber dass ich deine Sorgen als nicht berechtigt ansehe. Das ist aber nicht so.

Wenn du das tust, was du für den besten Weg ansiehst (und bereit bist, was anderes zu suchen, falls das nicht den gewünschten Erfolg bringen sollte) dann hilft es niemanden, sich noch ZUSÄTZLICH Sorgen zu machen wie der Weg deines Kindes in einem oder auch 10 Jahren aussehen wird. Du tust, was du kannst und bist bereit, das weiter zu tun. Dein Sohn entwickelt sich vorwärts und wird mit zunehmenden Alter und der Förderung, die du ihm zukommen lässt, seine Schwächen hoffentlich (zumindest teilweise) ausmerzen können. Und für das, was dann noch "übrigbleibt" wird er auch Wege des Umganges finden, sofern er Menschen hat die an IHN glauben.

Ich wollte Dich ermutigen, deinen Sohn nicht auf dem Entwicklungsstand, wo er jetzt, als 7jähriger steht, an seinem letzten Schultag zu sehen. Es sollte eine Erleichterung sein, zu erkennen, dass es nicht Deine Aufgabe ist, seine Probleme für ihn aus dem Weg zu räumen (dabei UNTERSTÜTZEN, sie selbst zu bewältigen, tust du ihn ohnehin) sondern dass Du Deinem Sohn mit positivem Rückhalt AUSSERDEM helfen kannst - so wie ich für meinen Sohn als Weg SOWOHL die CIs als auch die Gebärdensprache gewählt habe. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es erleichternd ist, sich nicht auf das "funktionieren" eines Weges verlassen zu müssen.
Yupamil hat geschrieben: Nachdem ich etwas mehr hier gelesen habe, sehe ich, dass in diesem Forum fast nur Eltern von rein hochbegabten Kindern sind. Insofern passen wir wohl nicht wirklich her.lg
Ich weiß gar nicht ob mein älterer Sohn (wegen dem ich hier beigetreten bin) wirklich hochbegabt ist. Laut Entwicklungsdiagnostik ist er seinen Altersgenossen in allen Punkten voraus, aber einen IQ-Wert habe ich keinen und ich habe auch nicht vor, demnächst testen zu lassen, weil es mit nicht so wichtig ist, den Zahlenwert zu kennen.

Der Kleine ist lt. Kuno Bellers Entwicklungstabelle ziemlich genau auf dem Stand seines Alters, also eher nicht hochbegabt. Aber der wird sich mit seinem Sturschädel durchsetzen :lol: .

Abgesehen davon gibt es bei vielen klugen oder hochbegabten Kindern Teilleistungsschwächen, du bist hier damit sicher nicht allein.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Bliss
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Re: Andersbegabt

Beitrag von Bliss »

Rabaukenmama hat geschrieben: Nein, bei mir war der Prozess, mich für das Implantet zu entscheiden, sehr lang und gar nicht einfach. Ich habe fast ein Jahr zur Entscheidung gebraucht. Nach dieser Zeit war ich auf dem Punkt angelangt dass mein kleiner Sohn die CIs NICHT braucht. Erst danach konnte ich mich FÜR die Operation entschließen, weil ich sie als ZUSÄTZLICHE CHANCE gesehen habe, nicht aber als EINZIGE Chance oder absolute Notwendigkeit.
Dass so eine Entscheidung nicht einfach ist, kann ich schon nachvollziehen. Aber der Faktor Zeit ist ja in dem Fall nicht gerade unkritisch für das, was sich mit diesen Implantaten erreichen läßt oder eben auch nicht. Oder nicht? Ich hab ja ein Kind, welches ständig mit Paukenergüssen zu tun hat und da wurde uns immer zu engmaschigen Kontrollen des Hörvermögens geraten, um ja nicht zu lange eine verminderte Hörleistung zu haben.
Rabaukenmama
Dauergast
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Re: Andersbegabt

Beitrag von Rabaukenmama »

Bliss hat geschrieben:
Rabaukenmama hat geschrieben: Nein, bei mir war der Prozess, mich für das Implantet zu entscheiden, sehr lang und gar nicht einfach. Ich habe fast ein Jahr zur Entscheidung gebraucht. Nach dieser Zeit war ich auf dem Punkt angelangt dass mein kleiner Sohn die CIs NICHT braucht. Erst danach konnte ich mich FÜR die Operation entschließen, weil ich sie als ZUSÄTZLICHE CHANCE gesehen habe, nicht aber als EINZIGE Chance oder absolute Notwendigkeit.
Dass so eine Entscheidung nicht einfach ist, kann ich schon nachvollziehen. Aber der Faktor Zeit ist ja in dem Fall nicht gerade unkritisch für das, was sich mit diesen Implantaten erreichen läßt oder eben auch nicht. Oder nicht? Ich hab ja ein Kind, welches ständig mit Paukenergüssen zu tun hat und da wurde uns immer zu engmaschigen Kontrollen des Hörvermögens geraten, um ja nicht zu lange eine verminderte Hörleistung zu haben.
Habe dir gerade eine PN geschickt.
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