Na, da kommt mir ja Einiges sehr bekannt vor! Es könnte ebensogut eine Beschreibung meiner großen Tochter sein!radfahrerin hat geschrieben:Hm, habe jetzt nach einem Platz gesucht um noch etwas mehr von uns zu erzählen, habe aber nicht so recht etwas gefunden.
Also lege ich hier noch mal los.
Wie ich schon schrieb sind meine Mädels jetzt gerade 4.
Sie waren schon immer nicht einfach.
Als Babys haben sie nur zu Hause Ruhe gefunden. Am besten bei mir im Arm oder auf dem Bauch. Woanders sein und einfach mal hinlegen so wie bei anderen Babys? Ging nicht.
Bis heute schlafen sie bei uns im Bett. Sie brauchen einfach diese Nähe.
Eine Zwillingssprache hatten sie zum Glück nie.
Wenn man mit ihnen zu einem Besuch fährt müssen sie erstmal ankommen und schauen. Sie sind keine Kinder die sich einfach so von jedem knuddeln lassen oder jeden anlächeln. Dafür haben sie einen riesigen Wortschatz und bauen ellenlange Sätze.
Farben konnten sie schon alle mit 2 benennen.
Kurze Zeit später wussten sie wem welche Schuhe gehören, da sie beschriftet sind und sie ihren Anfangsbuchstaben erkannt haben. Mit 3 wurde der Buchstabe geschrieben. Mit 3 Jahren und ca 8 Monaten der Name. Jetzt das ganze Alphabet. Sie fangen an mit uns zu diskutieren wie Worte geschrieben werden und ziehen erste Buchstaben zusammen. Sie lieben Wortspiele und haben teilweise einen recht trockenen Humor. Sie erkennen Ironie.
Inzwischen zählen sie bis 30, fangen im 10er Bereich an zu rechnen.
Sie lieben Bücher. Für ein Buch lassen sie alles liegen.
Mit Puppen, lego oder Playmobil wird selten bis gar nicht gespielt. Rollenspiele sind ihr Ding.
Sie haben kein festes Lieblingskuscheltier. Das wechselt immer mal wieder.
Sie malen und zeichnen liebend gerne und das für ihr Alter sehr gut.
Zudem haben sie ein Gedächtnis wie ein Elefant. Erinnern sich an Dinge die schon gut mehr als 1 Jahr her sind.
Dafür sind sie sehr emotional. Manchmal reicht eine Kleinigkeit um sie zur Explosion zu bringen. Oft kommt es auch daher das Dinge verlangt werden die vorher nicht erklärt wurden. Sie wollen alles wissen und verstehen.
Manchmal hat man das Gefühl der Kopf ist ihnen im Weg.
Empathie ist nicht ihre Stärke.
Was mich interessieren würde: "Empathie ist nicht ihre Stärke" - woran machst du das fest, wie zeigt sich das?
Ich habe das von meiner Tochter auch eine Weile lang gedacht, weil sie z.B. kein Kind ist, was spontan auf ein anderes Kind zuläuft, um es zu trösten, nicht mit Puppen gespielt hat, sich ungern mit jüngeren Kindern beschäftigt.
Ich glaube inzwischen, dass das ein Irrtum war. Manchmal denke ich sogar, sie kann sich womöglich zu gut in andere hineinversetzen, nimmt dabei viel mehr wahr, als andere und das ist ihr dann zu viel und überfordert sie und darum verschließt sie sich bzw geht solchen Situationen aus dem Weg.
Hinzu kommt, dass viele Kinder, vor allem jüngere, anders reagieren, als sie selbst es tun würde. Sie sind aus ihrer Sicht darum oft unberechenbar, was sie verunsichert.
In Erwachsene/ältere Kinder kann sie sich viel besser hineinversetzen!
Ich glaube, Kinder, die sehr viel Rollenspiele spielen - so wie meine, seit dem 2. Geburtstag bis heute (sie ist 6einhalb), lebt sie fast nur in Rollen - können sich ausgesprochen gut in andere hineinversetzen! Wie sonst könnten sie die Rollen übernehmen und so intensiv ausleben?
Meine Tochter spielt übrigens nie Menschen, Prinzessin, Räuber, Ritter oder sowas. NIE.
Sie spielt ausschließlich Tiere nach. (Malen tut sie auch fast nur Tiere)
Lange habe ich überlegt, woran das liegen mag und mich sogar etwas gesorgt. Sind ihr Menschen so fremd? Mag sie Menschen womöglich nicht? Hat sie gar Züge von Asperger?
Die Kindergärtnerin meinte beim Entwicklungsgespräch mit 4 Jahren, sie schaue den Erziehern z.B. auch nicht in die Augen und man sähe ihr ihre innere Verfassung oft nicht an. Das hat mich damals schon verunsichert. Aber im gewohnten Umfeld, zu Hause, in der Großfamilie, unter Freunden trifft das alles genau gar nicht zu! Da ist sie nämlich schon recht "emotional" und auch eher selbstbewusst.
Mein Bruder meint, die Bevorzugung von Tieren liegt evtl einfach daran, dass ihr die Tiere eine größere Bandbreite an Eigenschaften und Erlebnissen bieten.
So kann sie gefährlich und sanft sein, eine starkes oder ein schwaches Tier, eine ängstliches, ein mutiges, sie kann fliegen, schwimmen etc.
Ich finde diesen Ansatz sehr interessant, zumal die Auswahl des aktuell gespielten Tiers in der Tat irgendwie immer ihrer momentanen Seelenlage entspricht. (Hat sie z.B. gerade Probleme mit den Jungs im Kindergarten, spielt sie ein starkes Tier, ist ein Wolf, ein Greif, ein Drache. Will sie wie die kleine Schwester betüttelt werden, ist sie ein Häschen oder ein anderes schwaches Jungtier usw)
Aber vielleicht mag sie ja Tiere u.a. auch deswegen lieber, weil sie Menschen und ihre Emotionen mitunter etwas überfordern...?!
Wenn man sie genau beobachtet und ihr zuhört, merkt man jedenfalls, dass es ihr ganz und gar nicht nicht an Empathie fehlt, wenn das im Sinne von "mitfühlen und Gefühle erkennen" gemeint ist. Eher im Gegenteil.
Sie mag sich aber gewissen emotionalen Situationen schlicht nicht gern aussetzen.
(Genauso, wie sie Wettspiele nicht mitspielt, um sich nicht der Situation aussetzen zu müssen, eventuell Verlierer zu sein

Mal ein Beispiel: Neulich war sie mal relativ grundlos/unvermittelt sehr traurig (sie ist derzeit etwas launisch, himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt... ich vermute die "Zahnlückenpubertät" als Ursache) und weinte abends und erzählte mir, was ihr alles Sorgen bereite und dass es so vieles sei... (Zum Glück war es nichts Existenzielles, Schlimmes, darum vermute ich auch eher Hormone als Ursache...)
Am Ende sagte sie jedenfalls schluchzend: "Es tut mir so leid, Mama, ich weiß, dass du dir jetzt bestimmt auch noch Sorgen machst um mich, weil ich so traurig bin". Und dann weinte sie noch eine Runde darüber, dass sie mir Sorgen bereitet...
Ich finde, das spricht nicht gerade für mangelnde Empathie, wenn sie in all ihrem eigenen Kummer auch noch an meine Gefühle denkt...