Wie gesagt, mein Tochter ist 3, knapp 4 und hat vor 2 Wochen angefangen zu lesen.
Sie war schon immer in allem etwas schneller, aber bisher hab ich gedacht: "das verwächst sich noch – spätestens mit 3 sind alle gleich" ... Sie hat mit 8 Monaten angefangen zu sprechen, mit 11 Monaten kam der erste (und einzige) Satz: "was ist das?". Normale 2 wort-sätze dann erst mit 18 Monaten.... Sie hat so viel gefragt, aber nie dieses typische "waruuuum?" Mit 18 Monaten konnte sie sämtliche Farben benennen und fing an, zusammen gesetzte Substantive und ganze Sätze zu verwenden, konnte viele Tiere, Blumen, Automarken, Formen... War tagsüber trocken (nachts erst mit 2,5).
Ab da habe ich sie immer etwas gebremst, da wir von anderen Eltern immer etwas schief angeschaut wurden, meine Freude über ihre Fortschritte wurde leicht als Angeberei ausgelegt – was ich auch verstehen kann... also hab ich die Klappe gehalten. Lediglich meiner besten Freundin hab ich mich anvetraut (sie hat einen Sohn im selben Alter). Nur jetzt, seit sie lesen kann ist auch da das Verhältnis stark abgekühlt. Kann man nix machen, mich ärgert bloß, dass ich anscheinend nicht das Recht habe, mich über die Fortschritte meines Kindes zu freuen, so wie andere Eltern auch... Da wir keinerlei Familie in der Nähe haben, fehlt mir einfach jetzt auch ein Ansprechpartner.
Im Englischunterricht hab ich sie mittlerweile abgemeldet, da sie in einem derart wahnsinnigen Tempo gelernt hat, dass ich ständig Angst hatte sie zu überfordern...
Seit dem Kindergartenwechsel ist allerding eines während eines Elterngesprächs klar geworden, was ich bisher versucht habe zu verdrängen.... Die Kindergärtnerin meinte, sie hätte noch kein Kind gesehen, was in diesem Alter bereits über so viel Interesse, Wissen und Fähigkeiten verfügt. Sie malt wohl in einer Art wie es erst ältere Kinder machen (Das Bild ist aufgeteilt, sie benutzt entprechende Farben, zieht den Menschen Kleidung an, malt Tiere, viele Details).
Sie hat sich selbst beigebracht, wie man 2-stellige Zahlen liest – ich dachte, das hätte sie ausm Kiga, aber die warens nicht. Allerdings liest sie die Zahlen zwischen 11 und 20 falsch ("einundeinzig","zweiundeinzig" obwohl sie "elf" und "zwölf" zählt).
Da ich noch einen Sohn von 1,5 habe, der sehr fordernd ist (war monatelang Schreibaby und ist jetzt immernoch alles andere als pflegeleicht), ist sie bei uns in den letzen anderthalb Jahren arg zu kurz gekommen... eingetrichtert oder darauf getrimmt hab ich sie ehrlich nicht, (im gegeteil, ich habe sie notgedrungen oft vor dem tv geparkt


Wir sind den ganzen nachmittag draußen: Spielplatz, Wald, Kinderturnen etc.. sie ist kein Stubenhocker, sie braucht Action um abends gut schlafen zu können. Sie macht seit sie 2 ist keinen Mittagschlaf mehr und geht trotzdem erst um 8 ins Bett – aber auch nur, wenn sie den Tag über viel Bewegung hatte... Mittlerweile hab ich die Fibel weggeräumt, da sie nachts heimlich aufgestanden ist, nur um zu üben. Und genau das überfordert mich... ich kann ihr nicht alles geben was sie will, und vor allem nicht wann sie will, da ihr Bruder ja auch noch da ist – und Lehrerin bin ich nicht: ich weiss nicht, was ich machen kann/soll/darf/muss, geschweige denn wie? Zu viel? Zu wenig? Was ist in dem Fall altersgerecht? Sie will immer in meinem Läppi schreiben üben, ich lass sie - allerdings mit bauchweh...
Ich will ihr Talent nicht verschwenden, sie aber auch nicht überfordern, oder einen Stempel aufdrücken, dem sie in ein paar Jahren vielleicht nicht mehr gerecht werden kann.... Die Kindergärtnerin rät mir, den Kinderarzt drauf anzusprechen, doch der ist meiner Meinung nach für sowas nicht der richtige Mann ... Außerdem komm ich mir da echt blöd bei vor, denn sooooo arg außergewöhnlich ist sie am Ende ja auch nicht – jedes Kind kann irgendetwas besser als andere. Der Sohn meiner Freundin fährt jetzt mit 3,5 ohne Stützräder - da ist meine noch lange von entfernt. Woran erkenne ich, was ich machen kann und darf, so dass es später keine Probleme gibt? Wie handhabt ihr das? Das mit dem Lesen war und ist ein Schock für mich. Klar bin ich stolz, doch so arg verunsichert und allein mit meinem "Problem". Ich will einfach nichts falsch machen, ihr irgendwas versauen....ich bekomm meinen kopf nicht frei, bin verunsichert und weiss nicht mehr, wie ich mit ihr umgehen soll... ?
Danke fürs Lesen
