Hallo Koschka,
von Dir habe ich schon bei Logios einiges gelesen und ich bin sehr beeindruckt von Eurem Lebensentwurf.
Verweigerungstendenzen tief in der Persönlichkeit würde ich nicht ganz so sehen, aber bestimmt eine Veranlagung, starrköpfiger, eigensinniger zu sein als es für den klassischen Schulunterricht gut ist. Ob das letztendlich wirklich ein
Nachteil ist, sei mal dahingestellt.
Bei uns ist es ja so, dass die große Tochter, die in der Grundschule praktisch zusammengebrochen ist und nicht mehr zu bewegen war, in die Schule zu gehen, nun mit großer Abneigung zum Lernen trotzdem sehr zuverlässig und fleißig für die Schule arbeitet. Es ist ihr Weg. Sie könnte längst Schule hinter sich gelassen haben und eine Ausbildung machen. Das will sie aber nicht. Sie beißt sich durch.
Die Mittlere, die relativ unbeschadet durch die Schulzeit ging, ist hingegen ziemlich faul. Sie verweigert sich. Das heißt nicht, dass sie nichts lernt. Sie beschäftigt sich mit schulfremden Dingen: Comics zeichnen, mit Freunden über die Welt reden, mit Freunden über die Welt chatten, mit Freunden rumhängen, Pfadfinderlager organisieren und Youtubevideos schauen.
Bei der Kleinen waren die Verweigerungstendenzen durchaus sichtbar im zweiten Kindergartenjahr. Sie wurde sehr laut und "ungezogen". Da hat sich jetzt im dritten Jahr mit einer gehörigen Portion Förderung wieder gelegt.
Allerdings gebe ich Dir sehr recht, dass es die Neigung gibt, jedes unangemessene Verhalten hochbegabter Kinder auf Unterforderung zu schieben.
Erziehung wirkt auch.
Vor allem bei meinem Vorschulkind hier finde ich es fast erschreckend, wie lenkbar Kinder mit 5-6 sind, wie sie jede Führung wahrnehmen und reagieren und sich auf sehr viel einlassen, wenn sie es als Normalität und Routine erleben.
Unsere Tochter hat sich innerhalb relativ kurzer Zeit von Wutausbrüchen wegen jedes Fehlers, der ihr unterlief abbringen lassen, weil wir ihrem aufkeimenden Perfektionismus entgegentretend als Lernziel präsentiert haben, Fehler auszuhalten.
"Wenn man etwas lernen möchte, muss man erst lernen, Fehler zu machen." wurde eine Art tägliches Mantra und ist nun nicht mehr nötig.
Sie hat auch innerhalb kürzester Zeit die Übzeiten für ihre Blockflöten auf täglich 60 Minuten ausdehnen lassen. Da ginge, wenn wir Eltern das wichtig fänden (finden wir nicht) auch vermutlich recht problemlos mehr. Vermutlich einfach weil Kinder in dem Alter glauben, dass das, was Erwachsene von ihnen fordern, richtig ist.
Jedenfalls übt das Kind hier absichtlich auch langweilige Routineaufgaben abzuarbeiten. Ich melde mich dann in zehn Jahren, obs geholfen hat...
