Hallo vielleserin,
schön, wieder von Euch zu lesen

. Und schön, das die Entscheidung, die ihr vor zwei jahren getroffen habt, offensichtlich die richtige war!
Vielleserin hat geschrieben:"Dem Kind noch ein Jahr Kindheit gönnen, bevor es in die Schule kommt", war für mich der nervigste Satz der letzten Jahre.
Genau DIESER Satz ist für mich bezeichnend für ein Vorurteil. In dem Fall eben, dass die Kindheit mit Schulbeginn "aufhört" und auch, dass es eine für alle Kinder "richtige" Lösung gibt, die eben "Einschulung regulär oder möglichst spät" lautet.
Aber das andere Vorurteil "Du MUSST ja vorzeitig einschulen, sonst langweilt sich das arme Kind!" ist genauso nervig. Nur, dass es impliziert ein kluges Kind wäre in der Vor-Schul-Situation ohnehin dauer-unterfordert und unglücklich und nur der Schulbesuch könne dieses Unglück beenden.
Mein Sohn wurde vor 3 Wochen reguär eingeschult. Tolle Schule, Mehrstufenklassen, eine Team aus 2 netten Lehrerinnen. Mein Sohn: kognitiv in allen Punkten weit voraus sozial-emotional altersgemäß bis "leicht hintennach". Heute kam zum ersten Mal die Aussage "Die doofe Schule, da kann ich nur in der Pause machen, was ich will!"

.
Auch ich habe einen 4jährigen Sohn der Zahlen sehr liebt. Zu sehr, meinte der Arzt, der kürzlich die Entwicklungsdiagnostik mit ihm gemacht hat - denn (auch) dadurch lebt er sehr in seiner eigenen Welt und ist sozial und sprachlich (in Gebärdensprache, weil er gehörlos ist) 1 bis 1 1/2 Jahren hinten während er in vielen kognitiven Bereichen seinem Alter deutlich voraus ist. Die Frage vorzeitiger Einschulung stellt sich bei ihm nicht. Ich glaube - im Gegenteil - dass ihm ein weiteres Jahr im sehr guten, zweisprachigen Kindergarten (Gebärdensprache und deutsch) mit einem tollen Betreuungsschlüssel und engagierten, netten Pädagoginnen viel mehr bringen würde als Schule mit 6,1 Jahren!
Nur gibt es leider in Österreich die Möglichkeit des "zurückstellens" nicht mehr. Obwohl Kleinsohn vom ersten Kiga-Tag an ein Einzelgänger ist geht er gerne in den Kindergarten und ich kann mir meinen kleinen Wutbürger (er hat zeitweise fürchterliche Ausbrüche) so gar nicht in der Schule vorstellen. Dazu kommt, dass in den meisten Schulen für hörgeschädigte Kinder automatisch Sonderschullehrplan angewendet wird und damit bin ich absolut nicht einverstanden

.
Vielleserin hat geschrieben:
Ich habe vor 2 Jahren dann doch nicht hier geschrieben, weil ich diese Entscheidung selbst treffen wollte und musste. Habe mir aber viele eurer Beiträge zur vorzeitigen Einschulung durchgelesen und viel davon mitgenommen. Danke dafür an Alle!
Ja, diese Entscheidungen muß man selbst treffen. Ich habe aber genau HIER zu vielen Dingen schon neue, alternative Sichtweisen kennenlernen dürfen. Es gibt einige userinnen hier, denen ich dankbar bin auf Möglichkeiten gebracht worden zu sein, die mir selbst NIE eingefallen wären - egal ob es um Taschengeld, Schultasche, Sport oder Musik ging. Einer meiner Lieblingssprüche ist von Charles Dickens und lautet
"Ich brauche Informationen. Eine Meinung bilde ich mir selbst." .
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)