Nach meinem Verzeiflungspost von neulich bin ich euch noch eine Vorstellung schuldig

Ich bin eine Anfang 30 Mama mit zwei Jungs, 5 und 1 Jahr. Seit der Maxi ca 1,5 ist lese ich hier phasenweise mal mehr mal weniger mit und wegen ihm auch meine Anmeldung hier. Er war vom ersten Tag an einfach anders "der guckt aber aufmerksam" und hat sehr viel und sehr laut geschrien. Körperkontakt mochte und mag er nicht, wollte aber immer, vom Körper weg, getragen werden, damit er was sieht und weil er die waagerechte Position gehasst hat. Schlafen war eine Katastrophe, er hat Reize aufgesogen wie ein Schwamm, konnte aber nicht verarbeiten. Die ersten Jahre mit ihm waren leider die schlimmsten meines Lebens, ich erkrankte an einer schweren Wochenbettdepression, was ich allerdings erst verstand als mein Frauenarzt nicht lang vor Maxis erstem Geburtstag mit mir Klartext sprach. Es folgte eine Odysee an Maßnahmen, wir haben viel und hart gekämpft und haben es überwunden.

In der Zeit habe ich viel über mich gelernt, mich viel mit Hochbegabung und Hochsensibilität beschäftigt und letzteres in mir und meinem Sohn erkannt.
Ob er (oder ich?) hochbegabt ist weiß ich nicht, wir wurden ein paar mal darauf angesprochen, denn der Maxi fällt einfach auf. Er denkt viel, schneller als er redet, sehr komplex und kreativ. Er ist das Kind das einen Wutanfall bekommt weil Papa nicht DIESE EINE ganz bestimmte Hebelmaschine mit ihm bauen kann die er vor seinem inneren Auge sieht.



Er hat früh angefangen zu sprechen, die Babysprache übersprungen und mit zwei Jahrem fließend mit allem Drum und Dran gesprochen (mit 2,1 Jahren:"Mama wenn du die Augen zu machst siehst du kein Flugzeug mehr"). Sowas wie Entwicklungsschübe kenne ich nicht von ihm, er kam mir immer vor wie ein Erwachsener der höchst frustriert in diesem beschränkten Babykörper gefangen ist und sich über seine Unfähigkeit ärgert.
Er ist emotional gesehen der Flummi unter den Kindern, himmelhochjauchzendzutodebetrübt, sowas wie eine ausgegliche Mitte kennen wir bei ihm nicht.
Er hat massive Probleme mit der Konsistenz von Essen, vor gar nicht langer Zeit war Erbrechen am Tisch, weil er zB ein Kleines Stück einer Tomatenhaut abbekommen hat, an der Tagesordnung. Außerdem darf das Essen sich nicht berühren, geschweige denn vermischen. Kürzlich musste ich versprechen NIEMALS Nudelauflauf zu machen, und nein,dem gab es an dem Tag nicht

Er spielt kaum mit Spielzeug, hat er im Vergleich zum Bruder auch nie getan, was uns schon so manches Mal gefrustet hat. Aktuell gibt es eine Legophase, aber er hasst es mit den Händen in dem Haufen nach den passenden Steinen zu wühlen. Bis auf Bücher - die liebt er rauf und runter- und Bastelsachen ist alles andere eigentlich überflüssig. Er malt sehr detailliert und hat ein Auge für Details und merkt sich die, wo wir oft nur staunen können.
Er kannte mit 2 alle Automarken und begann sich für Buchstaben zu interessieren. Mit drei schrieb er seinen Namen, Mama, Papa, Oma, Opa. Im Laufe des vierten LJ kamen weitere Buchstaben dazu und mit 4,5 fing er plötzlich an kurze Wörter zu lesen, dessen Buchstaben er kannte. Vor ein paar Wochen überraschte er mich als ein recht kompliziertes Wort mit Kleinbuchstaben las, ich hab nicht gewusst dass er die auch kennt und ich weiß auch nicht wirklich woher

Er ist ein seeeeeeehr vorsichtiger Typ. NIE ist der als Baby irgendwo rein oder hoch, nichts in den Mund, keine Rutsche, keine Schaukel, Fahrrad mit viel Protest und guten zureden inzwsichen immerhin mit Stützrädern.
Er fällt eigentlich immer auf. Meistens Gott sei Dank positiv, seine interessanten Fragen, seine verrückten Ideen, sein Reden Reden Reden, seine lustigen Sprüche, seine teils theatralische Gestik. Er teilt gern, liebt es etwas zu verschenken und geht mit Dingen vorsichtig um. Manchmal scheint es mir als hätte er einen siebten Sinn, er sagte mir dass ich kit seinem Bruder schwanger bin als ich es noch nicht wissen konnte. Er ist außerdem extrem sensibel und lärmempfindlich, kann aber selbst nicht laut genug sein

Wo er sich sicher fühlt zeigt er sich auch von seiner schwachen Seite. Häufige Wutausbrüche und "Abstürze" wie wir es nennen, wo er wie eine Schallplatte hängen bleibt und irgendwie nicht mehr normal ist. Früher hatte er sehr aggressive Phasen. Uns ist mittlerweile aufgefallen dass er im 1:1 Kontakt ein unkomplizieres Kind ist, aber kommen weitere Personen dazu tendiert er dazu schwierig zu werden, im KiGa (Waldkindergarten) spielt er alleine (Beobachter Position)oder mit einem Kind. Kommen weitere Kinder dazu, ist es als wenn er die Kontrolle verliert und schnell wütend wird.
Wir lieben ihn sehr aber ich gebe zu dass ich oft meine Mühe mit ihm habe und ihn als sehr herausfordernd erlebe.

Aktuell gibt es große Schwierigkeiten im Kindergarten und auch Zuhause, darüber hatte ich ja geschrieben (ständige Regelverstöße, Provozieren, Wutanfälle, Stören von Gruppenaktivitäten). Wir haben nun einen Beratungsprozess gestartet und schauen wie wir ihm helfen und unseren Alltag entspannen können. Wir haben aktuell die Vermutung dass er eventuell Asperger Autist ist, da und wie ihr eine eventuelle HB einschätzen würdet- wäre ich gespannt eure Meinungen zu hören

Damit beende ich meinen Roman und sage 'Moin'

PS. Und sein kleiner Bruder ist natürlich auch noch da

