jetzt auf einmal doch...

ja oder nein? Erfahrungen und Ratschläge
ankaki
Dauergast
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Registriert: Sa 27. Mär 2010, 21:04

jetzt auf einmal doch...

Beitrag von ankaki »

Schönen guten Abend euch allen!

Bei uns überschlagen sich im Moment die Ereignisse. ich bin mit meinem Latein mal wieder am Ende :)
Also: Letzte Woche in der Erziehungsberatung war Thema, dass unsere Tochter im Moment zuhause kaum zu ertragen ist, geht nach dem Kindergarten wieder über Tische und Bänke, will am liebsten stundenlang Vorschulheftchen machen und so weiter und das bis weit in den Abend rein. Habe stark das Gefühl, dass im Kiga nicht genug fürs Köpfchen kommt, das braucht sie eben dann zuhause.
Unser Pädagoge meinte darauf hin, nun solle man sie vielleicht anfang nächsten Jahres doch mal testen lassen, um zu sehen, ob man dann evt. noch gezieltes Nachmittagsprogramm gestalten kann. Ich weiß nicht so recht, er meinte wahrscheinlich solche Spielgruppen von begabten Kindern, was die genau machen, keine Ahnung.
Gibt es so etwas und darf man das nur ab einem bestimmten IQ machen??? Brauchen wir dazu einen Test?
Ich war geneigt, das abzulehnen.
Am selber Tag am Nachmittag im Kindergarten werde ich angesprochen, ob ich am nächsten Morgen Zeit zu einem Gespräch habe,
Natürlich hatte ich. Beim letzten Gespräch im Kiga wurde mir so durch die Blume mitgeteilt, dass ich mein Kind nicht mit irgendeinem Vorschulzeug überfordern soll und sie dafür einfach zu jung sei.
Bei diesem Gespräch wurde mir (wirklich nett und freundlich) mitgeteilt, dass
- Kind in der Gruppe nicht mehr gut aufgehoben ist, da sie bereits alle Zahlen, Buchstaben, etc... kann (ach was...)
- Kind eine andere Form der Förderung braucht
- Kind mit unserem Einverständnis ab jetzt Vorschuldinge mitmachen soll und darf
- Kind dann bis zum Sommer beobachtet wird, auch von einem Psychologen zu einem Termin, und wir doch evt. mal über eine vorzeitige Einschulung nachdenken sollten, natürlich nur, wenn wirklich alle davon überzeugt sind, dass das gutgehen kann

Fakt: Sie ist dann erst 4,11 Jahre alt!!

Sorgen:
- Vom Stoff her, ok, das packt sie vielleicht
- Körperlich gesehen, sehr weit, viel zu groß für ihr Alter (mit 4,3 Jahren nun 1,18m), ginge also auch
- Motorisch ok
- ABER: Psyche!!!!?????

Ich finde das zu früh und habe irgendwie ein komisches Gefühl, vielleicht auch, weil ich im Moment überfordert bin, was kommt da auf uns zu??? Da muß sie doch sicher ein psychologisches Gutachten haben, oder nicht? Und braucht man dann doch definitv einen Test oder machen die Schulen das auch so?

Ich hatte das Thema vor einiger Zeit mit meinem Mann besprochen und für uns ad acta gelegt, weil wir es einfach was früh finden.
Allerdings meint der Kiga, dass man sie vielleicht irgendwann dort einfach nicht mehr wirklich beschäftigt bekommt!!
Kann man da nicht einfach eine Nachmittags-Zusatzförderung machen?

Bin über Ratschläge dankbar!!

LG!!
PippiL.
Dauergast
Beiträge: 172
Registriert: Sa 4. Sep 2010, 20:53

Re: jetzt auf einmal doch...

Beitrag von PippiL. »

Hallo,

wir sind in einer Art Spielgruppe für Hochbegabte Kinder. Zumindest ist es bei uns so, dass kein Test verlangt wird.

Es ist dort auch nicht so, dass die Kinder nur Schach oder ähnliches spielen würden. Bei uns ist es einfach ein netter Nachmittag. Jeder bringt etwas zu essen mit, es werden Lieblingsspiele mitgebracht, einige sind dort auch vorhanden. Die Kinder machen auch kreative Dinge (über Ton, Malen, Märchenwolle etc.)

Die Eltern können sich in Ruhe austauschen, es herrscht eine wunderbare Ruhe und meine Tochter freut sich schon auf den nächsten Spielenachmittag.

Erstmal finde ich gut, dass der Kiga auf Euch zugeht und zugibt, dass sie vielleicht eher in die Schule gehört. Und auch, dass sie am Vorschulprogramm mitmachen darf. In unserem Kindergarten ist das nicht möglich und auch wird die vorzeitige Einschulung (auch Kann-Kinder) abgelehnt!

Ich kenne solche Phasen gut. Alles überschlägt sich - das Kind rennt einem davon.... Zur Zeit haben wir eher eine ruhige Phase. Davor ist sie auch "gerannt", war verzweifelt weil sie sich so über ein Lernspiel freute und es dann doch zu langsam und einfach war. Weinte, weil sie ein großes Lük wollte und über Hundert Aufgaben machen will! Mir fiel nichts anderes ein, als sie in den Arm zu nehmen.

Als Nachmittagsprogramm geht meine Tochter zur Musikschule (1x die Woche), zum Englisch und zum Reiten(alle 2 Wochen). Bald geht sie noch zur Schwimmgruppe! Und sie will das alles machen! Sie ist die Jüngste im Englisch-Kurs und kommt super mit. Sie saß davor im Auto und sagte ganz verzweifelt: Mama ich will unbedingt Englisch sprechen! Sie braucht ihr Programm! Hat sie das nicht und auch nicht ihre Vorschulspiele (Minilük und manchmal solche Heftchen) dreht sie mir hier auch am Rad. Im Kiga zeigt sie allerdings nicht was sie kann und wenn sie es doch zeigt, wird es meistens nicht wahrgenommen.

Soviel zu meinen bisherigen Erfahrungen. Googel doch mal, ob es bei Euch Gruppen gibt und schaut Euch das mal an.

Liebe Grüße
PippiL.
Neckri
Moderator
Beiträge: 463
Registriert: Di 14. Feb 2006, 11:51

Re: jetzt auf einmal doch...

Beitrag von Neckri »

Ankaki hat geschrieben:- Vom Stoff her, ok, das packt sie vielleicht
- Körperlich gesehen, sehr weit, viel zu groß für ihr Alter (mit 4,3 Jahren nun 1,18m), ginge also auch
- Motorisch ok
- ABER: Psyche!!!!?????
Das Lebensalter eines Kindes hat nur indirekt mit dem Bestehen des Schulalltags zu tun. Viel entscheidender sind die konkreten Entwicklungsschritte, die ein Kleinkind zum Schulkind werden lassen. Es gibt nun mal Kinder, die etliche dieser Meilensteine der Kindheit frühzeitig durchschreiten, aber selten werden wirklich alle Entwicklungsschritte vorweggenommen. Wenn ein Kind im Gesamtpaket dennoch die Schulreife erreicht, muss man einfach mit irgendeinem Spagat rechnen. Bei unserem Töchterchen (mit 4 eingeschult) musste die Feinmotorik dem übrigen Kind nacheilen. Auch die Verarbeitung von Gefühlen musste in der Schule auf die Überholspur... Aber insgesamt war "die Psyche" unserer Maus mit der neuen Situation sofort im Einklang. Das Glück, endlich mit den ganzen Vorlieben ernst genommen zu werden, schürte Zufriedenheit und Selbstbewusstsein. Dieser Motivationsschub bescherte uns über Nacht ein glückliches Kind, das auch viele Jahre danach uns immer noch dankbar um diese Entscheidung ist. Manchmal kann also die sehr frühe Einschulung das kleinere Übel gegenüber dem "Schmoren lassen" in der Unterforderung bedeuten...

Viele Grüße von Neckri
alibaba

Re: jetzt auf einmal doch...

Beitrag von alibaba »

Hallo ankaki,

egal ob dein Kind jetzt an den vorschulaktivitäten teilnehmen darf oder nicht, mit Einschulung hat das nichts zu tun. Diese Entscheidung trefft ihr alleine. aufpassen müsste ihr dabei nur, das eben dieses Vorschulprgramm dann nicht zwei Mal durchlaufen wird, denn 4,11 ist schon recht heftig.

Was man macht und was nicht, das ist immer eine individuelle nicht einfache Entscheidung. Und ihr solltet Euch einmal bei der Schuel erkundigen ob diese a)so zeitig aufnehmen und b) ob diese das überhaupt schultechnisch stemmen können. Ein Kind mit 4,11 hat ganz andere Bedrüfnisse als ein Kind mit fast 7. Kann das die Schule? Das ist meines Erachtens nach die erste Frage die geklärt werden muss. Und Schule ist kein Kiga mehr. Da geht es knallhart zur Sache. Es gibt viele Dinge die sprechen sicherlich für eine zeitige Einschulung, aber es gibt auch viele die sprechen dagegen.

Erst einmal ist es doch schön, wenn Eure Kiga hier Handlungsbedarf sieht, das ist bei Weitem nicht die Normalität.

Das mit dem testen lassen ist Käse. Leider kommt das immer wieder von den Pädagogen. Eigentlich geht es auch ohne. Aber mit hoher Sicherheit wirst Du einen Test für die Einschulung benötigen. Da solltest du Dich bei der Schule erkundigen. Und hier zählt nur ein Test von einem Schulpsychologen. Ein separtes Förderprogramm, da muss ich immer schmunzeln. Frag doch mal die Pädagogen, was sie sich darunter vorstellen. Ich höre auch immer nur fördern, aber keiner sagt, was das denn sein soll. Ich persönlich rate ab mit einem 3-jährigem zu einem Förderklub zu rennen, denn sie sind klug genug selber anzusagen, was sie denn wollen. Und acuh kluge Kinder braucehn in der Regel erst einmal eins, die Eltern, die liebvoll mit ihm umgehen und auf seine individuellen Bedrüfrnisse eingehen. Meine Kleine, sicherlich nicht dumme Tochter, würde in einem Förderklub wohl unter gehen. Gott sei Dank, gibt es hier so etwas nicht. Sie will tanzen und schwimmen und viel lesen, das ist meine Förderung. Würde ich aber auch machen, wenn ich eine ganz normal kluge Tochter hätte. ;)

VLG
PippiL.
Dauergast
Beiträge: 172
Registriert: Sa 4. Sep 2010, 20:53

Re: jetzt auf einmal doch...

Beitrag von PippiL. »

Hallo Alibaba,

ich hoffe, Du meinst mit Förderclub nicht unseren Spielenachmittag. Das ist garantiert kein Förderclub. Sondern nur eine Gelegenheit für die Kinder, Kontakte zu knüpfen mit Kindern die ähnlich ticken. Die Kinder entscheiden selbst, was mit wem sie spielen möchten. Es kostet kein Geld und man ist auch nicht verpflichtet regelmäßig zu kommen.

Deshalb mein Tip an die Fragestellerin - schau Dich mal in deiner Gegend um und geht einfach mal hin. Ich hatte es mir erst auch ganz anders vorgestellt.

Gruß
PippiL.
Koschka

Re: jetzt auf einmal doch...

Beitrag von Koschka »

Hallo,

meine Erfahrung nach zwei psychologischen Beratungen.

Psychologe A. Keine Erfahrung mit begabten Kindern. Empfehlung - EInschulen mit 4,11, das Kind ist schon so weit.

Psychologe B. Beratungsstelle für begabte Kinder. Empfehlung - möglichst spät einschulen als MUSS-Kind. Also erst in 2 Jahren. Dann 4-6 wochen in der ersten Klasse, danach springen. Seine Begründung: das Problem heißt nicht nur - Das Kind ist jetzt sehr weit. Das richtige Problem heißt - das Kind ist __% zu schnell. Eingeschult mit 4,11 kann das Kind nicht gleich in die 2. Klasse. hat aber nach 2 Monaten in der 1. Klasse die gleiche Langeweile wie im KG. Seine Empfehlung - Spilegruppen für Begabten, Musikunterricht, Anspruchsvolle Sport - z.B. Klettern.

Grundschule: glaubt mir nicht, dass es geht. Nimmt das Kind aber, wenn es nach der meinung der schulpsychologin schon bereit ist. Ich soll der Schulpsychologin das Kind im April vorstellen.

LG Koschka
bine1977

Re: jetzt auf einmal doch...

Beitrag von bine1977 »

Hallo,
die Empfehlung mit dem springen, bekam ich übrigens auch von unserer KÄ.

Wir haben bei uns im KiGa noch einen Jungen der mit 5,5 eingeschult werden sollte. Wo die Eltern sich dann letztlich dagegen entschieden haben. Nun macht er nur noch quatsch zu Hause wie im KiGa. Da eine optimale Förderung eben nicht möglich ist und nicht jedes Kind von alleine und in Ruhe seiner Begabung nach gehen kann.
Für mich wäre es einfach wünschenswert, wenn im KiGa als auch in der Schule nicht so sehr auf das Alter sondern auf das Können geschaut würde. Leider ist das wohl Utopie. . .
Aber auch begabte Kinder sind Kinder und es ist verdammt viel von Ihnen zu verlangen sich jeden Tag in der Schule/KiGa dem Durchschnitt anzupassen. Ich find dann solche Reaktionen wie Underachievement (ist ja dort letztlich das Richtige), Quatsch machen, nicht hören/stören, verweigern von Seiten der Kinder völlig normal. Nur was kann man tun ausser im privaten Rahmen seine Kinder zu fördern? Vielleicht müsste man dafür kämpfen, dass ihnen von Rechtswegen her eine Förderung zu steht, so wie unterdurchschnittlichen Begabten.
Schade, dass oftmals grade Erzieher und Lehrer sich nicht freuen diese Kinder betreuen zu dürfen, sondern nur die anstrengende Seite (mehr Arbeit) sehen.
Mit guten Lösungsvorschlägen und Ideen immer her!
Einen schönen Montag wünscht
Bine
ankaki
Dauergast
Beiträge: 88
Registriert: Sa 27. Mär 2010, 21:04

Re: jetzt auf einmal doch...

Beitrag von ankaki »

Hallo alle zusammen,

lieben dank für die Beiträge.
Ich finde auch, dass es eine tolle Idee wäre, unseren Kindern eine ähnliche Förderung nachmittags gewährleisten zu können, wie Kinder mit Förderungsbedarf das oft bekommen. Denn ich fördere meine Tochter natürlich auch nachmittags zuhause, ich weiß aber oft nicht, ob ich die Sachen auch gut und richtig erklären kann...
Eine Spielgruppe wäre sicher eine tolle Idee, da könnte sie sich selber auch austauschen. Ich werde mich da mal erkundigen, ob es hier so etwas gibt....
Witzig war allerdings heute: Wir waren bei einer Bekannten aus dem Kiga, deren Kind auch sehr weit ist, jetzt aber schon zur Schule geht. Da hat sich meine Tochter sehr drauf gefreut, weil sie dann endlich mal einen passenden Spielkameraden hat. Und was war? Die beiden haben mit Stoffpferdchen "Yakari" und indianer gespielt.
Obwohl beide das sonst nie machen wollen.... Aber es hat uns sehr gefreut!!!

LG und verschneite Grüße!!
PippiL.
Dauergast
Beiträge: 172
Registriert: Sa 4. Sep 2010, 20:53

Re: jetzt auf einmal doch...

Beitrag von PippiL. »

Hallo,

genauso ist es bei unserer Tochter. Mit ihrer gleichaltrigen Freundin aus dem Kiga klappt es nachmittags überhaupt nicht. Aber wenn die Kinder auch recht pfiffig sind oder älter, kann unsere plötzlich wunderbar über Stunden spielen. Es muss halt immer passen:-)

LG
PippiL.
Koschka

Re: jetzt auf einmal doch...

Beitrag von Koschka »

Förderung ist eine Frage der Kosten und des Kostenträgers. Die unterdurchnittlich begabten fördert der Staat um ihrer Behinderung entgegenzuwirken und ihnen mehr Chancen zu geben, sich in die Gesellschaft integrieren zu können. Eine Ausbildung, einen Arbeitsplatz und ein privates Leben zu ermöglichen. Mit ein bisschen Mühe kann man in jedem 10. Vorschulkind eine gute Begabung erkennen. Egal, ob ingesamt hoch begabt, musikalisch begabt, mathematisch unsw. Soll der Staat alle fördern? Aktuelle Stand der Dinge in Deutschland. Frühförderstelle haben in der Regel mehrere Monate Wartezeit, auch für die Kleinkinder, bei denen es richtig nötig ist. Ein Kleinkind, dem eine Behinderung droht, oder das eine Behinderung schon hat, muss mehrere Monate auf seine Therapie warten. Viele Krankenkassen übernehemen überhaupt keine Frühförderung. In der Situation bleibt den Eltern der "überbegabten" kleinkinder solange sie keine "diagnosen" haben, die ihre Intergration in das Sozium gefährdern nur eine Möglichkeit - selber nach der Lösungen zu suchen, sie selber zu finanzieren und sich in gruppen zu organisieren, damit die lösungen erträglicher werden. Später, wenn das Kind das beweisen kann, dass die Begabung und die Wille diese Begabung auszuarbeiten da ist, kann auch der Staat mitfinanzieren. Aber bei allem Respekt, wird es vielleich 1 von 100 oder 1 von 1000 sein.

LG
Koschka
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