ich habe schon sehr früh gesagt, mein Kind ist anders. Der kurze ist nun 6 Jahre alt und hat mich schon öfters mit seinen Verhalten, an meine Grenzen gebracht. Er ist sehr clever, aber dafür sozial eine absolute Niete.
Mit gleichaltrigen Kindern kann er nichts anfangen (die sind ja alle doof und wissen nichts). Er hält sich lieber an jüngere Kinder, denn die hören ihm ja zu wenn er was erklärt und himmeln ihn an. Bevorzugt gibt er sich allerdings mit Erwachsenen ab. Mit ihnen kann man nämlich lange und tiefgründig diskutieren. Dabei achtet er dann auf jedes Detail und hinterfragt sehr oft, warum das so ist.
Er entwickelt ständig Theorien, wie etwas funktionieren könnte, stellt sich das dann bildlich vor und schildert es auch so, das man es dann wirklich vor dem geistigen Auge sieht. Das finde ich jetzt noch nicht mal so seltsam, allerdings beschäftigt er sich dabei meistens mit Sachen die ein Kind in dem Alter normal nicht beachtet. Er macht sich Gedanken über Sachen, wo man selbst als Erwachsener nicht dran denkt.
Ich kann mich an eine Situation sehr gut erinnern:
Wir sassen beim Essen und mein Kind betrachtete völlig irritiert seine Gabel. Auf meine Frage was denn los sei, schaute er mich kurz verschreckt an und meinte: Mama, das ist eine Gabel. Daraufhin meinte ich mit einen schmunzeln, ja und das wird sich vom anstieren auch nicht ändern. Er sprach das Wort Gabel ganz langsam und lang gezogen nochmal aus und dann ging es los! Mama, wer hat das Wort denn erfunden? Das ist doch eigentlich ein seltsames Wort. Warum ist eine Gabel, denn eine Gabel? Es könnte doch eigentlich auch ein Löffel sein?
Uff, was will man dazu noch sagen? Der kurze war zu diesen Zeitpunkt gerade mal 3 Jahre alt. Heute bin ich solche Gespräche gewöhnt und dennoch hauen sie mich immer wieder um.
Spannend wird es dann, wenn er diese Dinge dann selbst anfängt zu analysieren, weil ich keine zufriedenstellende Antwort finde. Wir haben schon manches mal lachend am Boden gelegen. Wenn er die Möglichkeit hat, selbst heraus zu finden was da los ist und warum es so ist, wie es ist, dann tut er das. Bevorzugt werden alle Elektrogeräte auseinander gebaut.
Er hat eine große Leidenschaft zu Autos entwickelt. Ok, das ist nun für einen Jungen nichts ungewöhnliches. Allerdings nimmt die langsam Ausmasse an, die nicht mehr schön sind. Er sammelt Autos und bekommt natürlich immer wieder von allen Seiten reichlich Nachschub. Ich schätze es sind mittlerweile um die 300 und noch mehr. Ab und an mach ich mir den Spaß und nehme eins aus einer seiner vielen Schatzkisten heraus. Es dauert nicht lange und er sucht panisch dieses eine Auto. Es ist mir ein Unding, wie er das bei der Menge bemerkt. Mir würde das im Leben nicht auffallen!
Des weiteren erkennt er in freier Wildbahn jede Automarke, woher auch immer er die kennen mag. Gut, das bekomme ich anhand des Logos auch noch hin. Allerdings erkennt er diese auch im dunkeln, anhand der Scheinwerfer, die da angerollt kommen. Mich verwundert das jeden Tag aufs neue! Noch dazu weil es dann nicht heisst: Mama das ist ein VW, sondern das ist ein VW und zwar der 3er Golf.

Das Thema TV ist bei uns auch ein großes Thema. Kinderprogramm läuft sehr selten. Es muss Input sein. Reportagen und auch Nachrichten werden mit einer riesen Begeisterung geschaut. Mit ca. 2 1/2 Jahren hat er mir mit einer riesen Ausdauer erklärt, wie ein Staudamm funktioniert, weil er das gerade irgendwo gesehen hatte. Das ganze vergisst er dann auch nicht wieder.
Er erinnert sich im allgemeinen viel an Dinge die vor Jahren mal waren, wovon man selbst keine Erinnerungen mehr hat. Teilweise stammen die Erinnerungen noch aus dem Babyalter und sind auch absolute Kleinigkeiten (z.B. das unsere Hebamme blond war).
Wenn etwas außerhalb der täglichen Routine abläuft reagiert er sehr heftig. Früher war es so, das er sich auf die Knie fallen lies und mit dem Kopf heftig auf den Boden schlug. Das haben wir mittlerweile raus. Jetzt fliegen nur noch die Türen oder irgendwelches Spielzeug und es gibt ein Mords Geschrei oder er ist dann sehr aufgedreht, rennt wie ein gestörter durch die Wohnung und veranstaltet einen Höllen Lärm. Das hat hat dann nichts mehr mit einen etwas zu laut geratenen Spiel zu tun.
Er ist sehr Lärmempfindlich. Wenn es zu laut wird fühlt er sich nicht wohl, ist aber selbst eine Lärmquelle ohnegleichen.Das stört ihn komischerweise nicht.
Was mir auch immer wieder auffällt ist seine feine Nase. Er kann Gerüche sehr gut erkennen und zuordnen. Schon im Säuglingsalter war er sehr auf Gerüche fixiert. Wenn ich ein bestimmtes Parfüm getragen habe, konnte ich nicht mehr aus der Hand geben und er wäre am liebsten in mich hinein gekrochen. Auch heute hör ich oft, oh Mama du hast ein neues Parfüm, das riecht nach Veilchen. Immer öfter kommen auch so Sachen wie: Boah Mama, du hast ein Ei gegessen, wenn wir kuscheln. Ja stimmt, aber das kann dann auch schon mal 3 Stunden her sein. Er riecht Sachen die ich kaum wahrnehme und ich habe auch eine sehr feine Nase.
Des weiteren leidet mein Kind an Größenwahn!

Er überschätzt sich ständig! Er hält sich für größer und stärker als er ist. Seine Fähigkeiten schätzt er völlig falsch ein. Er ist fest davon überzeugt, das der Mann der mich komisch anschaut, von ihm verprügelt werden kann, das er eben mal ein Haus umschubst und viele andere Kleinigkeit.
In Bezug auf diesen "Größenwahn" hat er dann auch eine ziemlich große Klappe und eckt dann oft an. Oftmals ist es aber auch wieder unheimlich witzig. Ich werde nie den Blick des Polizisten vergessen, wie mein Kind ihm erklärte das sein Strafzettel doch ein "absolut unangemessenes Verhalten" ist, denn die Mama könnte ja nun wirklich nichts dafür, das unser Auto schneller fahren könnte als seins. Er solle doch nicht traurig darüber sein, sondern sich selbst so ein tolles kaufen.
Geduld ist auch nicht seine Stärke (bei Dingen die er nicht mag) und er lässt sich sehr schnell ablenken. Mama wir haben heut im Kinderga... oh ein Fussel, der ist aber toll!

Auf der anderen Seite kann er sich aber auch stundenlang mit etwas beschäftigen.
Ich könnte euch noch so viel mehr berichten, aber ich denke ich belasse es jetzt erst einmal bei diesen Roman und hoffe ich habe eure Zeit nicht verschwendet.
Evtl. kennt ihr das ja von euren Kindern auch.
Die Vorschullehrerin hat nun weitere Schritte eingeleitet und eine Fachkraft hinzugezogen. Diese vermutet Asperker in Kombination mit Hochbegabung. Die Tests stehen noch aus. Im Sommer wird er als Integrationskind mit Beilehrer eingeschult. Aktuell sind es nur 2 Wochenstunden. Wenn der Verdacht bestätigt wird, erhöht sich das ganze auf 20 Stunden.