Ich bin der Meinung dass lernen nicht Spaß machen MUSS - auch wenn andere hier glauben, das müsse so sein

. Lernen darf, kann und soll Spaß machen, MUSS es aber nicht, vor allem nicht IMMER -ganeuso wie Arbeit (egal ob unselbstständig oder selbstständig oder auch Hausarbeit) nicht permanent Spaß machen muss (und es auch nicht tut). Wenn Arbeit aber nur noch frustrierend ist dann läuft was schief, ebenso wie wenn lernen nur noch Frust bedeutet.
Bei der Frage "was brauchen Kinder wirklich und wie könnte es umgesetzt werden" finde ich mal wichtig, anzusehen, was die Kinder, die in die Schule eintreten, ausmacht. Damit meine ich einerseits die angeborenen Charaktereigenschaften, also die "Persönlichkeit" und andererseits die Erfahrungen, die das Kind bisher in seinem Leben gemacht hat.
So, wie nicht alle Erwachsenen, dieselben Bedingungen "brauchen", so benötigen auch Kinder - je nach Voraussetzung - unterschiedliche Konzepte. Es gibt auch in Büros gute Arbeitskräfte, die nur dann ihre Leisung bringen (können), wenn sie unter Termindruck stehen - zuviel freie Zeiteinteilung führt bei diesen Menschen zu Schlendrian und Unzufriedenheit mit sich selbst. Diese Menschen brauchen einen Chef, der ihnen sagt "Das Projekt muss bis spätstens 20.10. um 10h fertig sein!" und kein "Na, nun arbeiten sie mal los und dann sehen sie schon, wie weit Sie kommen...".
Eine wichtige Sache, die auch im von Elbuko verlinkten Artikel angesprochen wurde, ist die selbstständige Lernorganistiaton von Kindern. Manche Kinder können das, andere nicht. Genauso wie manche Kinder einen Ball selbstständig werfen und fangen können und andere nicht - trotz viel übens (ich spreche aus eigener Erfahrung)! Und ein "du solltest ja schon längst selbst wissen, was dich interessiert, und eigenständig daran arbeiten können" ist für ein Kind, welches das eben NICHT kann, genauso belastend wie ein "Du solltest das kleine Einmaleins ja schon längst auswendig können!".
Dazu fällt mir von Reinhard Mey ein "...nur altes Vorurteil ist jetzt durch neues Vorurteil ersetzt, zu Theorien aufpoliert...".
Wenn wir unsere Kinder wirklich dort abholen wollen, wo sie stehen (da widerspreche ich dem Autor des Artikels, denn das will ich sehr wohl) dann müssen wir auch akzeptieren, dass es kein für alle gültiges und dennoch für jedes einzelne Kind maßgeschneidertes Lern-Konzept gibt.
Beispiel: lernen mit Druck. Heute häufig verpönt und generell als schlecht empfunden sehe ich es so, dass manche Kinder einfach Druck BRAUCHEN um sich selbst ihrer eigenen Leistungsfähigkeit bewusst zu werden. Dabei sehe ich Druck nicht als das Mittel, welches generell eingesetzt werden sollte, um die Kinder überhaupt zum lernen zu bringen. Aber wenn ein Kind wenig Durchhaltevermögen hat und bei Mißerfolgen schnell aufgibt kann moderater Druck für dieses Kind der Weg zum positiven Aha-Erlebnis "Ich kann es ja doch!" sein.
Man muss auch bedenken dass es Kinder (ebenso wie Erwachsene) gibt, die vom Wesen her einfach bequem sind und gerne den Weg des geringsten Widerstandes gehen. Auch hier ist manchmal moderater Druck notwendig, damit das Kind sein Potential entfalten kann. Nur, weil ein Kind oder Erwachsener grundstätzlich die Voraussetzungen, eine bestimmte Aufgabe zu lösen, mitbringt, heißt das noch lange nicht dass er/sie das auch umzusetzen bereit ist. Und da empfinde ich die Aussage "wenn er/sie nicht will dann muß er/sie auch nicht" als falsches Signal. Denn im Leben kann man sich auch nicht immer aussuchen was man will und was nicht - manche Dinge müssen einfach gemacht werden.
Zum Beispiel bringe ich grundsätzlich keinerlei Bedürfnis mit, meinen kleinen Sohn während eines Wutanfalles in seinen Auto-Kindersitz zu zwängen. Aber wenn ich mit ihm mit dem Auto wohin fahren will dass ist das eben nötig. Natürlich MUSS ich ihn nicht anschnallen, denn keiner kann mich dazu zwingen. Aber abgesehen davon, dass ich mich damit strafbar machen würde, ist dieses MUSS ein selbst auferlegtes wo mir bewusst ist, dass es um die Sicherheit meines Sohnes geht und diese mehr Wichtigkeit hat als mein Bedürfnis nach der Bequemlichkeit, mir diesen Kampf nicht anzutun

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Das ist eines meiner Ziele für meine Kinder: dass sie als Erwachsene selbst imstande sind, zu erkennen, was wirklich getan werden MUSS und genauso HALT zu sagen wenn permanent von ihnen erwartet wird, Dinge zu tun, die ihnen widerstreben. Damit meine ich sowohl im Schulalltag als auch im Berufsleben, im Privatleben und im Freundeskreis.
Da bin ich übrigens der Ansicht, dass diese Fähigkeiten in der Familie besser vermittelt werden kann als in der Schule

. Aber einige Sachen zu "müssen" und keinen Spaß daran zu haben, finde ich nicht generell schlecht. Wichtig ist der Blick aufs Ganze: wie zufrieden bin ich mit meiner momentanen Situation? - nicht der Fokus auf einige Dinge, die nicht meiner eigenen Weltsicht entsprechend laufen.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)