Nachdem ich hier nun seit einiger Zeit stumme Mitleserin bin, möchte ich mich hier nun auch mal zu Wort melden.
Das meine Tochter anders ist als ihre Altersgenossen fiel schon als Baby auf da sie schon immer ihre Umgebung sehr intensiv und differenziert beobachtet und mit 10 Monaten ihr erstes eigene Spiel erfand ohne das es ihr Jemand vorgemacht hätte. Nahm den Waschlappen der eigentlich zum säubern ihres Gesichtchens auf dem Tisch lag, streckte ihn abwegselnd ihrer Oma und mir entgegen, nur um Diesen mit lautem Kichern stehts dann wieder wegzuziehen, wenn wir danach greifen wollten. Gekrabbelt hat sie nur sehr kurz nur um sich möglichst bald auf eigene Beinchen zu stellen. Sprachlich ganz weit vorn inklusive , eine irre Merkfähigkeit und teilweise sehr logische Schlussfolgerungen "Mama wenn du die Ausfahrt verpasst hast musst du einfach noch einmal im Kreisel fahren dann kannst du richtig fahren." (Erlebnis im Kreisverkehr auf dem Weg zum Kindergarten.) Erkennt Orte und Wege einmal gesehen wieder, erfasst mit einem Blick das die Kreuzung auf der wir fahren vier Straßen hat, zählt bis 20, erfasst Gegenstände etc. bis zu 6 allein durch hinsehen, weiß wenn man Anzahl erhöht oder verringert wie viele es sind, zählt notfalls nach, erkennt Würfelpunkte und einzelne Zahlen, schreibt neuerdings begeistert 1,4,0,6, Buchstaben (alleine heute kamen das W, M und A dazu, wollte vor drei Wochen plötzlich wissen was Schach ist (hatte in der Bücherei einen Spieltisch gesehen) einmal erklärt und gezeigt weiß sie nun wie und wo die Figuren stehen, wie Bauer, Springer und Turm ziehen dürfen, hat verstanden dass sie "schlagen kann wenn sie eine Figur des Gegners erricht. "Mama werden Ameisen auch müde weil sie soviel laufen?" "Du hast gesagt unser Meerschweinchen ist im Himmel aber wir haben es doch im Wald begraben. Hast du gelogen?"
Diese und ähnliche Dinge passieren derzeit jeden Tag und obwohl ich es schon lange erahnte (Hochbegabung haben wir nachweislich in der Familie) verwirrt es mich doch und macht trotz aller Freude über ein wunderbares Kind (völlig egal ob nun HB oder nicht, sie ist mein Sonnenschein des Lebens!) ein wenig Angst zur Zeit. Darauf gestoßen wieder über die Möglichkeit einer eventuellen Hochbegabung nachzudenken und diesem Gedanken nun konkret nachzugehen, bin ich durch Verhaltensauffälligkeiten im Kindergarten. Töchterchen klagt in letzter Zeit vermerkt darüber nicht in den Kindergarten zu wollen weil ihr langweilig sei. "Die anderen spielen nicht das was ich will." Im Sinne von das was sie interessiert. Sie traut sich aber nicht die Erzieher zu fragen ob sie dann etwas mit ihr machen (z.B. Schach) Auch eckt sie leider immer öfter bei anderen Kindern an weil sie sehr bestimmend ist und genau weiß wie und was sie will. Sie macht zwar in der Gruppe mit, teilt gibt auch ab und hat laut Erziehern und Psychologin des SPZ eine große soziale Kompetenz und kümmert sich auch um Andere, ihr ist extrem wichtig das Regeln und Worte/Versprechen eingehalten werden und ist deßhalb total entsetzt wenn man ihr scheinbar nicht zuhört und sie sich ungerecht behandelt fühlt. Häufig weint sie dann als erste Reaktion und kann sich erst auf genaues Nachfragen verbal zu ihren Gefühlen und Ärger äußern. Das sehen die Erzieher als bedenklich, müsste laut ihrer Meinung in dem Alter anders sein, sie ginge unter wenn sie nicht lerne Frustation auch auszuhalten und sich auszudrücken. Ich solle mir doch Gedanken machen das mal zu beobachten. Kaum passt ein Kind nicht ins Raster, ist es gleich behandlungsbedürftig!

Dadurch aber das die Erzieher diese Dinge so kritisch sahen machte es wiederrum bei mir im Kopf klick. Ich habe schon immer alle Fragen meines Kindes zwar kindgerecht aber fast immer wahrheitsgemäß beantwortet aber nun wusste ich das sie scheinbar im Moment eher unterfordert ist und augenscheinlich sehr darunter leidet irgendwie nicht richtig zu sein, aus Sicht der Erzieher und anderer Kinder. Zuhause holt sie sich ohne Ende ihr "Futter" und stillt ihren Wissensdurst. Da kann der Kindergarten noch so anstrengend oder man den ganzen Tag im Zoo verbracht haben. Kaum Zuhause wird ein Buch zum "lesen" geschnappt oder Stift und Papier.
Der Kinderarzt brachte vor ein paar Tagen selbst das Wort Hochbegabung ins Spiel was mich dann doch in seiner Klarheit sehr verblüfft hat. Eine vorzeitige Einschulung lehnt er allerdings mit der begründung ab, das sie sowiso erst mit gerade sechs geworden regulär eingeschult werden würde. Sie bräuchte noch Zeit um sich zu festigen/emotionale Kompetänzen zu erwerben und würde wohl sonst spätestens in der weiterführenden Schule sonst untergehen weil sie rein körperlich auch noch sehr klein schmächtig ist und wohl auch eher spät in die Pupertät kommt. Der gleichen Meinung ist auch das SPZ, rät aber deffinitiv zu einer Testung mit fünf Jahren um genau zu schauen ist sie HB und welche Schule/Schuljahr braucht sie. Soweit auch ganz nachvollziehbar und doch hab ich das starke Gefühl, dass sie wenn sie in dem Tempo weitermacht dann werden noch 2 Jahre Kindergarten bzw. im ersten Schuljahr 1 Woche lang das A üben und nächste Woche dann vielleicht das L, zur Qual für sie.
Ich bin sehr froh dass das SPZ mir jetzt Unterstützung zugesagt hat, damit der Kindergarten sensibilisiert wird (auch weil sie ihre Fähigkeiten dort eher versteckt) und sie dann besser fördern kann. Auch riet man mir sie ein Instrument lernen zu lassen um sie kognitiv auf andere Art auszulassten. Geht das überhaupt schon mit vier Jahren? Mich würden einfach sehr eure Erfahrungen interessieren! Was habt ihr erlebt? Habt ihr früher eingeschult oder getestet? Was kann ich ihr gutes tun ohne Zuviel zu machen? Für mich ist dieses ganze Thema komplett und neu wir stehen noch ganz am Anfang einer jetzt doch anderen Lebensreise. Ich freue mich über jeden Rat oder Bericht und den Austausch mit anderen Eltern mit "besonderen" Kindern. Jedes Kind ist ein Wunderwesen!
Liebe Grüße