Update: Quereinschulung

ja oder nein? Erfahrungen und Ratschläge
Rabaukenmama
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Re: Update: Quereinschulung

Beitrag von Rabaukenmama »

Meine3 hat geschrieben:
Rabaukenmama hat geschrieben:
Meine3 hat geschrieben: Für mich sind Autisten quasi eine ganz extreme Steigerung, bzw. Ausprägung hochsensibler Menschen, die vor lauter Reizen, die auf sie einströmen, sehr stark abschotten, die deshalb so feste Abläufe und Regeln brauchen und zu viel Nähe als quälend empfinden. Für mich ist wirkt es auch nicht so, dass Autisten NICHT empathisch sind. Sie sind es m.E. in so einem hohen Maße, dass sie Gefühle anderer ausgrenzen und so nicht wahrnehmen (können), um sich zu schützen. Akzeptiert man diese Schutzmechanismen nicht oder wird diese Abgrenzung durch etwas unterbrochen, so kommt es zu diesen "Ausrastern". Es gibt dazu einen wunderbaren Film von einer hochbbegabten Autistin, die im Erwachsenenalter erst von ihrem Autismus erfuhr. Das ist natürlich ein besonderes Beispiel, aber Autismus zu diagnostizieren ist, glaube ich, unheimlich schwer. Vor allem bei gleichzeitig hochbegabten Menschen. Auch die Abgrenzung zu "noch normal, aber extrem sensibel" zu leichtem Asperger-Autismus ist wohl fließend...
Sorry, aber da muss ich deutlich widersprechen. Ich bin Mutter von zwei diagnostizierten Autisten und keiner von beiden entspricht den von Dir beschriebenen Klischees. Weder schotten sich meine Jungs sehr stark gegen Reize ab noch brauchen sie feste Ablaufe. Regeln sind schon wichtig, aber das sind sie mMn für jedes Kind, ob autistisch oder nicht. Und ganz ehrlich - was ist "zu viel" Nähe? Meinen Jungs ist beiden Körperkontakt extrem wichtig - aber natürlich empfinden sie es als quälend, wenn man ihnen dauernd auf die Pelle rückt oder wenn man (als Mutter oder Vater) zu einem ungünstigen Zeitpunkt, also z.B. während eines intensiven Spiels, mit ihnen kuscheln will. Bevor ich diesen Beitrag geschrieben habe bin ich mit beiden Jungs mindestens 20 Minuten im Bett gelegen und habe abwechselnd gestreichelt, geküsst, massiert und gekitzelt (gekitzelt nur den jüngeren Sohn, der ältere mag das nicht). Und beide haben aktiv mitgemacht und meine Zärtlichkeiten erwidert.
Hallo Rabaukenmama,

Ich scheine dich verärgert zu haben und das tut mir leid. War natürlich nicht meine Intension.

Vielleicht habe ich mich unglücklich oder sagen wir mal unvollständig ausgedrückt. Mein aus Erfahrungen gewonnenes "Bild" (oder wie du smeinst Klischeedenken) über Autismus resultiert nicht aus irgend etwas was ich mal gehört habe. Ich kenne ein Kind, dass getestet hochbegabt ist und laut KJP auch Autist. Sie konnte ihre Diagnose aber nicht wirklich "begründen".

Die Eltern haben die Diagnose auch abgelehnt... Sie mussten im Vorfeld viele Fragen zum Verhalten ihres Sohnes beantworten und nur 2 Dinge entsprachen laut der Eltern dem, was laut dieses Fragebogens wohl "typisch" (nicht meine Meinung, sondern aus diesem Fragebogen entstammend) ist: Er kommt nicht gut mit spontaner physischer Zuneigung zurecht. Zuneigung seiner Familienmitglieder gehören da aber nicht dazu. Die einzige Begründung der KJP war, und sie ist, laut eigener Aussage Spezialistin für Autismus, dass er bei einem Bild, das Gefühl des Kindes auf dem Bild nicht korrekt wider gegeben hat, bzw. falsch interpretiert habe. Auf Nachfrage meinte das Kind aber zu seinen Eltern, dass er die Frage so bescheuert fand und einen Witz gemacht habe :roll:... Sie meinte aus diesem "Witz", den das Kind gemacht hat, schließen zu können, dass er keine Emotionen deuten kann. Die Eltern haben sich das Bild angesehen und meinten, dass man dazu doch viele Gedanken haben könne... Da meinte die KJP nur:" Ja, Autismus liegt ja auch in der Familie." Dabei war ihm einfach nur langweilig gewesen und dieses Kind hat einen sehr trockenen Humor ;), das durfte ich selbst schon erleben. Er ist ein wenig in meine mittlere Tochter "verknallt". Er merkt sehr wohl, wenn er jemanden verletzt hat oder wenn sich jemand anderes ärgert und warum. Wenn meine Tochter ihm Küsschen gibt oder ihn zum Abschied drückt, dann wird er allerdings sehr nervös und es ist ihm sichtlich unangenehm, aber nicht peinlich berührt, sondern es stresst ihn regelrecht. Für MICH kein Anzeichen von Autismus. Für den Fragebogen, den die Eltern ausfüllen mussten, schon!

Das zweite ist, dass er sich wirklich sehr schwer tut mit "neuen Situationen", sowie sich in größeren Gruppen zu integrieren. Er mochte den Kindergarten nie sonderlich und vor dem ersten Schultag jetzt (er ist in der Parallelklasse meines Sohnes) hat er einen emotionalen Zusammenbruch gehabt, weil er nicht hin wollte. Seine Eltern, als auch sein gesamtes Umfeld sehen ihn so gar nicht als Autisten. Ich erlaube mir dazu kein Urteil, bin ja keine Fachfrau, merke aber sehr wohl, dass er extrem sensibel ist und viel "Ruhe", Zeit für sich selbst braucht. Das kenne ich von mir und ich bin hochsensibel.

Dass Hochsensible und Autisten in einigen Punkten ähneln KÖNNEN (nicht müssen), das habe ich auch nicht einfach aus der Luft gegriffen, sondern aus mehreren Fachbüchern zum Thema Hochsensibilät, bzw. auch Hochbegabung...

Es ist doch so: Klischees kommen nicht einfach so von jetzt auf nachher ohne Grund. Sie begründen auf Erfahrungen, aber diese Erfahrungen werden dann zu stark pauschalisiert, so dass es am Ende nicht mehr die Diversität und das ganze Spektrum aufgezeigt wird, das eigentlich der Realität entspricht. Noch dazu wird diese stark pauschalisierte Eigenschaft dann gar verändert, so dass es am Ende nicht mehr dem entspricht, was es eigentlich darstellen soll. Ein Abklatsch eben... Das ist so mit den Geschlechterklischees, mit den Klischees über Hochbegabte, mit den Klischees über depressive Menschen, über ADHS'ler und so weiter... Ist es wirklich ein KLISCHEE, wenn man sagt, dass Autisten sich wohler mit klaren Regeln oder Abläufen fühlen? Oder ist es eher eine Eigenschaft, die nicht zwangsläufig auf alle Autisten zutreffen muss?

Man schließt meist von sich auf andere, man schöpft aus seinen Erfahrungen und meint, das sei richtig. Was ja auch durchaus ein Teil der Wahrheit sein wird. Aber es gibt doch so viele Wege und Arten etwas zu sehen oder zu erfahren, so viele Farben, nichts ist einfach...

Die andere persönliche Erfahrung, die ich mit dem Thema Autismus gemacht habe, ist ein Bekannter meines Bruders, der diagnostizierter Asperger Autist ist. Man merkt davon im Alltag überhaupt nichts. Ob er "starker" oder "leichter" Autist ist, weiß ich nicht. Aber ich weiß, wie es WIRKT, denn ich habe ihn kennen gelernt und er wirkt nicht wahrnehmungsgestört, ist es aber doch. Und dieser Mann sagte mal von sich selbst: ich fühle ZU VIEL und sehe zu viel, so dass ich am Ende nichts mehr einordnen kann und deswegen brauche ich meine klaren Abläufe... Oder so ähnlich... Auch das kommt also nicht von mir... Aber es hat zu dem Bild, das ich über Autisten habe, beigetragen. Aber und das möchte ich ganz stark betonen, ich habe gar kein FESTES BILD davon, wie ein Autist sein muss oder nicht! Genau das wollte ich eigentlich mit meinem vorherigen Beitrag sagen. Autismus kann sich so verschieden äußern, dass es oft sehr schwer zu diagnostizieren ist, ein hochsensibles Kind kann auch vorschnell als Autist diagnosiziert werden, ein Autist als "normal wahrnehmend"...

Ich maße mir nicht an, ein vollständiges Bild vom Autismusspektrum zu haben, vielmehr bin ich der Meinung, dass das garnicht geht ;), aber natürlich habe ich eine persönliche Vorstellung, bzw. einen persönlichen Eindruck, der aus meinen persönlichen Erfahrungen mit diesem Thema resuliert.
Hallo Meine3!

Danke für deine Rückmeldung. Ich bin nicht verärgert, wundere mich aber immer wieder, wie sehr manche glauben, etwas über ein Krankheitsbild zu wissen, wenn sie genau EIN Kind und EINEN Erwachsenen mit dieser Diagnose kennen. Es heißt nicht umsonst "Kennst du EINEN Autisten dann kennst du EINEN Autisten!". Keine Ahnung, warum es gerade bei Autismus immer noch so viele hartnäckige Klischees gibt. Niemand würde auf die Idee kommen, einem Epileptiker oder Diabetiker auf Grund seiner Erkrankung bestimmte Verhaltensmuster oder Charaktereigenschaften zuzuschreiben oder davon überzeugt zu sein, dass das epileptische Kind, das man aus der Nachbarschaft kennt, doch sicher so ähnlich ist wie alle epileptischen Kinder.

Und das ist es, was mich bei deinem vorigen Beitrag gestört (nicht verärgert) hat: dass du zwar einerseits (korrekt) schreibst, es sei sehr schwer, Autismus zu diagnostizieren, andererseits aber gleich einen ganzen Haufen Klischees vorbringst, denen Autisten angeblich entsprechen. Und so denken leider viele Menschen, was das Verständnis für Autisten leider nicht gerade erhöht. Im Gegenteil, es gibt viele selbsternannte "Experten", die vielleicht einen oder zwei Autisten kennen und mal eine Doku gesehen oder einen Bericht gelesen haben, und dann mal schnell die Diagnosen MEINER Kinder in Frage stellen, weil diese eben längst nicht alle Klischees erfüllen.

Ehrlich gestanden habe ich selbst anfangs nicht glauben können, dass auch mein älterer Sohn Autist ist. Eben WEIL er so komplett anders agiert als sein jüngerer, damals bereits diagnostizierter Bruder. Mittlerweile sehe ich, dass mein jüngerer Sohn zwar mehr Klischees entspricht, aber trotzdem SELBST weniger unter seinem Autismus leidet als sein Bruder.

Auf deine Frage "Ist es wirklich ein Klischee, dass sich Autisten wohler mit klaren Regeln und Abläufen fühlen?" kann ich nur anregen, das Wort "Autisten" durch das Wort "Kinder" oder "Menschen" zu ersetzen. Ich persönlich kennen weder Kinder noch Erwachsene, die sich mit klaren Regeln und Abläufen SCHLECHTER fühler als wenn sie einfach irgendwie mit allen möglichen Situationen zurecht kommen müssen.

Mein älterer Sohn möchte von sich aus immer wieder dieselben Dinge machen. Wir haben seit 2 Jahren einen fixen Mama-Sohn-Tag pro Woche, wo er sich eine gemeinsame Aktivität aussuchen kann. Tatsächlich machen wir genau 3 Dinge immer wieder: Kletterpark, Schwimmbad und Videospiel-Park. Ich habe öfter angeregt, mal was anderes zu machen (Museum, Radtour,...), manchmal war mein Sohn vorweg auch einverstanden, aber als es dann soweit war, wollte er doch wieder eine "seiner" 3 Aktivitäten machen.

Mein jüngerer Sohn möchte gern öfter was Neues ausprobieren. Er ist der Typ, den ich spontan auf einen 12stündigen Tagesausflug mit Freundinnen mitnehmen kann. Auch ihm ist aber wichtig, zu wissen, was auf ihn zukommt. Also was wir machen werden, wer dabei ist und wann wir ZIRKA wieder heim kommen. Das ist ja auch so ein Klischee, dass bei Autisten immer alles ganz genau "nach Plan" sein muss. Mein jüngerer Sohn ist da aber sehr flexibel (flexibler als viele neurotypische Kinder, die ich kenne).

Da er ja gehörlos ist kriegt er nichts "nebenbei" mit und daher kommunizieren wir solche Abläufe eben in Gebärdensprache oder schriftlich. Er macht auch Vorschläge, wenn er was anders will und dann verhandeln wir so lange, bis es für uns beide passt 8-) . Von ihm kommen auch immer wieder eigene Vorschläge, zum Beispiel vorgestern, nachdem er vom Internat heimgekommen ist "Jetzt machen wir eine Radtour bis die Sonne untergeht!" :mrgreen: .

Ich maße mir auch nicht an, ein vollständiges Bild von Autismus zu haben. De facto kenne ich (außer meinen Jungs) ca. 10 Autisten (Kinder), die meisten davon aber eher flüchtig. Außerdem bin ich mir bei 2 erwachsenen Verwandten und einer Freundin ziemlich sicher, dass auch sie Autisten sind, wenngleich auch nie diagnostiziert. Es gibt bei Autismus schon einen "roten Faden", wonach jemand mit Erfahrung bei EINIGEN Autisten die Störung erkennen kann. Aber dieser rote Faden ist nicht an einem bestimmten Verhalten (Nähe zulassen oder nicht, ständig ganz klare Abläufe "brauchen", Blickkontakt halten oder nicht,...) festzumachen. Ich würde eher mal behaupten, es zu "spüren" oder bei Gesprächen zwischen den Sätzen herauszuhören. Wobei ich mir aber sicher bin, noch einige erwachsene Autisten zu kennen, bei denen ich es nicht mal vermute ;) .
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Meine3
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Re: Update: Quereinschulung

Beitrag von Meine3 »

Hallo Rabaukenmama,

Ich finde nicht, dass ich so getan habe, als sei ich Experte oder dass ich mich besonders gut auskenne :? , das war auch nicht meine Intension.

Ich habe lediglich versucht zu beschreiben, wie ich es wahrnehme, anhand meiner Erfahrungen... Und man kann gar nicht verhindern, dass man sich bestimmte Bilder oder Eindrücke von bestimmten Dingen macht, auch wenn die meistens (bei so gut wie allem, nicht nur bei Autismus!) unvollständig sind....Wann ist denn ein Bild je vollständig? Über ADHS'ler gibt es auch genügend Vorurteile und Klischees, viele treffen auch teilweise zu, aber eben auch nicht auf jedes Kind mit ADHS...

Klar ist man als "Betroffener" empfindlich, wenn man meint, dass da Dinge verallgemeinert oder über einen Kamm geschert werden, aber ich war wirklich bemüht zu betonen, dass Autismus eben meiner Meinung nach schwer "festzustellen" ist. Und das war das, was ich mit dem Beitrag sagen wollte. Es gibt bestimmte Verhaltensweisen, die man Autisten zuspricht, die aber auch andere Menschen durchaus aufweisen können und es gibt Autisten, die erstmal völlig "normal" daherkommen...

Wenn das also falsch rüberkam, wegen 2 oder 3 Sätzen, die dir "aufgestoßen" sind, dann sei dir hiermit gewiss: ich sehe mich weder als Experte, noch bin ich der Meinung, mich besonders gut damit aus zu kennen. Im Gegenteil. Ich finde dieses Thema interessant, weiß aber nicht viel darüber. Aber das was denke habe ich eben nicht aus einem Film, sondern aus dem Leben und aus zwei Büchern zum Thema Hochbegabgung/Hochsensibilität, auch in Kombination mit Fehldiagnosen oder kombiniert mit Wahrnehmungsstörungen. Aber der Film, den ich über eine Autistin gesehen habe, hat das Bild bestätigt, das ich bislang hatte, zugegebenermaßen ;) (geht übrignes um Nicole Schuster. Sie hat folgendes Buch geschrieben:"Ein guter Tag ist ein Tag mit Wirsing").

Das mit den Regeln und Abläufen kenne ich wie schon mehrfach geschrieben ;) eben nicht nur von Autisten! Sondern auch in außergewöhnlichen Maße von Hochsensiblen (oder z.B. Menschen mit Kontrollzwang) wie mir oder meiner Mutter... Ich hab auch gern einen Plan, wann ich was mache und wie lange ich dafür ungefähr brauche. Ich muss das nicht aufschreiben oder so, aber ich hab diesen ungefähren Ablauf des Tages gern im Kopf, und es stört mich auch, wenn dieser durch unvorhergesehenes "gestört" wird. Ich mag beispielsweise auch keine Überraschungen... Ich komme mit Änderungen klar, aber ich mag sie nicht unbedingt :P .

Nichts desto trotz ist es für die Fachleute sicherlich eines von vielen möglichen "Merkmalen" für die Autismus Spektrum Störung, sonst würde es nicht abgefragt werden bei der Anamnese für die Diagnostik, auch wenn es nicht auf alle Autisten zutrifft! Und meine persönlichen Erfahrungen (auch wenn sie gering sein mögen) und das was du schilderst, haben das auch nicht wirklich widerlegt ?

Wenn ich mit meinen Kindern spontan einen Ausflug mache, dann müssen sie beispielsweise nicht wissen, wann wir heimkommen wohin es genau geht und wer mitkommt. Nicht, dass sie keine Fragen stellen, aber es ist für sie nicht entscheidend oder wichtig.... Für mich wäre es übrigens wichtig ;) (aber nicht entscheidend ob ich mitkomme oder nicht)...

Gruß und bis bald!
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.
Rabaukenmama
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Re: Update: Quereinschulung

Beitrag von Rabaukenmama »

Meine3 hat geschrieben:Hallo Rabaukenmama,

Ich finde nicht, dass ich so getan habe, als sei ich Experte oder dass ich mich besonders gut auskenne :? , das war auch nicht meine Intension.
Hallo meine3!

Jetzt ist es an mir, mich zu entschuldigen. Ich habe nicht gemeint (nicht mal gedacht!), DU wärst ein selbsternannter Autismus-Experte, es dürfte aber so rübergekommen sein. Was ich sagen wollte ist, dass das teilen von Klischees eben dazu führt, dass es selbsternannte Experten GIBT, aber das betrifft sicher nicht nur Autimus, sondern alles mögliche! Sorry also von meiner Seite :fahne: !
Meine3 hat geschrieben: Ich habe lediglich versucht zu beschreiben, wie ich es wahrnehme, anhand meiner Erfahrungen... Und man kann gar nicht verhindern, dass man sich bestimmte Bilder oder Eindrücke von bestimmten Dingen macht, auch wenn die meistens (bei so gut wie allem, nicht nur bei Autismus!) unvollständig sind....Wann ist denn ein Bild je vollständig? Über ADHS'ler gibt es auch genügend Vorurteile und Klischees, viele treffen auch teilweise zu, aber eben auch nicht auf jedes Kind mit ADHS...

Klar ist man als "Betroffener" empfindlich, wenn man meint, dass da Dinge verallgemeinert oder über einen Kamm geschert werden, aber ich war wirklich bemüht zu betonen, dass Autismus eben meiner Meinung nach schwer "festzustellen" ist. Und das war das, was ich mit dem Beitrag sagen wollte. Es gibt bestimmte Verhaltensweisen, die man Autisten zuspricht, die aber auch andere Menschen durchaus aufweisen können und es gibt Autisten, die erstmal völlig "normal" daherkommen...
Genau das ist der Punkt. Es kommt eben nicht darauf an, wie wer auf andere WIRKT oder was er MACHT, sondern wie er denkt und was seine Beweggründe sind. In meinen Augen haben Autisten nur "gemeinsam", dass sich ihnen manche Dinge (oft jeweils verschiedene), die für neurotypische Menschen selbstverständlich sind, nicht (von selbst) erschließen. Im Buch "Autismus als Kontextblindheit" von Peter Vermeulen ist das sehr gut beschrieben. Das, was man als Außenstehender von einem Autisten wahrnimmt, ist der Weg, den er gefunden hat, mit dieser besonderen Wahrnehmung umzugehen.

Nähe zulassen (von dir angesprochen) ist so ein Punkt. Neurotypische Menschen haben einen gewissen "Bereich" an dem ihnen körperliche Nähe von ihnen fremden Menschen (z.B. in der überfüllten U-Bahn) unangenehm ist. Auch bei neurotypoischen Menschen ist dieser Bereich unterschiedlich und das überschreiten der persönlichen "Nähe-Grenze" wird auch als unterschiedlich unanagenehm empfunden. Aber bei Autisten hat das Ganze noch mal eine ganz andere Bandbreite. Da gibt es eben Autisten, denen Berührungen von ihnen fremden Menschen (manchem auch von nahe stehendenen) extrem unangenehm sind, ja sogar Anfälle auslösen können, aber auch solche, die besonders viel Nähe suchen und damit das Wohlfühl-Gefühl ihrer (neurotypischen) Mitmenschen beeinträchtigen. Mein älterer Sohn hat z.B. immer wieder mal so Anwandlungen, ihm wildfremde Menschen intensiv zu umarmen, einfach weil sie ihm sympathisch sind.
Meine3 hat geschrieben: Wenn das also falsch rüberkam, wegen 2 oder 3 Sätzen, die dir "aufgestoßen" sind, dann sei dir hiermit gewiss: ich sehe mich weder als Experte, noch bin ich der Meinung, mich besonders gut damit aus zu kennen. Im Gegenteil. Ich finde dieses Thema interessant, weiß aber nicht viel darüber. Aber das was denke habe ich eben nicht aus einem Film, sondern aus dem Leben und aus zwei Büchern zum Thema Hochbegabgung/Hochsensibilität, auch in Kombination mit Fehldiagnosen oder kombiniert mit Wahrnehmungsstörungen. Aber der Film, den ich über eine Autistin gesehen habe, hat das Bild bestätigt, das ich bislang hatte, zugegebenermaßen ;) (geht übrignes um Nicole Schuster. Sie hat folgendes Buch geschrieben:"Ein guter Tag ist ein Tag mit Wirsing").

Das mit den Regeln und Abläufen kenne ich wie schon mehrfach geschrieben ;) eben nicht nur von Autisten! Sondern auch in außergewöhnlichen Maße von Hochsensiblen (oder z.B. Menschen mit Kontrollzwang) wie mir oder meiner Mutter... Ich hab auch gern einen Plan, wann ich was mache und wie lange ich dafür ungefähr brauche. Ich muss das nicht aufschreiben oder so, aber ich hab diesen ungefähren Ablauf des Tages gern im Kopf, und es stört mich auch, wenn dieser durch unvorhergesehenes "gestört" wird. Ich mag beispielsweise auch keine Überraschungen... Ich komme mit Änderungen klar, aber ich mag sie nicht unbedingt :P .
Hier muss ich zugeben, mich mit Hochsensibilität noch nicht viel beschäftigt zu haben. Das, was ich darüber weiß, ist von anderen ForumsmitschreiberInnen hier. Über die Themen Hochbegabung, Autismus, ADHS und Gehörlosigkeit hingegen bin ich - als direkt oder indirekt Betroffene - aber gut informiert ;) .

Über Autismus habe ich einige mehr oder weniger gute Bücher gelesen, guten Film (also Spielfilm oder Folge einer Serie) zu dem Thema habe ich aber noch keinen gesehen. Das liegt aber vermutlich daran, dass Autisten eben so verschieden sind und es in einem Film, wo es um EINEN speziellen Autisten geht, für viele Menschen naheliegend scheint, zu denken "Aha, so sind also Autisten!". Würde es bei dem Film um einen Krebskranken gehen würde aber niemand denken "Aha, so sind also Krebskranke".

Unabhängig vom Namen einer Krankheit oder Störung findet jeder andere Wege, damit umzugehen. Das, was viele bei Autisten als "auffällig" betrachten, sind solche Wege. Man denkt, der Autist, der sich, wenn er überfordert ist, ständig im Kreis dreht oder vor und zurück wippt, ist der "schwer betroffene", während jemand, der in dieser Situation auf seinem Handy rumtippt, der leicht betroffene ist. Weder doch Kreisdrehen noch durch Wippen oder Handy-Tippen werden die Mitmenschen des Autisten beeinträchtigt. Aber Handy-Tippen ist gesellschaftlich aktzeptiert, während man bei den anderen Handlungen sofort an "behindert" denkt.

Meine3 hat geschrieben:Nichts desto trotz ist es für die Fachleute sicherlich eines von vielen möglichen "Merkmalen" für die Autismus Spektrum Störung, sonst würde es nicht abgefragt werden bei der Anamnese für die Diagnostik, auch wenn es nicht auf alle Autisten zutrifft! Und meine persönlichen Erfahrungen (auch wenn sie gering sein mögen) und das was du schilderst, haben das auch nicht wirklich widerlegt ?

Wenn ich mit meinen Kindern spontan einen Ausflug mache, dann müssen sie beispielsweise nicht wissen, wann wir heimkommen wohin es genau geht und wer mitkommt. Nicht, dass sie keine Fragen stellen, aber es ist für sie nicht entscheidend oder wichtig.... Für mich wäre es übrigens wichtig ;) (aber nicht entscheidend ob ich mitkomme oder nicht)...

Gruß und bis bald!
Es geht um diesen Satz von Dir: Für mich sind Autisten quasi eine ganz extreme Steigerung, bzw. Ausprägung hochsensibler Menschen, die vor lauter Reizen, die auf sie einströmen, sehr stark abschotten, die deshalb so feste Abläufe und Regeln brauchen und zu viel Nähe als quälend empfinden.

Der Satz stimmt einfach so nicht. "So feste Abläufe und Regeln zu BRAUCHEN" ist was anderes als sich (als Kind) mit klaren Abläufen und Regeln WOHLER zu fühlen. "Zu viel Nähe als quälend zu empfinden" ist was anderes, als kein Gefühl für gesellschaftlich erwartetes Verhalten (was Nähe betrifft) zu haben.

Autismus ist meiner Meinung nach (hier lasse ich mich gerne eines besseren belehren, wenn wer andere Infos hat :fahne: ) eben keine extreme Ausprägung hochsensibler Menschen. Nur, weil das nach außen gezeigte Verhalten sich manchmal ähnelt, ist doch die innere Motivation für die Handlungen bei Autisten und hochsensiblen Menschen verschieden. Aber wie gesagt, ich bin absolut KEIN Profi fürs hochsensibel-sein. Da kann ich auch nicht aus eigener Erfahrung mitreden.

Schreib mir vielleicht einfach mal, WARUM Hochsensible (deiner Meinung nach) bestimmte Verhaltensmuster zeigen. Was ist der Hintergrund? Vielleicht kommen wir noch auf einen gemeinsamen Nenner :) .
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Meine3
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Re: Update: Quereinschulung

Beitrag von Meine3 »

Es geht um diesen Satz von Dir: Für mich sind Autisten quasi eine ganz extreme Steigerung, bzw. Ausprägung hochsensibler Menschen, die vor lauter Reizen, die auf sie einströmen, sehr stark abschotten, die deshalb so feste Abläufe und Regeln brauchen und zu viel Nähe als quälend empfinden.

Der Satz stimmt einfach so nicht. "So feste Abläufe und Regeln zu BRAUCHEN" ist was anderes als sich (als Kind) mit klaren Abläufen und Regeln WOHLER zu fühlen. "Zu viel Nähe als quälend zu empfinden" ist was anderes, als kein Gefühl für gesellschaftlich erwartetes Verhalten (was Nähe betrifft) zu haben.

Autismus ist meiner Meinung nach (hier lasse ich mich gerne eines besseren belehren, wenn wer andere Infos hat :fahne: ) eben keine extreme Ausprägung hochsensibler Menschen. Nur, weil das nach außen gezeigte Verhalten sich manchmal ähnelt, ist doch die innere Motivation für die Handlungen bei Autisten und hochsensiblen Menschen verschieden. Aber wie gesagt, ich bin absolut KEIN Profi fürs hochsensibel-sein. Da kann ich auch nicht aus eigener Erfahrung mitreden.

Schreib mir vielleicht einfach mal, WARUM Hochsensible (deiner Meinung nach) bestimmte Verhaltensmuster zeigen. Was ist der Hintergrund? Vielleicht kommen wir noch auf einen gemeinsamen Nenner :) .
Huhu schon wieder :fahne: ,

also, ja. Hmm. Ich persönlich mag ja gemeinsame Nenner, aber finde es auch okay, wenn jeder am Ende seine Meinung behält... :lol: Wenn ich das nochmal so lese, dann muss ich aber sagen, ich habe mich da sehr unglücklich ausgedrückt und hoffe sehr, ich konnte nun im Nachgang besser beschreiben, was ich meine. Ich denke, ich verstehe nun auch, was dein Problem war...

Zum Thema Hochsensibilität. Hochsensible Menschen sind nicht nur psychisch sensibel, sondern in erster Linie erst einmal physisch, was sich aber auf die Psyche auswirkt. Sie sind nicht nur oft "empfindlich" oder schnell beleidigt, wie manch einer vielleicht denken mag. Das wäre dann so ein Klischee ;), wenn man den Begriff Hochsensibiltät hört, sondern reagieren äußerst sensibel auf jegliche Art von "Reizen".

Hochsensible Menschen fühlen dadurch anders und nehmen anders wahr. Man könnte daher auch von einer Wahrnehmungs"störung" sprechen, wenn man es pathologisch sehen möchte (was ich nicht möchte! Und auch nicht die Experten...). Es ist eher eine Wahrnehmungs"steigerung" ohne Möglichkeit des sich Abgrenzens. Bei HSP (hochsensible Personen) ist das Erregungsniveau des Nervensystems um einiges höher als bei "normal" sensiblen Menschen. Ein und der selbe Reiz (z.B. ein Geruch, eine Umarmung, Ein Geräusch, aber u.U, auch Gestik und Mimik) werden somit von HSP viel stärker wahrgenommen als von NICHT-HSP. Dies führt dazu, dass HSP z.B. schneller gestresst sind, mehr Ruhe brauchen, sich schneller zurückziehen, wenn zuviel Reize auf einen einwirken, sich sehr (!) unwohl fühlen wenn zu viel auf einmal passiert oder von ihnen erwartet wird, viel hinterfragen, oft nicht abschalten können, sehr nachdenklich sind, alles sehr ernst nehmen, Streits ungleich schlimmer empfinden als eine nicht HSP...

Diese Übererregbarkeit betrifft alle Arten von Reize, die physischen, aber auch die psychischen... HSP müssen nicht automatisch äußerst feinfühlig WIRKEN ;) , da sie manchmal im Zustand der Überregbarkeit sehr unausgeglichen und dann sogar außerordentlich unsensibel daher kommen können. Was bei den meisten Menschen zu einem normalen Erregungsniveau führt, löst bei HSM eine hochgradige Erregung aus und somit STRESS aus.

Deswegen mögen Hochsensible oft keine Menschenmassen (Konzerte, Kirchbesuch, Feste, Straßenzumzug, Disco, etc). Zu laut, zu viele Menschen, zu viele Gerüche. Ich hab es regelmäßig geschafft im jungen Erwachsenenalter bei solcherlei Veranstaltung, die ich mich gezwungen sah, doch manchmal aus gesellschaftlichen Gründen zu besuchen, entweder auszflippen (hysterisch zu werden) oder gar ohnmächtig zu werden (wenn ich der Meinung war, ich müsse da durch und nicht geflohen bin) :oops: . Das WIRKT vielleicht auf den ersten Blick "autistisch" für den Laien. Hochsensible fühlen auch oft in größeren sozialen Gruppen (Klassenverbände, Vereine, etc.) nicht allzu wohl. Schnell überinterpretieren sie einen schiefen Blick oder ein verächtliches Grinsen, denken zu lang über einen flapsigen Kommentar nach, verrennen sich in Kleinigkeiten, die ein anderer vielleicht garnicht wahrgenommen hätte. Hochsensible Kinder weinen eventuell schneller, ziehen es vor, lieber mit einem Kind zu spielen, anstatt mit 10 Kindern herum zu toben, sind durch Kleinigkeiten verunsichert... Das übererregbar sein kann bis zu psychosomatischen Symptomen gehen oder auch "Tics" oder Zwänge auslösen, sowie Depressionen... Wenn man nicht lernt, damit umzugehen und diese, seine Eigenart anzunehmen, zu umarmen und sein Leben danach zu gestalten.


Gleichzeitig, sozusagen die Kehrseite der Medaille, haben HSP ein intensives und reiches Innenleben, sind in den meisten Fällen überaus kreativ, oft künstlerisch begabt und haben ein besonderes Auge für Details (auch wieder etwas, was man oft Autisten zuschreibt). Sie fühlen intensiv und können sich auch sehr gut einfühlen in andere (was quasi das Gegenteil wäre vom Autisten, nach deiner Auffassung), sind sehr begeisterungsfähig... Es hat sehr schöne Seiten, aber im Alltag ist es oft einfach nur anstrengend 8-) .

Der ganze Diskurs begann ja, weil Karen sich Gedanken um ihre Tochter macht. Koschka und sicher nicht nur sie, sahen im Verhalten des Kindes "autistische Züge". Ich sah vielmehr "hochsensible Züge", was mich dann auch zu der missverständlichen Äußerung gebracht hat, beides in gewisser Hinsicht zu vergleichen. Mir ist sehr bewusst und klar, dass Autisten nicht "einfach nur" hochsensibel sind. Allerdings verstehen eben auch "Laien" unter Hochsensibilität oft was ganz anderes als es tatsächlich ist! Es ist nicht NUR empfindlich sein. Es ist ein psychologisches und neurophysiologisches Phänomen, begründet darin, dass tatsächlich das Nervensystem die Reize der Umwelt viel weniger filtert und abschottet.

Und als ich jung war und so danach forschte, warum ich so bin wie ich bin und fühle wie ich fühle, habe ich, bevor ich auf die Hochsensibilität gestoßen bin, auch einen Test auf Autismus im Internet gemacht :oops:, weil eben manche dieser "Klischees" über Autisten auf mich auch zutreffen...

Könnte noch ewig weiter erklären. Aber ich lass es mal so stehen :) .
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.
Karen
Dauergast
Beiträge: 317
Registriert: Mo 27. Jul 2015, 22:46

Re: Update: Quereinschulung

Beitrag von Karen »

LIebe alle, vielen Dank für so viele Rückmeldungen und anregende Diskussion über Autismus und Hochsensibilität. Grundsätzlich bin ich sicher dass meine Tochter hochsensibel ist, wenigstens gemäss dem was ich über Hochsensibilität gelesen habe. Was Autismus angeht - ich versuche die Fragen von Koschka zu beantowrten. Nach der Diskussion hier, interessiert mich schon, ob es bei meiner Tochter das Nachforschen richtung Autismus lohnen würde oder nicht.

Noch was, das nicht klar war im Text: meine Tochter wurde in Frühling 6 jahre alt, und sie dürfte direkt nach ihren 6 Geburtstag 8 Wochen von Schulejahrende ins 1 Kklasse gehen. Ab mitte August geht sie in der 2 Klasse.
Koschka hat geschrieben:@karen
Reflektieren ist das eine, spontan reagieren ist das Andere. Kann deine Tochter spontan auf eine Umarmung reagieren? Kann sie damit umgehen, wenn plötzlich mitten im Spiel ohne Grund Regeln verändert werden? Kann sie verstehen, was der andere wirklich meint, wenn er sie auf die Schulter klopft und sagt: "Na, du Trottel?" Kann sie dann einordnen, ob das je nach dem Unterton böse oder aufmunternd gemeint war?
- Umarmung - hat meine Tochter nicht gerne, ausser sie will es. Grundsätzlich körperkontakt wenn es nicht von ihr kommt, ist schwierig. Sie flippt aber nicht aus, sie hat es einfach nicht gerne und versucht die Situation zu entkommen. Grössere Mengen der Menschen in der nähe (wir waren schon mehrmals an Demonstrationen, Konzerten, Erwachsenepartys, volle U-bahns und Trams) stören sie nicht.
- Spiele ohne Grundregeln verändert werden - normaleweise ist es ok wenn sie einverstanden ist, oder mitbestimmen kann.
- Ironie und humor versteht sie hervorragend, auch Untertöne, Blicke, Stimmungen. Sie verwendet selber ironie.
Koschka hat geschrieben:@karen
Bei Kindern mit autistischen Zügen fallen mir drei Themen auf.

1. Extreme Schwerigkeiten Freundschaften zu pflegen und Kontakte auf Dauer zu erhalten. Neue Leute kennen lernen ist viel einfacher als dran zu bleiben.
2. Probleme der Integration in allen oder fast Kindergruppen, mit extremen psychosomatischen Beschwerden.
3. Hoher Grad an Rigidität. Jede unvorhergesehe Änderung macht dem Kind zu schaffen. Zoo statt Schwimmbad? Alle Kinder johlen, ein Kind kann sich nicht damit abfinden. Weil er sich schon so auf das Bad eingestellt hat. Mathestunde statt Deutsch? Eigentlich hasst man Deutsch, aber die Programmänderung bereitet einem trotzdem einen leichten Unbehagen.
1. Freundschaften pflegen - für die Kinder die sie interessieren, kann sie es gut. Meistens sind das die Kinder die 3-4 Jahre älter sind. Das hat bis jetzt gut geklappt, aber leider wohnt eine Mädchen nicht mehr in der nähe, und die andere ist in Pubertät angekommen mit ihren Interessen und plötzlich ist die Initeresse nicht mehr gegenseitig. Sie kommt gerne zu uns und dann spielen sie gut zusammen, aber wenn sie bei ihr treffen, verhaltet diese Mädchen sich sehr ablehnend. Umgelehrt, hat sie eine Freundin dass umbedingt mit meiner Tochter sipelen will, aber die Tochter wird es schnell zu viel. Dann kann sie recht unfreundlich werden. Irgendwie klappt es nicht wirklich eine feste Beziehung zu binden dass für beide ok wäre. Sonst - sie findet mittelerweile sehr schnell Kontakte in fremden Situationen und kann mit anderen Kindern spielen wenn sie will.

2. Ja, sie hatte immer Probleme der Integration in Kita, Kiga und jetzt Schule (ausser die zwei Monate letztes Jahr). In Sport ist es nicht der Fall. Auch bis jetzt nicht in kleinen Gruppen (in der Nachbarschaft). Seit Kurzen, hat sie mühe mit zwei Mädchen in Nachbarschaft die sie ausschliessen. Sie waren früher sehr oft bei uns, und gut befreundet.

3. Rigidität uund änderungen. Meine Tochter liebt unvorhergesehene Sachen - reisen, besuche usw. Schon als Kleinkind konnten wir mit ihr nicht das gleiche 2-3 mal machen. Strandferien? Vergiss es -das kind will spätestens nach 2 Tagen Städte Besuchen und auf keinem Fall mehr am Strand sitzen (wir haben das schon ja gemacht). Sie ist ständig auf Entdecken. Wir hatten fürher am Freien Tagen oft am Bahnhof gegangen, geschaut velches Zug gerade fährt und in dieses Stadt gefahren und unterwegs rausgefunden was man dort machen kann. Zu uns kommen auch manchmal Kollegen unangemeldet, oder irgendjemand übernachtet bei uns weil er Zug verpasst hat, oder nächsten morgen am Flüghafen muss. Das findet sie super, speziell wenn es erwachsene sind, die sie nicht kennt, oder wenn die aus Ausland kommen. Sie fragt dann 1000 Fragen und lässt sie nicht in Ruhe. Da sind wir sehr flexibel, und sie ist es auch. Was sie stört sind eher solche Sachen die Gut laufen, die dann gewechselt werden (liebe Kindergärtnerin geht weg, die neue kennt sie nicht, aber sie ist überzeugt dass die nicht so gut sein kann wie die alte, niemand kann..). Ini der Schule haben sie übrigens keinie Fächer, ausser Sport, Schwimmen und Musik. Der rest wird nach Lust und Laune der Lehrerin unterrichtet, und das stört sie nicht (sie finded es gut).
Koschka hat geschrieben:@karen
Ich weiß nicht, ob eure Psychologin Profi in Autistmus ist. Es gibt welche, die Erkennen autistische Züge noch bevor die Kinder den Mund aufmachen. Aber das sind nicht alle und die gut begabten Kinder können sich wahnsinnig gut anpassen. Je höhe das Alter, desto besser. Mit 2-3 fallen sie noch extrem auf, mit 7 kann schon nach außen kaum was sichtbar bleiben.
Ich weiss es auch nicht, denke aber dass sie nicht Profi ist. Sie ist sicher Landesbekannte Profi in Hochbegabung und AD(H)S, aus diesem Grund haben wir der Praxis ausgesucht. Aber Autismus abklärungen macht sie nicht. Deshalb weiss ich nicht ob sie es sicher beurteilen kann, auch wenn sie es abgelehnt hat.
Karen
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Re: Update: Quereinschulung

Beitrag von Karen »

Rabaukenmama: ich wollte dir noch wegen überspringen antworten. Die Tochter ist jetzt schon in der zweite Klasse, mit 6 jahren. Sie hat jetzt 1 Klasse übersprungen (war nur 2 Monate dort). Schulisch ist sie ok dort wo sie ist, ausser Mathe und Naturkunde. Dort ist sie unterfordert. Wir haben sie jetzt ermunternd selber die Lehrerin zu sagen dass sie lieber die Aufgaben am Ende des Mathebuches machen möchte und nicht die am Anfang, und auch ein Paar Seiten dann machen wenn sie mal warten muss. Wenn sie es nicht schafft die Lehrerin selber zu sagen, werden wir die Lehrerin nochmals anpsrechen. Was Lesen und schreiben angeht -wäre noch mal überspringen momentan zu viel. Sie hat ja schon beides mit 3.5 Jahren gemacht, aber dann mit 4 in Kindergarten wieder aufgehört. Jetzt muss sie noch nachhholen was schnell schreiben und schnell lesen angeht.
Karen
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Re: Update: Quereinschulung

Beitrag von Karen »

Könnt ihr mir bitte gutes Buch über Autismus empfehlen? Mich interessert, wenn meine Tochter autistische Züge hat oder von Autismus betroffen ist - wie kann man sie unterstützen? Was kann man machen um die Situation in der Schule für sie angenehmer zu gestallten?
sinus
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Re: Update: Quereinschulung

Beitrag von sinus »

...ich habe rein aus Neugier Einiges gelesen, aber nichts davon gab konkrete Tipps her.
Aber wenn dich das Thema an sich und grundsätzlich interessiert, sind folgende Bücher zumindest lesenswert:

Sachbuch:
Steve Silberman "Geniale Störung"
(Tw aber nichts für zarte Gemüter - z.B. wenn frühere Behandlungsmethoden und den Umgang mit Autisten beschrieben werden)

Fallberichte von einem Neurologen beschrieben:
Oliver Sacks "Eine Anthropologin auf dem Mars"

Lebens-/Erfahrungsbericht:
Denise Linke "Nicht normal, aber das richtig gut: Mein wunderbares Leben mit Autismus und ADHS"

Roman:
Graeme Simsion "Das Rosie-Projekt"

Eine berühmte Autistin ist Temple Grandin und das Buch von Lorenz Wagner "Der Junge, der zu viel fühlte" steht bei mir aktuell ganz oben auf der Wunschliste. (Das nimmt Bezug auf den Neurologen Henry Markram, der einen autistischen Sohn hat)

Aber das ist sicher alles nicht ganz das, was du suchst...
So wie du dein Kind beschreibst vermute ich aber, dass sie schlicht sehr begabt und sehr sensibel ist und ihre Auffälligkeiten an fehlender Passung liegen könnten.
Ich hatte grad am WE das Thema mit Freunden, die selbst bzw deren Kinder auch einige "autistische Anzeichen" zeigen oder zeigten. (Und wo auch jeweils eine hohe Begabung vorliegt)
Meist zeig(t)en sich die Auffälligkeiten aber nicht immer, sondern nur in bestimmten Situationen/Umfeld.
Ich selbst habe kein Fachwissen zum Thema, nur angelesenes und aus Gesprächen mit zumindest einem nachweislich Betroffenen. (Er selbst und sein jugendlicher Sohn)
Ich würde, wenn du dir Gedanken darum machst, eine Fachstelle fragen bzw. auch mal mit einer Beratungsstelle drüber reden, wo man sich mit hoher Begabung auskennt.

Bei besagtem Bekannten ist der Sohn erst mit 13/14 Jahren diagnostiziert worden. (Und dabei hat sich der Vater auch direkt wiedergefunden)
Für den Sohn (zumindest im Bereich Mathematik auch hochbegabt) war es eine Erlösung. Er hatte vorher immer wieder Probleme in der Schule mit den Klassenkameraden und bekommt jetzt Verhaltenstraining. Seitdem ist es laut Vater für ihn viel besser geworden, die Klasse wurde informiert und sowohl die Lehrer, als auch die Mitschüler sind viel toleranter und rücksichtsvoller ihm gegenüber, so dass auch dadurch sehr viel weniger Probleme entstehen.
Zuletzt geändert von sinus am Mo 16. Sep 2019, 19:53, insgesamt 3-mal geändert.
Die Blätter sind bunt
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(Herbstgedicht der 6jährigen)
Meine3
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Registriert: Mo 11. Mär 2019, 10:55

Re: Update: Quereinschulung

Beitrag von Meine3 »

Hallo Karen,

Ich würde Dir, parallel zum einlesen ins Thema Autismus, auch das tiefere einlesen in das Thema Hochsensibiltät empfehlen, da Hochsensible oft autistisch wirken können...

Koschka hat mir einst ein gutes Buch zum Thema Doppel- und Fehldiagnosen bei Hochbegabten (auch Autismus wird behandelt) empfohlen, das ich nun gern weiter empfehle:

https://www.amazon.de/Doppeldiagnosen-F ... 976&sr=8-1


Zusätzlich finde ich „jenseits der Norm - hochbegabt und hoch sensibel?“ von Andrea BRACKMANN lesenswert

Speziell zum Thema Hochsensibiliät gibt es das Buch „ sind sie hochstnsibel?“ von Elaine N. Aron. Sie ist quasi die „Entdeckerin“ dieses Phänomens...


Es gibt eine schöne Dokumentation über Nicole Schuster, hochbegabt und Autisten, do selbst ein Buch über sich und ihren Blick auf die Welt geschrieben hat: „ein guter Tag ist ein Tag mit Wirsing“. Ich werde es definitiv noch lesen, da es unabhängig von Fachliteratur ÜBER Autismus einen „subjektiven“ Einblick gibt, aus der Sicht einer Betroffenen.

Gruß,

Meine3
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.
sinus
Dauergast
Beiträge: 1320
Registriert: Fr 26. Nov 2010, 10:52

Re: Update: Quereinschulung

Beitrag von sinus »

Meine3 hat geschrieben:Hallo Karen,

Ich würde Dir, parallel zum einlesen ins Thema Autismus, auch das tiefere einlesen in das Thema Hochsensibiltät empfehlen, da Hochsensible oft autistisch wirken können...

Koschka hat mir einst ein gutes Buch zum Thema Doppel- und Fehldiagnosen bei Hochbegabten (auch Autismus wird behandelt) empfohlen, das ich nun gern weiter empfehle:

https://www.amazon.de/Doppeldiagnosen-F ... 976&sr=8-1


Zusätzlich finde ich „jenseits der Norm - hochbegabt und hoch sensibel?“ von Andrea BRACKMANN lesenswert

Speziell zum Thema Hochsensibiliät gibt es das Buch „ sind sie hochstnsibel?“ von Elaine N. Aron. Sie ist quasi die „Entdeckerin“ dieses Phänomens...


Es gibt eine schöne Dokumentation über Nicole Schuster, hochbegabt und Autisten, do selbst ein Buch über sich und ihren Blick auf die Welt geschrieben hat: „ein guter Tag ist ein Tag mit Wirsing“. Ich werde es definitiv noch lesen, da es unabhängig von Fachliteratur ÜBER Autismus einen „subjektiven“ Einblick gibt, aus der Sicht einer Betroffenen.

Gruß,

Meine3
Diesen Hinweisen schließe ich mich vollumfänglich an!
(das Buch von den Doppel-/fehldiagnosen habe ich allerdings leider trotz großen Interesses noch lesen können - es war mir einfach zu teuer und in unserer Bibliothek gibts das nicht.)
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