Hallo Meine3!Meine3 hat geschrieben:Hallo Rabaukenmama,Rabaukenmama hat geschrieben:Meine3 hat geschrieben: Für mich sind Autisten quasi eine ganz extreme Steigerung, bzw. Ausprägung hochsensibler Menschen, die vor lauter Reizen, die auf sie einströmen, sehr stark abschotten, die deshalb so feste Abläufe und Regeln brauchen und zu viel Nähe als quälend empfinden. Für mich ist wirkt es auch nicht so, dass Autisten NICHT empathisch sind. Sie sind es m.E. in so einem hohen Maße, dass sie Gefühle anderer ausgrenzen und so nicht wahrnehmen (können), um sich zu schützen. Akzeptiert man diese Schutzmechanismen nicht oder wird diese Abgrenzung durch etwas unterbrochen, so kommt es zu diesen "Ausrastern". Es gibt dazu einen wunderbaren Film von einer hochbbegabten Autistin, die im Erwachsenenalter erst von ihrem Autismus erfuhr. Das ist natürlich ein besonderes Beispiel, aber Autismus zu diagnostizieren ist, glaube ich, unheimlich schwer. Vor allem bei gleichzeitig hochbegabten Menschen. Auch die Abgrenzung zu "noch normal, aber extrem sensibel" zu leichtem Asperger-Autismus ist wohl fließend...Sorry, aber da muss ich deutlich widersprechen. Ich bin Mutter von zwei diagnostizierten Autisten und keiner von beiden entspricht den von Dir beschriebenen Klischees. Weder schotten sich meine Jungs sehr stark gegen Reize ab noch brauchen sie feste Ablaufe. Regeln sind schon wichtig, aber das sind sie mMn für jedes Kind, ob autistisch oder nicht. Und ganz ehrlich - was ist "zu viel" Nähe? Meinen Jungs ist beiden Körperkontakt extrem wichtig - aber natürlich empfinden sie es als quälend, wenn man ihnen dauernd auf die Pelle rückt oder wenn man (als Mutter oder Vater) zu einem ungünstigen Zeitpunkt, also z.B. während eines intensiven Spiels, mit ihnen kuscheln will. Bevor ich diesen Beitrag geschrieben habe bin ich mit beiden Jungs mindestens 20 Minuten im Bett gelegen und habe abwechselnd gestreichelt, geküsst, massiert und gekitzelt (gekitzelt nur den jüngeren Sohn, der ältere mag das nicht). Und beide haben aktiv mitgemacht und meine Zärtlichkeiten erwidert.
Ich scheine dich verärgert zu haben und das tut mir leid. War natürlich nicht meine Intension.
Vielleicht habe ich mich unglücklich oder sagen wir mal unvollständig ausgedrückt. Mein aus Erfahrungen gewonnenes "Bild" (oder wie du smeinst Klischeedenken) über Autismus resultiert nicht aus irgend etwas was ich mal gehört habe. Ich kenne ein Kind, dass getestet hochbegabt ist und laut KJP auch Autist. Sie konnte ihre Diagnose aber nicht wirklich "begründen".
Die Eltern haben die Diagnose auch abgelehnt... Sie mussten im Vorfeld viele Fragen zum Verhalten ihres Sohnes beantworten und nur 2 Dinge entsprachen laut der Eltern dem, was laut dieses Fragebogens wohl "typisch" (nicht meine Meinung, sondern aus diesem Fragebogen entstammend) ist: Er kommt nicht gut mit spontaner physischer Zuneigung zurecht. Zuneigung seiner Familienmitglieder gehören da aber nicht dazu. Die einzige Begründung der KJP war, und sie ist, laut eigener Aussage Spezialistin für Autismus, dass er bei einem Bild, das Gefühl des Kindes auf dem Bild nicht korrekt wider gegeben hat, bzw. falsch interpretiert habe. Auf Nachfrage meinte das Kind aber zu seinen Eltern, dass er die Frage so bescheuert fand und einen Witz gemacht habe ... Sie meinte aus diesem "Witz", den das Kind gemacht hat, schließen zu können, dass er keine Emotionen deuten kann. Die Eltern haben sich das Bild angesehen und meinten, dass man dazu doch viele Gedanken haben könne... Da meinte die KJP nur:" Ja, Autismus liegt ja auch in der Familie." Dabei war ihm einfach nur langweilig gewesen und dieses Kind hat einen sehr trockenen Humor , das durfte ich selbst schon erleben. Er ist ein wenig in meine mittlere Tochter "verknallt". Er merkt sehr wohl, wenn er jemanden verletzt hat oder wenn sich jemand anderes ärgert und warum. Wenn meine Tochter ihm Küsschen gibt oder ihn zum Abschied drückt, dann wird er allerdings sehr nervös und es ist ihm sichtlich unangenehm, aber nicht peinlich berührt, sondern es stresst ihn regelrecht. Für MICH kein Anzeichen von Autismus. Für den Fragebogen, den die Eltern ausfüllen mussten, schon!
Das zweite ist, dass er sich wirklich sehr schwer tut mit "neuen Situationen", sowie sich in größeren Gruppen zu integrieren. Er mochte den Kindergarten nie sonderlich und vor dem ersten Schultag jetzt (er ist in der Parallelklasse meines Sohnes) hat er einen emotionalen Zusammenbruch gehabt, weil er nicht hin wollte. Seine Eltern, als auch sein gesamtes Umfeld sehen ihn so gar nicht als Autisten. Ich erlaube mir dazu kein Urteil, bin ja keine Fachfrau, merke aber sehr wohl, dass er extrem sensibel ist und viel "Ruhe", Zeit für sich selbst braucht. Das kenne ich von mir und ich bin hochsensibel.
Dass Hochsensible und Autisten in einigen Punkten ähneln KÖNNEN (nicht müssen), das habe ich auch nicht einfach aus der Luft gegriffen, sondern aus mehreren Fachbüchern zum Thema Hochsensibilät, bzw. auch Hochbegabung...
Es ist doch so: Klischees kommen nicht einfach so von jetzt auf nachher ohne Grund. Sie begründen auf Erfahrungen, aber diese Erfahrungen werden dann zu stark pauschalisiert, so dass es am Ende nicht mehr die Diversität und das ganze Spektrum aufgezeigt wird, das eigentlich der Realität entspricht. Noch dazu wird diese stark pauschalisierte Eigenschaft dann gar verändert, so dass es am Ende nicht mehr dem entspricht, was es eigentlich darstellen soll. Ein Abklatsch eben... Das ist so mit den Geschlechterklischees, mit den Klischees über Hochbegabte, mit den Klischees über depressive Menschen, über ADHS'ler und so weiter... Ist es wirklich ein KLISCHEE, wenn man sagt, dass Autisten sich wohler mit klaren Regeln oder Abläufen fühlen? Oder ist es eher eine Eigenschaft, die nicht zwangsläufig auf alle Autisten zutreffen muss?
Man schließt meist von sich auf andere, man schöpft aus seinen Erfahrungen und meint, das sei richtig. Was ja auch durchaus ein Teil der Wahrheit sein wird. Aber es gibt doch so viele Wege und Arten etwas zu sehen oder zu erfahren, so viele Farben, nichts ist einfach...
Die andere persönliche Erfahrung, die ich mit dem Thema Autismus gemacht habe, ist ein Bekannter meines Bruders, der diagnostizierter Asperger Autist ist. Man merkt davon im Alltag überhaupt nichts. Ob er "starker" oder "leichter" Autist ist, weiß ich nicht. Aber ich weiß, wie es WIRKT, denn ich habe ihn kennen gelernt und er wirkt nicht wahrnehmungsgestört, ist es aber doch. Und dieser Mann sagte mal von sich selbst: ich fühle ZU VIEL und sehe zu viel, so dass ich am Ende nichts mehr einordnen kann und deswegen brauche ich meine klaren Abläufe... Oder so ähnlich... Auch das kommt also nicht von mir... Aber es hat zu dem Bild, das ich über Autisten habe, beigetragen. Aber und das möchte ich ganz stark betonen, ich habe gar kein FESTES BILD davon, wie ein Autist sein muss oder nicht! Genau das wollte ich eigentlich mit meinem vorherigen Beitrag sagen. Autismus kann sich so verschieden äußern, dass es oft sehr schwer zu diagnostizieren ist, ein hochsensibles Kind kann auch vorschnell als Autist diagnosiziert werden, ein Autist als "normal wahrnehmend"...
Ich maße mir nicht an, ein vollständiges Bild vom Autismusspektrum zu haben, vielmehr bin ich der Meinung, dass das garnicht geht , aber natürlich habe ich eine persönliche Vorstellung, bzw. einen persönlichen Eindruck, der aus meinen persönlichen Erfahrungen mit diesem Thema resuliert.
Danke für deine Rückmeldung. Ich bin nicht verärgert, wundere mich aber immer wieder, wie sehr manche glauben, etwas über ein Krankheitsbild zu wissen, wenn sie genau EIN Kind und EINEN Erwachsenen mit dieser Diagnose kennen. Es heißt nicht umsonst "Kennst du EINEN Autisten dann kennst du EINEN Autisten!". Keine Ahnung, warum es gerade bei Autismus immer noch so viele hartnäckige Klischees gibt. Niemand würde auf die Idee kommen, einem Epileptiker oder Diabetiker auf Grund seiner Erkrankung bestimmte Verhaltensmuster oder Charaktereigenschaften zuzuschreiben oder davon überzeugt zu sein, dass das epileptische Kind, das man aus der Nachbarschaft kennt, doch sicher so ähnlich ist wie alle epileptischen Kinder.
Und das ist es, was mich bei deinem vorigen Beitrag gestört (nicht verärgert) hat: dass du zwar einerseits (korrekt) schreibst, es sei sehr schwer, Autismus zu diagnostizieren, andererseits aber gleich einen ganzen Haufen Klischees vorbringst, denen Autisten angeblich entsprechen. Und so denken leider viele Menschen, was das Verständnis für Autisten leider nicht gerade erhöht. Im Gegenteil, es gibt viele selbsternannte "Experten", die vielleicht einen oder zwei Autisten kennen und mal eine Doku gesehen oder einen Bericht gelesen haben, und dann mal schnell die Diagnosen MEINER Kinder in Frage stellen, weil diese eben längst nicht alle Klischees erfüllen.
Ehrlich gestanden habe ich selbst anfangs nicht glauben können, dass auch mein älterer Sohn Autist ist. Eben WEIL er so komplett anders agiert als sein jüngerer, damals bereits diagnostizierter Bruder. Mittlerweile sehe ich, dass mein jüngerer Sohn zwar mehr Klischees entspricht, aber trotzdem SELBST weniger unter seinem Autismus leidet als sein Bruder.
Auf deine Frage "Ist es wirklich ein Klischee, dass sich Autisten wohler mit klaren Regeln und Abläufen fühlen?" kann ich nur anregen, das Wort "Autisten" durch das Wort "Kinder" oder "Menschen" zu ersetzen. Ich persönlich kennen weder Kinder noch Erwachsene, die sich mit klaren Regeln und Abläufen SCHLECHTER fühler als wenn sie einfach irgendwie mit allen möglichen Situationen zurecht kommen müssen.
Mein älterer Sohn möchte von sich aus immer wieder dieselben Dinge machen. Wir haben seit 2 Jahren einen fixen Mama-Sohn-Tag pro Woche, wo er sich eine gemeinsame Aktivität aussuchen kann. Tatsächlich machen wir genau 3 Dinge immer wieder: Kletterpark, Schwimmbad und Videospiel-Park. Ich habe öfter angeregt, mal was anderes zu machen (Museum, Radtour,...), manchmal war mein Sohn vorweg auch einverstanden, aber als es dann soweit war, wollte er doch wieder eine "seiner" 3 Aktivitäten machen.
Mein jüngerer Sohn möchte gern öfter was Neues ausprobieren. Er ist der Typ, den ich spontan auf einen 12stündigen Tagesausflug mit Freundinnen mitnehmen kann. Auch ihm ist aber wichtig, zu wissen, was auf ihn zukommt. Also was wir machen werden, wer dabei ist und wann wir ZIRKA wieder heim kommen. Das ist ja auch so ein Klischee, dass bei Autisten immer alles ganz genau "nach Plan" sein muss. Mein jüngerer Sohn ist da aber sehr flexibel (flexibler als viele neurotypische Kinder, die ich kenne).
Da er ja gehörlos ist kriegt er nichts "nebenbei" mit und daher kommunizieren wir solche Abläufe eben in Gebärdensprache oder schriftlich. Er macht auch Vorschläge, wenn er was anders will und dann verhandeln wir so lange, bis es für uns beide passt . Von ihm kommen auch immer wieder eigene Vorschläge, zum Beispiel vorgestern, nachdem er vom Internat heimgekommen ist "Jetzt machen wir eine Radtour bis die Sonne untergeht!" .
Ich maße mir auch nicht an, ein vollständiges Bild von Autismus zu haben. De facto kenne ich (außer meinen Jungs) ca. 10 Autisten (Kinder), die meisten davon aber eher flüchtig. Außerdem bin ich mir bei 2 erwachsenen Verwandten und einer Freundin ziemlich sicher, dass auch sie Autisten sind, wenngleich auch nie diagnostiziert. Es gibt bei Autismus schon einen "roten Faden", wonach jemand mit Erfahrung bei EINIGEN Autisten die Störung erkennen kann. Aber dieser rote Faden ist nicht an einem bestimmten Verhalten (Nähe zulassen oder nicht, ständig ganz klare Abläufe "brauchen", Blickkontakt halten oder nicht,...) festzumachen. Ich würde eher mal behaupten, es zu "spüren" oder bei Gesprächen zwischen den Sätzen herauszuhören. Wobei ich mir aber sicher bin, noch einige erwachsene Autisten zu kennen, bei denen ich es nicht mal vermute .