Das sehe ich noch ein bisschen anders, weil man auch hochbegabte Kinder emotional überfordern kann.Gerade sensible Kinder beschäftigen sich manchmal noch lange mit bestimmten Dingen, die sie mit ihrer eigenen Erfahrungswelt noch gar nicht erfassen können. Und da wieder jedes Kind anders ist, kann man das pauschal auch nicht am Alter festmachen. Gerade das Thema Leistung und Erwartungen der Eltern kann für das eine Kind motivierend wirken und andere Kinder unterschwellig unter Druck setzen. Es wird hier immer so viel darüber gesprochen, wie und wann hier welche Vorschüler lesen und schreiben gelernt haben, aber es gibt doch auch 6 Jährige Kinder, die an dieser Aufgabe schier verzweifeln. Es kann ja auch sein, dass ein Kind sehr genaue Vorstellungen von den Buchstaben und Zahlen im Kopf hat und motorisch nicht in der Lage ist, dieses innere Bild aufs Papier zu bringen. Ich kenne z. B. einen Jungen, der getestet hochbegabt ist, der ganz große Probleme mit dem Schriftbild hat und ewig lange braucht, um einfache Sätze in Schrift umzusetzen. Er kann die Buchstaben schon seit Ewigkeiten lesen, aber es hilft nichts, er ist der langsamste Schreiber in seiner Klasse. Und natürlich konnte man dies im Einschulungstest nicht ahnen. Man ist eben davon ausgegangen, dass dies Anfangsschwierigkeiten sind, die sich dann im Laufe der ersten Klasse egalisieren.
Es gibt auch Kinder, die lernen schnell und schreiben lange sehr krakelig. Sie schreiben dann seitenweise eigene Sätze, aber diese sind dann kaum leserlich. Können diese Kinder dann besser schreiben als jemand, der ewig für einen Satz braucht?
Ich kann nur immer wieder sagen, dass ich vor der Einschulung nicht einmal meinen Namen schreiben konnte, obwohl ich eine ältere Schwester habe. Sie hätte es mir beigebracht, wenn ich gewollt hätte, aber ich wollte es gar nicht lernen. In der Schule habe ich es dann ganz schnell gelernt und ich war immer als erste fertig. Ich habe auch schon immer so gut wie keine Fehler gemacht. Ich konnte das nie verstehen, warum die anderen dafür alle so lange gebraucht haben. Ich konnte vorher auch weder das ABC auswendig noch konnte ich Wörter buchstabieren.
Ich glaube, dass die Kinder unterschwellig bemerken, dass den Eltern das wichtig ist und sie interessieren sich auch deshalb dafür, weil die Eltern den Buchstaben und Zahlen eine besondere Bedeutung beimessen.
Und auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Wir haben im Spielkreis einen ganzen Haufen von Mini-Lüks und Vorschulheftchen und keins von diesen Kindern würdigt diese Sachen auch nur eines Blickes. Beim letzten Mal waren die Kinder wieder alle draußen und haben aus Zweigen, Blättern, Eicheln und Steinen Bilder geformt - Herzen, Blumen, Kreise usw. Sie sind hauptsächliche damit beschäftigt, sich Sachen auszudenken und die Aufgaben zu verteilen. Es werden Regeln festgelegt, ein Anführer/Schiedsrichter, reihum und immer abwechselnd.
Gestern abend hat Amelie einen kleinen Zettel aus dem Zettelblock genommen und immer wieder verschiedene Namen in Silben aufgeteilt auf den Zettel geschrieben. Sie hat mir dann den Zettel gezeigt und mir erklärt, dass sie schon mal für die Schule geübt hat. (Und sie hat mich nicht gefragt, ob das alles richtig ist.) Dann fragte sie mich noch, ob sie den Zettel an ihre Freundin verschenken darf. Diese Vorschulhefte sind immer noch unbenutzt und ich werde auch keine mehr kaufen. Es ist einfach nicht ihre Art zu lernen.
Was bedeutet denn eigentlich "üben" in euren Augen? Gehört dieses Korrigieren und Überprüfen nicht auch dazu?
@ankaki: Wenn man danach sucht, wird man immer irgendwas finden, was das eigene Kind besser kann als ein anderes. Und liegt auch in der Natur der Sache, dass man beim eigenen Kind einigermaßen betriebsblind ist und die Defizite des Kindes übersieht und stattdessen den Focus auf den Stärken des eigenen Kindes hat.
Das ist eben so - oder hast du schon mal jemanden gehört, der über sein Kind sagt: "Ist eigentlich ganz niedlich, aber dumm wie Brot!"
Ich sage es deswegen einfach, weil das subjektive Empfinden und der Vergleich mit anderen Kindern eben kein zuverlässiger Maßstab ist. Man lernt nie aus und es gibt immer noch was, was man dazulernen kann.
"Entschuldigung, ich habe nur kurz fantasiert." meine große Tochter, 4 Jahre alt (inzwischen 9 geworden)