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Mehrsprachigkeit und die Beurteilung der Sprache

Verfasst: Fr 3. Mär 2006, 04:09
von Franzi
Hallo zusammen,

es gibt keine wesentlichen Probleme mit unserer Tochter (2,10 J.) und ich weiss auch nicht, ob sie hochbegabt ist. Sie scheint auf jeden Fall ein "sensibler Schnelldenker" zu sein.

Sie waechst dreisprachig auf, was mir die Beurteilung ihrer sprachlichen Faehigkeiten erschwert. Umfeld inkl. Angestellte (Argentinien) spanisch, Mutter/ Vater deutsch: diese Sprachen etwa gleich gut (wohl auch ihrem Alter voraus, aber nicht so extrem wie ich es hier z.T. lese). Sie geht vormittags seit einem Jahr in einen engl. Kiga, daher auch englisch: verstehen gut, sprechen soso (ist da sehr sehr schuechtern).

Nun mein Interesse: wie koennen Entwicklungs- Test oder Beurteilungen Mehrsprachigkeit beruecksichtigen?

Fuer die die nicht so im Thema sind:
Bei Mehrsprachigkeit gibt es sehr unterschiedliche Standpunkte, mit den skizzierten Extremen:
"M.sprachigkeit beeinflusst die sprachliche Entwicklung gar nicht (keinerlei Verzoegerung." Oder aber:
"Je zusaetzlicher Sprache ist bis zu einem Jahr Verzoegerung in der Sprachentwicklung normal (z.B. bei 5 - 6 Jaehrigen)."

Nun denke ich aber, dass es bei der Sprachentwicklung, u.a. um die persoenlichen Vorlieben oder auch "Sprachbegabung" geht, aber zum anderen auch um den Grad des Exposition der jeweiligen Sprachen, die natuerlich bei drei Sprachen fuer jede einzelne nicht so sein kann wie fuer eine einzige. Daher muss die Sprachentwicklung beeinflusst sein und man muesste das auch in Tests beruecksichtigen.

Wird das gemacht und wie?


Danke fuer Eure Stellungnahme,
liebe Gruesse
Franzi

Re: Mehrsprachigkeit und die Beurteilung der Sprache

Verfasst: Fr 3. Mär 2006, 12:51
von Gast_auch_gast
also meine zuckerzuckerzuckermaus (ich bin heut so verliebt in sie...:)), die hat die hauptsprache deutsch, englisch reden wir (meist ich) aber auch mit ihr seit geburt, aber nicht gleichviel wie deutsch. dann gibts da noch schweizerdeutsch, das wird von den einen grosseltern gesprochen. englisch kennt sie sonst auch intensiv von unseren freunden und unseren reisen.

sie (ist jetzt 2 1/2) spricht deutsch wie eine grosse (so sachen wie: "vorher hat mich der adrian gehaut, das darf der nicht, und dann wollt er mir ein bussi geben, aber das wollt ich nicht, jetzt ist es aber ok und ich mag wieder mit ihm spielen"), da bin ich echt immer wieder baff.
englisch versteht sie 80% so gut wie deutsch, spricht aber sehr wenig, ausser andere kinder und deren eltern reden auch englisch, aber sie kann sehrwohl einiges. aber nicht annaehernd an die deutschen faehigkeiten.
schweizerdeutsch war eine entscheidung von ihr, seit sie so 1 3/4 jahre alt ist, da spricht sie auch schweizerdeutsch, und das aber nach einer umgewoehnung von 2-3 tagen ziemlich normal wie die anderen kinder. sie hat genau gemerkt, dass ihr daddy der schweizer ist, und da kann sie die sprache auch sehr gut trennen, mit ihm und seiner familie schweizerdeutsch dann, mit mir hochdeutsch.

ich hab das gefuehl, englisch wird innert des naechsten halben jahres vermehrt auftreten, auch weil sie jetzt eine englisch-sprachige kingergaertnerin hat.

ich denke, man kann das mit der sprache nicht gscheit beurteilen, wenn verschiedene sprachen unterwegs sind, da man nie gscheit weiss, was ist an passivwissen da in der "fremdsprache".
ich wuerd mich da eher daran orientieren, wie schnell kinder fremdsprachen aufschnappen - billie war vor fast 1 jahr in japan und sie kann nach wie vor ihre paar japanischen woerter, die sie dort aufgeschnappt hat.

lg
liz

Re: Mehrsprachigkeit und die Beurteilung der Sprache

Verfasst: So 12. Mär 2006, 18:47
von HB MD
Liebe Franzi!

Im allgemeinen sagt man, dass 2-sprachig aufwachsende Kinder langsamer die Sprachen erlernen.
Ein wirklich sinnvolles abtesten auf Hochbegabung kann erst mit 6 Jahren erfolgen. Bis dahin ist wahrscheinlich die Entwicklung in den Sprachen so weit aufgeholt, dass auch hier eine sinnvolle Testung möglich ist.
Die Sprache ist nur ein Teil dessen was getestet wird. (Wen hier mehr interesserit kann auf meiner Homepage nachsehen)
Ich empfinde es nicht als so wichtig in diesem Alter schon zu sehen, ob ein Kind hoch begabt ist, oder nicht. Vielmehr geht es darum ein Kind nach seinen Möglichkeiten zu fördern und dafür zu sorgen, dass es ausgeglichen ist und sich wohlfühlt.
LG. Katja

Re: Mehrsprachigkeit und die Beurteilung der Sprache

Verfasst: Mo 13. Mär 2006, 04:18
von Franzi
Hallo Katja,

danke fuer Deinen Kommentar, bin uebrigens ganz Deiner Meinung, uns ist der IQ auch ziemlich unwichtig, wir wissen, dass unsre Tochter gescheit ist und das reicht uns, testen wollen wir sie auf keinen Fall, voelliger Unsinn. (unsere Tochter musste nur als Beispile hinhalten)

Mir ging es bei der Frage eher um den theoretisch / technischen Aspekt bei der Beurteilung des sprachlichen IQ. Wie beruecksichtigt man Mehrsprachigkeit, duerfte ja bei vielen Auslaendern wichtig sein. Also eigentlich ein interessantes Thema, was auch in die Diskussion muenden koennte: Kann jedes Kind 2- oder 3- sprachig aufwachsen? Was sind die geistigen Voraussetzungen? (gehoert dann hier wohl nicht mehr ins Forum). Kann man sprachlich begabten Kleinkinder durch eine weitere Sprache nur mehr oder auch anspruchsvolleren Input geben.

Lieben Gruss Franzi

Re: Mehrsprachigkeit und die Beurteilung der Sprache

Verfasst: Di 14. Mär 2006, 13:28
von Neckri
Hallo Franzi,

es gibt neuerdings sehr interessante Erkenntnisse bezüglich Mehrsprachigkeit in der frühen Kindheit.

Zum einen werden die Sprachnetzwerke selbst durch die Mehrsprachigkeit beeinflusst. Wenn die zweite Sprache sehr früh gelernt wird (< 5 Jahre) werden beide Sprachen in einen "Ordner" im Gehirn eingefügt. Späte Bilinguale entwickeln für jede Sprache einen separaten "Ordner". Diese prinzipielle Ordnung kann halt schon eine gewisse Auswirkung auf die Sprachentwicklung insgesamt nehmen. Das ist dann aber recht individuell anders. Man weiß aber inzwischen auch, dass die frühe Bilingualität das Erlernen weiterer Sprachen fördert. Weiterhin wird an einer entscheidenden Stelle im Gehirn mehr "Denkpower" gebildet. Fazit: frühe Bilingualität ist gut!

Re: Mehrsprachigkeit und die Beurteilung der Sprache

Verfasst: Mi 15. Mär 2006, 18:30
von Neckri
Hallo Franzi,

als Nachtrag gibt's hier noch ein bisschen was zum Durchblättern:

http://www.edubs.ch/die&#095;schulen/pr ... ;luedi.pdf

Viele Grüße,

Neckri

Re: Mehrsprachigkeit und die Beurteilung der Sprache

Verfasst: Fr 17. Mär 2006, 01:41
von auch gast
ich hab erst als teenager richtig englisch gelernt (bin aber jetzt akzentfrei bilingual) und bei mir ist es so, dass ich zum uebersetzen immer ueber das objekt gehen muss. sprich: ich hoer gabel, dann stell ich mir eine gabel vor, und dann kann ich auf die andere seite denken, und dort ist fork abgespeichert. so als ob das objekt jeweils 2 fixe wortanhaengsel hat.
bei anderen sprachen, die ich auch kann, aber schlechter, da geht es direkt.
lg
liz

Re: Mehrsprachigkeit und die Beurteilung der Sprache

Verfasst: Mo 20. Mär 2006, 02:49
von Franzi
Danke fuer Euren input, interessantes komplexes Thema,
lieben Gruss Franzi