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Bitte um Einschätzung zu meiner Tochter, 20 Monate

Verfasst: Mi 1. Nov 2006, 23:19
von YVI 76
Hallo,
ich bin neu hier und würde mich über Antworten sehr freuen!
Wer kann mir etwas zu meiner Tochter, 20 Monate jung, bzw. zu Ihren Fähigkeiten sagen- die Kleine kann seit sie 18 Monate ist das Alphabet aufsagen, buchstabiert mir jeden Tag immer mehr Wörter (heute "Milsani" auf der Milchpackung) und kennt ca. 20 Kinderlieder mit mehreren Strophen auswendig. Sie spricht Sätze mit bis zu 7 Wörtern fehlerfrei, also redet den ganzen Tag. Heute nahm sie ein Buch zur Hand und sagte: "Nelly kann alleine lesen!" Sie lernt schnell Texte/Sätze in Geschichten auswendig und wenn ich mal ein Wort im Text weglasse, ergänzt sie es sofort. Oft spricht sie tagsüber plötzlich Sätze aus ihren Bilderbüchern und hält "Zwiegespräche" mit den Figuren in der Geschichte. Sie spricht auf der Straße fremde Menschen an und unterhält sich mit ihnen... , kennt gar keine Scheu. Oft höre ich von anderen Müttern, da ich Erzieherin bin, die Kleine könnte so viel sprechen ect., weil ich sie ja auch immer fördern würde. Kann das alles wirklich "nur" durch Förderung kommen. Ich habe ihr z. B. nie die Buchstaben "beigebracht".
Danke für`s Lesen!
Gruß
YVI 76

Re: Bitte um Einschätzung zu meiner Tochter, 20 Monate

Verfasst: Do 2. Nov 2006, 10:06
von Neckri
Hallo YVI 76,

ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass deine Maus hochbegabt ist. Das ist aber nicht entscheidend.

Entscheidend ist, dass du dich darauf einstellen solltest, dass deine Tochter diese geistige Nahrung einfach braucht. Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie andere Leute dich und deine Tochtermaus angucken müssen. So als ob du eine durchgeknallte Eislaufmutter wärst. Stimmt's? - Macht aber nix. Auf die anderen kommt es nämlich nicht an. Hör einfach immer gut deiner Tochter zu und gib ihr das, was sie offenbar selber verlangt. Wenn ein Kind hungrig ist, hältst du bspw. eine Banane hin. Biete ihr in diesem Sinn auch hin und wieder etwas Leckeres für's Köpfchen an. Es nützt nichts, sie durch Enthaltung dieser geistigen Nahrung in gesellschaftlich definierte Normen pressen zu wollen. Lieber wirst du dem Kind selber gerecht als dem Mittelwert aller Kinder. Lass sie buchstabieren. Lass sie mit dir zusammen die Welt der abstrakten Symbole entdecken (das mögen HBchen einfach).

Es gibt eben nur ein Problem, nämlich der Unterschied im Entwicklungsalter zu Gleichaltrigen. Du solltest dich schon mal wappnen, dass deine Tochter immer einen gewissen Spagat vollführen muss. Einerseits ist sie ein Kleinkind, andererseits ist sie im Köpfchen so fit wie ein ABC-Schütze. Sie wird bestimmt entsprechend ihrer geistigen Entwicklung vorpreschen wollen. Hier im Forum findest du mannigfaltige Beispiele dafür, was sich später an sozialen und schulbürokratischen Problemen daraus ergeben könnte (aber nicht muss, wie in unserem Fall). In der letzten Zeit wurde aber die Infrastruktur für helle Köpfchen stetig besser. Das kam aber leider nicht dadurch, dass die Politiker sich durch dieses Forum durchgelesen hätten, sondern durch die Pisa-Studien. Wie auch immer. Ich habe das Gefühl, dass es seit der Zeit, als wir deine Beobachtungen an unserer Tochter gemacht hatten, es etwas besser um das Wissen über HB-Kiddies geworden ist. Also mach dir darum eher weniger Sorgen. Es ist gut, dass deine Maus ohne Scheu auf andere zugeht. Stärke ihr Selbstwertgefühl. Rede ihr nicht ein, dass sie ihre Begabungen verstecken soll. Das ist für ein gesundes Selbstbewusstsein kontraproduktiv.

Grüße von

Neckri

Re: Bitte um Einschätzung zu meiner Tochter, 20 Monate

Verfasst: Fr 3. Nov 2006, 12:43
von auch gast
ja da hast du ein exemplar wuerd ich sagen.

das nette ist, ein dramatisches trotzalter wirds nicht geben, da du ja alles erklaeren kannst und ich denke, deine tochter wird rationalen gruenden gegenueber aufgeschlossen sein. schau mal, ob du aeltere kinder findest, mit denen sie spielen kann.
wenn sie sobald als moeglich in einen guten kindergarten gehen kann (der dem thema hb aufgeschlossen gegenueber steht), dann ist das super.
hab keine scheu vor dem koennen deines kindes, fuer sie ist es normal, nimms du auch als normal - und klar, sowas kann man nicht foerdern, wenn ein kind was in dem alter nicht will, da kannst ja sowas von brausen gehen.
was ich halt wichtig find, ist, dass du dich drum kuemmerst, dass deine tochter bei dir immer baby sein kann, wenn sie will und halt auch dass du sie foerderst - aber nicht beim lesen, sondern im sozialen und ethischen bereich - und im motorischen (grobmotorischen). nur so kann sie spaeter auch akzeptanz bei den aeltern bekommen, die sie dann braucht, wenn sie einigermassen gleichtickende kinder als freunde haben will.

billie (meine tochter) hat es teils sehr hart gehabt in dem alter, sie hat sich in ihrer kindergruppe nicht mehr wohlgefuehlt (die anderen hatten alle noch windeln, kleckerten beim essen und sprachen wenig und vorallem spielten lego - sie war sauber, konnte seit monaten tadellos mit guten manieren essen und liebte gute gespraeche - und spiele nicht mit lego sonder mit minilük heften). da haben wir (sommerpause kam uns gelegen) dann reagiert und einen kindergarten gefunden, der sie genommen hat. es war damals fuer sie schwierig, sie spielte rollenspiele, und die anderen gleichaltrigen verstanden einfach nicht ihre wuensche, spiele und anweisungen - und sie verstand damals nicht, dass die anderen zwar gleich gross waren, aber einfach noch nicht so weit fuer so komplexe spiele. da gabs dann schnell mal viel frustgeheule und unsere tochter zog dann in der zeit das zusammsein mit uns eltern in museen und einfach so vor.
aber seit sie ein umfeld hat, wo sie lernen kann (kindergarten) muss ich auch nicht mehr mit ihr lernen, sie ist entspannt und alles passt (meist).

deine maus hat das alles noch nicht erlebt - und ich find es super, dass du dich so frueh drum kuemmerst. freu dich ueber jeden, der dein kind als clever erlebt und ignoriere das gefuehl wie eine eislaufmutter angeschaut zu werden. oder lach drueber. was glaubst wie sie mich anschauen, wenn ich meine maus "schimpf" weil sie wiedermal lieber rumbloedelt anstatt auf den richtigen kopf im ubahnlift zu druecken ("jetzt drueck schon auf ottakring - lies selber" sag ich - und die anderen wundern sich, was das fuer eine schreckschraube ist, die von ihrer 3jaehrigen verlangt, dass sie liest....).
mittlerweile lach ich drueber und meiner tochter ist es wurscht.

je normaler du damit umgehst und NIE NIE NIE dich versteckst damit, desto normaler emfpindet sie sich und faengt auch nicht an zu verstecken.

lg
liz