Ich bin jetzt froh, dass ich endlich auch mal "aus Erfahrung sprechen" kann und nicht immer selbst so hilf- und ratlos in dieses Forum klicke. Soweit es irgendwo in eurer Nähe einen Spielkreis für hochbegabte Kinder gibt, solltet ihr es mit euren Kindern ausprobieren.
Ich bin über eine andere Mutter dort hineingekommen und ich war sehr unsicher, ob ich dort überhaupt angenommen werde, zumal A. ja auch noch nicht offiziell getestet ist. (Solche Spielkreise werden auch oft über die DGHK gelistet.) Jedenfalls war es unglaublich spannend zu sehen, was mit A. passiert ist. Sie hatte erst ganz große Angst und hat sich wieder an mir festgekrallt, als sie die anderen Kinder gesehen hat. Dann hat sie die erste Viertelstunde natürlich wieder nur in Babysprache gesprochen.

Aber dann so ganz allmählich hat sie sich dann getraut und irgendwann ihre Freundin geschnappt, die ungefähr seit einem Jahr in dieser Gruppe ist. Nachdem wir offiziell geklärt hatten, dass die Kinder auch Süßigkeiten essen durften, haben sie erstmal die Süßigkeiten untereinander aufgeteilt. Dabei hat A. schon vergessen, ihre Babysprache beizubehalten. Und als es darum ging, dass es eigentlich für jeden zwei geben sollte und aber am Ende eins übrig blieb, war sie dann diejenige, die zusammen mit ihrer Freundin bestimmte, dass jetzt mal die eine Lakritzschnecke durchgeschnitten werden müsste.

Und sofort kam sie an, um ein Messer zu organisieren. Ein anderes Kind kam dann auf die Idee, dass man die Lakritzschnecke erst aufrollen und dann durchschneiden könnte und wollte dann lieber eine Schere nehmen, was dann auch wieder ausdiskutiert werden musste. usw.
Wir hatten zwar 1001 Gesellschaftsspiel in dem Raum, aber dennoch kam A. dann auf die Idee, dass man doch auch rausgehen könnte. Die anderen Kinder waren sofort begeistert! Die Erwachsenen weniger, wollten wir doch schön im Warmen sitzen, Kaffee trinken und uns unterhalten.

Und einer muss ja raus, auf die Kinder aufpassen. Zum Glück haben wir das dann so geregelt, dass sich einer bereit erklärt hat und dann irgendwann hat man gemerkt, dass die großen Kinder das auch ganz gut alleine geregelt haben. Die Älteste beim Treffen war 18, die hat sich dann ganz toll um L. gekümmert. A. hatte sich zwischendurch mit einem 11jährigen Jungen in den Haaren. Die beiden waren draußen wild am Diskutieren, bis mir eins der Kinder Bescheid gesagt hat, dass A. immer zu den Nachbarn in den Garten läuft.

Ich habe dann bestimmt, dass der 11jährige jetzt ihr Chef ist und sie alles machen muss, was er sagt. (Er hat selbst eine kleine Schwester und hatte damit kein Problem, seine Mutter auch nicht.) DAS war ein Heidenspaß!! Ich hätte das gerne gefilmt. Dreikäsehoch Mrs. Ich-weiß-alles-besser und ihr Gegenspieler Mr. "Ich erklär dir die Welt und lass mich überhaupt nicht aus der Ruhe bringen".
Es war toll, meine Kinder waren beschäftigt, ich konnte mich endlich mal in Ruhe unterhalten über Dinge, die man ja sonst eher für sich behält. Einer der größeren Jungen hatte mit seiner Schwester Qwirkle gespielt und ich hatte so aus dem Augenwinkel beobachtet, was sie da so machen. Irgendwann habe ich draufgeschaut und dachte: Irgendwas stimmt da nicht...

Ich dachte aber, die beiden Kinder sind hochbegabt, die werden schon wissen, was sie da tun. Kurz darauf kam die Mutter vorbeigestapft und sagte nur knapp:"Nee, das geht nicht, das muss da weg!!"
Ich habe dann gesagt:"Ja, irgendwie war mir auch so..." Und sie sagt voll laut:"Ja, warum hast du denn nichts gesagt?" Und ich sagte ganz klein wie eine Maus:"Ja, weil ich dachte, die Kinder sind hochbegabt, die können das viel besser als ich." Großes Gelächter!!! Von allen Seiten...
Später habe ich dann nochmal denselben Fehler gemacht, da hatte mir eine Mutter ein anderes Spiel gezeigt und fragte mich, ob ich das mal ausprobieren möchte. Ich habe dann gesagt, dass ich sowas ja überhaupt nicht kann, weil ich für sowas einfach zu blöd bin. Oh oh, da habe ich wieder eins auf die Rübe gekriegt.

Mein Thema, seitdem ich dieser Gruppe (vorher war ich nur bei den Elterntreffen) angeschlossen bin, ist eigentlich permanent, dass ich mich selber viel zu klein mache und dass es so kein Wunder ist, dass A. ihre Begabungen versteckt. Ich habe versprochen, dass ich dran arbeite...
Ja, am Schluss dann hat L. noch beim Streunen in den Räumlichkeiten noch eine Steckdosensicherung gefunden und diese dann auch sogleich ausgebaut und mit zum Tisch gebracht. Allgemeines vielsagendes Grinsen in der Runde und dann der Spruch der Leiterin:"Mit der Kleinen wirst du auch noch viel Spaß haben, das kann ich dir jetzt schon versprechen."
Dann kam noch der übliche Tanz mit A., die nicht nach Hause wollte.

Das wusste ich sofort und ich habe ihr das auch schon gesagt, als sie vor dem Spielkreis meinte, sie würde da "auf keinen Fall" mit den anderen spielen und sie würde auch "auf keinen Fall" ein zweites Mal mitkommen. Am nächsten Morgen sagte sie, dass sie nicht mehr in den Kindergarten gehen möchte, sondern nur noch zum Spielkreis.
Es war einfach toll, ich kann das jedem nur empfehlen. Und es ist auch überhaupt nicht so, dass da alle nur erzählen und vergleichen, was die Kinder alles können. Es wird auch viel und sehr ehrlich über die Schattenseiten gesprochen, z. B. über sensible Kinder, die noch ins Bett machen, oder über Kinder, die abends noch ewig lange spielen und einfach nicht zum Schlafen zu bewegen sind. Und wenn man Lust hat, dürfen sogar die Erwachsenen auch mal miteinander spielen.

"Entschuldigung, ich habe nur kurz fantasiert." meine große Tochter, 4 Jahre alt (inzwischen 9 geworden)