Verhalten in fremden Situationen

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anne_mm
Beiträge: 3
Registriert: Di 22. Apr 2008, 12:24

Verhalten in fremden Situationen

Beitrag von anne_mm »

Hallo,
ich mache mir zur Zeit etwas Gedanken über unsere 2,5-jährige Tochter. Vielleicht könnt Ihr mir Tips geben oder einfach von Eurem Familienalltag erzählen, ob Ihr ähnliches kennt.
Unsere Kleine ist eigentlich ein sehr fröhliches, temperamentvolles und an wirklich allem interessiertes Kind. Daheim redet sie wie ein Wasserfall, löchert uns seit etlichen Monaten mit "Warum"-Fragen, ist zwar oft sehr fordernd (für uns Eltern auch anstrengend, da wir noch ein kleines Baby haben) aber in ihrer aufgeweckten Art auch zuckersüss. Was mir zu denken gibt ist ihr Verhalten bei Besuch oder in fremden Umgebungen. In diesen Situationen reagiert sie auf 2 unterschiedliche Weisen.
1. Möglichkeit: sie verstummt vollkommen. Sie spricht plötzlich wirklich so gut wie gar nichts mehr-nur mehr Brocken. Kann sie sonst die längsten Schachtelsätze mit den wildesten Verknüpfungen, Konjunktiv, Vergangenheiten, Zukunft nahezu perfekt und kommentiert im Alltag wirklich jede Situation die sich ihr stellt und die sie beobachtet, ist sie dann nicht mehr bereit, auf die einfachsten Fragen zu antworten. Neulich wollte sie nicht mal mehr sagen, wie sie heisst und wie alt sie ist. Und auf die Frage, ob der Ostehase da war nach 1 Minute ein ganz leises "ja".
2. Möglichkeit: sie dreht total auf (motorisch). Hüpft wie wahnsinnig durch die Gegend, fällt dabei über ihre eigenen Füsse, hechelt, lacht wild, schleppt alle möglichen Sachen herbei.
Ich mache mir solche Gedanken, ob ich irgenwas falsch mache. Gebe ich Ihr zu wenig Sicherheit/Selbstbewusstsein? Wobei ich sie schon in allen Dingen immer lobe und sie bestärke. Sie will gerade alles (wirklich alles über Anziehen, Sachen reparieren, Puzzels die weit über ihrer Altersstufe liegen alleine machen. Gelingt ihr etwas nicht auf Anhieb (und sei es nur, dass sie die richtigen Puzzelteile zwar anlegt aber der Karton etwas verknubbelt ist und sie es motorisch nicht genau reinkriegt) bekommt sie riesige Zornausbrüche ("ich kann es nicht", haut auf Puzzel ein, oder ihren Kopf auf Sofalehne (was ich neulich beobachtet habe). Ich versuch sie dann in fremden Situationen oder bei Zornausbrüchen zu beruhigen, in den Arm zu nehmen und sage mir immer vor, wenn sie nichts sagen will, dann muss ich es akzeptieren, schliesslich will ich mein Kind ja nicht "vorführen". Aber die Vorstellung, was in dieser kleinen Kinderseele in dieser Situation vorgeht, tut mir irgendwie weh? Kennt ihr dieses Verhalten bei Euren Kleinen? Habt ihr Tips?
Therry
Dauergast
Beiträge: 81
Registriert: Mo 8. Okt 2007, 14:03

Re: Verhalten in fremden Situationen

Beitrag von Therry »

Hallo anne_mm,

ein bisschen beschreibst du hier meinen Sohn (mittlerweile fast 5).
Er war auch immer sehr schüchtern, wenn Besuch da war. Selbst bei Leuten, die er gut kannte, brauchte er lange, um "aufzutauen". Mittlerweile hat sich das aber gelegt. Heute beobachtet er seinen Gegenüber erst genau und wenn dieser ihm sypathisch ist, dann redet er los, ohne Punkt und Komma, allerdings oft nicht so flüssig wie sonst.

Was das Aufdrehen angeht, so denke ich, dass das völlig normal ist für Kinder in diesem Alter. Ich beobachte das bei meinem Kleinen auch immer und von anderen Mütter weiß ich, dass ihre Kinder sich auch "aufführen". Woran das liegt, weiß ich nicht...vielleicht eine Mischung aus Freude und Aufmerksamkeit erregen, im Mittelpunkt stehen wollen und eventuell auch ein wenig Überforderung mit der Situation.
Meiner hat neulich beim Augenarzt plötzlich Katze gespielt, krabbelte auf dem Boden rum und miaute;-)).

Ich nehme es gelassen und weise ihn dezent darauf hin, dass sein Verhalten nicht soooo angebracht ist und dass man manchmal einfach nicht so toben und lärmen kann, wie man das gerne möchte.

Mach dir nicht so viele Gedanken! Deine Tochter ist doch erst 2,5 Jahre alt!

LG, Therry
orea
Dauergast
Beiträge: 51
Registriert: Fr 11. Jan 2008, 17:20

Re: Verhalten in fremden Situationen

Beitrag von orea »

hallo anne-mm

also ich denke, dass deine Maus halt auch erst lernt, wie sie sich in anderer Umgebung einfügen kann, soll, oder was auch immer.

Was ist denn so schlimm daran wenn sie bei Anderen ihre Schachtelsätze nicht benutzt? Finde das irgendwie eigenartig, gleich auf Probleme zu schliessen.

Aber kann es nicht auch sein, dass ihr euer Mädel immer vorführt? So nach dem Motto - sag doch mal was du schon alles kannst.

Kann mich da sehr gut an meine Kindheit erinnern. Hab dann genau das gemacht, was meine Eltern garnicht wollten.

Lasst sie einfach in Ruhe und wenn sie merkt, dass sie mit ihrer Art nicht beachtet wird, wird sie sich sehr schnell "normal" benehmen.



lg


orea
anne_mm
Beiträge: 3
Registriert: Di 22. Apr 2008, 12:24

Re: Verhalten in fremden Situationen

Beitrag von anne_mm »

Danke für Eure Antworten. Ich denke, Ihr habt recht, dass dieses Verhalten in gewisser Weise bei Gleichaltrigen auch zu beobachten ist (es tut gut, ähnliches erzählt zu bekommen-die Geschichte mit der Katze ist ja richtig goldig Therry!). Es ist einfach schwierig, wenn man sein Kind anders kennt und man dann in diesen Situationen ihre Unsicherheit richtig spüren kann. Da kommt bei mir der Beschützerinstinkt durch, dass ich sie stark machen will und beruhigen. Orea, es ist bestimmt nicht so, dass ich meine Tochter vorführen will, was mich nur bewegt ist, dass ich merke, dass sie sich in diesen Momenten nicht wohlfühlt-und was will eine Mama anderes, als dass die Kleinen glücklich sind und sich stark fühlen, dass ist alles! Also, ich versuche einfach das lockerer zu sehen, vielleicht wächst ja mit dem Alter unserer Maus auch ihre Selbstsicherheit, sie ist ja wirklich noch sehr klein!
LG, Anne
orea
Dauergast
Beiträge: 51
Registriert: Fr 11. Jan 2008, 17:20

Re: Verhalten in fremden Situationen

Beitrag von orea »

anne-mm

ich wollte dich mit meinem Eintrag nicht kränken oder angreifen. Das liegt mir fern. Aber ich weiß wovon du sprichst, denn wir hatten und haben den gleichen Fall noch immer - mittlerweile 10 J. Wenn wir wohin kommen, will er sich mit allen Mitteln in den Mittelpunkt stellen. Früher habe ich immer darauf reagiert und statt besser wurde es schlimmer.

Heute - ich schau garnicht drauf, wenn er mal blöd herummacht, lobe ihn aber, wenn er sich toll benimmt. Hat zumindest in den meisten Fällen gewirkt.

Unangenehmer wirds dann wieder, wenn sich andere einmischen und ihm aufgrund seiner Faxen, oder was grade meint, machen zu müssen, sich mit ihm beschäftigen - dann kann s wieder "peinlich" werden. Wobei die Peinlichkeit ja eher die Eltern verspüren und die anderen meistens garnicht.

Aber meinst du denn, dass sie das macht, weil sie sich nicht wohlfühlt? Oder weil sie sich in den Mittelpunkt stellen will, was ja sehr viele Kinder drauf haben.

Auch wie du selbst bemerktest, ist sie erst 2,5. Besonders kluge Kinder haben oft den Nachteil, dass man sie als älter sieht und daher auh oft zuviel von ihnen verlangt. Intellektuell ist sie zwar schon weiter als andere, aber emotional halt nicht und das Problem haben kluge Kinder sehr oft, dass ihre Emotionen sich nicht vereinbaren lassen mit ihrem Intellekt. Das müssen sie halt lernen, indem sie Erfahrungen sammeln.



lg

orea
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