Hallo Keshali,keshali hat geschrieben:Aber, wie gehen eure Kinder damit um, dass manche Sachen im Fernsehen real sind und manche Fiktion?
wir waren durch die frühe Leseratte gezwungen, uns zeitig mit diesem Problem auseinanderzusetzen. In der Zeitung war aber nur die Kinderrubrik und der Lokalteil interessant, weil verständlich geschrieben (ähm, ich meine natürlich: für eine Dreijährige). Zunächst habe ich klargestellt, dass es zwei "Arten" von Geschichten gibt: zum einen Berichte über tatsächlich geschehene Ereignisse, die man in der Zeitung und in den Nachrichten verfolgt, und zum anderen Märchen, die erfunden oder im Fernsehen nachgestellt werden. Obwohl diese Differenzierung gut verstanden wurde, kamen dennoch Nachfragen wie "ist das wirklich passiert?". Das war aber mehr der Wunsch, das Thema zu vertiefen oder zu weiter zu hinterfragen.
Und Fragen kamen sehr viele. Der Eiertanz um die Details ist nicht immer leicht, aber ich habe stets versucht, die Sachverhalte kindgerecht so lange zu schildern, bis keine Nachfragen mehr kamen. Dadurch wusste sie ganz gut, dass es auch hungernde Kinder oder Menschen mit schlechten Absichten auf dieser Welt gibt. Dieses Wissen war aber nicht schlimmer als die Information, dass Autos Kinder töten können. Also hatte sie sich beim Überqueren einer Straße in acht genommen, so mache Münze ihres Taschengeldes (hatte sie schon früh zur Verfügung) für arme Kinder gespendet und eine gesunde Skepsis vor Fremden entwickelt.
Die Gaunereien in den Romanen haben ihr nicht diese Fragen entlockt "ist das wirklich passiert?", sondern sie hatte diese Pointen ihrer Lesebücher mit einiger Wonne nacherzählt. Jetzt, da ihr diese Frage auf den Punkt bringt, finde ich das im Rückblick eigentlich bemerkenswert. Diese Differenzierung ist vielleicht deshalb nicht schwierig, weil die Frage nach dem realen Hintergrund mit dem Kontext des Erfassens (Zeitung / Buch) offenbar schon beantwortet ist. Im Kontext des Fernsehens kann dies schwieriger sein, weil er beides transportieren kann. Das verunsichert ein Kind womöglich und erfordert auch einen emotional durchaus anstrengenden Sortierungsprozess. Die Printmedien scheinen da klarer zu differenzieren. (Nur Grimms Märchen waren eher unbekömmlich - es sind ja auch eiegntlich keine Kindergeschichten.) Vielleicht hatte ja mitunter diese a-priori-Kanalisierung der Inhalte zur Folge, dass Töchterlein lieber ihre Nase in einen spannenden Kinderroman steckte als dieselbe in Richtung Fernseher zu richten. Vielleicht war das auch gar nicht so schlecht. (Mittlerweile hat sich der Fernsehkonsum natürlich den Interessen ihrer Teeny-Umgebung angepasst. Man muss ja up-to-date sein...

Aber gerade was das Differenzieren beim Fernsehen anbetrifft, fand ich die "Wissen-macht-Ah!"-Sendung gut. Ein Thema wird wie "Nachrichten" anmoderiert und dann über ein Schauspiel vertieft. Diese beiden Sichtweisen werden auch so anschaulich voneinander abgehoben, dass ein Kind die beiden Aspekte zu verstehen und zu erlernen vermag.
Viele Grüße von
Neckri