Die Windel soll weg - aber wie?

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BiHa
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Re: Die Windel soll weg - aber wie?

Beitrag von BiHa »

Ich habe auch so einen kleinen Genießer, der sich am liebsten von mir anziehen und ausziehen lassen möchte. Auch waschen war lange Zeit ein großes Thema. Noch mit 4,5Jahren lag er am liebsten auf seinem Wickeltisch und ließ sich waschen und es führte kein Weg rein, dass sich daran was ändert. Erst als ich 3 Tage in Folge abends nicht da war und er sich mit Papa im Bad gewaschen hat, ging es dann auch mit mir.

Beim Anziehen machen wir meistens ein Wettrennen draus. Bin ich schneller oder er? Oder ist er schneller angezogen, als ich meine Zähne geputzt habe? Das sorgt meist dafür, dass wir morgens gut mit unserer Zeit hinkommen.
Vielleicht ist ja eine Wette zwischen ihm und seinem Bruder möglich, wo du doch geschrieben hast, der wäre schon sehr selbständig?

LG BiHa
Rabaukenmama
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Re: Die Windel soll weg - aber wie?

Beitrag von Rabaukenmama »

Momo hat geschrieben:Hast Du den kompletten Link kopiert und in die Adresszeile eingefügt? Ansonsten heißt der Titel des Buches: "Kinder fördern nach Montessori", geschrieben von Tim Seldin.
Ja, habe ich (sonst könnte ich ja nicht wissen dass es nicht funktioniert).

Danke für den Titel, hab´s dann beim googeln gleich gefunden
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Rabaukenmama
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Re: Die Windel soll weg - aber wie?

Beitrag von Rabaukenmama »

@mamma42: Ohne tägliche Abmachungen ginge bei uns gar nichts. Meine Mutter (bei der er kürzlich ein Wochenende auf Besuch war) meinte zu mit ich hätte ihre grösste Bewunderung weil ich es überhaupt schaffe, ihn täglich pünktlich in den Kindergarten zu bringen. Sie hat in 1,5 Stunden nicht geschafft, ihn fertig zum weggehen zu machen, obwohl sie ihn komplett angezogen hat.

Kleidung selbst aussuchen interessiert meinen Grossen zwar beim einkaufen aber nicht beim täglichen anziehen. Ehrlich gesagt bin ich sogar froh dass er ohne Diskussionen anzieht was ich für ihn raussuche weil das Ganze in der Früh sonst noch länger dauern würde. Wir haben ohnehin ständig Abmachungen (z.B. dass noch ein Buch gelesen wird und er sich dann schnell fertig anzieht). Da habe ich kein Bedürfnis was an Dingen zu ändern, die reibungslos funktionieren.

Sein Körperbewusstsein ist von klein auf sehr gut. Er würde nie auf die Idee kommen ohne Jacke rauszugehen wenn es draussen kalt ist. Wenn die Sonne scheint verlangt er von sich aus eine Kappe, wenn es im Winter kalt ist eine Haube. In der Hinsicht hatten wir noch nie Probleme.

@biha: Der Kleine kann sich noch nicht allein anziehen (wird ja erst 2) , aber er lässt es viel leichter geschehen. Wenn ich gebärde das jetzt "anziehen" drankommt setzt er sich freiwillig auf meinen Schoss und macht mit, so gut er eben kann (z.B. in die Ärmel schlüpfen oder versuchen, den Zipp der Jacke selbst zuzuziehen). Auch seine Schuhe bringt er nach Aufforderung und lässt sie sich anziehen.

Werde mal so ein um-die-Wette-anziehen ausprobieren, vielleicht klappt es ja wirklich. Obwohl - ehrlich gesagt - das Windelproblem für mich um ein vielfaches dringlicher ist.
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Momo
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Re: Die Windel soll weg - aber wie?

Beitrag von Momo »

Rabaukenmama hat geschrieben:
Werde mal so ein um-die-Wette-anziehen ausprobieren, vielleicht klappt es ja wirklich. Obwohl - ehrlich gesagt - das Windelproblem für mich um ein vielfaches dringlicher ist.
Das glaube ich Dir, doch meiner Vermutung nach hängt dies alles miteinander zusammen. Wenn Du seine Selbstständigkeit in verschiedensten Bereichen (An- und Ausziehen, Waschen, Zähneputzen etc.) weiter förderst, dann wird er sicherlich auch für den Toilettengang sensibilisiert. Vielleicht inspirieren Dich ja die Anregungen aus dem empfohlenen Buch.

LG Momo
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heinerprahm
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Re: Die Windel soll weg - aber wie?

Beitrag von heinerprahm »

Hallo Rabaukenmama,

dein Großer ist 4;2 Jahre, in diesem Alter wäre es noch im zeitlichen Rahmen der normalen Sauberkeitsentwicklung (3-5 Jahre), also völlig normal, wenn er noch nicht sauber wäre und noch Zeit braucht, denn es handelt sich bei der Sauberkeitsentwicklung um einen Vorgang der stark von genetischen Voraussetzungen der körperlichen Entwicklung der Ausscheidungsorgane abhängig ist, welche sich nicht durch irgendwelche Sauberkeitserziehungsmaßnahmen beschleunigen lässt.

Bei Deinem Großen kommt jedoch ein weiterer Faktor dazu, denn Du schreibst, dass er bereits im Sommer 2013 bei seinen Großeltern die volle Kontrolle über seine Ausscheidungen erreicht hatte, diese jetzt jedoch wieder verloren hat. Dieses deutet auf eine sekundäre Enuresis http://de.wikipedia.org/wiki/Enuresis#S ... e_Enuresis in Kombination mit einer sekundären Enkopresis http://de.wikipedia.org/wiki/Enkopresis hin.

Daher möchte ich Dir folgenden Artikel empfehlen, der sich zwar vor allem auf die sekundäre Enuresis, also das Einnässen bezieht, aber in dem sich aus meiner Sicht sowohl für das Einkoten, als auch das Einnässen mögliche Ursachen finden lassen und in dem sich aber auch ein Lösungsweg aufzeigt. http://www.wissenschaft-online.de/abo/l ... ycho/13344
Vor allem für eine sekundäre Enuresis (erneutes Nässen nach perfekter Blasenkontrolle) werden eine hohe Vulnerabilität gegenüber belastenden Stressoren sowie weitere psychosoziale Risikofaktoren in Form unerkannter Lernprozesse beschrieben. Bei Einnäßzwischenfällen in der Nacht, aber auch am Tag, kommt es unabhängig von der Blasenfüllung und somit auch von der Trinkmenge zur unkontrollierten Harnabgabe, die nachweislich in engem Zusammenhang mit vorausgegangenen belastenden Ereignissen steht (“Konfliktnässen”).

Folgende erlernte Fehlsteuerung des Verhaltens wird diskutiert: Beim einnässenden Kind verstärken belastende Erfahrungen nicht nur das Zuwendungsbedürfnis, sondern gleichzeitig die Tendenz, die Blase zu entleeren. Ein mit Zuwendung belohnter Lernprozeß bewirkt diese Assoziation, indem das Kind in seiner frühen Kindheit unbewußt lernt, daß sein Kontaktbedürfnis immer dann zumindest kurzfristig befriedigt wird, wenn zeitschnell auf das Harnlassen der zuwendungsintensive Pflegeakt des Wickelns folgt. Durch eine Vielzahl identischer Abläufe festigt sich die Verknüpfung zwischen Zuwendungsbedürfnis und Harnlassen, ein ungewöhnlicher Weg zur Bedürfnisbefriedigung wird eingeschlagen. Von ihm kann erst dann abgewichen werden, wenn Kontakt- und Zuwendungsbedürfnis in Belastungssituationen direkt befriedigt werden, bevor die damit verknüpfte Harnabgabe erfolgt.
... was hier für das Harnlassen geschrieben steht, gilt auch für das Einkoten. Daher denke ich, auch wenn es Dich natürlich jetzt noch zusätzlich belastet, solltest Du das im Interesse Deines Sohnes ärztlich/psychologisch abklären lassen und wenn keine körperlichen Ursachen vorliegen, dann bitte hier lesen http://de.wikipedia.org/wiki/Enkopresis#Behandlung_2
Behandlung
Dem Kind sollten möglichst viele Erlebnisse des Geborgenseins vermittelt werden. Jeder Appell an das Gewissen des Kindes oder an sein Schamgefühl ist zu unterlassen, es würde nur neue oder weitere Schuldgefühle auslösen. Das Einkoten ist häufig nicht nur peinlich für die betroffenen Kinder, nicht selten kommen Eltern mit dem Schuldgefühl zur Therapie, dass sie am Auftreten des Problems verantwortlich sind. Sie sehen sich zum Teil als Mitverursacher.
Ich drücke euch alle Daumen, dass ihr das in den Griff bekommt.

Liebe Grüße
Heiner
Momo
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Re: Die Windel soll weg - aber wie?

Beitrag von Momo »

Rabaukenmama, als Dein Sohn im letzten Sommer bei seinen Großeltern gelernt hat, auf die Toilette zu gehen und keine Windel mehr benötigte, war er in dieser Zeit ohne seinen kleinen Bruder dort? Könnte es sein, dass er dadurch in eine neue Rolle finden konnte? Vielleicht gehen seine Großeltern auch anders mit ihm um und sehen ihn ganz selbstverständlich und natürlich als "großen Jungen". Bei Euch zu Hause hat er täglich das Bild vor Augen, dass sein kleiner Bruder durch sein kleinkindliches Verhalten, welches in seinem Fall natürlich seinem Alter entspricht, viel Aufmerksamkeit, Nähe und Umsorgt- werden erhält. Das will Dein großer Sohn genauso auch bekommen und verhält sich infolgedessen (in diesen Bereichen) auch so wie sein jüngerer Bruder.
Ich denke schon, dass Dein Sohn viel Nähe von Dir erhält, da Du ja auch geschrieben hast, dass er zum Beispiel nachts bei Euch im Elternschlafzimmer schlafen darf, oder dass es auch tagsüber eine Zeit gibt, in der Du Dich intensiv mit ihm alleine beschäftigst.

Ich denke, das Problem würde sich lösen, wenn Dein großer Sohn mehr Nähe, Aufmerksamkeit, Bestärkung und Anerkennung dafür erhalten würde, wenn er sich selbstständig und eigenverantwortlich verhält, als er jetzt für sein kleinkindliches Verhalten bekommt (sorry, wenn ich es so drastisch betitele).
Doch ich möchte mich nicht wiederholen ;)
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Rabaukenmama
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Re: Die Windel soll weg - aber wie?

Beitrag von Rabaukenmama »

Momo hat geschrieben: Ich denke, das Problem würde sich lösen, wenn Dein großer Sohn mehr Nähe, Aufmerksamkeit, Bestärkung und Anerkennung dafür erhalten würde, wenn er sich selbstständig und eigenverantwortlich verhält, als er jetzt für sein kleinkindliches Verhalten bekommt (sorry, wenn ich es so drastisch betitele).
Doch ich möchte mich nicht wiederholen ;)
Tust Du aber. Ich wiederhole mich auch damit vielleicht doch mal rüberkommt dass mein Kind jetzt für sein Verhalten im Normalfall keine gesonderte "Aufmerksamkeit" bekommt. Abgesehen davon bin ich keine eierlegende Wollmilchsau die täglich 24 Stunden bereit steht um nach Bedarf Nähe, Aufmerksamkeit, Bestärkung und Anerkennung zu verteilen. Ja, ich glaube sogar trotz meiner Kinder ein Recht auf ein eigenes Leben zu haben und auch mal nach zwei Stunden intensiver Beschäftigung mit meinem Sohn "ich mag jetzt nicht mehr" sagen zu dürfen. Denn ich bin nicht Animateur, Spielpartner, Dienerin und Dauer-Trostspenderin vom Dienst. Ich bin nur Mama und das ist oft schon schwer genug.

Sowohl mein Mann (natürlich neben seiner Berufstätigkeit) als auch ich widmen den Großteil unserer Zeit uneingeschränkt den Kindern - und das gerne und (normalerweise) ohne es zu betonen. Trotzdem glaube ich, dass auch Eltern ein Recht auf ein eigenes Leben haben und sich nicht verpflichtet fühlen müssen, jedem spontanen Bedürfnis der Kinder nach spielen, kuscheln, reden usw. unverzüglich nachkommen zu müssen. Das meine ich nicht aus irgendwelchen erziehungspsychologischen Gründen mit erhobenen Zeigefinger (Unterton: "Das Kind muss lernen, zu warten/dass man nicht alles haben kann") sondern aus der lebbaren Praxis als Familie heraus.

Es tut mir schon leid, überhaupt gefragt zu haben, ob wer einen Lösungsvorschlag für uns hat. Ich habe aber nicht wissen können dass hier hauptsächlich Leute glauben, eine Lösung bieten zu müssen, die das Problem nur vom Hörensagen oder aus Büchern kennen.

@Heinerprahm: Danke für die Links. Ganz stimmt die Diagnose "sekundäre Enuresis" bei meinem Sohn nicht, weil er nicht 6 sondern nur 3 Monate trocken und sauber war. Bei uns ist es auch nicht so, dass (wie im Link) "zeitschnell auf das Harnlassen der ´zuwendungsbedürftige Pflegeakt des Wickelns folgt". Denn mein Sohn will sich oft den ganzen Tag nicht wickeln lassen. Die heutigen Windeln halten eh schön trocken und wenn er Gage gemacht hat stört ihn das höchstens, wenn er Rad fahren möchte (weil er dann nicht auf dem Sattel sitzen kann).

Das mit der "intensiven Zuwendung" fällt mir immer schwerer, zu hören. Denn für unsere Situation (behinderter kleiner Bruder, der nach langem hin und her Hörinplantate bekommen hat) bin ich weder verantwortlich noch kann ich sie verändern. Das, was mein Mann und ich an Aufmerksamkeit, Bestärkung und Zuwendung zu geben imstande sind, bekommen unsere Kinder. Ich habe nie bestritten dass das Problem psychische Ursachen haben könnte - nur ist mir immer noch nicht klar, welche GENAU das sind und ich habe keine Ahnung was ich von unserer Seite noch verändern könnte. Denn wie ich schon in meiner Antwort an Momo geschrieben habe glaube ich nicht, verpflichtet zu sein, rund um die Uhr sämtliche Bedürfnisse meiner Kinder in der Sekunde befriedigen zu müssen.

Ich habe grundsätzlich weder etwas gegen eine ärztliche noch gegen eine psychologische Abklärung. Unseren Kinderarzt habe ich bei der 4-Jahres-Untersuchung auf das Problem angesprochen (auch darauf, dass sich mein Sohn nicht selbst anziehen mag), aber der meinte das sei nicht so schlimm und würde sich wahrscheinlich bald von selbst geben. Natürlich kann ich ihn trotzdem nochmal bitten Untersuchungen zu machen die organische Ursachen ausschliessen. Danach wird ohnehin der Gang zum Psychologen notwendig werden - also noch mal ein Extra-Plus an Aufmerksamkeit für meinen Sohn (er liebt Arztbesuche).
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Momo
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Re: Die Windel soll weg - aber wie?

Beitrag von Momo »

Denn wie ich schon in meiner Antwort an Momo geschrieben habe glaube ich nicht, verpflichtet zu sein, rund um die Uhr sämtliche Bedürfnisse meiner Kinder in der Sekunde befriedigen zu müssen.
Das habe ich so auch nicht gemeint, da hat Du mich scheinbar missverstanden. Natürlich sollst Du Dich auch um Dich selbst und Deine eigenen Bedürfnisse kümmern können, ich bin ebenso wie Du eine Gegnerin der Dauerbespaßung von Kindern. Was ich meine ist, dass Du die Aufmerksamkeit auf andere Bereiche lenken solltest, die nämlich die Selbstständigkeit Deines Sohnes fördern und seine Eigenverantwortung stärken. Ich meinte nicht die Quantität sondern die Bereiche der Aufmerksamkeit.
Das ist das Schwierige an einem Forum und der Grund weshalb ich mich ständig wiederhole- weil ich das Gefühl habe, schnell missverstanden zu werden. Schade, denn ich habe wirklich versucht, mich in die Situation Deines Sohnes hineinzudenken und Lösungen zu finden. Auch wenn ich nicht aus eigener Erfahrung sprechen kann, ist mein Vorstellungsvermögen denke ich groß genug, mich hineindenken zu können und vielleicht durch meine anderen Erfahrungen konstruktive Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Doch so kann ich leider nicht weiterhelfen, sorry.
Momo
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Re: Die Windel soll weg - aber wie?

Beitrag von Sine »

Als unsere Tochter geboren wurde hatte unser Sohn nach einer Weile auch einen solchen Rückfall. Er wollte wieder gewickelt werden, sich anziehen lassen usw. Tagsüber ist er mittlerweile zum Glück trocken, aber sich gerne anziehen lassen etc., würde er sich auch heute noch am liebsten. Einerseits ist da sein Wunsch schon groß zu sein, andererseits merkt er natürlich, das seine Schwester mehr Zuwendung bekommt (im Sinne von: sie muß gewickelt werden, umgezogen werden, usw.) und von ihm schon viel mehr verlangt wird.

Er ist ähnlich wie Dein Sohn, Raubaukenmama, auch extrem fordernd und reißt jegliche Aufmerksamkeit an sich - oder versucht es zumindest. Er ist aber auch sehr darauf bedacht, schon besser/größer/schneller als seine Schwester zu sein. Das nutze ich mitunter aus, indem ich z.B. sage "Oh, Schwester zieht sich schon alleine die Schuhe an, schau mal. Das kann sie fast schon." Oder nur an die Schwester gewandt, mit dem Bewußtsein, daß er es hört: "Ja, da ist deine Hose, die kannst du anziehen" - Oder eben sowas an der Art. Das wurmt ihn oftmals so, daß er ganz schnell seine Sachen auch anzieht oder eben schneller sein will. Denn das seine kleine Schwester (so alt wie Dein kleiner Sohn) ihn irgendwie einholen könnte, das wird er vermeiden wollen. (klappt aber nicht immer, oft ist ihm das alles auch total wurscht, was seine Schwester macht)

Rückfälle gab es bei uns öfter, wenn Schwester einen Entwicklungsschritt machte. Z.B. sie lernt laufen, sie beginnt zu sprechen. Dann wurde Sohn auch wieder Baby, sprach teilweise in babysprache usw. Das gab sich aber alles recht schnell wieder.
Siehst Du bei Deinem Sohn vielleicht einen Zusammenhang mit den Hörimplantaten des Kleinen? Das er es als eine Art Bedrohung/Veränderung sehen könnte? Besteht da womöglich ein zeitlicher Zusammenhang?
Oder noch etwas krasser gedacht, möchte er vielleicht auch "etwas haben"?

Kam er denn von seinen Großeltern wieder und wollte schlagartig gewickelt werden oder hat sich das eher eingeschlichen? Kann es ein "Machtproblem" sein? Er sagt ja, er will nicht auf's Klo gehen, weil er eben nicht will. Da möchte er also die Kontrolle haben, die Macht?

Ansonsten hilft bei unserem Sohnemann auch: wenn er sich nicht anzieht, muß er im Schlafanzug in den Kiga. Dann heißt es, so wir gehen jetzt - und plötzlich ist er innerhalb einer Minute angezogen.

Manchmal sage ich auch zum Großen, er könne der Kleinen ja mal zeigen, wozu der Topf da ist. Oder eben die Toilette. (bzw. hat er das auch schon von sich selbst aus gemacht. Allerdings ist der Hintergedanke hier, daß die Kleine den Topf/Klo annimmt, was sie bisher verweigert. Sie zieht sich aber gerne aus und so ist schon manche Pfütze etc. in der Wohnung gelandet, was recht nervend ist.). Wäre das vielleicht ein Anreiz für Deinen Großen? Das er dem Kleinen zeigen kann, wie das geht und wozu das gut sein soll, um von seiner Windel los zu kommen? Versucht der Kleine es schon manchmal mit dem Topf/Toilette? Was sagt der Große dazu?

Ich drücke euch auch die Daumen, daß sich das Problem bald löst, denn ich kann mir gut vorstellen, wie das schlaucht. Vor allem, wenn niemand in der Nähe wohnt, der die Kinder, oder zumindest eins mal übernehmen kann. Oder einen Teil der Arztbesuche oder oder. Das wäre ja schon eine große Entlastung.
heinerprahm
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Re: Die Windel soll weg - aber wie?

Beitrag von heinerprahm »

Hallo Rabaukenmama,

ich schreibe zu diesem Thema auch mit einem sehr zwiespältigen Gefühl, denn ich gebe mir wirklich Mühe Dir valide Informationen zukommen zulassen, ohne Dich dabei irgendwie anzugreifen, oder zu belehren, oder etwas in der Richtung und das möchte ich in einem Forum wie diesem hier auch gerne öffentlich machen, denn alleine an der Anzahl der Beträge hier, kann man ablesen, dass dies ein Thema von hohem allgemeinen Interesse ist, bei dem es sicher auch viele Betroffene gibt, die einfach nur still mitlesen, Informationen haben möchten, oder eben nur an dem Ausgang der Geschichte interessiert sind. Aber mir fällt es wirklich immer schwerer Dir zu schreiben (das gilt nicht nur für dieses Thema), denn egal wie ich, oder andere, Dich anschreiben, Du bist sofort in dieser offenen, oder latenten Konfrontationshaltung und spielst dann immer die Karte mit deinem behinderten Kind aus.

Dabei bist Du es die dieses Thema eröffnet hat, dessen Überschrift lautet "Die Windel soll weg - aber wie?" und z.B. ich gebe mir wirklich Mühe das was Du schreibst alles zu lesen, zu verstehen, einzuordnen und ich mache mich auch auf den Weg und suche nach fachlichen Informationen und dabei ist es halt so, dass bei dieser Thematik des Einkotens/Einnässens, wenn keine körperlichen Ursachen vorliegen, der einzige Lösungsweg, über das sofortige befriedigen des Kontakt- und Zuwendungsbedürfnis und das Erlebnis des Geborgenseins, bei gleichzeitiger Vermeidung von Druck in Richtung z.B. von Appellen an das Gewissen des Kindes, oder an sein Schamgefühl, führt.

Und da muss ich Dir sagen, dass Du zwar behauptest Dich in Deiner Wahrnehmung intensiv genug, um Dein Kind zu kümmern, aber es effektiv nur dann tust, wenn Du es für richtig hältst und wenn es in Deinen Zeitplan passt, wobei Du immer auch den hohen Pflegebedarf des Bruders als Trumpf ins Spiel bringst und das Ganze natürlich nicht ohne zu betonen, dass Du ja auch nicht rund um die Uhr für Deine Kinder da sein musst, da bist Du ja als moderne Frau nicht verpflichtet und außerdem ist ja auch nicht genug Geld da... etc.pp

Das sehe ich völlig anders, ich bin der Meinung, dass Du 100% in der Verpflichtung bist und gerade wenn Dein Sohn mit solchen Problemen kämpft ist diese Verpflichtung um so größer! Denn Du kannst in diesem Fall, wenn z.B. eine sekundären Enkopresis vorliegen sollte, diese Verpflichtung zur Fürsorge mit anderen Personen nur sehr bedingt teilen (z.B. mit Deinem Mann), denn es ist wahrscheinlich, dass der von Deinem älteren Sohn eventuell empfundene Mangel an Aufmerksamkeit alleine an Deiner Person festzumachen ist, Du also Teil und Auslöser und gleichzeitig die Lösung des Problems bist... und ob das alles der Fall ist, lässt sich eben nicht durch Aussitzen, oder Bagatellisieren eruieren, sondern dort muss intensiv an dem Problem gearbeitet werden, es müssen Informationen her, es muss untersucht werden, es bedarf (auch wenn Du es nicht mehr hören willst) vielleicht kein mehr an Zuneigung und Aufmerksamkeit, aber einer anderen Qualität dessen und das sollte umgehend geprüft werden, auch mit Blick auf die zukünftige seelische Gesundheit deines Kindes.

Und bitte, ich schreibe Dir das alles wirklich im Guten, das einzige was ich möchte, ist das Du nachdenkst, nicht nur über die Informationen, sondern auch über Deine persönliche Haltung und Deine Einstellung Deinem Kind gegenüber und wenn Du dann zum Schluss kommst, 'alles ist gut', dann ist das prima, aber ich denke Du solltest nicht diejenigen hier so angehen und Dich selbst ständig angegriffen fühlen, für das was andere und z.B. ich Dir hier schreibe; ich kann von meiner Position aus sagen, dass ich Dir das alles schreibe, weil mir 100% an der Lösung des Problem etwas liegt, vor allem im Sinne Deines Sohnes, das alleine ist meine Motivation und 0% von dem was ich schreibe hat irgendetwas mit persönlichen Angriffen in Deine Richtung zu tun, sowas ist mir auch völlig fremd. Das es so klingt, mag sein, das liegt aber auch am Medium, aber ich kann Dir versichern, dass ich solche Intentionen nicht verfolge und ich denke das tun die anderen hier auch nicht und schon gar nicht bei so einer schwierigen Problematik mit der Du hier konfrontiert bist. Das was ich hier lese sagt mir, das alle im Rahmen ihrer Möglichkeiten helfen wollen, das einiges davon dann vielleicht nicht 'richtig' ist, oder bei Dir 'falsch' ankommt, liegt in der Natur der Sache, aber da solltest Du dann auch toleranter sein und das realistisch reflektieren.

Wie gesagt, ich wünsche euch alles Gute.

Liebe Grüße
Heiner
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