Gibt es das wirklich???

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ankaki
Dauergast
Beiträge: 88
Registriert: Sa 27. Mär 2010, 21:04

Gibt es das wirklich???

Beitrag von ankaki »

Hallo,

muß euch mal eine vielleicht etwas komische Frage stellen.
Mir sagte die Tage eine Bekannte, wenn kleine Kinder zu früh oder sehr früh trocken sind, dann bekommen sie ziemlich sicher später irgendwelche Zwangsverhalten, z.B. einen Waschzwang.
Sie hätte das in einem Psychologie-Ratgeber gelesen :?:
Hintergrund: Unsere Jüngste ging das erste Mal mit 13 Monaten auf die Toilette, weder Töpfchen noch Aufsatz, nein, richtig draufsetzen, festhalten und los gehts ;)
Sie kündigt auch an, wenn sie mal muß, ist nun 18 Monate und geht zuhause zuverläßig, im Kiga (ist sie erst seit vier Wochen) sagt sie nichts ,macht aber trotzdem, wenn man mit ihr geht.
Ich habe mir da nie Gedanken drüber gemacht, denke, sie eifert einfach der großen Schwester nach. Finde es auch so sehr praktisch und habe sie ja auch zu nichts gezwungen.

Habt ihr so etwas schon einmal gehört?? Habe mich etwas gewundert.
Wäre gespannt auf Antworten oder Erfahrungsberichte.
Unsere Ältere war mit 2 Jahren und 1 Monat trocken, fand ich damals auch ziemlich früh, sie hat ganz sicher keinen Waschzwang - allerhöchstens einen Wissens-Aufnahme-Zwang :D

LG!
himmelblau
Beiträge: 6
Registriert: Di 25. Jan 2011, 12:09

Re: Gibt es das wirklich???

Beitrag von himmelblau »

Hallo ankaki,

so einen Spruch musste ich mir auch mal anhören. Ich hatte bei entfernten Bekannten meinen Kurzen (damals knapp über einem Jahr) aufs Töpfchen gesetzt, weil er schon ganz früh nur sehr ungern in die Windel gesch... hat. Darauf die Bekannte: "Jaja, und dann landen solche Kinder bei uns in der psychologischen Beratung!"

Meine Meinung zum Trocken werden: Es kommt nicht auf das wann an, sondern auf das wie. Man kann immer psychischen Druck aufbauen, ob das Kind nun ein Jahr alt ist oder vier.

Ich komme aus dem Osten Deutschlands - da hat man den Kindern schon sehr früh die Windeln weg genommen. Natürlich hatte man dort auch eine andere Auffassung vom "Trocken sein". Die Kinder wurden halt auch auf den Topf geschickt. Klar - der Schließmuskel ist noch nicht 100%ig ausgebildet - Unfälle gehörten da einfach dazu. Eine nasse Hose war kein Drama und erst Recht kein Grund, das Kind für die nächsten sechs Monate 24/7 in eine Windel zu stecken. Trotz der frühen "Töpfchen-Dressur", kenne ich keine Leute mit Zwangsverhalten.

Ich habe mit meinem Sohn eine sehr moderate Form von "windelfrei" (mal googeln) gemacht. Das hieß für mich, meistens Windeln, aber viel Luft am Popo und beim Windelnwechseln Pipi machen lassen (erst Abhalten und dann eben das Töpfchen). Mit 15 Monaten habe ich die Windel tagsüber ganz weggelassen. Dann gab es halt jeden Tag ein bis zwei nasse Hosen. Groß hat mein Sohn eigentlich seit dem dritten Monat nicht mehr in die Windel gemacht. Sonst hätte ich mir das mit dem windelfrei vielleicht überlegt :roll: Und ich habe auch mein Kind nicht alle halbe Stunde auf den Topf gesetzt. Das hätte mein Sohn nie mitgemacht. Wenn das Kind gar nichts signalisiert, geht es in dem Alter nicht. (Gut, etwas Bestechung gab es auch. Auf dem Topf wurde ganz oft was vorgelesen. Vielleicht ist Sohnemann deshalb sprachlich so weit :mrgreen: )

So lange man sich und dem Kind keinen Druck macht, spielt für mich der Zeitpunkt keine Rolle. Da kann man auch schon ab der Geburt die Windel weglassen, wenn man das toll findet. Mir wäre das zu stressig :P Die Kleinen Pinkeln einfach zu oft.

Ich finde es gut, dass du deiner Tochter zu Hause die Möglichkeit gibst, ihrer großen Schwester nachzueifern. Und selbst wenn noch ein Rückfall kommt, deine Tochter hat das Prinzip schon begriffen. Die Routine und die Selbständigkeit kommen mit der Zeit.

Liebe Grüße!
heinerprahm
Dauergast
Beiträge: 536
Registriert: Di 17. Mär 2009, 23:19

Re: Gibt es das wirklich???

Beitrag von heinerprahm »

ankaki hat geschrieben:Hallo,
muß euch mal eine vielleicht etwas komische Frage stellen.
Mir sagte die Tage eine Bekannte, wenn kleine Kinder zu früh oder sehr früh trocken sind, dann bekommen sie ziemlich sicher später irgendwelche Zwangsverhalten, z.B. einen Waschzwang.
Sie hätte das in einem Psychologie-Ratgeber gelesen :?:
LG!
Hallo Anika,

das ist so ein klassischer Fall, in der Beobachtungen gemacht werden, die auch tatsächlich in dieser Form gehäuft auftreten (also hier frühes Trocken sein und spätere Häufungen von Zwangsverhalten), aber das zugrunde liegende Ursache- und Wirkungsprinzip nicht verstanden wird und somit falsche Schlüsse gezogen werden.

Es liegt nicht am frühen Trocken werden, sondern bei den Fällen die später gehäuft Zwangsverhalten zeigen, an den Umständen unter denen sie früh trocken wurden. Wenn das Trocken werden völlig ohne Druck, auf völlig natürliche Weise einfach früher stattfindet als im Durchschnitt, dann besteht überhaupt kein höheres Risiko. Wenn jedoch eine Sauberkeitserziehung stattfindet, die Druck erzeugt, die vielleicht noch mit Ekelgefühlen und Strafe arbeitet, welche Sauberkeit völlig überhöht, mit dem Ziel das Kind möglichst schnell trocken zu bekommen, dann ist natürlich das Risiko extrem hoch, dass sich daraus unbewusste Denk- und Verhaltensmuster verfestigen, die sich später verselbstständigen und in andere Bereiche abwandern und Zwangsverhalten Tür und Tor öffnen.

Übrigens:
Kinder mit Sauberkeitserziehung werden durchschnittlich mit 30 Monaten trocken, tagsüber werden sie übrigens etwas früher, nämlich durchschnittlich mit 28 Monaten, nachts dann mit durchschnittlich 33 Monaten trocken.

Kinder ohne Sauberkeitserziehung werden durchschnittlich mit 30 Monaten trocken, tagsüber durchschnittlich mit 28 Monaten, nachts durchschnittlich mit 33 Monaten! Das identische Ergebnis.

Regelmäßiges Auf-den-Topf- oder Auf-die-Toilette-Setzen, nächtliches Wecken, die Kontrolle der Trinkmenge am Abend, Bestrafung für nasse Hose oder nasses Bett oder Belohnung für trockene Hose oder trockenes Bett, also klassische Sauberkeitserziehung, lässt kein Kind schneller trocken werden. Denn die Sauberkeitserziehung spielt anfangs, in den ersten beiden Lebensjahren, eine höchst unbedeutende Rolle, vorausgesetzt, sie läuft liebevoll und geduldig ab. Unter diesen Bedingungen nützt sie zwar nichts, schadet aber auch nicht (Brazelton, 1962, Haug-Schnabel, 1994b).

Sie kann jedoch eine langfristig ausgesprochen negative Rolle spielen, wenn sie bereits in den ersten beiden Lebensjahren bestrafend und überfordernd war!

Auffallend ist, dass gerade unter den Kindern, die wegen massiver Einnässprobleme dem Kinderarzt vorgestellt werden, überdurchschnittlich viele sind, mit denen besonders früh eine Sauberkeitserziehung begonnen worden war. Viele Wissenschaftler vermuten heute in einem extrem frühen Start der Sauberkeitserziehung mit überfordernden und bestrafenden Maßnahmen einen gewichtigen Grund für späteres Einnässen. Der frühe Start ist zwar unangebracht und im Hinblick auf ein schnelleres Erreichen der Blasenkontrolle erfolglos, aber als solcher sicher noch kein Grund für späteres Einnässen. Er kann jedoch ein Zeichen für einen besonderen Erziehungsstil sein. Das ungeduldige, oft fordernde Eingreifen in das kindliche Entwicklungsgeschehen ist zumeist mit unglücklichen Methoden verbunden. Eltern und Kind müssen sich in diesem Anforderungsgeflecht dauernd enttäuschen, was ihre Beziehung belastet.
Aus einer recht guten und informativen Seite rund um das Thema „Die Entwicklung der Kontrolle über Blase und Darm“ (gerade auch was das späte Einnässen) betrifft: http://www.familienhandbuch.de/cmain/f_ ... _1153.html

Liebe Grüße
Heiner
ankaki
Dauergast
Beiträge: 88
Registriert: Sa 27. Mär 2010, 21:04

Re: Gibt es das wirklich???

Beitrag von ankaki »

Hallo,

vielen lieben Dank für eure Antworten und danke dir, Heiner, für die Links.
Nein, mit Zwang geschah hier nie etwas.Ganz im Gegenteil, ich war ja selber völlig überrascht. Und am Anfang war es auch eher nervig, wenn die kleine Madam sich alle halbe Stunde die Hose runterzuziehen versuchte und Richtung Toilette tapste, denn dann muß man ja alles stehen und liegen lassen und mitflitzen :)
Aber jetzt macht sie das schon viel kontrollierter. Ich finde es nun sehr praktisch, da der Windelkonsum natürlich auch zurückgeht und irgendwie gibt ihr das scheinbar auch ein ERfolgserlebnis!!
ich denke, dann wird das schon alles gut so ein. Ändern können wir es ja ohnehin nicht, kann sie ja schlecht zwingen, in die Windel zu pieseln, oder? ;)

Danke und LG!
Gast

Re: Gibt es das wirklich???

Beitrag von Gast »

Hallo,
wir haben unsere Kleine mit ca. 9 Monaten das erste Mal auf Töpfchen gestetzt, nie mit irgendwelchem Zwang, sondern immer mit etwas Positivem (Spielzeug, Fingerspiele...). Mit 12 Monaten ging sie dann mehrmals pro Tag auf den Topf, zum einem, weil wir ungefähr wussten, wann sie ungefähr mal "musste" und zum Anderen, weil es ihr Spaß machte!
Dumme Bemerkungen musste ich mir selbst dazu zwar nicht anhören, aber ich weiß von meiner Cousine(, die es mit ihren Jungs genauso gehandhabt hat), dass so Manche sie als beschimpft haben, sie würde ihre Kinder zum Sauberwerden zwingen. (gewisse Vorteile gegenüber ihrer ostdeutschen Abstammung und der damaligen DDR-erziehung schwangen dabei auch mit. Aber da meine Oma zu DDR-Zeiten selbst Krippenerzieher war, weiß ich, das frühes Gewöhnen ans Töpfchen nicht (umbedingt) mit Erziehungsdruck zusammen hängt.)
Mit 18 Monaten wollte unsere Kleine dann schon gar nicht mehr NUR auf den Topf sondern GLEICH aufs Klo - "so wie Papa"! :D
Windeln will sie seitdem nicht mehr anhaben! (höchstens mal noch über Nacht)
ankaki hat geschrieben:Ändern können wir es ja ohnehin nicht, kann sie ja schlecht zwingen, in die Windel zu pieseln, oder? ;)
Genau das habe ich mir auch gesagt! Ein Kind, das trocken werden WILL, ist vielleicht einfach nur ein Stück weiter als andere oder hat ein gesundes Maß an Ergeiz!
alibaba

Re: Gibt es das wirklich???

Beitrag von alibaba »

Gast hat geschrieben: Ein Kind, das trocken werden WILL, ist vielleicht einfach nur ein Stück weiter als andere oder hat ein gesundes Maß an Ergeiz!
Das halte ich für eine gewagte These. Es ist insofern weiter als andere Kinder - klar es hat das Alleinstellungsmerkmal in diesem Alter bereits trocken zu sein und teilt es sich mit einem unerheblichen Prozent. Genauso wie es Kinder gibt die eben vorher laufen, vorher die Buchstaben können, vorher alleine essen. Ob das am Ehrgeiz des Kindes alleine liegt? Ehrgeiz kennt das ein Kind schon mit 9 Monaten wenn es anfängt zu laufen oder bereits sogar schon alleine laufen kann? Und Ehrgeiz in der Nacht? Kann man das tatsächlich damit beieinflussen? :gruebel:

LG
calimero
Dauergast
Beiträge: 88
Registriert: Mo 1. Nov 2010, 12:49

Re: Gibt es das wirklich???

Beitrag von calimero »

Guten Morgen!

Und ich störe mich an den DDR Vergleichen. Da schwing immer:"Das hab ich früher auch gemacht, hat mir auch nicht geschadet, bin auch groß geworden." mit.

Ehrgeiz bei einem 9 Monate alten Kind? Das wag ich zu bezweifeln. Ich glaube da eher, dass die Kinder durch Ausprobieren an neue Eindrücke kommen und das dann ausbauen oder wieder verwerfen.
Will sagen, mein Sohn hat drei Monate wie ein kleiner Wirbelwind "geübt" zu laufen. Immer ist er um den Tisch geflitzt. Nachdem er das Gefühl hatte (meine Vermutung) jetzt schaff ich das Laufen freihändig, ohne auf die Nase zu fallen, ist er losgelaufen. Aber ich kann da kein Ehrgeiz sehen. Das würde ja voraussetzten, dass er eine genau definiertes Ziel hat (hier freihändig Laufen). Auch da tu ich mich schwer mit dem Glauben daran.

Man sollte hier vielleicht das Wort Zwang für sich oder auch im allgemeinen definieren.
Für mich ist es, zumindest einengend, wenn ich ständig frag:"Musst du noch mal aufs Klo?". Das zwingt ja schon, dauernd drüber nach zu denken.
Und wie Heiner schon so schön zitierte, es wird sowieso nix beschleunigt durch "Töpfchentraining". Also was soll der Stress, das ewige nachfragen, immer wieder umziehen und die Blamage, dass es doch noch nicht so klappt. Nö, da spiel ich nicht mit, is mir meine Zeit zu schade für ;)

Wünsche allen nen schönen Tach
calimero
Gast

Re: Gibt es das wirklich???

Beitrag von Gast »

HALLO,
urmelis hat geschrieben: Hallo Calimero,
Die beiden Mädels haben klar definierte Ziele, und zwar schon als Babys. Auch der Mittlere hat Ziele - er arbeitet aber nicht so verbissen daran, sie zu erreichen.
Diese Verbissenheit ist auch typisch für meine Tochter: hat sie sich was vorgenommen bleibt sie solange dabei, bis sie es geschafft hat. Genauso war es auch beim Trockenwerden: Sie sagt eines morgens plötzlich, sie will keine Windel und hat sich mit Händen und Füßen gewehrt, wenn man ihr Eine anziehen wollte. Aufs Töpfchengehen kannte sie ja schon, also sagte sie nun einfach immer Bescheid, wenn sie musste oder flitzte schon von sich aus ins Bad.

@alibaba
alibaba hat geschrieben: Und Ehrgeiz in der Nacht? Kann man das tatsächlich damit beieinflussen?
Ich verstehe deine Frage nicht ganz. Ich wollte eigentlich nur sagen, dass unsere Tochte nachts noch ab und an Windeln umhat, weil sie im Schlaf manchmal einmacht. (Sie schlafwandelt nachts sehr oft, vielleicht dabei dann - genau weiß ich das nicht.) Aber gerade wenn wir mal auswärts übernachten z. B. trägt sie dann öfter mal eine Windel.

@calimero
calimero hat geschrieben: Und ich störe mich an den DDR Vergleichen. Da schwing immer:"Das hab ich früher auch gemacht, hat mir auch nicht geschadet, bin auch groß geworden." mit.
Ich störe mich einfach nur an Menschen, die einem ins Gesicht sagen, die DDR-Erziehung hätte ausschließlich psychischgestörte Kinder produziert, wohlwissend, dass ihr Gegenüber in Ostdeutschland aufgewachsen ist.

@Koschka
Koschka hat geschrieben:es sind nicht mal 50 jahre her als man pampers erfunden hat. ohne windeln war das alter des trockenwerdens viel niedriger. es lag daran, dass die kinder sich erst mal gar nicht daran gewöhnt haben, dass die hosen trocken bleiben, egal wie oft man reinpinkelt. ich sehe da kein Ergeiz oder Willen. Das ist ein Weg, wie man eine unangenehme Situation vermeiden kann.
Da hast du nicht ganz unrecht, vielleicht ist aber einfach auch der Wille/Ergeiz, die eine unangenehme Situation zu vermeiden! Das ist schließlich auch ein Ziel, zumal wenn man keine super Urin-absorbierende Pampers, sondern, wie unsere Tochter Stoffwindeln trägt. Die sind ja selbst nach dem Einnässen feucht und dass man das (als Kind) verhindern will, finde ich eigentlich einleuchtend!
SabineKu
Beiträge: 6
Registriert: Do 24. Feb 2011, 16:30

Re: Gibt es das wirklich???

Beitrag von SabineKu »

Ich denke auch das ist völliger Quatsch! Dementsprechend kann man solche Ratgeber
meist vergessen. Die sind schlampig recharchiert und irgendwelche Leute machen an-
geblich irgendwelche Beobachtungen mit kleinen Stichproben und treffen dann solche
Ausagen, wie:

"Von allen 5-untersuchten Kindern, die zu früh trocken waren, hatten genau zwei später
einen Waschzwang. Oder noch schlimmer, sie Treffen selber Ihre Aussagen aufgrund von
mittelmäßiger Literatur.

Mach Dir keine Sorgen, Dein Kind ist mich Sicherheit vollig normal! ;)
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