Die Windel soll weg - aber wie?

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Rabaukenmama
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Die Windel soll weg - aber wie?

Beitrag von Rabaukenmama »

Heute komme ich mal wieder mit meinem Frust-Thema. Denn nachdem mein Sohnemann vergangenen Sommer bei Oma und Opa gelernt hat, ins Klo oder in den Topf Lulu und Gaga zu machen, hatte er etwa 3 Monate später (Ende Oktober/Anfang November) einen Rückfall in seine alten Verhaltensmuster. Da er leider auch nicht mehr gesagt hat wenn er sich vollgemacht hat mussten sie ihm im Kindergarten aus hygienischen Gründen wieder Windeln geben und daraufhin hat es zu Hause auch nicht mehr geklappt.

Nun steht ja in manchen Erziehungsratgebern dass ältere Geschwisterkinder häufig in kleinkindliche Verhaltensmuster zurückfallen weil das Baby ja alles "darf" (in die Windeln machen, Flaschi trinken, Schnullern) und die Grossen sicher sein wollen, dass die Eltern ihnen dasselbe auch zugestehen. Laut diesen Ratgebern wird das Kind sein Verhalten aber bald von sich aus wieder aufgeben wenn es bemerkt, dass es dasselbe "darf" wie das Baby; und wird wieder seinem Alter und seiner Reife entsprechend handeln.

Nun, wir haben die Situation, dass unser Kind wieder Windeln braucht, aber jetzt schon ein halbes Jahr. Im Kindergarten waren sie eine Zeitlang uneinig wie damit umzugehen ist und meinem Sohn wurde mal wegen absichtlich-einnässen der Vorschulbesuch verweigert. Das hat ihn zwar sehr gekränkt und er hat bitterlich deshalb geweint, gebracht (im Sinne von: das ist Motivation, wieder trocken und sauber zu werden) hat es aber nichts. Habe dann mit der Kindergartenleitung gesprochen und wir haben uns darauf geeinigt, meinen Sohn kommentarlos zu wickeln wie ein Kleinkind und keinen weiteren Druck auszuüben. Das ist jetzt auch schon wieder über 2 Monate her, geändert hat sich aber nichts an der Situation.

Wenn sich mein Sohn bei mir beklagt, dass die anderen Kinder "Gagalakalulumacha" oder ähnliches zu ihm sagen dann sage ich ihm schon, dass das wahrscheinlich daran liegt, dass alle andern Vorschulkinder keine Windel mehr brauchen und es natürlich stinkt, wenn er angegackt ist. Auch eine volle Lulu-Windel riecht etwas unangenehm und das wird es sein, was die anderen Kinder stört. Wenn ich das sage reagiert er nicht darauf oder wechselt das Thema.

Ansonsten spreche ich meinen Sohn nicht aufs sauber-werden an und ich habe auch nicht den inneren Druck, ihn jetzt um jeden Preis wieder sauber zu bekommen. Aber wünschen würde ich mir natürlich schon, dass das endlich wieder klappt. Hin und wieder ist mein Sohn selbst motiviert und verlangt von sich aus eine Unterhose statt einer Windel und wenn es irgendwie möglich ist (also wir nicht unterwegs sind) bekommt er sie auch. Nur endet das im besten Fall mit einer nassen Hose und im schlechtesten Fall mit eine Lacke auf dem Boden, die ich erst bemerke, nachdem beide Kinder mehrere Male durchgegangen sind.

Vor einigen Monaten habe ich meinen Sohn in Abständen immer wieder gefragt ob er aufs Klo muss und wenn er verneint hat manchmal trotzdem verlangt, dass er es zumindest probiert (z.B. morgens nach dem aufstehen oder nach viel trinken), aber das hat auch nichts gebracht. Manchmal ist er 10 Minuten auf dem Topf gesessen und nichts ist gekommen, dafür war 5 Minuten später wieder eine Hose nass und eine riesige Lacke am Boden. Jetzt frage ich schon seit 2 Monaten gar nicht mehr, ob er auf´s Klos muss. Als er es konnte musste man ihn auch nicht erinnern. Sogar im Urlaub war er tagsüber komplett sauber und es gab keinen einzigen Zwischenfall.´

Ich hab´s auch einige Zeit mit sogenannten "Trainerhöschen" probiert, das ist so eine Mischung aus Stoffwindel und Unterhose, wo die Kinder im Gegensatz zu den Wegwerfwindeln schnell das Gespür für Nässe haben, aber auch das hat nichts gebracht.

Organisch ist die Sache so weit abgeklärt, dass es kein Harnwegsinfekt oder ähnliches ist. Ich habe mit Teststreifen aus der Apotheke getestet und auch unser Kinderarzt hat einen Harntest gemacht - alles ok! Leider wird der Druck meiner Umgebung immer grösser: Nicht nur meine Schwiegermutter meint, das müsse er doch schon längst können, auch mein Vater ist der Ansicht und vom Kindergarten kommt auch immer wieder mal ein Wink, dass es jetzt mal wirklich höchste Zeit wäre... Mein Sohn ist zwar in einer altersgemischten Familiengruppe, aber auch dort sind sie natürlich nicht begeistert, einen Vierjährigen wickeln zu müssen.

Der Grossteil der klugen Kinder, die ich kenne, war sehr früh sauber, aber spätestens mit 3,5 Jahren hatte es zumindest tagsüber alle Kinder raus. Kennt das wer von Euch oder hat wer einen Rat?
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Linasina
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Re: Die Windel soll weg - aber wie?

Beitrag von Linasina »

Hallo, das ist ein schwierges Thema auch bei Uns. Meine war zwar tags mit 3 Jahren trocken aber nachts ist Sie es mit 5 also so richtig jetzt erst geworden. Der Kiga machte Druck und das gesamte Umfeld hat riesen Druck gemacht. Die Kinderärztin sah es locker. Als diese dann Druck machte und mir einen Kalender mit gab, ging es besser. Der Großen gefiel es die lachenden Gesichter ein zu tragen. Es war irgendwie einen Anstups den Sie brauchte.
Sie hatte immer Restharn der sich dann nachts entleerte.
Nachts bildet sich ein Hormon, erst wenn der Körper das bildet, dann kann das Kind nachts trocken werden.
Tagsüber ist es immer so gewesen dass wenn Sie etwas gespielt hat oder auf einem fremden Spielplatz, war dann doch immermal etwas in die Hose gegangen. Das ist auch öfters mit 4 noch passiert.
Als die Kleine geboren wurde gab es tags keinen Rückfall aber nachts war die Windel jede Nacht voll.
Man gab mir noch die Tipps. Abends wenig trinken, keine Äpfel oder Apfelsaft und vor dem schlafen gehen noch mal auf das Klo schicken.
Je mehr Druck ich aufgebaut habe desto schlimmer wurde es.
Vielleicht wird er mit 5 dann tags und nachts von einen Tag auf den anderen trocken. ;) Bis jetzt hat es jedes Kind irgendwann geschafft. Ich glaube es wird teils auch vererbt wann ein Kind trocken wird.
Lg
Rabaukenmama
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Re: Die Windel soll weg - aber wie?

Beitrag von Rabaukenmama »

Danke mal für die Tipps. Ich bin ja gar kein Freund von Belohnungssystemen (genausowenig wie von Bestrafung) aber in diesem Fall habe ich auch das probiert: ein Klo-Kalender wo sich Sohnemann für morgens, mittags und abends goldene Sternchen verdienen kann, die er dann in Pixi-Bücher oder Matchboxautos "umtauschen" kann. Leider hat auch das nicht funktioniert. Die paar Sternchen, die er sich in zwei Wochen "verdient" hat, waren eher zufällig und als 5 Tage gar kein Sternchen mehr verdient wurde habe ich das Ganze wieder aufgegeben.

Mit Druck, dass das Kind in der Nacht nicht sauber ist, könnte ich leben. Was in unseren vier Wänden passiert geht Aussenstehende nur bedingt etwas an und wenn was für uns ok ist können die anderen reden so viel sie wollen.

Aber es ist einfach unangenehm, überall Windeln und Feuchttücher mitschleppen zu müssen. Mein Sohn ist auch sehr gern in Kinderbetreuungen (z.B. in Einkaufszentren) und da wird trocken-sein verlangt. Eine Zeitlang glaubte ich, das könnte ein Anreiz sein, und habe ihm nicht erlaubt mit Windel in die Kinderbetreuung zu gehen. Da gab´s zwar Tränen, Motivation war es aber keine. Wenn wir unterwegs bin bemerke ich z.B. in der U-Bahn dass er stinkt und wenn ich dann frage ob er Gaga gemacht hat meint er selbstverständlich "Ja, das war beim Thalia am Westbahnhof wie ich mir die Conny-Bücher angeschaut habe!". Es ist also nicht so, dass er es nicht spürt oder bemerkt.

Darauf angesprochen, WARUM es mit dem Klo-gehen nicht klappt mein Sohnemann nur "Ich MAG NICHT auf Klo gehen!". Nachhaken nach dem Grund bringt nichts denn dann kommt als Antwort "Habe ich eh schon gesagt! Der Grund, dass ich nicht aufs Klo gehe ist, WEIL ICH NICHT MAG!"

Wegen Verebung: ich weiss von keinem Familienmitglied dass so lange gebraucht hat. Sowohl mein Mann als auch ich waren mit 2,5 Jahren tagsüber und mit 3 Jahren auch nachts sauber.
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Linasina
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Re: Die Windel soll weg - aber wie?

Beitrag von Linasina »

Hallo, das ist Natürlich schwierig wenn das Kind nicht will und kein Interesse hat. Der Wille sauber und trocken zu werden muss vom Kind kommen. Wenn er dann bereit ist dazu, dann wird er sauber, da bin ich mir sicher.
mamma42
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Re: Die Windel soll weg - aber wie?

Beitrag von mamma42 »

Hallo Rabaukenmama,

in München in den (städtischen) Kitas gilt der 5. Geburtstag als Grenze, bei der die Erzieher die Eltern ansprechen sollen, falls das Kind noch nicht trocken und sauber ist (ärztliche Abklärung), vorher dürfen sie nichts sagen. Leider gilt dies nicht überall so, ein anderer Träger, ein anderer Ort, da wird man manchmal schon unter Druck gesetzt. Hier sind zwei von drei Kindergärten recht locker, aber beim dritten kam am Schluss der Anmeldungsbewerbung die Bemerkung: "Ihr Kind ist aber schon sauber ? Wir sind ein Kindergarten." Meiner wurde mit 3J 8M sauber und trocken (auch nachts). Es gab danach durchaus noch ein 2-3 feste Unfälle. Dann nässte er nach 9 Monaten wieder tagsüber ein (immer im Schritt total, selten alles). Ich bin dann zum Kinderarzt zur Abklärung. das tolle war, sie hat sich (fast) nur mit dem Kind unterhalten, ich bin nur 2-3 mal beim Antworten eingesprungen. Er hat was trinken müssen und es wurden Ultrschalluntersuchungen gemacht- er hatte noch sehr viel Restharn. Sie hat ihm gesagt, was er tun solle- und siehe da-es wurde sehr schnell besser. Ich fand es sehr positiv, dass die Ärztin ihn wie ein grosses Kind behandelt hat.
Ich denke, die Ursache an sich war ein Kombination aus falsch antrainiertem Verhalten - schnell schnell, aber nicht richtig und Stress (in der Kita war es sehr laut und aggressiv zu dieser Zeit).
Ansonsten kann es immer mal wieder zu solchen Einnässphasen kommen, und wenn er eigentlich aufs Klo muss, dann fahren wir besser damit, ihn konkret zu schicken oder mitzugehen (Raststätte/Restaurant etc) als ihn zu fragen- da kommt immer nein...
Gruss
mamma42
Rabaukenmama
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Re: Die Windel soll weg - aber wie?

Beitrag von Rabaukenmama »

Koschka hat geschrieben:Auf die Antwort "Mag ich nicht" hätte ich mein 4-jähriges Kind ins Bad geschickt um sich selber zu duschen und seine Gagaunterhosen selber auszuwaschen.
Offensichtlich "funktioniert" mein Kind anders als andere. Der hätte mit Begeisterung selbst geduscht (und nebenbei das Badezimmer überflutet) und im Waschbecken mit Gaga-Unterhosen rumschmieren macht ihm mindestens genausoviel Spass. Somit wäre das, was eigentlich als "Eigenverantwortung übernehmen - Konsequenzen tragen" gedacht ist, eher eine Belohnung, die eine noch viel grössere Sauerei nach sich zieht, die dann wieder ich weg machen muss. Wenn Dein 4jähriges Kind in der Hinsicht tatsächlich schon eine HILFE sein kann (sprich: durch seine Hilfe hast Du tatsächlich weniger Arbeit), dann läuft bei uns noch viel mehr schief als "nur" die Klo-Verweigerung.
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Rabaukenmama
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Re: Die Windel soll weg - aber wie?

Beitrag von Rabaukenmama »

mamma42 hat geschrieben: Dann nässte er nach 9 Monaten wieder tagsüber ein (immer im Schritt total, selten alles). Ich bin dann zum Kinderarzt zur Abklärung. das tolle war, sie hat sich (fast) nur mit dem Kind unterhalten, ich bin nur 2-3 mal beim Antworten eingesprungen. Er hat was trinken müssen und es wurden Ultrschalluntersuchungen gemacht- er hatte noch sehr viel Restharn. Sie hat ihm gesagt, was er tun solle- und siehe da-es wurde sehr schnell besser. Ich fand es sehr positiv, dass die Ärztin ihn wie ein grosses Kind behandelt hat.
Unser Kinderarzt sieht die Sache sehr gelassen und meint, das wird mit der Zeit schon werden. Als ich das der Kindergartenleiterin (auf Nachfrage) gesagt habe hat diese nur unwillig den Kopf geschüttelt. Ich glaube auch, dass mein Sohn viel Restharn haben könnte - jedenfalls ist er in der Zeit, wo er schon trocken war, sehr häufig aufs Klo gegangen und das waren meistens eher kleine Mengen. Werde noch mal bei unserem Kinderarzt nachfragen, vielleicht kann man meinen Sohn ja auch auf Restharn untersuchen lassen. Danke für den Tipp!


mamma42 hat geschrieben: Ich denke, die Ursache an sich war ein Kombination aus falsch antrainiertem Verhalten - schnell schnell, aber nicht richtig und Stress (in der Kita war es sehr laut und aggressiv zu dieser Zeit).
Ansonsten kann es immer mal wieder zu solchen Einnässphasen kommen, und wenn er eigentlich aufs Klo muss, dann fahren wir besser damit, ihn konkret zu schicken oder mitzugehen (Raststätte/Restaurant etc) als ihn zu fragen- da kommt immer nein...

Hört sich ähnlich an wie bei uns. Söhnchen ist ohnehin ein ich-darf-nur-ja-nichts-versäumen Typ, der sich für so Sachen wie Klo gehen einfach nicht die Zeit nehmen will. Und natürlich geht es in einer grossen Familiengruppe mit 28 Kindern auch laut und manchmal agressiv zu (wobei mein Sohn meistens der Lauteste ist - GsD bei weitem nicht der Agressivste!). Beim Kindergarteneintritt von knapp 2 Jahren hatte mein Sohn so viel Stress dass er nicht mal bereit war, Mittagsschlaf zu halten, weil er Angst hatte, dadurch Zeit für´s spielen zu versäumen.

Die Frage, was unterwegs zu tun ist, stellt sich bei uns leider (noch) nicht. In der trockenen Zeit brauchte man ihn aber weder schicken noch erinnern - das hat ganz von selbst geklappt. In einer ganzen Woche Familienurlaub gab es keinen einzigen Unfall, nicht einmal bei der Kanutour über den See (da ist er vorher und nachher von sich aus aufs Klo gegangen) oder bei Ausflügen. Grundsätzlich habe ich aber kein Problem damit, ihn konkret zu schicken, falls ich merken sollte dass es nötig und erfolgreich ist.
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heinerprahm
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Re: Die Windel soll weg - aber wie?

Beitrag von heinerprahm »

Hallo Rabaukenmama,

bitte auch einmal nachschauen ob es sich eventuell um einen Analhautprolaps handelt:

http://www.kinderchirurgie.ch/handbuch/ ... logie.html (gehe zu Analhautprolaps)

Bei Kindern dieses Alters ist auf Grund des Wachstums der Darm noch nicht richtig mit dem umgebenden Gewebe verbunden (hier spielen auch genetische Faktoren eine Rolle, wenn z.B. eine Bindegewebsschäche in der Familie häufig vorkommt ist auch ein Analhautprolaps häufiger), kommt dann etwas härterer Stuhl dazu, oder auch Zeitdruck beim Stuhlgang (egal ob dieser Zeitdruck vom Kind selbst, das möglichst schnell wieder spielen will, oder von der Umgebung ausgeht ist dabei zweitrangig) und es wird gepresst, dann schiebt sich oft die Darmhaut leicht nach Außen, dieses ist sehr unangenehm und führt dazu, das die Kinder den Stuhl erst so lange wie möglich zurückhalten und dann lieber in die Hose machen, als die Toilette aufzusuchen. Es ist dabei auch üblich, dass die Kinder nicht darüber sprechen, sondern sich im Spiel, oder aber auch in einer ruhigen Ecke im Stehen erleichtern. Ein Anzeichen für einen Analhautprolaps ist auch häufiger Harndrang, denn durch das Rückhalten des Stuhl dehnt sich der Darm stark aus und drückt auf die Blase.
Der Analhautprolaps kommt häufig vor (auf nach Darmerkrankungen z.B. Noro-Viren_Infektionen) und lässt sich gut diagnostizieren (das kannst du selbst kontrollieren, in dem Du schaust, ob sich beim der Stuhlentleerung, oder einem simulierten Drücken (so tun als ob) die Haut des Darm herauskommt und sich nach außen stülpt, das ist oft nur ganz wenig) und es lässt sich gut behandeln, zum einen operativ (was ich im Normalfall für unnötig halte, da es andere wirksame Methoden gibt), oder eben durch eine spezielle Vorgehensweise.

Falls das bei euch der Fall sein sollte, kann ich Dir folgende Vorgehensweise empfehlen.

1. Das Wichtigste ist, Deinem Kind die Situation kindgerecht erklären, auch an Hand von Schaubildern (Kinderlexika), oder an Beispielen (z.B. Strumpf und Papprolle), dabei jedoch diese unnötige Verniedlichung vermeiden, Lulu und Gaka gehören meiner Meinung nach in die Tonne.
2. Tägliche regelmäßige und reichliche Zufuhr von Lactuolose Sirup (den gibt es z.B. günstig von Ratiopharm, oder Stada etc. in 1000ml Flaschen) und viel und regelmäßig Trinken (Wasser, Kräutertees)
3. Toilettengänge nicht mehr nach Bedarf, sondern nach fest vereinbarten Terminen, Morgens, Mittags, Abends, unabhängig davon ob Stuhldrang besteht oder nicht.
4. Einen bequemen Toilettensitz besorgen und eine Fußbank, die das Anwickeln der Beine in ein entspannte Hockstellung ermöglicht (die Beine dürfen nicht herunterbaumeln, das verengt den Darmausgang unnötig)
5. Viel Zeit einplanen und 10-15 min auf der Toilette sitzen lassen, egal ob ein Geschäft verrichtet wird, oder nicht
6. Verbindliche bei Deinem Kind dabei bleiben und entspannt neben der Toilette sitzen (eventuelle Stuhl oder besser einen Hocker hinstellen)
7. Eine interessante Beschäftigung anbieten, die zukünftig nur auf der Toilette gemacht wird (z.B. Tablet/Handy Spiele, oder gemeinsames Comic lesen, wichtig ist das es etwas Besonderes ist, was sonst nicht gemacht wird)
8. Darauf hinweisen, das nicht gedrückt wird und auch ruhig öfter noch mal die Problematik erklären.
9. Selbst stressfrei mit der Situation umgehen und vor allem die Gedanken an 'die Anderen' abstellen, solche Probleme sind nämlich weit verbreitet und völlig normal, nur wird da im Normalfall nicht drüber gesprochen, da frühes Trocken und Rein sein einen hohen gesellschaftlichen Stellenwert hat.

... wenn das konsequent gemacht wird, hat sich nach 3-6 Monaten Behandlung im Normalfall der Stuhlgang wieder normalisiert, die Darmhaut tritt nicht mehr aus, vor allem wenn der Stuhl durch die Lactuolose und reichlich trinken immer geschmeidig ist und vor allem nicht gepresst wird und in dieser Zeit bildet sich auch der oft gedehnte Darm (der auf die Blase drückt) wieder zurück so das auch kein ständiger Harndrang mehr besteht.
Grundsätzlich ist es dann im späteren Leben so, dass sich das verliert, da der Darm von Erwachsenen später in dem Bereich ein andere Form als bei Kindern hat, aber es kommt auch bei genetischer Disposition vor, das auf Grund der Bindegewebsschäche im Beckenboden es zu Problemen mit Harndrang, oder z.B. Hämorriden kommen kann.

Und auch wenn bei euch kein Prolaps, oder eine andere Erkrankung vorliegen sollte, so kann ich die Punkte 1 - 9 auch sonst empfehlen, vor allem die Punkte 1, 6 und 7.

Liebe Grüße und euch alles Gute.
Heiner
Rabaukenmama
Dauergast
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Registriert: So 8. Dez 2013, 21:24

Re: Die Windel soll weg - aber wie?

Beitrag von Rabaukenmama »

@Heinerprahm: Danke erst mal für die ausführliche Beschreibung und die Vorschläge!

Manche Dinge lassen sich bei uns in der Praxis zwar nicht so leicht verwirklichen (daneben sitzen bleiben und exklusive Beschäftigung anbieten ist bei Einzelkindern gut möglich - mit Geschwistern aber kaum machbar) aber es ist doch einiges dabei, was ich ausprobieren werde.

Wir haben ein "Kinderklo", eigentlich eine Art hochmoderner Topf mit weichem, gut zu reinigenden Sitz und Auffangwanne drunter. Daher kann mein Sohn im Wohnzimmer aufs Klo gehen und dabei spielen oder lesen - die Bequemlichkeit ist also durchaus vorhanden. Nachteil ist natürlich dass das Teil nach dem erfolgreichen benutzen sofort reinigen muss wenn man nicht will dass der Kleine mit dem Inhalt eine Sauerei veranstaltet (ist auch schon vorgekommen).

Die Selbstkontrolle auf Analhautprolaps stelle ich mich aber nicht so einfach vor, da Sohnemann ja im Moment nur in die Windel gackt und ich dabei natürlich die anatomischen Veränderungen nicht sehen kann. Auch wenn er mal ausnahmsweise ins Klo macht ist mein normaler Blickwinkel, wenn ich daneben stehe oder sitze, nicht dafür geeignet, zu sehen, ob die Haut des Darmes dabei herauskommt oder nicht. Daher wird für eine verlässliche Diagnose ein Arztbesuch unumgänglich sein.

Ich weiss nicht aus welcher Gegend Du kommst, aber bei uns sind die Bezeichnungen "Lulu" und "Gaga" keine Verniedlichungen - abgesehen davon, dass die Wortwahl den Erfolg oder Misserfolg der beschriebenen Vorschläge ja nicht beeinflussen wird.

In deutschen Bilderbüchern lese ich immer was von "Pipi machen" und "pupsen" - das sind aber hier keine gängigen Formulierungen. Mir fallen noch einige Wörter dafür ein (Lacki machen, schiffen, brunzen, pinkeln(D), scheissen, ein Ei legen,...) aber die sind entweder kindisch oder untere Schublade. Und Ausdrücke wie "Harnentlehrung", "Stuhlgang", "Wasser lassen", "Entlehrungen" oder "ein grosses (bzw. kleines) Geschäft machen" finde ich persönlich bei Kleinkindern unnatürlich und sie entsprechen auch nicht der hier üblichen Umgangssprache. Meine Mutter ist Mitte 60 und wenn sie mal muss geht sie immer noch "Lulu" oder "gacken" (das war auch so als wir keine Kinder in der Familie hatten)- von der Warte kann ich an den Worten nichts verniedlichendes finden.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
heinerprahm
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Re: Die Windel soll weg - aber wie?

Beitrag von heinerprahm »

Hallo Rabukenmama,

das gewünschte Ziel ist ja, dass Dein Kind selbstbestimmt unter allem Umständen, ob zu Hause, oder auswärts, selbstständig bei Harn- oder Stuhldrang auf die Toilette geht. Das klappt aus ungeklärten Gründen derzeit nicht, vielleicht klärt sich das auch nie, weil es keine Ursache gibt, das ist oft so.

Derzeit verfügt Dein Kind nicht über diese Selbstbestimmung (diese muss wiedererlangt werden) und daher wäre es sinnvoll wenn Du diesen Part, in Absprache mit deinem Kind, zeitweise übernimmst. Wichtig dabei sich entspannt, aber strikt an Regeln zu halten und verlässlich zu sein, das hilft Deinem Kind sehr, seine Selbstbestimmung wieder zu erlangen. Die Idee mit dem mobilen Klo finde ich persönlich nicht so gut, denn es gibt einen Ort für das Geschäft und das ist nicht das Wohnzimmer. Natürlich ist es schwer, wenn mehrere Kinder zu versorgen sind, sich die viele Zeit für den gemeinsamen Toilettengang zu nehmen, aber ich vielleicht findest Du ja 5min, ich denke das wird Deinem Kind helfen und auch sein Selbstbewusstsein in Sachen Toilette stärken.

Daher auch mein Vorschlag die Sprachwahl zu verändern und auf ein anderes Niveau zu stellen, also z.B. von 'auf die Toilette gehen' sprechen und nicht wie mit einem Kleinkind reden, damit sich ein anderes und neues Bewusstsein entwickeln und schärfen kann. (Du sagst z.B. zu einem Kellner im Restaurant ja auch nicht:"Ich muss mal Lulu und Gaga machen, wo ist das Klo?" sondern fragst "Wo sind bitte Ihre Toiletten?" (Hier heißt das für Kinder übrigens Pipi und Kaka)

Zum Prüfen ob ein Analhautprolaps vorliegt, kannst Du Dein Kind auch bitten sich auf den Rücken zu legen und es bitten einmal so zu drücken, als ob es auf Klo müsste, oft wölbt sich schon bei simulierten Drücken die Analhaut nach außen.

Liebe Grüße
Heiner
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