@Ramona: Mein Mann und ich waren ein halbes Jahr bei einer Psychotherapeutin, wo WIR uns austauschen (und oft auch ausjammern) konnten. Das war im Vorjahr zwischen Sommerurlaub und Weihnachten. Großsohn war damals auch sehr schwierig, vor allem weil er immer wieder körperlichen Streit mit anderen Kindern gesucht hat. Und ich war absolut überfordert damit, zuzusehen, wie mein damsl 5jähriger Sohn einen etwa 2jährigen Buben mit einem Fußtritt von der Rutsche befördert oder auf 3 ältere Buben im Bad losgeht die zu gut erzogen waren um sich angemessen zu wehren...Nicht mal die Tatsache dass durchaus mal zurückgeschlagen wurde hat ihn damals gebremst (unsere diesbezüglichen Gespräche sowieso nicht), da kam er sich dann als Opfer vor und wollte noch getröstet werden.
Lange Rede kurzer Sinn, ich habe dann diese Psychologin (vom Kinderschutzzentrum) gefunden und dachte erst, sie würde sich unseren Sohn ansehen und was mit ihm machen bzw. uns Tipps geben wie wir damit umgehen sollen. Statt dessen hat sie sich unsere Probleme angehört und uns einfach nur bestärkt, sonst nichts. Indirekt hat das auch unserem Sohn sehr gut getan, das andere-Kinder-schlagen wurde jedenfalls von selbst besser und hat bald ganz aufgehört.
Mein Mann und ich wollen jetzt wieder Kontakt zu dieser Psychologin aufnehmen, aber ich fürchte dass das allein zu wenig sein wird. Vielleicht kann sie im Kinderschutzzentrum einen Kinderpsychologen empfehlen der sich unseren Sohn mal ansieht um draufzukommen, was wirklich dahinter steckt.
@orangeminze: Natürlcih könnte ich noch wütender und authentischer sein. Aber ich hatte - wie schon geschrieben - damit als Kind und Jugendliche immer massive Probleme und bin froh, endlich Wege gefunden zu haben, mit meinen Emotionen angemessen umzugehen. Als Kind habe ich z.B. mal einen kleinen Buben gebissen nachdem mich ein anderer, gleichaltriger Bub sekkiert hatte. Der Kleine war mir einfach ungünstig in den Weg gestolpert als ich dem anderen Buben (auf den ich stinkwütend war) nachgelaufen bin. In meiner Rage habe ich erst zu spät mitbekommen dass das ja "der Falsche" war und es tat mir danach auch sehr leid. Da hatte der Kleine aber schon meinen Zahnabdruck am Arm und in den nächsten Tagen wurde ein heftiger Bluterguss daraus. Ein anderes Mal habe ich als Jugendliche nach einem Streit mit meiner Freundin deren Eingangstür (in einem Altbau) so fest zugeknallt dass ein Teil vom Verputz runtergkommen ist und ihre Eltern einen Mauerer kommen lassen mußten, der das reparierte. Und im Billardcenter bekam ich keinen Leih-Köö mehr weil ich immer damit herumgeschlagen habe wenn ein Stoß daneben gegangen ist. Das sind nur ein paar Sachen, die mir einfallen. Aber insgesamt war ich extrem emotional und habe bestimmt oft unangemessen reagiert.
Heute bin ich meistens ruhig und gelassen. Normale Situationen mit meinen Kindern (wenn z.B. ein Glas umgestoßen wird oder einer meiner Buben trödelt) bringen mich nicht aus der Ruhe. Ich habe einige wirklich gute Freunde, bin in meiner Firma anerkannt und kann meinen Standpunkt ruhig und selbstbewusst vertreten. Ich will absolut nicht rumexperimentieren was passiert wenn ich noch authentischer oder emotionaler werde. Ehrlich gesagt habe ich heute auch Angst davor, mich wirklich gehen zu lassen, weil ich dann befürchte meine Kinder (körperlich oder psychisch) ernsthaft zu verletzen. Da, wo bei anderen eine natürliche Grenze ist, war bei mir so lange Zeit keine. Wie soll ich wissen was passiert, wenn ich mich wirklich gehen lasse?
Mir ist zwar schon passiert dass ich meinen älteren Sohn geschlagen habe, aber das war insgesamt 3x und ist lange her. Und es war jedes Mal nur EIN Schlag im Affekt (zweimal hat er mich davor gebissen und einmal hat er sich mit vollem Gewicht auf seinen kleinen Bruder werfen wollen, als der noch ein Baby war). Vielleicht habe ich auch einmal vergessen bzw. verdrängt, aber viel mehr war es wirklich nicht. Wenn ich mich unter Kontrolle habe schlage ich nicht zu. Und so, wie ich zuschlagen würde, wenn ich mich nicht unter Kontrolle habe, WILL ich absolut nicht zuschlagen! Mit schimpfen oder runtermachen ist es dasselbe: es ist mir zwar schon passiert, aber selten und in Ausnahmesituationen. Würde ich da alles rauslassen was mir so einfällt könnte ich nicht mehr in den Spiegel schauen.
@lissy74: Ja, um die professionelle Hilfe werden wir nicht herumkommen. Ich habe auch keine Schuldgefühle weil mir nicht bewusst ist, grob was "falsch" gemacht zu haben. Was du von deinen Kindern beschreibst beobachte ich auch bei meinen. Mein 3jähriger Sohn ist in vielen Belangen sozial kompetenter als sein 6jähriger Bruder. Dafür hat der Kleine immer wieder fürchterliche Wutanfälle und trägt immer wieder Machtkämpfe aus. Bei Großsohn kenne ich so ein Verhalten gar nicht. Der kann wegen einer Kleinigkeit eine halbe Stunde rumjammern, aber auf biegen und brechen streiten ist gar nicht seine Art.
@LiLaLaunebär: das mit dem popeln kenne ich von mir selbst. Ich habe als Kind aber nicht mit meinen Popeln rumgeschmiert sondern diese genüßlich verspeist - und das nicht nur zu Hause

.
@Willow77: Ja, stimmt! Eine Familienkonferenz ist angesagt. Im Moment geht´s gerade nicht weil Sohnemann für 3 Tage bei Oma und Opa ist während ich mit seinem Bruder in die Klinik nach Innsbruck zum Horchi-einstellen fahre. Aber am Samstag kommt er heim und da wird das Ganze dann noch mal besprochen.
@Koschka: Du hast sicher recht, mein Großer ist eifersüchtig auf seinen Bruder. Ich weiß nur nicht, was ich dagegen tun könnte. Durch seine Behinderung und vor allem durch das, was diese nach sich zieht (intensive Betreuung und Förerung in verschienden Bereichen) bekommt der Bruder natürlich viel Aufmerksamkeit. Sowohl mein Mann als auch ich versuchen das immer wieder mit Exklusiv-Zeit für den Großen auszugleichen, aber das gelingt natürlich nicht immer. Mein Großer genießt auch immer die Zeiten, wo er bei Oma und Opa ist, weil er dort das verwöhnte Einzelkind sein kann

. Aber zu Hause ist natürlich auch der kleine Bruder da, da hilft nichts. Abgesehen davon vertragen sich die beiden die meiste Zeit recht gut und mittlerweile kommt es immer öfter vor dass sie zusammen spielen, Videos schauen oder auch rangeln. Zumindest augenscheinlich ist die Eifersucht nicht so riesengroß.
An ein Trauma glaube ich nach wie vor nicht. Die Psychologin meinte seinerzeit das Trauma wäre durch seine Unfälle als Kleinkind ausgelöst. Da ich aber bei den Unfällen immer dabei war kann ich sagen dass er schon nach sehr kurzer Zeit wieder fit und lustig war und absolut nicht traumatisiert gewirkt hat. Dieselbe Psychologin hat bei ihm übrigens F93,1 diagnostiert, eine übermäßige soziale Ängstlichkeit, vor allem fremden Personen gegenüber. Und das ist einfach absoluter Unsinn. Mein Sohn sucht immer wieder zu wildfremden Personen Kontakt, verwickelt sie in Gespräche und hat keinerlei Problem, z.B. bei einer neuen Babysitterin oder in der Kinderbetreuung in einem Hotel mit lauter unbekannten Personen allein zu sein.
@all: Sohnemann hat heute unter Papas Aufsicht die Wand gereinigt. Leider sind (wie befürchtet) jetzt einige Schmierflecken an der Wand. Ich hoffe dass wir es noch halbwegs hinkriegen denn heuer will ich dieses Zimmer eigentlich nicht mehr streichen (wir haben mit der Renovierung von Küche, Vorzimmer und WC genug zu tun).
Vom Taschengeld abziehen geht übrigens nicht weil mein Sohn noch kein Taschengeld bekommt. Vor längerer Zeit habe ich hier mal nachgefragt ab wann andere Eltern Kindern Taschengeld geben und wie viel. Nachdem ich die Antworten gelesen hatte bin ich für mich zu dem Schluss gekommen, frühestens mit Schulbeginn damit anzufangen.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)