Heute morgen hat er mich zum Weinen gebracht

mein "kluges Kind" macht mich fertig: negative Erfahrungen und Erlebnisse
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MamaNoah
Beiträge: 2
Registriert: Mi 26. Nov 2008, 11:28

Heute morgen hat er mich zum Weinen gebracht

Beitrag von MamaNoah »

Hallo Ihr!
Heute habe ich zu euch gefunden und muss euch gleich mit etwas Negativem belasten:
unser Sohn Noah ist 4,5 Jahre alt und vor ein paar Wochen wurden wir von seiner Erzieherin zu einem Gespräch gebeten in dem wir erfuhren, dass Noah nicht glücklich ist im Kindergarten und soziale Schwierigkeiten hat. So kann er sich z.B. nicht in die Gruppe integrieren und hat dort einfach einen schweren Stand. Nun gut, wir sollten uns jedenfalls mit dem Thema Hochbegabung auseinandersetzen und werden ihn Mitte Januar testen lassen, weil ich mir absolut unsicher bin, ob er nun hochbegabt ist oder vielleicht eine andere Störung hat!?
Jedenfalls befindet sich Noah im Moment mal wieder in einer absoluten Trotzphase: Er hört überhaupt nicht auf uns. Sobald man sich nicht mehr mit ihm beschäftigt, dreht er ab: macht verbotene Dinge und was besonders schlimm ist: er wird irgendwie agressiv - dem Hund und seiner Schwester gegenüber. Schlafen gehen will er auch nicht (gut, wollte er noch nie).
Jedenfalls war es heute morgen so weit: Er war noch müde und ich musste ihn wecken und wollte ihn schnell anziehen. Er wollte gar nicht und hat mich getreten und immer seine Beine weggezogen, wenn ich ihm in die Strumpfhose helfen wollte. Ich habe es dann gelassen und ihm gesagt, er müsse sich dann alleine anziehen, wenn er sich nicht helfen lassen will. Damit war es dann ganz vorbei. Er schrie und weinte ich solle ihm helfen. Als ich das aber nicht mehr wollte (hab ich ja zuvor länger versucht) fing er an, mich zu hauen und auch seine Schwester bekam einen Schlag ab. Ich war echt geschockt: Zu sehen, wie sich meine kleine Naomi duckt, weil ihr Bruder sie hauen will brach mir das Herz.
Die Krönung war dann noch mein Mann, der meinte, ich solle die Situation nicht schon morgens so eskalieren lassen und ihm doch beim anziehen helfen. Aber das wollte ich doch! und wurde nur getreten. Na ja, das Ende vom Lied war, dass ich heulend beim Frühstück saß und mir dachte: Ist vielleicht ganz gut so, dass Noah sieht, wie sehr er mich heute verletzt hat. Ich hab ihm auch gesagt, dass ich traurig bin, weil wir uns so oft streiten. Hinterher haben wir uns natürlich wieder vertragen.
Was soll ich nur machen? Vor allem, wie kommen wir aus dieser Phase wieder raus?
Die Erzieherin meinte, mit Noah muss was passieren und im Moment sehe ich das ganz genauso: Ihm muss dringend geholfen werden und ich weiß nicht, was ich tun soll. Bis zur Testung dauert es noch 7 Wochen und bis wir dann das Ergebnis und Förderberatung haben, vergeht auch noch Zeit. Und bis dahin?
Habt ihr Tipps?
alibaba

Re: Heute morgen hat er mich zum Weinen gebracht

Beitrag von alibaba »

Also, nicht alle Problem des Alltags sind auf eine Begabung zurück zu führen. Ich weiß aber von Euch zu wenig um darüber urteilen zu können. Fakt ist mal, das wenn ich meinen Sohn oder meine Tochter wecke er /sie auch nicht besonders gut drauf ist und die Situation eskalieren kann. Das ist aber sicherlich überall so und hat nichts mit hb o.ä. zu tun. Fakt ist auch das die Kinder bis etwa bis rund um die Beendigung des 5.Lebensjahres noch in der "Trotzphase" sind.

Nun, Du bist doch seine Mutter und kennst ihn am besten. Hat er eine Störung oder ist er eher weiter entwickelt als andere seiner Altersgenossen im Kiga. Schreib mal mehr darüber. Die Erfahrung zeigt, das interessierte Mütter, ein gutes Bauchgefühl haben.

Ob mit oder ohne Test. Vielleicht solltest du ihm am Nachmittag mehr Input geben, damit er zeitiger zur Ruhe kommt und am Morgen ausgeschlafen ist.
Was erwartest du Dir von einem Test und von welcher Förderung sprichst du? Glaubst Du das Dir jemand hilft, sofern es sich heraus stellen sollte dass Du ein begabtes Kind hast? Mhhh... mal sehen was die anderen dazu schreiben.

Liebe Grüße
MamaNoah
Beiträge: 2
Registriert: Mi 26. Nov 2008, 11:28

Re: Heute morgen hat er mich zum Weinen gebracht

Beitrag von MamaNoah »

Hallo alibaba und vielen Dank für deine Antwort!
Natürlich hast du Recht, dass nicht jedes Problem mit HB zu tun haben muss und vielleicht bringe ich auch jetzt alles damit in Verbindung, weil die Fragestellung: Ist Noah HB? im Moment einfach aktuell ist.
Wie schon erwähnt war der Auslöser dieser Überlegung Noahs Kindergarten. Seine Erzieherin und die Leiterin des Kindergartens vermuten eine HB, da er wohl seinen Altersgenossen voraus ist, viel Wissen hat. Auf der Andern Seite stehen halt die sozialen Auffälligkeiten: Er ist ein Einzelgänger, träumt sich weg, die Erzieherin kommt wohl nihct wirklich an ihn ran (zumindest zeitweise). Soweit zu dem, was die Erzieher sagen.
Zu Hause muss ich sagen, dass Noah unser erstes Kind ist und somit haben wir keinen Vergleich und können nicht einschätzen, was normal und was anders ist. In der Gruppe fällt Noah eigentlich immer auf. Er macht nicht mit und stört.
Natürlich kann ich sagen, dass er nicht doof ist. Er interessiert sich vielseitig, hat ein super gutes Gedächtnis, ist sprachlich super fit, interessiert sich fürs Rechnen, rätselt gern und hört gern Geschichten (so lange, bis wir nicht mehr können oder wollen). Trotzdem weiß ich nicht, ob er hb ist. Vieles spricht dafür, vieles dagegen. Deshalb der Test (und der KiGa will Gewissheit haben um ihn entsprechend fördern zu können).
Von dem Test versprech ich mir einfach Gewissheit: Ist er HB, müssen wir ihn geistig einfach mehr fordern/fördern und auch dem Kindergarten Tipps zur Förderung geben (ist von denen ausdrücklich gewünscht). Ist er nicht HB, müssen wir weitere Untersuchungen machen um herauszufinden, warum Noah so anders ist als andere (Laut Kindergarten hat er keine Freude am Umgang mit Gleichaltrigen). Die Frage ist, was Ursache für dieses Anders sein ist. Langweilen ihn die anderen Kinder/der Kindergarten, oder liegt etwas anderes vor (z.B. Authismus?) Der Test kann úns einfach klarheit darüber verschaffen, in welche Richtung gefördert/geholfen werden kann/muss.
So, nun zu den Alltagsproblemen: Noah wird zunehmend agressiver. Warum? Ist er nicht ausgelastet? Langweilt er sich? Was kann ich tun und wie gehe ich mit ihm in einer Situation, wie wir sie heute morgen hatten, um? Was kann ich anderes tun, als ihn gegen 19:30 Uhr (er schläft aber erst gegen 21:00 Uhr ein) ins Bett zu bringen? Ich kann ja nicht auf einen Knopf drücken und er schläft. Mehr beschäftigung haben wir vor allem am frühen Abend schon versucht um ihn müde zu machen. Aber Erfolglos. Morgens muss er dann halt aufstehen, sonst kommen wir zu spät. Im Moment fühle ich mich einfach nur ratlos!
alibaba

Re: Heute morgen hat er mich zum Weinen gebracht

Beitrag von alibaba »

Was macht ihr denn am Nachmittag für den Input Eures Sohnes. Ich habe sehr viel, sonst wird Junior auch aggressiv. Wir haben an 3 von 5 Tagen Programm, Musikschule, englisch, Fußball, ab Januar wird er Gitarre lernen (persönlicher Wunsch).

Unabhängig davon ob dein Sohn hb ist oder nicht, es wird sehr schnell davon gesprochen. Das war auch bei uns so, ist es aber nicht. Junior ist überdurchschnittlich begabt, aber nicht hb. wir haben auch auf Anraten des Kigas und des Kinderarztes testen lassen. Nun, sei froh, immerhin will sich der Kiga kümmern, das kann man wahrlich nicht bei jedem sagen. Unsere Kigaprobleme haben sich aber trotz Testes und nicht dabei herausgekommener Hb nicht gelöst. Problem erkannt, Gefahr aber lange nicht gebannt. Daher bleibt es an mir hängen (was auch gut ist) mich mit Söhnchen auseinanderzusetzen und ihn zu fördern, der Kiga tut sich schwer damit.

Was will ich damit sagen: Deine Problem wird nicht der Kiga lösen, das können hier fast alle bestätigen. Das wirst du selber müssen. Wir haben unsere nachmittäglichen Aktivitäten und fahren damit sehr gut. auch das abendliche Einschlafen gestaltet sich dadurch besser, vor allem nach dem Fußballtraining. Das findet Junior super, zumal er da auch den Älteren aus dem Kiga zusammen ist. Fordert ihn mehr.

Authismus, nun dazu kannst du ja mal googeln, ich denke, nach dem was du schilderst, nicht daran. Authistische Kinder verhalten sich anders. Kontakt eher zu älteren Kindern werden den begabten/hochbegabten zugeordnet. Das kennen wir zu Genüge.

Ratlos wirst du Dich noch lange fühlen. Denn unsere Kinder sind einfach anders und hier muss Mann/Frau täglich lernen, da wir auch täglich neue Situationen haben.

Gestern ahbe ich ein Buchstabenspiel gekauft. Um zu kontrollieren ob man richtig ist, gibt es einen Strichcode. Beide Kartenteile müssen sozusagen mit den Strichen übereinstimmen. Was macht Junior: Mama, schau mal, da sind drei Striche, das passt. Spiel erledigt, System hinterschaut. Hat Gott sei Dank nur 2 � im Secondhand gekostet. Tja, so ist unser aufregendes Leben.

Liebe Grüße
streaming
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Registriert: So 5. Okt 2008, 10:51

Re: Heute morgen hat er mich zum Weinen gebracht

Beitrag von streaming »

Das mit der schlechten Laune des Nachwuchses und der Unsicherheit kann ich gut nachvollziehen. Die Schilderung am Anfang könnte unserer sein :(. Na ja - bis auf das um sich hauen.

Bei unserem Sohn ist es mit der Zeit besser geworden. Ganz schlimm war die Zeit wo er so 2 bis 3 Jahre Alt war. Aber schon als Baby wurde er wirklich grantig wenn er müde war (wer von uns nicht auch?). Ich überlege mir ab und an ob sog. "Schreikinder" auch an so etwas gescheitert sind.

Wir haben versucht das mit Geduld und Verständnis über die Bühne zu bekommen ohne das es zu einer dauerhaften Situation wird. Dafür sollten sich jedoch die Eltern einigermaßen Einig sein. Wie gesagt - bei uns ist es besser geworden mit der Zeit... aber immer noch nicht weg (beileibe nicht).

streaming
Winnie
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Registriert: So 10. Jan 2010, 03:31

Re: Heute morgen hat er mich zum Weinen gebracht

Beitrag von Winnie »

Ich denke, jeder der kleine Kinder zu erziehen hat, kennt diese Widersprüchlichkeit im Verhalten und auch diese Hilflosigkeit, die einen manchmal angesichts dieser überschäumenden Aggressivität überkommt. Und dennoch kann ich dir nur eins raten, auch wenn es komisch klingt: Das Kind ernst nehmen und versuchen, seine Sprache zu lernen. Es gibt dafür kein Patentrezept, du musst individuell in der Situation neu entscheiden, ob es angebracht ist, sich durchzusetzen oder dem Wunsch des Kindes nachzugeben. Und bedenke, dass es in jeder Entwicklung auch immer wieder zeitweilige Rückschritte gibt, die dann aber auch wieder aufgeholt werden.
Und es ist immer wichtig, dem Kind auch zu erläutern, warum man manchmal Ausnahmen macht und diese auch als solche zu benennen. Manchmal reicht es auch schon, dem Kind ein wenig entgegen zu kommen, also einen Kompromiss zu finden. Amelie hat auch in regelmäßigen Abständen solche Phasen, wo sie wieder in Babysprache spricht (wobei sie das eigentlich nie gemacht hat, sondern von den kleinen Kindern in der Krippe gelernt hat). Und dann will sie gefüttert werden und getragen. Sie könnte sich auch genauso auf die Stirn tätowieren lassen, dass sie einfach nur bemuttert werden möchte. Ich glaube auch, dass man bei einer guten Sprachentwicklung manchmal vergisst, dass die Kinder emotional eigentlich noch nicht so weit sind.

Ich kann dich verstehen, dass dich das Nerven gekostet hat, aber tröste dich, du bist damit nicht allein und dein Mann hat wirklich leicht Reden. Ob es eskaliert oder nicht, weiß nur der Himmel allein. :friedlich:
"Entschuldigung, ich habe nur kurz fantasiert." meine große Tochter, 4 Jahre alt (inzwischen 9 geworden)
Freigeist
Dauergast
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Registriert: Mo 21. Dez 2009, 23:20

Re: Heute morgen hat er mich zum Weinen gebracht

Beitrag von Freigeist »

Ich meine ganz genau das, was Winnie geschrieben hat!

Die Situation, die du beschrieben hast, hätte 1:1 von meinem 4,5Jährigen sein können. Er ist ein sehr verträgliches Kind, aber manchmal passiert etwas mit ihm, dass ihn völlig, von außen kaum nachvollziehbar, austicken lässt.
Ich hab vieles probiert, aber das einzige, was half, war die Einstellung, die Winnie beschrieben hat. Ich hab dann versucht, emotional "erwachsen" zu bleiben, mein Kind ganz bewusst als kleines Kind zu betrachten, das nach etwas ruft (was leider meist mit dem aktuellen Trotzanfall wenig zu tun hat). So wie wenn ich "Supernanny" schaue und mir überlege, was dieses Kind so umtreibt. :D

Im Endeffekt hat mir das geholfen, die Signale meines Sohnes früher wahrzunehmen, so dass er diese Anfälle heute nicht mehr braucht (er staut nicht mehr so viel auf).
Heute kann ich ihn fragen, was denn eigentlich mit ihm los ist (liebevoll, nicht vorwurfsvoll!!!), und er kann mir meistens ne Antwort darauf geben. Und er kann DANN auch zulassen, dass ich ihm helfe. Situation gelöst, alle sind glücklich! :lol:

Also, blöde Aussage an jemanden, der gerade im Stress drinhängt: Die Einstellung machts! Und wie bei fast allen Kindern (bei meinen aber deutlich mehr ;) ): klare, verlässliche Strukturen + Ent"stressung" des Alltags.

Ich wünsch dir gute Nerven, ich hab bei dir das Gefühl, dass du nah an den Bedürfnissen deines Sohnes bist und ihr bald einen guten Weg für euch findet.

Liebe Grüße,
Sarah
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