Frage zum Verhalten bzw. frühzeitiger Einschulung

Probleme und Lösungen für den Kindergartenalltag
sweetDolphin
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Frage zum Verhalten bzw. frühzeitiger Einschulung

Beitrag von sweetDolphin »

Hallo,
ich hab da mal eine Frage.
Meine Tochter ist jetzt 4 Jahre alt. Im Februar wird sie 5. Zuhause kann ich mit ihr viele Sachen machen. Sie schreibt ihren Namen selbständig seit sie ca. 3 ist (Okay, das J ist falschrum, aber ich glaube das ist zu tolerieren). Sie hat Spaß an Zahlen und am Rechnen. Zählen kann sie bis 100 (mit wenigen Fehlern), Rechnen im 10er Raum ist total ihr Ding (spielen wir im Auto oft) und die Zahlen schreiben kann sie auch schon. Sie kann fast alle Buchstaben schreiben und auch lesen. Sie fängt gerade an sich für Reime und ähnliches zu interessieren. Sie arbeitet mit ihrem MiniLÜK-Kasten nach kurzer Erklärung der Aufgabe selbständig (sind neue Hefte) und auch Aufgabenhefte (Vorschulhefte usw.) bearbeitet sie mit einer Ausdauer die echt toll ist. Sie mag Puzzle und Basteln. Sie quatscht bis mir die Ohren qualmen und erzählt Dinge wo ich echt überlege, wo sie das her hat. Sie kennt nahezu sämtliche Dinosauriernamen und kann sie zuordnen und hat einen Wortschatz der echt sagenhaft ist. Letztens erzählte sie mir etwas über eine Gruppe Dinosaurier. Dann wars ne Bande, eine Horde, eine Meute und eine Herde. Sie hat ihr Seepferdchen gemacht und ist eifrig im Schwimmkurs um den Seeräuber zu schaffen und kann auch schon total gut Fahrrad fahren und hält sich an die dazugehörigen Regeln (20 km-Tour haben wir schon geschafft).

Und im Kindergarten hört sie nicht zu, albert nur rum, quengelt, redet nicht vor den anderen, usw. Mittlerweile ist der Morgenkreis geteilt und sie muss/darf zu den großen, weil sie zu viel Quatsch macht mit ihrem besten Freund. Die "großen" lassen sie aber nur manchmal mitspielen. Und mit ihrem besten Freund kann sie zwar toll spielen, aber er ist 4 monate jünger und in allen oben erwähnten Bereichen deutlich hinter meiner Tochter zurück (was ich überhaupt nicht schlimm finde und sie lieben es zusammen zu spielen, aber vom Kopf her ist sie nicht ausgelastet!) Der Junge, mit dem sie im Kindergarten am liebsten gespielt hat wenn ihr Freund keine Lust hatte ist jetzt in der Schule und damit ist anscheinend niemand mehr da, der sie intellektuell fordert.

Zum KiGa: Es ist eine kleine Einrichtung, eine Gruppe mit 14 Kindern, eine Erzieherin, eine SPA.

Gestern hat meine Cousine mich darauf angesprochen, ob ich schonmal dran gedacht habe meine Tochter vorzeitig Einschulen zu lassen. Habe ich nicht, da ich nicht wusste, dass das möglich wäre. Habe dann die halbe Nacht Infos aus dem Netz gezogen und letztendlich heute Morgen die Erzieher mal darauf angesprochen. Die haben mich fast wie eine Verrückte angeschaut und sofort gesagt: Nein, dazu ist sie zu unkonzentriert. Hab mich dann gar nicht mehr getraut zu fragen, ob sie probehalber mal beim Schuliunterricht mitmachen könnte, wobei sie vermutlich auch da deutlich unterfordert wäre.

Im Schwimmkurs, den sie wirklich liebt, kann sie aber komischerweise zuhören (natürlich auch nicht ständig) und befolgt die Anweisungen.

Jetzt meine Frage: Welche Schritte muss ich einleiten um sie evtl. doch für die Schule anzumelden. (Wohne in Schleswig-Holstein) Und was für Tests werden gemacht. Lohnt sich der Stress und kann es sein, dass die Erzieherinnen das Potential meiner Tochter total unterschätzen?
Rabaukenmama
Dauergast
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Re: Frage zum Verhalten bzw. frühzeitiger Einschulung

Beitrag von Rabaukenmama »

Darauf, was eine Kindergärtnerinnen sagt, würde ich nicht viel geben. Die sind auch nur Menschen und die meisten haben eine vorgefasste Meinung. Du kennst deine Tochter ziemlich sicher besser als die Kindergärtnerinnen sie kennen. Warum hast du dich nicht getraut zu fragen ob deine Tochter beim Vorschulunterricht mitmachen darf? Mein Sohn, der an seinem 2. Geburtstag alle Buchstaben kannte, und der fließend liest, seit er 4 1/2 ist, hat bis zum letzten Kindergartentag immer gern beim Vorschulunterricht mitgemacht. Kann es sein dass dich die anmaßende Art der Pädagoginnen eingeschüchtert hat?

Kognitive Fitness allein ist aber kein Grund, vorzeitig einschulen zu "müssen". Geistige Forderung muß nicht zwangläufig in der Schule vermittelt werden. Du schreibst die "Großen" im Kindergarten lassen deine Tochter nur manchmal mitspielen. Woran, denkst du, liegt das? Sie ist vier, offensichtlich aber kognitiv weiter als die meisten Kinder ihres Alters. Wie sieht es aus mit Sozialverhalten, Frusttoleranz und Anweisungen folgen? Schätzt du sie da auch "voraus" ein oder eher ihrem Lebensalter entsprechend?

Wie sieht deine Tochter selbst ihre Position im Kindergarten? Leidet sie in der JETZT - Situation oder ist es für sie meistens ok? Wenn du zu deiner Tochter hin mal erwähnst dass es eine Möglichkeit zur vorzeitige Einschulung gibt (nicht im Zusammenhang mit ihr) beobachte ihre Reaktion.

Wenn du dir selbst unsicher bei der Einschätzung bist kann eine Entwicklungssdiagnostik, wo unbefangene Fachleute verschiedene Bereiche ( nicht nur kognitive) austesten,vielleicht weiterhelfen.

Unabhängig von der Einschulung kannst du deiner Tochter selbst Dinge ermöglichen, die ihr Spaß machen und kognitive "Futter" geben. Bei Kinderveranstaltungen und Kursen habe ich meinen Sohn mit dem Hinweis, er sei seinem Alter weit voraus, mehrmals schon problemlos für die nächste Altersstufe angemeldet (Planetarium, Flughafenbesichtigung, Haus der Musik,...). Wir habe auch einige Spiele für die nächsten Altersstufen zu Hause, die mein Sohn gerne spielt.

Mein Sohn wurde vor einer Woche regulär mit 6 1/2 Jahren eingeschult. Kognitiv war er mindestens ein Jahr das fitteste Kind in seinem Kindergarten. Sozial-emotinal war und ist er mMn altersgemäß bis leicht "zurück". Er ist bis zum letzten Tag gern in den Kindergarten gegangen. Die Schule gefällt ihm laut eigener Aussage auch, nur nicht, dass er "machen muß was die Lehrerin sagt".Wie es weitergeht werden die nächsten Wochen und Monate zeigen.

Für dich ist jetzt mal wichtig im Kindergarten klar zu sagen dass du ausdrücklich wünscht, dass deine Tochter zumindest mal probehalber in die Vorschulgruppe darf. Wenn du überlegst deine Tochter vorzeitig Einschulung lassen, wird dir ohnehin nichts anderes übrig bleiben, als damit zu leben, von einigen Mitmenschen in die Eislaufmutter-Schublade gesteckt zu werden. Das ist leider bei allen "normabweichenden" Entscheidungen so: es wird Menschen geben, die damit nicht einverstanden sind, und es besser zu wissen Glauben. Da hilft nur ein dickes Fell und Freunde, die Dir und deiner Tochter zutrauen, eure eigenen Entscheidungen zu treffen ;) . Alles Gute!
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
alibaba

Re: Frage zum Verhalten bzw. frühzeitiger Einschulung

Beitrag von alibaba »

g
Zuletzt geändert von alibaba am Do 2. Mai 2019, 11:43, insgesamt 1-mal geändert.
Villeneuve75
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Re: Frage zum Verhalten bzw. frühzeitiger Einschulung

Beitrag von Villeneuve75 »

Hallo sweetDolphin,

Deine Geschichte kommt mir sehr bekannt vor.
Allerdings wird unsere erst Ende Juli 5.

Wir waren auch lange hin und her gerissen, was wir machen sollen.
Unsere wollte dann irgendwann nicht mehr in den Kindi, war frech und ist hier regelrecht ausgerastet.

Zudem hab ich morgens ne halbe Stunde daheim oder im Kindergarten ihr das vorbereitet was sie den Tag über malen oder auch schreiben wollte.
Sorry, aber da kann ich mein Kind auch daheim behalten, dafür brauch ich keinen Kindergarten.

Dort hat auch niemand bemerkt, dass sie massiv unterfordert war.

Hab dann auch einige Gespräche geführt und das was wir anfangs wo sie noch 3 war immer zu Spaß gesagt hatten, war mittlerweile doch Thema Nr.1, daß sie mit gerade mal 5 eingeschult wird.

Habe dann um einen Termin im Kindi gebeten und die Damen sahen es nicht wirklich ein und fanden es auch nicht gut.
Haben noch eine unabhängige Erzieherin gefragt, sie kennt unsere und sieht sie ca. 1x im Monat mal ne halbe Stunde. Sie sagte, schult sie ein.

Mir wurde nur gesagt ich soll mich um die Untersuchung beim Gesundheitsamt kümmern und wenn von da grünes Licht kommt, dann wird sie in die Vorschule aufgenommen.

Diese Untersuchung wird bei uns in BW eh schon mit den 4jährigen gemacht und wurde auch grad im Kindi bei den anderen Kindern durchgeführt.
Wir hatten sie vorgezogen, weil sie ja angeblich vorher nicht in die Vorschule gekommen wäre.

Hintenrum hat mir meine Tochter erzählt sie wäre schon in der Vorschule, also vor der Untersuchung.
Von den Erzieherinnen habe ich es offiziell nie erfahren. Hab es nur am Verhalten gemerkt, wir hatten wieder ein glückliches und zufriedenes Kind was abends auch binnen 10 Minuten meistens geschlafen hat.

Sie hat aber auch die Untersuchung super bestanden und mir wurde nur gesagt, dass sich manch 5jähriger von ihr eine Scheibe abschneiden könnte.
Zudem teilte mir die Dame noch mit, entscheiden müssen logischerweise wir, aber ein Kind was sich im Kindergarten langweilt, sollte man dort auch nicht zu lange quälen.

Unsere Tochter war für einige Wochen mal wieder gerne im Kindi, mittlerweile langweilt sie sich wieder und ist eigentlich froh wenn sie daheim ist.
Gut Vorschule besteht bei unserem Kindi zu 90% aus malen.
Aber die Bilder sehen teils schöner aus, als Bilder von 5 oder 6 jährigen die auch dieses Jahr in die Schule kommen.

Sie fängt von sich aus in der Vorschule an vorzurechnen, wo bei den anderen Kindern tausend Fragezeichen erscheinen,
aber sie rechnet eh in jeder Situation, selbst direkt nach dem Aufstehen schmeißt sie mit Rechenaufgaben um sich.

Wir haben jetzt trotzdem noch um einen Termin bei der Beratungslehrerin in der Schule gebeten.
Diese Dame war uns auf dem Elternabend sehr sympathisch.

Wir haben auch noch Glück, Ihre Mädels wurden damals auch frühzeitig eingeschult und somit kann sie sich vielleicht auch besser in die Lage versetzen.

Bin selbst auch zu früh eingeschult worden, damals ging es allerdings nur um 5 Tage. Was in meinen Augen mittlerweile aber auch zu spät war. Für mich war die Grundschule langweilig und dann bin ich ab der 7. Klasse rapide abgesackt. Zu meiner Zeit gab es damals allerdings auch kein überspringen der Klasse.
Ich war auch immer die jüngste in der Klasse und fand es toll. Besser wie die älteste, denn das waren meist die mit mindestens einer Ehrenrunde.

Wir nehmen auch unserer Tochter kein Jahr Kindheit, sondern befreien sie von Langeweile und Qualen.

Auch die Argumente immer mit Pubertät etc. Das ist doch auch von Kind zu Kind unterschiedlich und kann Jahre auseinander gehen.

Mein Mann hat noch 2 große Jungs, mittlerweile 18, bei denen war die Pubertät auch recht spät und mit Mädels mal weg gehen auch nur in größeren Gruppen und auch erst seit ca. 1 Jahr.

Auch unsere hat ihr Seepferdchen gemacht und ist stolz drauf und genauso stolz ist sie, dass sie kurz nach Ihrem 5. Geburtstag in die Schule kommt.

Das ist das einzigste wo sie Grade drauf hin arbeitet und was sie motiviert.

Wenn ich sehe wieviel der 5-6 jährigen, die auch in die Schule kommen morgens weinen wenn Mama geht, dann wird mir übel, aber die sind schulreif.
Aber die bekommen von den Erzieherinnen alle Aufmerksamkeit.

Nachdem ich dann gebeten wurde unserer doch bitte Fäustlinge mit zu geben, da sie Ihre Handschuhe nicht alleine anziehen kann, was ein Vorschüler aber können muss und bei ihr es 2 Erzieherinnen nicht geschafft haben, habe ich nur gelacht.

Daheim kann sie es, aber ist doch logisch, sie wollte auch nur ein wenig Aufmerksamkeit wie die "grossen" auch.

Sorry, aber manche Erzieherinnen verstehen das irgendwie nicht. Und bei uns ist es definitiv so, dass unsere Tochter damit klar kommt, dass es bei ihr halt anders läuft, nur die Erzieherinnen sind ein wenig überfordert, weil es eine Situation ist, die sie so nicht kennen und mal nicht nach Plan arbeiten können.

Unsere Tochter hat ihr Verhalten massiv ins positive geändert, nachdem wir sie an die Hand genommen haben und ihr gezeigt haben, dass wir bei ihr sind, auf ihrer Seite sind und sie unterstützen und alles tun, dass es ihr gut geht.

Sie hatte schwer damit zu kämpfen, dass alle ihre Freunde letztes Jahr in die Schule gekommen sind, hat sich aber dann auch direkt wieder an die ältesten gehängt und nur mit denen gespielt.

Wir hoffen die richtige Entscheidung getroffen zu haben.
Bliss
Dauergast
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Re: Frage zum Verhalten bzw. frühzeitiger Einschulung

Beitrag von Bliss »

Villeneuve75 hat geschrieben: Wir nehmen auch unserer Tochter kein Jahr Kindheit, sondern befreien sie von Langeweile und Qualen.
Also da bin ich etwas skeptisch. Meiner Erfahrung nach funktioniert vorzeitige Einschulung aus Langeweilegründen ohne ergänzende Maßnahmen allenfalls für Kinder, die einfach nur einen Entwicklungsvorsprung haben.

Wenn es aber ein hochbegabtes Kind fertigbringt sich im KiGa zu langweilen, wird es in einer 08/15 Regelschule erst recht nicht funktionieren, denn da langweilt es sich nicht nur, es muss auch noch Dinge tun, die es langweilig findet. Und das normalerweise auch noch zuhause in Form von Hausaufgaben. Und wenn es dann in der Schule zu Problemen durch Verweigerung oder auffälliges Verhalten kommt, ist die Gefahr groß, dass alles mit den Schultern zuckt und meint: sie wollten ihr Kind ja unbedingt einschulen, war aber wohl doch noch nicht schulreif.
Rabaukenmama
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Re: Frage zum Verhalten bzw. frühzeitiger Einschulung

Beitrag von Rabaukenmama »

Bliss hat geschrieben:
Villeneuve75 hat geschrieben: Wir nehmen auch unserer Tochter kein Jahr Kindheit, sondern befreien sie von Langeweile und Qualen.
Also da bin ich etwas skeptisch. Meiner Erfahrung nach funktioniert vorzeitige Einschulung aus Langeweilegründen ohne ergänzende Maßnahmen allenfalls für Kinder, die einfach nur einen Entwicklungsvorsprung haben.

Wenn es aber ein hochbegabtes Kind fertigbringt sich im KiGa zu langweilen, wird es in einer 08/15 Regelschule erst recht nicht funktionieren, denn da langweilt es sich nicht nur, es muss auch noch Dinge tun, die es langweilig findet. Und das normalerweise auch noch zuhause in Form von Hausaufgaben. Und wenn es dann in der Schule zu Problemen durch Verweigerung oder auffälliges Verhalten kommt, ist die Gefahr groß, dass alles mit den Schultern zuckt und meint: sie wollten ihr Kind ja unbedingt einschulen, war aber wohl doch noch nicht schulreif.
Ich sehe es ähnlich. Es war einer der Gründe warum wir uns bei unserem kognitiv sehr fittem Sohn gegen eine vorzeitige Einschulung entschieden haben. Ausschlaggebend war nicht so sehr das, was er zu dem Zeitpunkt, als sich uns die Frage stellte, schon konnte (lesen, schreiben, rechnen, extrem großes Allgemeinwissen), sondern womit er Schwierigkeiten hatte (Frusttoleranz, warten-können, soziales Verhalten).

Sohnemann ging bis zum letzten Tag gerne in den Kindergarten. Es gab nur selten Phasen, wo er nicht hin wollte, und da war es in einem konkreten Zusammenhang (Streit mit einem anderen Kind, Mißverständnis mit einer Pädagogin,...) und das war schnell bereinigt. Er hat er genossen, der "große Coole" zu sein, der in seiner Familiengruppe die Kleineren bespaßt und unterhalten hat.

Jetzt geht er regulär in eine Mehrstufenklasse an einer Schule, wo indiduell gelernt werden kann - und klagt über Langeweile! Sowohl in deutsch als auch in Mathe darf er mittlerweile den Stoff der zweiten Klasse machen. Trotzdem ist er weit voraus. In deutsch schätze ich sein Niveau mindestens auf das eines Viertklässlers, in Sachunterricht genauso. Im Sozialverhalten ist er immer noch hintennach. Mußte mir von der Direktorin schon anhören dass er sich "wie ein Dreijähriger" benimmt.

Heute ist in der Schule Faschingsfest. Die Kinder durften dafür von zu Hause DVDs und Musik CDs mitnehmen, die heute im Rahmen des Unterrichts gezeigt werden. Und was nahm mein 6jähriger Sohn mit? Nicht etwa "Ice Age" oder "Gute Laune Lieder" sondern eine 3stündige BBC-Doku für Erwachsene über die Entstehung der Erde! Dann war er bitter enttäuscht dass die Mitschüler abgelehnt haben, sich das anzusehen. "Mama, stell Dir vor, die haben sich nicht mal den Titel angeschaut! Die haben nur einen Vulkan auf dem Cover gesehen und dann gesagt sie wollen nichts über Vulkane sehen. Dabei ist das doch ur-interessant. Es geht ja nicht nur um Vulkane sondern um die ganze Entstehung der Erde. Nicht mal die Lehrerinnen haben meine DVD gemocht. Sie haben gesagt die kann man ein anderes Mal anschauen!"

Das sind Probleme, die ein kognitiv extrem fittes Kind nun mal hat, auch dann, wenn es vorzeitig eingeschult wurde! Natürlich wieder ein Grund, dass es die "doofe Schule" ist! Dabei bin ich mir ziemlich sicher dass es kaum eine Schule gibt, die mehr seinen Bedürfnissen entsprechen würde. Aber ich vermute stark, dass genau DIESELBEN Dinge bei vorzeitiger Einschulung DER Beweis für die NICHT-Schulreife meines Sohnes gewesen wären. Wenn sich ein regulär eingeschultes Kind AUS WELCHEN GRÜNDEN AUCH IMMER (Langeweile, Unterforderung, Überforderung, Aufmerksamkeit,...) wie ein 3jähriges Kind benimmt dann ist es ein Problem der Schule und der Lehrer (die in unserem Fall übrigens super damit umgehen!), wenn sich ein vorzeitig eingeschultes Kind nicht wie ein Schulkind benimmt sind garantiert die Eltern "schuld", was auch immer die tatsächliche Ursache ist.

Ich will absolut nicht von vorzeitiger Einschulung abraten! Es ist immer individuell zu entscheiden, vor allem mit Fokus auf dem Kind und seinen echten Stärken und Schwächen. Leider sind aber oft die eigenen Erfahrungen und die eigene Einstellung ausschlaggebend dafür, was Eltern entscheiden und auf das, was das Kind selbst signalisiert, wird nicht geschaut.

Aus meiner Erfahrung heraus würde ich bei ECHTEM Leidensdruck vom Kind (im Kindergarten) ohne brauchbare Alternativen sofort vorzeitig einschulen. Wenn das Kind aber grundsätzlich gern in den Kindergarten geht, dort Freundschaften plegt, und hin und wieder über Langeweile klagt, wäre das kein Grund.

Als mein Sohn mit 5 Jahren fließend und sinnerfassend Bücher lesen konnte dachte ich auch, er müsse sich ja im Kindergarten langweilen. War aber nicht so. Er konnte selbst aussuchen, was er tun wollte. Das kann er jetzt, auch wenn es eine sehr "freie" Schulform ist, nur noch innerhalb eines gewissen Rahmens. Daher klagt er dort über Langeweile. Und zusätzliches kognitves "Futter" braucht er immer noch. Das hat sich mit dem Schuleintritt nicht geändert.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
orangenminze
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Re: Frage zum Verhalten bzw. frühzeitiger Einschulung

Beitrag von orangenminze »

Puh, mich treibt das Thema einschulen ja oder nein ja auch regelmäßig um... denke auch, dass es auf jeden Fall sehr individuell vom Kind abhängt, ob es Sinn macht oder nicht, also auch, wie das Kind mit Langeweile umgehen kann, wo seine Interessen liegen etc. Klar, Sozialverhalten ist auch ein wichtiger Punkt, und wie Rabaukenmama schreibt, bei früh eingeschulten Kindern auf Elternwunsch, wird es bei "Fehlverhalten" (auch das ist ja oft Interpretationssache, was als solches schon gilt oder noch nicht, je nach Lehrkraft) wahrscheinlich eher heissen, tja, ist eben früheingeschult und war noch nicht so weit. Unser älterer Sohn ist knappes Muss- Kind und troztdem schwanke ich nach wie vor, ob ich ihn mit fünf, bzw. knapp sechs schon einschulen lassen möchte. Gar nicht, weil ich an seinen kognitiven Fähigkeiten zweifle, sondern weil ich sehe, was ihn interessiert und wie er sich Wissen aneignet. Was ihn eher mäßig bis gar nicht interessiert sind zum Beispiel diese ganzen Rätselhefte, die viele fünfjährige hier sehr gerne machen, sowohl in der Vorschule im Kindergarten als auch zu Hause. Macht er mal, aber selten von sich aus und wenn dann eher halbherzig. Wohingegen er völlig darin aufgeht, irgendetwas zu "erforschen", also sich Experimente überlegt, rausfinden möchte, wie Stoffe miteinander reagieren etc. Was er auch gerne macht, sind Steine sammeln, ordnen, katalogisieren, bestimmen, unter die Lupe nehmen. Mit Ton arbeitet er gerne, er werkelt gerne, backt gerne. Sitzt aber auch gerne nur da und denkt über irgendetwas nach und schaut sich stundenlang Bücher an. Lesen kann er noch nicht, er kann die Buchstaben, einzelne Worte liest er auch--- wenn er Lust hat und ehrlich gesagt weiss ich auch nicht, ob er sich das dann einfach nur denkt und schlussfolgert oder ob er´s wirklich liest. Aber seine Äußerung dazu war (wörtlich):"weisst Du Mama, momentan möchte ich noch nicht Lesen können, gerade bin ich mit anderen Dingen beschäftigt, Fossilien suchen und Sachen erforschen und so."
Klavier spielen und üben mag er auch, geht gerne zu seiner Musikstunde, beschwert sich nicht, kann sich da auch gut konzentrieren.
Ich frage mich dann eben schon: ist er schon soweit? Wäre es nicht gut, wenn er dieses forschen und experimentieren einfach noch auf seine Weise weitermachen kann? ( er macht es auch im Kindergarten, langweilig ist ihm da nie, wenn er auch nicht immer ganz glücklich ist, aber das hat dann eher gruppendynamische Gründe) Oder ist er in einem Jahr dann doch soweit und hat Lust auf genau diese Dinge, die in der (regulären) Grundschule verlangt werden? Viel ausmalen, nachmalen, Buchstaben zeichnen, Zahlen zeichnen, noch mehr ausmalen, erstes Rechnen... keine Ahnung. Na ja, das waren meine aktuellen Gedanken zum Thema einschulen ja oder nein. Sein Sozialverhalten ist insgesamt ok,aber auch echt nicht immer. So eine Situation wie, dass sich keiner für seine Themen interessiert wie Rabaukenmama von ihrem Sohn geschrieben hat--- da wäre er auch traurig. Passierte ihm im Kindergarten auch öfter, dass er irgendwelche Bücher dabeihatte und dachte, das interessiert doch wohl jeden und bitter enttäuscht war, dass keiner Lust hatte, sich mit ihm Bücher über erneuerbare Energien anzuschauen...."noch nicht mal die Erzieherinnen!!!" (mit ausgesprochener Empörung in der Stimme, "dabei sei dass doch so ein spannendes und wichtiges Thema"
lg orangenminze
charlotte12
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Re: Frage zum Verhalten bzw. frühzeitiger Einschulung

Beitrag von charlotte12 »

Oder ist er in einem Jahr dann doch soweit und hat Lust auf genau diese Dinge, die in der (regulären) Grundschule verlangt werden? Viel ausmalen, nachmalen, Buchstaben zeichnen, Zahlen zeichnen, noch mehr ausmalen, erstes Rechnen... keine Ahnung.
Meine Tochter hat Ausmalen immer verweigert, hat auch in der ersten Zeit in der Schule einfach mit Bleistift über das auszumalende Bild gekringelt. Zum Glück hat sie eine sehr entspannte Lehrerin, die das zu meiner großen Verblüffung im wesentlichen ignorierte. Sie fing erst an, wirklich auszumalen, als die Mitschüler mit ihr "schimpften", und neulich schnappte sie sich im Restaurant plötzlich den Stapel mit den Ausmalbildern und malte hingebungsvoll ein Bild aus, ich dachte, ich sehe nicht recht. Sie verhält sich insgesamt in der Schule so völlig anders als ich im Kindergarten dachte (unproblematischer!), das konnten wir nicht wirklich voraussehen. Ich denke, das Ganze steht und fällt damit, ob die Chemie zwischen Lehrer und Kind stimmt.
Also da bin ich etwas skeptisch. Meiner Erfahrung nach funktioniert vorzeitige Einschulung aus Langeweilegründen ohne ergänzende Maßnahmen allenfalls für Kinder, die einfach nur einen Entwicklungsvorsprung haben. Wenn es aber ein hochbegabtes Kind fertigbringt sich im KiGa zu langweilen, wird es in einer 08/15 Regelschule erst recht nicht funktionieren
Woran erkennt man den Unterschied zwischen Hochbegabung und Entwicklungsvorsprung bei einem Vorschulkind? Ist nicht IQ sogar als Quotient zwischen Intelligenz-Alter und tatsächlichem Alter definiert und damit als "Entwicklungsvorsprung"? Wir haben unsere Tochter vorzeitig eingeschult, wobei sie kurz nach dem Stichtag geboren ist, der Unterschied zum Rest der Klasse also nicht groß ist. Bei großen Altersunterschieden würde bei mir die Angst mitschwingen, dass es eben nicht wie diagnostiziert eine "Hochbegabung" sondern ein "Entwicklungsvorsprung" ist, sie also irgendwann in der Entwicklung eine Pause macht und dann überfordert ist. Oder dass Teilbereiche dann eben doch nicht so gut entwickelt sind und ihr Probleme machen würden (Turnen, Arbeitsgeschwindigkeit, Sozialverhalten, Selbständigkeit,...)
Rabaukenmama
Dauergast
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Re: Frage zum Verhalten bzw. frühzeitiger Einschulung

Beitrag von Rabaukenmama »

charlotte12 hat geschrieben: Woran erkennt man den Unterschied zwischen Hochbegabung und Entwicklungsvorsprung bei einem Vorschulkind? Ist nicht IQ sogar als Quotient zwischen Intelligenz-Alter und tatsächlichem Alter definiert und damit als "Entwicklungsvorsprung"? Wir haben unsere Tochter vorzeitig eingeschult, wobei sie kurz nach dem Stichtag geboren ist, der Unterschied zum Rest der Klasse also nicht groß ist. Bei großen Altersunterschieden würde bei mir die Angst mitschwingen, dass es eben nicht wie diagnostiziert eine "Hochbegabung" sondern ein "Entwicklungsvorsprung" ist, sie also irgendwann in der Entwicklung eine Pause macht und dann überfordert ist. Oder dass Teilbereiche dann eben doch nicht so gut entwickelt sind und ihr Probleme machen würden (Turnen, Arbeitsgeschwindigkeit, Sozialverhalten, Selbständigkeit,...)
Ich bin dagegen, die Entscheidung bezüglich Einschulung nach den eigenen Ängsten, das Kind könnte einen Entwicklungsvorsprung "irgendwann" verlieren, zu treffen. Unabhängig davon, ob Hochbegabung, Begabung oder "nur" ein gutes, förderndes Elternhaus verantwortlich den aktuellen Fähigkeiten sind.

Mein jüngerer Sohn hat mit 4 Jahren Kleidergröße 122 - mein älterer mit 7 Jahren auch ;). Da käme ich auch nicht auf die Idee, dem jüngeren Größe 110 und dem älteren Größe 128 anzuziehen, nur weil das dem Altersdurchschnitt besser entspricht und weil der Wachstumsvorsprung des Kleinen sich vielleicht einmal wieder ausgleicht.

Bei Kindern kann man immer nur nach dem JETZT-Stand Entscheidungen treffen. Ob sich ein vorzeitig (oder auch regulär) eingeschultes Kind in einigen Jahren vielleicht schwer tut oder zu Tode langweilt, kann niemand sagen. Wichtig ist, flexibel zu bleiben und im Sinne des Kindes zu agieren, statt sich von eigenen Vorstellungen, Vorurteilen oder Ängsten leiten zu lassen.

Es ist aber ein Irrtum, zu glauben, ein Kind müsse in allen Bereichen, die in der Schule "verlangt" werden, bei der Einschulung mindestens durchschnittlich sein. Es kommt immer darauf an welche "Baustellen" es gibt und wie viele. Nur weil ein Kind vielleicht im turnen nicht so gut ist würde ich nicht auf eine vorzeitige Einschulung verzichten, wenn der Rest passt. Auch unter den regulär eingeschulten Kindern gibt es etliche, wo Selbstständigkeit oder soziale Kompetenz noch ausbaufähig sind ;) . Wichtig ist das Gesamtbild.

Bei meinem Sohn war das mit 5 Jahren (also vorzeitige Einschulung im Raum stand): kognitiv extrem fit (lesen, schreiben, rechnen, logisches denken, Allgemeinwissen,...), feinmotorisch überdurchschnittlich, grobmotorisch Mittelfeld, ebenso und in Sachen Selbstständigkeit und Arbeitsgeschwindigkeit, von Größe und Statur her eher klein und zierlich, bei Frusttoleranz und Sozialverhalten ziemlich "hintennach" (also eher mit 3jährigen Kindern vergleichbar), große Schwierigkeiten mit dem einhalten von Regeln.

Wir haben uns gegen vorzeitige Einschulung entschieden und bisher erscheint diese Entscheidung richtig, vor allem in Anbetracht dessen, dass mein Sohn in seinem letzten Kindergartenjahr großteils ausgeglichen und zufrieden war. Einige Defizite von damals hat er aufgeholt, andere nicht. Das einhalten allgemein gültiger Regeln fällt ihm z.B. nach wie vor schwer.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
alibaba

Re: Frage zum Verhalten bzw. frühzeitiger Einschulung

Beitrag von alibaba »

g
Zuletzt geändert von alibaba am Do 2. Mai 2019, 11:43, insgesamt 1-mal geändert.
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