Swenja hat geschrieben:Ich bin davon überzeugt, dass zu frühes Einschulen, egal wie gut das Kind ist, eher kontraproduktiv ist.
Hallo Swenja,
aber wann ist früh denn nun "zu früh"...? - Ich habe die Erfahrung machen dürfen, dass es sehr auf die Konstellation von emotionaler Konstitution des jeweiligen Kindes einerseits und Geisteshaltung der zuständigen Lehrkraft andererseits ankommt, wenn die (sogar sehr) frühe Einschulung zum selbsttragenden Erfolg wird. Stimmt einer der Parameter nicht, dann steigt aber vermutlich durchaus die Gefahr, dass es schief läuft.
Denn es muss sich nichtsdestotrotz in das Klassengefüge integrieren.
Die meisten Kinder, die selber früher in die Schule wollen, kommen mit älteren Kameraden besser zurecht. Meistens liegt die Schwierigkeit beim Integrieren also nicht beim Unvermögen des jüngeren Kindes, sondern bei der Akzeptanz des "Stigmas" durch die anderen. Dasselbe Problem haben aber auch Kinder, die zu dick, zu klein, zu groß, zu dunkelhäutig, zu still, zu andersgläubig oder zu fremdsprachlich sind.
Wird es zum außenseiter ist das schulische Scheitern und sind auch auch weitere Probleme vorprogrammiert.
Ein Kind, das zum Außenseiter wird, wurde zum Außenseiter gemacht. Ein Außenseiter steht natürlich vor einem emotionalen Scherbenhaufen. Unser Kind war mehrere Jahre jünger als der Durchschnitt, als es zur Schule wollte. Im Bekannten- und Familienkreis waren wir daher - mitsamt unserem Kind - schon vor der Einschulung zu Außenseitern bestimmt worden. Die Sorge, dass sich diese Dünkel im Klassenzimmer fortsetzen würden, schwebten natürlich ständig im Raum... bis zu den ersten Tagen nach der Einschulung. Die kleine Madame wurde zwar zuerst mit Staunen befragt, aber dann war das Thema schlicht zum Alltag geworden. Unsere selbstbewusste Maus wurde jedoch niemals zum Außenseiter - bis heute nicht. Stattdessen ist sie uns sehr dankbar, dass sie diesen vorgezogenen Weg durch die Schule beschreiten durfte. Da sie danach die Schullaufbahn nochmals verkürzt hatte, steht alsbald die Entscheidung an, in welche tollen Abenteuer sie ihre gewonnene Jugendzeit nun investieren sollte. Die Ideen dazu sind im Moment sehr üppig, aber die von dir vermuteten Probleme sind hingegen immer noch nicht aufgetreten.
Ich denke, dass man eben nicht pauschal postulieren sollte, dass ein früheres Einschulen kontraproduktiv sein müsse. Vielmehr gilt es, dieses Instrument umsichtig und mit fachlicher Kompetenz seitens der Schulen zu verwenden, um ausgerechnet emotionale Probleme aus unterforderten Kinderseelen zu entfernen. Solch ein Problem kann schon dadurch begründet sein, dass plötzlich alle Freunde aus dem Kiga verschwunden sind, so dass ein Vakuum-Gefühl zurückbleibt. Warum sollte man ein Kind denn aufgrund seines Geburtsjahrs mit Verlassensein-Empfinden und Mangel an niveauvoller Beschäftigung quälen, falls es ebensogut möglich erscheint, dass dasselbe Kind fröhlich zusammen mit den Kameraden in die Schule wandern darf...?
Viele Grüße von Neckri