alibaba hat geschrieben:Ich halte da voll dagegen und behaupte, je höher der IQ (ohne Retardation) umso höher die soziologische Kompetenz. Nicht für umsonst wird mein Großer um mindestens 2 Jahre älter geschätzt und ich behaupte, dass die Leute sich da noch in ihrer Schätzung zurück halten. Beim IQ-Test wurde auch die soziale Kompetenz gemessen, die das Kind gedeckelt hat.
Sorry, aber das stimmt so einfach nicht. Soziale Kompetenz und hohe Intelligenz sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Ich selbst bin eine Paradebeispiel von hoher Intelligenz (knapp 3 Standardabweichungen über dem Durchschnitt) bei gewaltigen sozial-emotionalen Problemen in Kindheit und Jugend. Dabei bin ich in einer ganz "normalen", sozialen Familie aufgewachsen.
Auch mein älterer Sohn ist trotz seiner hohen Intelligenz sozial deutlich hintennach. Ich habe mir-nichts-dir-nichts auf über 2 Jahre rückwirkend erhöhte Familienbeihilfe bekommen, auf Grund seiner Behinderung AUSSSCHLIESSLICH im sozial-emotionalen Bereich. Der Amtsarzt hat gefragt, warum ich "jetzt erst" komme

- ehrlich gesagt, weil ich doch noch ETWAS gehofft hatte, es würde sich noch irgendwie "auswachsen", trotz gesicherter Diagnosen für Asperger Autismus UND ADHS.
Im Urlaub haben wir eine Familie mit 3 neurotypischen Kindern zwischen 2 und 6 Jahren erlebt - da ist wirklich gewaltig aufgefallen, wie viel weiter diese Kinder im Vergleich zu meinen Jungs (7 und 9 Jahre) im sozial-emotionalen Bereich sind.
Ich kenne auch umgekehrte Beispiele, etwa die lernbehinderte Tochter einer Freundin. Das Mädchen hatte in so ziemlich allen kognitiven Bereichen massive Schwierigkeiten, hat z.B. erst mit 12 Jahren gelernt, die Uhrzeit abzulesen, ist in der Schule 2x zurückgestellt worden und hatte in allen Fächern sonderpädagogischen Förderbedarf. Aber sie hat sofort mitbekommen, wenn wer wo ausgeschlossen wurde, hatte ganz feine Antennen dafür, wie sich andere fühlen und wusste ganz genau, wie sie sich zu verhalten hatte, um bei ihren Freundinnen (trotz der massiven Defizite) als "cool" zu gelten.
Meiner bisherigen Beobachtung nach hat der IQ keinen Einfluss auf die soziale Kompetenz. Das sind zwei voneinander unabhängige Größen. Es kann (wie bei deinem Sohn oder koschkas Tochter) durchaus sein, dass sehr intelligente Kinder auch sozial sehr kompetent sind. Wenn das der Fall ist kann es genausogut sein, dass sie mit sich und der eigenen Anpassung zufrieden sind, oder dass sie sich selbst auferlegen, sich aus Anpassungsgründen ständig zu verbiegen, was sich letztendlich auf den eigenen Selbstwert und in Folge auch auf die Zufriedenheit (mit sich und der Welt) massiv negativ auswirken kann.
Es kann aber (wie bei mir und meinem älteren Sohn) genauso gut sein, dass ein sehr kluges Kind sozial deutlich "hintennach" ist. In wie weit die ADHS mitspielt (die ich selbst ja auch habe) kann ich dabei nicht sagen, aber allein die Tatsache, dass sich Hochbegabung und ADHS nicht gegenseitig ausschließen, macht schon eine Kombi wie bei mir und meinem Sohn möglich.
@Zum Ausgangthreat: Ich würde mich wirklich erst kratzen, wenn es juckt. Jetzt ist mal eine Entscheidung getroffen und man wird sehen, wie es läuft. Nur, weil es Fälle gibt, wo es schlecht gelaufen ist, heißt das noch lange nicht, dass es das im Fall von sinus´s Tochter auch muss. Ich schätze Sinus als kompetente, sensible Mutter ein, die nicht tatenlos zuschauen wird, wenn es ihrem Kind über längere Zeit schlecht geht. Von der Warte sehe ich keinen akuten Grund, JETZT alle Hebel in Bewegung zu setzen um die Entscheidung zu revidieren, die noch vor ein paar Wochen als "beste Möglichkeit" gesehen wurde.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)