Förderung in der Schule: Fehlanzeige/Bitte selbst übernehmen

Probleme und Lösungen für den Schulalltag
Rabaukenmama
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Re: Förderung in der Schule: Fehlanzeige/Bitte selbst übernehmen

Beitrag von Rabaukenmama »

Katze_keine_Ahnung hat geschrieben:Besonders schwer vermittelbar wird die Notwenigkeit der Wiederholungen wenn die Kinder sie in der Tat nicht brauchen.
Jep, genau so ist es. Wird leider später am Gymnasium nicht besser, sondern schlimmer. Meinem Sohn wurden ja in Englisch "Experten-Aufgaben" in Aussicht gestellt, weil er so weit voraus ist. Ich habe im Gespräch extra erwähnt dass solche Experten-Aufgaben nur dann Sinn machen, wenn sie STATT der langweiligen Standard-Wiederholungen gegeben werden und nicht DANACH. Klappt aber nicht! Vielleicht ist es ja auch dem Corona-Stress geschuldet, aber bisher gab es noch keine einzige Experten-Aufgabe, aber jede Menge langweiliger Lückentexte und "Wiederholungen" der Farben und Tiernamen. Ich habe bei den Lehrern erwähnt dass mein Sohn Level B2 ist, trotzdem bekommt er ausschließlich A1-Aufgaben. Ich bekam noch den guten Tipp, für die SA doch bitteschön mit ihm zu wiederholen wo "a" und wo "an" verwendet wird :schwitz: . Hab ich natürlich nicht gemacht. Die Schularbeit war ein glatter 1er und immer noch kapiert es keiner.

Motivation für Schule ist mittlerweile unterirdisch, in den vergangen zwei Wochen war Sohnemann 3x total "krank" als er in die Schule gehen sollte und ist daher zu Hause geblieben. Es würde auch keinen Sinn machen, ihn trotzdem hinzuschicken, weil er sein Kopfweh-Drama dort dann weiter spielt und damit auch noch die Mitschüler vom lernen abhält. Und dann wird sowieso angerufen dass das Kind wegen Kopfschmerzen abzuholen ist.

Morgen ist der vierte Versuch, die Mathe-SA zu machen, 1x war er wirklich krank, 1x ging es nicht wegen Corona und 1x hatte er "Kopfschmerzen". Ich habe ihn zu Hause mal eine Probeschularbeit machen lassen, die wäre eine 2 gewesen, weil er 1x die Aufgabenstellung nicht richtig durchgelesen hat (die Zahlen waren korrekt geordnet aber in der falschen Reihenfolge) und einen Flüchtigkeitsfehler hatte. Wenn es morgen nicht klappen sollte kann er nicht benotet werden, weil bei uns ja gleich nach den Ferien der Lockdown ist und dann ist noch genau eine Woche bis zur Notenkonferenz.

Förderung in der Schule -Fehlanzeige! Gestern rief die Deutsch-Lehrerin an weil mein Sohn anscheinend zu wenig der langweiligen 08/15-Aufgaben erledigt hat. Mein Mann war am Apparat und die Lehrerin meinte zu ihm dass auch "Fleiß und Mitarbeit" zur Note zählen. Mein Mann meinte nur, das sei ihm zur Zeit ziemlich egal. Wenn das Kind schon von Kopfschmerzen zu reden begint, wenn das Wort "Schule " nur erwähnt wird, spielt keine Rolle, ob in Deutsch eine 2 oder 3 im Halbjahreszeugnis steht. Die SA war eine 3, weil Sohnemann bei der Personenbeschreibung die korrekte Reihenfolge nicht eingehalten hat. Grammatik-Test war eine 1. Aber mein Sohn hasst Deutsch, trotz (oder auf Grund?) seiner Höchstbegabung im sprachlichen Bereich.

Meine Erwartungshaltung an Regelschulen in Sachen Förderung ist mittlerweile unter Null. Dagegen blüht mein jüngerer Sohn gerade in seiner Sonderschul-Klasse mit individueller Förderung auf :gruebel: .
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Rabaukenmama
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Re: Förderung in der Schule: Fehlanzeige/Bitte selbst übernehmen

Beitrag von Rabaukenmama »

Nachtrag: auch Totalverweigerung macht mir nur insofern Sorgen, weil ich keine Betreuungsmöglichkeit habe, wenn mein Sohn ständig "krank" ist. Vom Schulstoff her vermute ich, dass er nicht mal merken würde, wenn man ihn ein Jahr überspringennlassen würde.
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Katze_keine_Ahnung
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Re: Förderung in der Schule: Fehlanzeige/Bitte selbst übernehmen

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

@Rabaukenmama

In eurem Fall verstehe ich gar nicht, warum man dem Kind in Englisch nicht ein passendes Buch/Lehrbuch gibt. Mein Großer hat in der 7. Klasse parallel zum Unterricht zuerst den Herrn der Fliegen im Original und dann eine adaptierte Version von Moby Dick gelesen. Das hat keinen gestört und hat seinem weiteren Spracherwerbt nicht geschadet. Ich fürchte nur, dass es wieder das Prinzip gilt, jedem das gleiche ist das gerechte.
Maca
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Re: Förderung in der Schule: Fehlanzeige/Bitte selbst übernehmen

Beitrag von Maca »

Hallo nosupermum,

Soweit ich es verstanden habe, geht es dir darum, dass deine Tochter lernt, sich auch durch anstrengenden und/ oder ungeliebten Lernstoff durchzubeißen und Frustrationstoleranz zu entwickeln.
Das fällt leichter, je gefestigter das Selbsvertrauen ist und für letzteres braucht man halt sichere Erfolgserlebnisse.
Daher empfinde ich es als naheliegend, dass ein schlaues Kind erstmal lieber in einem souverän zu händelnden Lernfeld verbleibt und vor Herausforderungen zurückschreckt, um sein Selbstbild nicht zu gefährden.
Eine grundlegende Neugier und das Bedürfnis nach kognitiver Auslastung können davon unbenommen jedoch parallel bestehen ( wenn man davon ausgeht, dass das ein zentraler Wesenszug der HB ist) und dann entsteht daraus das Dilemma zwischen Angst vor Neuem und Langeweile durch das Alte.
Deshalb fand ich es immer sinvoll, dass meine Kinder sich außerschulische Herausforderungen suchen, bei denen sie sich ihre Vergleichsmaßstäbe selber bilden können.

Bei meiner Großen ( 16J.) war ein Vermeidungsverhalten immer sehr ausgepräg vorhanden, „bloß nicht anstrengen, dann kann ich auch nicht scheitern“.
Erst ab der Oberstufe ist das stark zurückgegangen, die Anforderungen sind so eindeutig höher, dass der Reiz sich darauf einzulassen zu groß war.
Ausserdem ist sie nachgereift, ihre Selbstsicherheit hat sich stabilisiert, ihr Selbstvertrauen ist jetzt eher altersangemessen und sie hat ein konkretes Ziel vor Augen ( will ein NC- Fach studieren und brauch ein 1er-
Abi).
Wenn sie will, beißt sie sich durch, konsequent und unnachgiebig (wenn auch eher unorthodox und am Zeitmanagement könnte sie noch feilen :mrgreen: ).
Das hätte ich vorher kaum für möglich gehalten.

LG
Katze_keine_Ahnung
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Re: Förderung in der Schule: Fehlanzeige/Bitte selbst übernehmen

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

@Maca

Es freut mich sehr, dass deine Tochter sich so gut in der Oberstufe entwickelt hat! Was will sie studieren?
nosupermum
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Re: Förderung in der Schule: Fehlanzeige/Bitte selbst übernehmen

Beitrag von nosupermum »

@ Maca: Eigentlich geht es mir darum, dass ich total enttäuscht bin, dass a) die Schule wohl meint, dass sich mit dem Klassensprung der Förderbedarf erledigt hat und b) dass Corona gerade jede außerschulische Fördermöglichkeit unmöglich macht/erschwert.

Uns wurde bei der Beratung vermittelt, dass es wichtig sei, dass sich begabte Kinder nicht immer nur in ihrer Comfort-Zone bewegen und stets erleben, dass sie sich wenig/nicht anstrengen, wenig/gar nicht lernen brauchen oder das immer alles klappt. Das käme wie ein Bumerang zurück, wenn sie mit Stoff konfrontiert würden, der eben mal stures Auswendiglernen erfordert, z.B. Vokabeln lernen (wenn man nicht gerade sprachlich sehr begabt ist). Oder das es wichtig sei, sich auch mal durchzubeißen, um dann das Erfolgserlebnis zu haben, wirklich was geleistet zu haben. Ich sehe ja, was für eine positive Wirkung das hat. Als sie sich zuletzt durch eine Sonderaufgabe geboxt hat, fragte ich sie nach ihrem Gefühl. Stolz sei sie, meinte sie, weil es echt schwierig war. Ansonsten vergisst sie gar, uns ihre 15er zu zeigen. Manchmal sagt sei, dass das gar keine echte 15 sei, weil es viel zu leicht sei und sie eigentlich keine kriegen dürfe, weil sie so viele Rechtschreibfehler habe. Das sei vielmehr eine 15 für die X oder Y, die alle viel schlechter seien. Dann wiederum sehe ich, wie begeistert sie erzählt (erzählt sonst nie was), wenn sie mal wieder Forderaufgaben mit anderen rechnen durfte.

Und das fehlt einfach. Und eine wirkliche Lösung, wie ich ihr das außerschulisch bieten kann, habe ich noch nicht gefunden. Sie braucht einfach den Anstupser (am besten nicht von mir) und dann läuft es. Und am Ende kommt ein Kind raus, das wieder ein bisschen selbstbewusster geworden ist. Im Sinne von "Oh, das kann ich ja" oder "Ich traue mich, den anderen zu zeigen, dass ich das kann." Wenn ich das versuche, ist das ein Krampf. Sie selbst sucht sich diese Lernfelder (noch) nicht. Und ich finde es einfach schade, dass das nun wegfällt. Ich frage ich daher, wie ich ihr das ermöglichen kann. Weil einfach so hinnehmen, dass das wegen Corona nicht geht oder dass es nicht von der Schule kommt, will ich auch nicht. Oder mir fehlt das Vertrauen, dass das alles von alleine kommt. Wobei ich das eher weniger sehe, weil die "Ach lass das Kind, ist doch alles super"-Nummer hat ja dazu geführt, dass sie in Klasse 1 und 2 ständig unterfordert war und sich niemand um sie gekümmert hat.
Auguste
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Re: Förderung in der Schule: Fehlanzeige/Bitte selbst übernehmen

Beitrag von Auguste »

nosupermum hat geschrieben:@ Maca: Eigentlich geht es mir darum, dass ich total enttäuscht bin, dass a) die Schule wohl meint, dass sich mit dem Klassensprung der Förderbedarf erledigt hat und b) dass Corona gerade jede außerschulische Fördermöglichkeit unmöglich macht/erschwert.

Uns wurde bei der Beratung vermittelt, dass es wichtig sei, dass sich begabte Kinder nicht immer nur in ihrer Comfort-Zone bewegen und stets erleben, dass sie sich wenig/nicht anstrengen, wenig/gar nicht lernen brauchen oder das immer alles klappt. Das käme wie ein Bumerang zurück, wenn sie mit Stoff konfrontiert würden, der eben mal stures Auswendiglernen erfordert, z.B. Vokabeln lernen (wenn man nicht gerade sprachlich sehr begabt ist). Oder das es wichtig sei, sich auch mal durchzubeißen, um dann das Erfolgserlebnis zu haben, wirklich was geleistet zu haben. Ich sehe ja, was für eine positive Wirkung das hat. Als sie sich zuletzt durch eine Sonderaufgabe geboxt hat, fragte ich sie nach ihrem Gefühl. Stolz sei sie, meinte sie, weil es echt schwierig war. Ansonsten vergisst sie gar, uns ihre 15er zu zeigen. Manchmal sagt sei, dass das gar keine echte 15 sei, weil es viel zu leicht sei und sie eigentlich keine kriegen dürfe, weil sie so viele Rechtschreibfehler habe. Das sei vielmehr eine 15 für die X oder Y, die alle viel schlechter seien. Dann wiederum sehe ich, wie begeistert sie erzählt (erzählt sonst nie was), wenn sie mal wieder Forderaufgaben mit anderen rechnen durfte.

Und das fehlt einfach. Und eine wirkliche Lösung, wie ich ihr das außerschulisch bieten kann, habe ich noch nicht gefunden. Sie braucht einfach den Anstupser (am besten nicht von mir) und dann läuft es. Und am Ende kommt ein Kind raus, das wieder ein bisschen selbstbewusster geworden ist. Im Sinne von "Oh, das kann ich ja" oder "Ich traue mich, den anderen zu zeigen, dass ich das kann." Wenn ich das versuche, ist das ein Krampf. Sie selbst sucht sich diese Lernfelder (noch) nicht. Und ich finde es einfach schade, dass das nun wegfällt. Ich frage ich daher, wie ich ihr das ermöglichen kann. Weil einfach so hinnehmen, dass das wegen Corona nicht geht oder dass es nicht von der Schule kommt, will ich auch nicht. Oder mir fehlt das Vertrauen, dass das alles von alleine kommt. Wobei ich das eher weniger sehe, weil die "Ach lass das Kind, ist doch alles super"-Nummer hat ja dazu geführt, dass sie in Klasse 1 und 2 ständig unterfordert war und sich niemand um sie gekümmert hat.
Die Erfolgserlebnisse und das "Durchbeißen" muss doch aber nicht zwangsläufig mit dem Schulstoff zusammenhängen.

Meine Kids sitzen in der Schule die Zeit ab und "beißen" sich zu Hause durch mit Sachen, an denen sie Spaß haben und die sie interessieren. Der Kleine fährt zur Zeit total auf Chemie und Experimente ab, obwohl er noch nie eine Stunde Chemie hatte ;) Ich lasse ihn machen, besorge das Zeug, was er braucht und er ist glücklich. Das "Durchbeißen", Dranbleiben und Knobeln lernt man nicht in der Grundschule. Das lernt man zu Hause oder evl. auf der weiterführenden Schule, wenn es nicht mehr reicht, im Unterricht gelangweilt rumzusitzen.

Ich habe mich von dem Gedanken verabschiedet, dass man das Potential der Kids in der Schule oder über den Schulstoff fördern muss. Ich erwarte nach unseren Erfahrungen von den Lehrern genau gar nichts mehr und dank Corona noch weniger. Wenn man Erwartungen an die Lehrer stellt, wirst man in 99 % enttäuscht. Nur wenn man Glück hat, erwischt man mal eine(n), der sich wirklich um die Belange von begabten Kindern kümmert.

Ich selbst habe mich übrigens von der Einschulung bis zum Abi "durchgemogelt" (inklusive Schwänzen, Schummeln usw.) und auch im Studium nur so viel gemacht, wie unbedingt sein musste, um nicht durchzufallen. Ich fand Schule ab der 1. Klasse scheiße und bin nur hingegangen, weil ich musste. Mir haben ständig alle gesagt, dass ich mehr könnte, wenn ich nur wollte und mich gedrängt, doch dies und jenes usw. zu machen. Ich wollte aber nicht. Irgendwann haben sie mich in Ruhe gelassen. Ich bin trotzdem nicht in der Gosse gelandet. ;)
Katze_keine_Ahnung
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Re: Förderung in der Schule: Fehlanzeige/Bitte selbst übernehmen

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

Was das Kind leistet und wie es an die Probleme herangeht ist im großen Maße eingeboren und kann nur mit sehr viel Aufwand, wenn überhaupt, verändert werden. Ich vermute auch, dass man spätestens mit 2 anfangen muss :D

Was die Schule betirifft... Meine Jungs brauchen etwa 6 Wochen Zeit und ein Jahrespensum an Mathe zu lernen. Es war nur eine einzige Beraterin im Range einer Oberstudiendirektorin, die mir gesagt hat: "Ihre Söhne brauchen kein Matheunterricht!" All die anderen haben versucht mir Förder/Fordermärchen zu erzählen, was man machen könnte, wenn man wollte... Vieles funktioniert nicht, weil die Lehrer nicht wollen/können. Einiges funktioniert nicht, weil das Peergroup die bevorzugten Kinder einfach schlagen würde. Vieles geht nicht, weil die Kinder selbst keine Zusatzarbeit wollen. Wer arbeitet denn gern jahrelang umsonst? Außerdem spühren begabte Kinder gekünstelte Situationen auf und lassen sich nicht so einfach austricksen. Wenn eine Arbeit tatsächlich gemacht werden muss, ist es was anders als irgendwelche Aufgaben zu erledigen, um Resilenz zu verbessern. Mein Großer hat in der 5.-6. Klasse gesagt: "Warum soll ich diese Knobelaufgaben lösen. Das hat schon jemand gemacht und die Lösung ist bekannt".

Wie gern ein begabtes Kind zur Schule geht, wird nicht nur durch den zu lernenden Stoff bestimmt, sondern viel mehr durch die soziale Umgebung. Wenn ein Kind sich mit keinem in der Klasse versteht, stellt sich die Frage: "Warum?". Auch begabte Kinder sind sehr unterschiedlich. Ich kenne viele, die gern spielen. Selsbt 14-jährige rennen hier mit Nerf herum und spielen solche Spiele wie Jugle Speed. Wenn man Angst hat, die Situation könnte in die Schulverweigerung umschlagen, sollte man einen Blick auf das soziale Umfeld des Kindes in der Schule werfen.

Mein Großer hat eine absolute Spitzenbegabung für Mathe. Er interessiert sich aber dafür überhaupt nicht, weil er Mathe an sich langweilig findet. Er ist kein Theoretiker, sondern ein Umsetzer. Ich habe mittlerweile Akzeptiert, dass ich überhaupt keinen Einfluss darauf habe, und ich will auch in seine Berufswahl nicht eingreifen. Das ist seine Entscheidung. Er soll suchen, was ihm Spaß macht. Aber ich sitze brav am Klavier und spiele für ihn Tonleiter, damit sein Gehör sich verbessert. Die Begabung auf dem Feld lässt sich zu wünschen übrig, leider hat er kein absolutes Gehör. Aber ich finde es toll, dass er sich bewusst damit konsequent beschäftigt. Das zeigt, dass wir nicht alles falsch gemacht haben.
charlotte12
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Re: Förderung in der Schule: Fehlanzeige/Bitte selbst übernehmen

Beitrag von charlotte12 »

Uns wurde bei der Beratung vermittelt, dass es wichtig sei, dass sich begabte Kinder nicht immer nur in ihrer Comfort-Zone bewegen und stets erleben, dass sie sich wenig/nicht anstrengen, wenig/gar nicht lernen brauchen oder das immer alles klappt.
Das wurde uns auch erzählt. Ich halte diese Infos mittlerweile für problematisch, einfach weil darin eine Aufforderung an die Eltern liegt, die Lehrer ändern zu wollen, und weil Lehrer sich nicht ändern lassen. Entweder Lehrer differenzieren oder sie tun es eben nicht. Und wenn man zu penetrant versucht, einen Nicht-Differenzierer zum Differenzieren zu bringen, dann taucht der je nach Charakter entweder ab oder er versucht zu beweisen, dass das Kind nicht perfekt ist, indem er anfängt, nach Fehlern Ausschau zu halten, Fallen zu stellen und/oder das Kind zu triezen.
Meine Tochter hat ihren Begabungsschwerpunkt ganz auffällig in Deutsch, war dort immer mehrere Jahre voraus. Und hat Deutsch in der Schule gehasst. Jetzt, im fünften Jahr, liebt sie das Fach plötzlich, schreibt urplötzlich so richtig gute Aufsätze, zeigt was sie drauf hat, schreibt auch daheim wieder zum Spaß, was sie seit einem Katastrophenlehrer in Klasse 3 nicht mehr gemacht hat. Obwohl der Stoff immer noch nichts wirklich Neues bietet. Was ist passiert? Sie hat eine Lehrerin, die sie mag, die v.a. als erste Lehrkraft überhaupt ihr Talent sieht und positiv verstärkt. Und so etwas kann man weder einfordern noch planen. Ich denke, es ist wichtig, privat auf die Interessen der Kinder einzugehen, ihnen zu ermöglichen, sich auszuprobieren. Aber künstlich Situationen zu schaffen, in denen sich ein Kind anstrengen muss, das ging zumindest bei meiner Tochter komplett nach hinten los. Wenn sie was nicht will und den Sinn nicht einsieht, dann macht sie es nicht, lernt sie es nicht, egal wie viel sie übt.
Katze_keine_Ahnung
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Re: Förderung in der Schule: Fehlanzeige/Bitte selbst übernehmen

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

@Charlotte

Meine Tocher hat akutell eine 4 in Englisch. Ich bat den Lehrer um den Anruf, damit er mir erklärt, wie ein Kind mit einer 1 in Deutsch und freiem Englisch zu einer 4 kommt. Die Anwort war absolut umwerfend. "Ihre Tochter sitzt neben Maria, Maria bereitet sich besser vor". Weitere Kommentare sind überflüssig. Mein Kind ist absolut demotiviert, findet den Lehrer blöd und will keinen Finger bewegen um die Note zu verbessern. Im Gegensatz dazu arbeitet die Tochter Deutschaufgaben in den Ferien freiwillig und fleißig ab. Auch wenn sie ab und zu mekert, sieht man, dass diese Arbeit ihr Spaß macht. Selbst in der 10. Klasse hängt alles vom Lehrer ab.
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